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Wenn Vladimir und Aysche in die Kirche gehen... - Überlegungen zur Entwicklung interkultureller Kompetenz für die kirchliche Kinder- und Jugendarbeit

Überlegungen zur Entwicklung interkultureller Kompetenz für die kirchliche Kinder- und Jugendarbeit

AutorRebecca Brohm
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl66 Seiten
ISBN9783640122097
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis8,99 EUR
Bachelorarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Soziale Arbeit / Sozialarbeit, Note: 1,7, Hochschule Esslingen, 55 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Problemstellung / Anlass Mit dem Caritas-Verband und der Diakonie stellen die beiden großen christlichen Kirchen die stärksten Wohlfahrtsverbände Deutschlands. Daneben bieten Kirchengemeinden sowohl der beiden Amtskirchen als auch verschiedener Freikirchen eine große Bandbreite an Gruppen für Kinder und Jugendliche an. Sehr häufig befinden sich kirchliche Treffpunkte in Stadtgebieten mit vielen sozial benachteiligten Familien und einem hohen Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund. Trotzdem erreicht das Angebot nicht selten nur solche Kinder und Jugendliche, deren Familien in der Kirchengemeinde integriert sind. Sicherlich gibt es Ausnahmen, doch im Großen und Ganzen spiegeln die NutzerInnen der kirchlichen Angebote nicht den Stadtteil wieder, in dem sich die Kirche befindet. Gerade wenn sich Soziale Arbeit verstärkt am Sozialraum orientieren möchte, geht dabei eine wichtige Ressource verloren. Eigener Zugang Das oben angesprochene Problem ist mir u.a. in meiner Jungschararbeit aufgefallen. Die Familien der besuchenden Kinder sind in der Regel Kirchenglieder. Allenfalls bringen die Kinder außenstehende FreundInnen mit. Im Widerspruch hierzu steht das Stadtviertel, in dem sich die Kirche befindet. In der näheren Umgebung der Kirche wohnen viele Familien mit Migrationshintergrund, trotzdem kam es bisher kaum zu Kontakten. Während meiner mehrjährigen Erfahrung in der Leitung verschiedener anderer kirchlicher Gruppen für Kinder und Jugendliche habe ich öfters ähnliche Beobachtungen gemacht. Nur selten erlebte ich Gruppen, in denen auch Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund vertreten waren. Im WS 06/07 sowie SS 07 nahm ich im Rahmen meines Studiums am Projekt 'Interkulturelle Sozialarbeit im Austausch der Regionen Istanbul und mittlerer Neckarraum' teil. Hierbei beschäftigte ich mich verstärkt mit dem Thema 'Erziehung im Islam'. Dabei interessierte mich u.a., ob für Gruppen in der Sozialen Arbeit bestimmte Herausforderungen durch die Begegnung mit muslimischen Familien entstehen. In dieser Bachelorarbeit möchte ich die hier gemachten Erkenntnisse weiter vertiefen und auf kirchliche Gruppenangebote erweitern. [...]

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Leseprobe

Einleitung


 

Problemstellung / Anlass

 

Mit dem Caritas-Verband und der Diakonie stellen die beiden großen christlichen Kirchen die stärksten Wohlfahrtsverbände Deutschlands. Daneben bieten Kirchengemeinden sowohl der beiden Amtskirchen als auch verschiedener Freikirchen eine große Bandbreite an Gruppen für Kinder und Jugendliche an. Sehr häufig befinden sich kirchliche Treffpunkte in Stadtgebieten mit vielen sozial benachteiligten Familien und einem hohen Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund. Trotzdem erreicht das Angebot nicht selten nur solche Kinder und Jugendliche, deren Familien in der Kirchengemeinde integriert sind. Sicherlich gibt es Ausnahmen, doch im Großen und Ganzen spiegeln die NutzerInnen der kirchlichen Angebote nicht den Stadtteil wieder, in dem sich die Kirche befindet. Gerade wenn sich Soziale Arbeit verstärkt am Sozialraum orientieren möchte, geht dabei eine wichtige Ressource verloren.

 

Eigener Zugang

 

Das oben angesprochene Problem ist mir u.a. in meiner Jungschararbeit aufgefallen. Die Familien der besuchenden Kinder sind in der Regel Kirchenglieder. Allenfalls bringen die Kinder außenstehende FreundInnen mit. Im Widerspruch hierzu steht das Stadtviertel, in dem sich die Kirche befindet. In der näheren Umgebung der Kirche wohnen viele Familien mit Migrationshintergrund, trotzdem kam es bisher kaum zu Kontakten. Während meiner mehrjährigen Erfahrung in der Leitung verschiedener  anderer kirchlicher Gruppen für Kinder und Jugendliche habe ich öfters ähnliche Beobachtungen gemacht. Nur selten erlebte ich Gruppen, in denen auch Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund vertreten waren.

 

Im WS 06/07 sowie SS 07 nahm ich im Rahmen meines Studiums am Projekt „Interkulturelle Sozialarbeit im Austausch der Regionen Istanbul und mittlerer Neckarraum“ teil. Hierbei beschäftigte ich mich verstärkt mit dem Thema „Erziehung im Islam“. Dabei interessierte mich u.a., ob für Gruppen in der Sozialen Arbeit bestimmte Herausforderungen durch die Begegnung mit muslimischen Familien entstehen. In dieser Bachelorarbeit möchte ich die hier gemachten Erkenntnisse weiter vertiefen und auf kirchliche Gruppenangebote erweitern.

 

Gesellschaftliche und wissenschaftliche Relevanz

 

Sozialraumorientierung ist ein Strukturelement lebensweltorientierter Sozialer Arbeit.[1] Soziale Arbeit soll im Stadtteil stattfinden und dessen Ressourcen nutzen. Die kirchlichen Angebote für Kinder und Jugendliche stellen vielerorts solch eine mögliche Ressource dar bzw. könnten als solche genutzt werden, wenn Schließungsmechanismen überwunden würden. Stadtteile, in denen gehäuft Familien unter sozial benachteiligten Bedingungen leben, weisen aufgrund schlechter Integrationsbedingungen[2] in Deutschland in der Regel einen hohen Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund auf. Die Entwicklung einer interkulturellen Kompetenz in den Kirchengemeinden ist gerade in diesen Stadtteilen sehr wichtig.

 

Sicherlich gibt es eine Reihe von Ausarbeitungen zum Thema interkulturelle Kompetenz, interkulturelles Lernen etc., allerdings ist die Übertragung auf kirchliche Kinder- und Jugendarbeit wissenschaftlich bisher kaum erarbeitet. Für die Entwicklung interkultureller Kompetenz in Kirchengemeinden, sollte dieser Themenbereich wissenschaftlich mehr beleuchtet werden, damit entsprechende Konzepte und Fortbildungsangebote entwickelt werden können. Die vorliegende Bachelorarbeit beleuchtet Schließungsmechanismen und stellt am Ende Aspekte heraus, die bei Konzept- und Fortbildungsentwicklungen beachtet werden sollten.

 

Erkenntnisinteresse / Ziele der Arbeit

 

Mit der vorliegenden Arbeit möchte ich darstellen, wie Kirchen Schließungsmechanismen überwinden und sich für Kinder und Jugendliche aus Familien mit Migrationshintergrund öffnen können. Somit würden sie zu einem wichtigen Partner der Sozialen Arbeit bzw. könnten selbst professionelle Kinder- und Jugendarbeit anbieten.

 

Hierzu sind folgende erkenntnisleitende Fragen von Bedeutung:

 

Unter welchen Lebensbedingungen leben Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund in Deutschland? Wie können Kirchen derer Situation begegnen?

 

Wieso sollten sich Kirchen überhaupt für diese Zielgruppe öffnen? Was können sie leisten, das eine säkulare Einrichtung nicht im gleichen Maße leisten kann?

 

Welche Schließungsmechanismen verhindern für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund den Zugang zu kirchlichen Angeboten?

 

Wie kann eine Kirche fremden Kulturen und Religionen begegnen, um sich für die genannte Zielgruppe zu öffnen?

 

Welche Aspekte sollte kirchliche Arbeit beachten, wenn sie sich interkulturell öffnen möchte?

 

Eingrenzungen

 

Im Mittelpunkt der Ausarbeitung steht die Öffnung für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund. Am Ende kann kein allgemeingültiges Konzept zur interkulturellen Öffnung kirchlicher Kinder- und Jugendarbeit stehen. Die Gegebenheiten in den verschiedenen Kirchen und Stadtteilen sind zu unterschiedlich, als dass sie hinreichend allgemeingültig beschrieben werden könnten. Stattdessen sollen wie bereits erwähnt die Aspekte herausgestellt werden, die grundsätzlich bei der Entwicklung einer interkulturellen Kompetenz in kirchlicher Kinder- und Jugendarbeit von Bedeutung sind und in die Entwicklung von Konzepten und Fortbildungsangeboten einfließen sollten.

 

Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund haben häufig einen anderen religiösen Hintergrund als MitarbeiterInnen und die üblichen NutzerInnen der kirchlichen Kinder- und Jugendarbeit. Auf jede mögliche religiöse Erscheinung einzugehen würde den Rahmen der Arbeit sprengen. Im Speziellen beschränke ich mich daher auf das Verhältnis von Christentum und Islam, da Kinder und Jugendliche mit muslimischem Hintergrund einen Großteil der genannten Zielgruppe stellen. Ebenso beziehe ich mich insbesondere auf die Lage von türkischstämmigen Kindern und Jugendlichen, da ihre Familien den größten Teil der zugewanderten Bevölkerung in Deutschland stellen.

 

Bezüglich der Kirchen spreche ich sowohl von Freikirchen als auch von den beiden Amtskirchen. Ich gehe nicht auf die Strukturen und Besonderheiten in den einzelnen Kirchen ein.

 

Arbeitsweise

 

Bei der Ausarbeitung stütze ich mich vor allem auf Literatur aus dem Bereich interkulturelles Lernen und interkulturelle Kompetenz. Dabei untersuche ich diese auf die Übertragbarkeit auf die kirchliche Kinder- und Jugendarbeit. Illustrativ ziehe ich zwei Interviews mit Einrichtungen kirchlicher Kinder- und Jugendsozialarbeit heran. Ebenso werden Ergebnisse aus oben erwähnter Projektarbeit mit einbezogen, beispielsweise Auszüge aus einem Interview, das ich seiner zeit mit muslimischen Jugendlichen führte.

 

Aufbau

 

Im ersten Kapitel werden zunächst die tragenden Begriffe präzisiert und definiert, die für das weitere Verständnis der Arbeit von Bedeutung sind.

 

Im zweiten Kapitel geht es um die Lebensbedingungen von Kindern und Jugendlichen aus Familien mit Migrationshintergrund. Dabei stehen solche Familien im Vordergrund, die mit sozial benachteiligten Bedingungen umgehen müssen. Die Lebensbedingungen äußern sich in der jeweiligen wirtschaftlichen Lage, der Freizeitgestaltung und Bildung.  Hier gibt es viele Parallelen zu deutschen Familien in ähnlichen Verhältnissen.  Daneben gibt es jedoch weitere Besonderheiten, die sich durch den Migrationshintergrund ergeben. Kinder und Jugendliche aus zugewanderten Familien sind stärker von Diskriminierungs- und Benachteiligungserfahrungen betroffen. Insgesamt ergeben sich besondere Herausforderungen für Kinder und Jugendliche aus Familien mit Migrationshintergrund.

 

Im dritten Kapitel wird aufgezeigt, dass Sozialraumorientierung nicht das einzige Argument ist, das die Notwendigkeit der interkulturellen Öffnung von Kirchen begründet. Die Öffnung lässt sich zum einen vom kirchlichen Selbstverständnis her begründen. Zum anderen muss sich kirchliche Kinder- und Jugendarbeit der Frage stellen, welchen Wert ihr Einsatz für die AdressatInnen eigentlich überhaupt hat.

 

In der kirchlichen Kinder- und Jugendarbeit können verschiedene Schließungsmechanismen verhindern, dass Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund die Ressourcen der kirchlichen Arbeit zur Verfügung stehen. Hierum geht es im vierten Kapitel. Kinder- und Jugendliche aus Familien mit Migrationshintergrund haben häufig einen anderen religiösen Hintergrund. Fast jede Religion beansprucht von der Lehre her, die einzig Wahre zu sein. Kirchliche Kinder- und Jugendarbeit konfrontiert diese Zielgruppe somit mit einem anderen Absolutheitsanspruch als dem in der Familie vertretenen. Doch nicht der Absolutheitsanspruch an sich stellt den Konflikt dar, wenn er auch die Grundlage hierzu bildet. Der...

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