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Wenn Platzangst das Leben einengt

Agoraphobie bewätigen - Ein Selbsthilfeprogramm

AutorHans Morschitzky
VerlagPatmos Verlag
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl216 Seiten
ISBN9783843609135
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis13,99 EUR
'Ich fahre nicht mit dem Aufzug, da bekomme ich Platzangst!' - 'Aufs Stadtfest komme ich nicht mit. Ich kippe dort bestimmt um!' Menschen mit einer Agoraphobie oder Klaustrophobie fürchten Situationen, in denen eine Flucht nur schwer möglich oder keine Hilfe zur Verfügung zu stehen scheint. Aus Angst, hilflos ausgeliefert zu sein, schränken viele Betroffene ihr Leben stark ein. Manche trauen sich nicht einmal mehr allein aus dem Haus. Der erfahrene Psychotherapeut Hans Morschitzky beschreibt anschaulich, was Platzangst ist, und erklärt die Hintergründe für ihre Entstehung. In einem verhaltenstherapeutischen 7-Schritte-Programm gibt er Betroffenen kompetent Hilfestellung, wie sie ihre Ängste bewältigen können.

DR. PHIL. HANS MORSCHITZKY ist Klinischer Psychologe und Psychotherapeut in freier Praxis. Er arbeitete viele Jahre in der Abteilung für Psychosomatik an der Landesnervenklinik in Linz, Österreich. Sein Spezialgebiet sind Angst- und psychosomatische Störungen.

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Leseprobe

Die Furcht vor draußen oder drinnen – eine phobische Angststörung


Von der Furcht zur Phobie


Unser Leben ist ständig Gefahren ausgesetzt, wie es Erich Kästner treffend formuliert hat: »Das Leben ist immer lebensgefährlich.« Angst und Furcht sind angeborene und personspezifisch geformte, normale körperliche und psychische Reaktionen auf Ereignisse, Situationen und Vorstellungen, die als bedrohlich, ungewiss oder unkontrollierbar erlebt werden.

Angst und Furcht aktivieren Körper und Geist – heutzutage in gleicher Weise wie bei unseren Vorfahren, die in früheren Jahrtausenden vielen realen Gefahren ausgesetzt waren und daher entsprechend rasch reagieren mussten. In der heutigen Zeit bestehen viele Bedrohungen nur mehr in unseren Köpfen, sodass unser Körper ständig überaktiviert und anhaltend verspannt ist.

Was unterscheidet Furcht von Angst und Panik?

Angst ist eine auf die Zukunft bezogene, unbestimmt-diffuse Bedrohungserwartung, wie sie sich krankheitswertig vor allem in der generalisierten Angststörung widerspiegelt. Es handelt sich dabei um ein allgemeines Bedrohungsgefühl, oft ohne konkrete Auslöser. Angst bezeichnet die gefühlsmäßige Befindlichkeit in Verbindung mit einer körperlichen Anspannung angesichts einer ungewissen Zukunft.

Sich-Sorgen ist die gedankliche Komponente der Angst, ausgelöst durch ständige »Was wäre, wenn …?«-Fragen. Die Besorgtheit gilt nicht der Gegenwart, sondern der Zukunft und was in ihr schlimmstenfalls geschehen könnte. Angst lebt von ständigem Nachdenken über Horror­szenarien und führt zu chronischer Verspannung, weil der Körper mangels konkreter Gefahr, vor der man z. B. weglaufen könnte, im Moment nichts unternehmen kann. Furcht dagegen ist wenig mit Nachdenken verbunden, weil sofortiges Handeln im Sinne einer Kampf-Flucht-Reaktion gefordert ist.

Furcht ist eine auf die Gegenwart bezogene, ganz konkrete Bedrohungserwartung, wie sie sich krankheitswertig in einer Vielzahl von Phobien äußert. Es handelt sich um eine gerichtete Angst und subjektive Bedrohung durch ganz bestimmte äußere Gefahren. Eine erhöhte Angstbereitschaft erleichtert die Auslösung von Furcht. Angst schlägt sofort in Furcht um und bewirkt eine plötzliche Aktivierung des Körpers, wenn eine vermeintliche Bedrohung in der Zukunft als unmittelbare Gefahr erlebt wird. Bei Furcht lassen die körperlichen Begleitreaktionen bald nach, wenn die subjektive Bedrohung vorüber ist, während die Anspannung bei Angst aufgrund der nach wie vor gegebenen potenziellen Gefährdung bestehen bleibt. Furcht wird zur Panik im Fall der vermeintlichen Bedrohung von Leib und Leben.

Panik ist eine intensive Furcht, wie sie krankheitswertig typisch ist für eine Panikstörung, die aus wiederholten Panikattacken und großer Angst davor besteht. Es handelt sich dabei um eine extreme Furcht vor dem eigenen Körper, ein Gefühl massiver körperlicher und/oder geistiger Überwältigung im Sinne eines totalen Kontrollverlusts, mit dem die Betroffenen nicht umgehen können.

Zusammenfassend noch einmal die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale: Die subjektive Bedrohung geht bei Angst von der Zukunft, bei Furcht von der aktuellen Umwelt und bei Panikattacken vom eigenen Körper aus.

Die drei Ebenen von Angst und Furcht

Normale und krankheitswertige Angst und Furcht zeigen sich auf dreifache Weise: im Körper, im Denken und im Verhalten. Diese drei Ebenen beeinflussen sich wechselseitig, sowohl positiv als auch negativ:

1. Körperliche Ebene

Angst und Furcht sind Stressreaktionen, die auf körperlicher Ebene durch das vegetative Nervensystem gesteuert werden. Dieses besteht aus dem sympathischen Nervensystem, das für Aktivität und Leistung zuständig ist, und dem parasympathischen Nervensystem, das für Erholung, Entspannung und Energieaufbau sorgt. Sobald das Gehirn eine akute Bedrohung wahrnimmt, egal, ob real oder nur vermeintlich, wird der Körper mithilfe der Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin zur Sicherung des Überlebens in eine Kampf-Flucht-Reaktion versetzt, bald auch zusätzlich unterstützt durch das Dauerstresshormon Cortisol. Bei gesunden Menschen spricht man von einer Furchtreaktion, bei angstkranken Personen von einer Phobie.

Das Herz arbeitet schneller, der Blutdruck steigt an und die Atmung wird intensiver. Das Blut wird in Richtung der arbeitenden Muskulatur in Arme, Beine, Brust und Nacken umverteilt, um die Kampf-Flucht-Reaktion zu unterstützen. Alle im Moment nicht benötigten Körperfunktionen werden gehemmt: Speichelfluss, Verdauung, Ausscheidung, sexuelle Reaktion, sogar das Immunsystem. Der Körper beginnt im Sinne eines Überhitzungsschutzes zu schwitzen. Der Stoffwechsel wird beschleunigt, es werden vermehrt Zucker und Fettsäuren ausgeschüttet, während die Insulinproduktion gehemmt wird, um den Zuckerspiegel hoch zu halten. Sobald die Gefahr vorüber ist, setzen über das parasympathische Nervensystem die Erholung und der Energieaufbau ein.

2. Gedankliche (kognitive) Ebene

Bei Angst und Furcht richten wir unsere ganze Aufmerksamkeit auf die reale oder vermeintliche Bedrohung. Unser Denken dreht sich um die Abwehr der objektiven oder subjektiven Gefährdung. Unsere spontanen Gedanken und tiefsitzenden Denkmuster veranlassen uns – bei krankheitswertiger Angst vorschnell – zur Wahrnehmung einer Bedrohung, sodass wir in der Folge davon auf der emotionalen Ebene Angst und Furcht und auf der körperlichen Ebene eine erhöhte Anspannung erleben. Die Angst machenden Muster der Wahrnehmung und des Denkens von Menschen mit einer Agoraphobie werden später noch ausführlich besprochen.

3. Verhaltensebene

Angst und Furcht drücken sich in bestimmten, beobachtbaren Verhaltensweisen aus, wie etwa Starrwerden vor Schreck, Zittern oder Beben, panikartigem oder unruhigem Verhalten, Flucht- und Vermeidungsreaktionen.

Was unterscheidet normale von krankheitswertiger Angst und Furcht?

Krankhafte Angst und Furcht im Sinne einer Angststörung

  • treten ohne reale Bedrohung auf,
  • dauern auch nach der Beseitigung einer realen Gefahr an,
  • treten unangemessen, zu stark und zu häufig auf,
  • dauern zu lange an,
  • gehen mit starken körperlichen Symptomen einher,
  • sind mit belastenden Erwartungsängsten (»Angst vor der Angst«) verbunden,
  • können hinsichtlich Auftreten und Dauer nicht kontrolliert werden,
  • lassen sich auch durch bestimmte Erklärungs- und Bewältigungsstrategien nicht bedeutsam lindern,
  • führen zu Flucht und Vermeidung von objektiv ungefährlichen Situationen,
  • beeinträchtigen die allgemeine Lebensqualität und bewirken einen großen Leidenszustand,
  • gefährden die Ausübung wichtiger Tätigkeiten in Beruf und Freizeit,
  • schränken die schulische, berufliche, soziale und sonstige Funktionsfähigkeit erheblich ein.

Angst und Furcht, aber auch einzelne Panikattacken, wie sie bei jedem Gesunden auftreten können, machen erst dann krank, wenn man nicht mit ihnen umgehen kann. Panikattacken werden nur deshalb zu einer krankheitswertigen Störung, weil die Betroffenen die an sich harmlosen körperlichen Symptome als bedrohlich bewerten und falsche Problem­lösungsversuche entwickeln.

Welche Arten von Phobien gibt es?

Das internationale Diagnoseschema ICD-10 unterscheidet zwei große Gruppen von krankhaften Ängsten: Phobien und sonstige Angststörungen. Die sonstigen Angststörungen bestehen aus der Panikstörung und der generalisierten Angststörung. Die Phobien umfassen drei Arten: soziale Phobie, Agoraphobie und spezifische Phobien.

Eine soziale Phobie ist eine krankheitswertige Angst, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit anderer Menschen zu stehen, von diesen kritisiert und im schlimmsten Fall gar abgelehnt zu werden.

Die krankheitswertige Furcht vor bestimmten Orten und Umwelt­situationen wird im ICD-10 durch zwei verschiedene Diagnosekategorien erfasst: Agoraphobie und spezifische Phobien.

Eine Agoraphobie ist eine krankheitswertige Furcht und Vermeidung in Bezug auf mehrere, mindestens jedoch zwei bestimmte Orte bzw. Situationen.

Eine spezifische Phobie ist eine krankheitswertige Furcht und Vermeidung in Bezug auf eine einzelne, spezifische Situation, die trotz Einsicht in die relative Gefahrlosigkeit nicht überwindbar erscheint. Man unterscheidet fünf Subtypen:

  • Tier-Typ: Furcht vor bestimmten Tieren, wie etwa Hunden, Pferden, Schlangen, Mäusen, Ratten, Schnecken, Spinnen, Käfern, Bienen oder Wespen (ohne allergische Reaktionsneigung der Betroffenen). Entwicklungsgeschichtliche Komponenten (manche Tiere waren früher giftig oder gefährliche Krankheitsüberträger) sowie Ekel­gefühle vor bestimmten Tieren, wie etwa Spinnen oder Ratten, können dabei eine Rolle spielen.
  • Umwelt- oder Naturgewalten-Typ: Furcht vor Höhen, Tiefen, Stürmen, Donner, Blitz, Wasser, Feuer, Dunkelheit. Oft wirkt dabei eine entwicklungsgeschichtliche Komponente nach, die durch rationale Überlegungen und positive Erfahrungen mit der realen Welt nicht kompensierbar...
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