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E-Book

Wer hat den Ball?

Mitarbeiter einfach führen

AutorThomas Fritzsche
VerlagVerlag Herder GmbH
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl192 Seiten
ISBN9783451809781
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
'Nach drei Wochen muss ich alles wieder neu erklären!', 'Meine Mitarbeiter sind so unselbstständig!', 'Meine Leute denken nicht mit!' - diese Sorgen teilen viele Führungskräfte. 'Wer hat den Ball' zeigt, welche Führungsfehler dieses problematische Verhalten der Mitarbeiter auslösen. 'Selbst schuld!' ist dabei die gute Nachricht für den Leser: Er muss sich nicht täglich über solche Mitarbeiter ärgern, er kann unmittelbar bei sich selbst beginnen, etwas zu verändern. Drei kleine, aber wesentliche Veränderungen der Führungskraft - und fast wie durch Magie ändern sich die Mitarbeiter. In Form einer kurzweiligen Geschichte erzählt der Autor, wie Führungskraft Martin Dampf mithilfe der drei Schritte seine Mitarbeitern aktiviert und zum Mitdenken bewegt. Er spart sogar noch Zeit und Aufwand, und er lernt, wie entscheidend die Frage ist, wer den Ball hat! Alle reden über Empowerment - dieses Buch zeigt, wie es geht.

Thomas Fritzsche, Dipl.-Psych., geb. 1961, trainiert und coacht seit über 20 Jahren erfolgreich mittlere und Top-Führungskräfte, insbesondere in den Bereichen Mitarbeiterführung und Verhandlungsführung. Sein Markenzeichen ist das Vermitteln von angewandter Psychologie im Businessalltag. 1998 gründete er unter dem Namen TOMplus ein kompetentes Trainernetzwerk mit psychologischer Fundierung. Er führt bereits seit 1988 eine auf Verhaltenstherapie, Hypnotherapie und systemische Organisationsberatung spezialisierte psychotherapeutische Praxis - auch diese Erfahrung fließt in seinen Büchern mit ein. Der ausgebildete 'Mental Trainer' hat zudem einen Lehrauftrag zum Thema 'Hypnotische Kommunikation' an der Justus-Liebig-Universität. Weitere Informationen unter www.thomasfritzsche.de

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Leseprobe

Der teuerste Coach Europas


Dreieinhalb Wochen später. Martin sitzt an seinem Laptop und hat die Website von Steve Wilhelm aufgerufen. Eigentlich hatte er Hannahs Zettel weggelegt, aber die vergangene Arbeitswoche war wieder so nervenaufreibend, dass er ihn heute hervorgeholt hat. Man kann ja mal nachschauen, denkt er.

 

Ganz schön provokant, was da gleich auf der Startseite steht:

»Die Hälfte Ihrer Mitarbeiter hat offenbar Alzheimer, und auch die andere Hälfte hat das Denken verlernt?«

Andererseits bringt es Martins Thema auf den Punkt. Er liest weiter.

»Ich kann Ihnen weiterhelfen. Eine Stunde Coaching genügt, um dieses Problem zu verändern. Es geht darum, zu klären, wer den Ball hat.«

Ein Scharlatan. Ganz klar. Martin schnaubt empört: Eine einzige Stunde für dieses Thema! In dieser Zeit hat man das Problem noch nicht mal in Ruhe besprochen, und schon gar nicht nach Ursachen gesucht. Erstaunlich, dass Hannah früher von so jemandem so geschwärmt hat! Okay, er sieht gut aus, ein umwerfendes Lächeln. Aber dass bei seiner Frau deshalb gleich jede Urteilsfähigkeit verloren geht? So kennt er sie gar nicht. Und was soll der Quatsch mit dem Ball?

 

Stirnrunzelnd liest er weiter:

»Da ich nicht mehr gern reise und Sie ganz bestimmt wenig Zeit haben, findet das Coaching grundsätzlich am Telefon statt. Sie benötigen also ein Telefon, dazu eine schnelle Internetverbindung und eine Videokamera.«

Das klingt hingegen vernünftig. Da kann ich letzten Endes nicht viel falsch machen, denkt Martin. Überschaubarer Aufwand von einer Stunde, telefonieren – und wenn es nichts bringt, ist wenigstens Steve Wilhelm entzaubert! Apropos Aufwand – wo steht denn, was der Spaß kosten soll? Martin klickt auf »Honorar« – und ihm bleibt die Luft weg.

Fünf? Tausend?


Martin klickt noch einmal, dann löscht er die Seite, schließt seinen Browser, öffnet ihn wieder, sucht die Seite, klickt auf »­Honorar«, und da steht es immer noch: »Wo ist der Ball-Coaching« ­kostet 5.000 Euro. Netto. Der Typ muss verrückt sein. Martin klappt sein MacBook zu.

»Dein alter Coach ist größenwahnsinnig geworden. Ich wette, er hat das noch kein einziges Mal verkauft!«, sagt er abends beim Essen zu Hannah.

»Soweit ich weiß, ist er ausgebucht«, antwortet sie trocken. »Allerdings will er als Rentner höchstens zwei bis drei Stunden im Monat arbeiten, insofern ist ausgebucht ein relativer Begriff. Dieses spezielle Coaching macht er wohl nur noch zum Spaß.«

Martin ist baff: »Du willst mir doch nicht im Ernst erzählen, dass er jeden Monat zwei oder drei neue Idioten findet, die ihm eine solche Summe bezahlen?«

»Schau dir doch seine Referenzen an.« Hannah schiebt sich noch eine Gabel Spaghetti in den Mund.

Die Referenzen hatte Martin tatsächlich nicht gesehen. Er hatte den Link zum Honorar sicher zehnmal angeklickt, er hatte versucht zu erkennen, ob das vielleicht der Preis für eine Woche oder wenigstens für einen Tag war. Aber er kam immer wieder zum gleichen Ergebnis: Dieser Mann verlangt 5.000 Euro r eine Stunde Coaching. Mehr wollte Martin dann nicht mehr wissen. Diese schwierigen Probleme in einer Stunde lösen zu wollen war ihm schon als unseriös erschienen – dafür 5.000 Euro zu verlangen war der Gipfel der Frechheit.

Während er später mit Hannah auf dem Sofa sitzt und fernsieht, kann sich Martin nicht richtig auf den Film konzentrieren. Ein paar Gedanken gehen ihm nicht aus dem Kopf: Menschen, die 5.000 Euro für eine Stunde Coaching bezahlen, müssen zu den dümmsten Leuten dieser Republik gehören, ist der erste Gedanke. Und dann kommt ein zweiter Gedanke: Diese Trottel würden doch wahrscheinlich keine 5.000 Euro haben! Zwischen diesen beiden Gedanken schwankt er, und gelegentlich kommt noch ein dritter dazu: Wenn Steve Wilhelm jemanden finden würde, der dumm genug wäre, die Summe zu bezahlen, dann würde sich doch diese Person hinterher für die eigene Dummheit so sehr schämen, dass sie auf keinen Fall als Referenz auf einer solchen Homepage auftauchen wollte!

Das lässt Martin keine Ruhe. In einer Werbepause geht er ins Arbeitszimmer zum MacBook zurück und ruft die Seite ein weiteres Mal auf. Er klickt auf »Referenzen« und liest sechs verschiedene positive Feedbacks. Als er die Namen der Referenzgeber liest, bleibt ihm der Mund offen stehen: Vier dieser Namen kennt er aus dem Wirtschaftsteil der FAZ!

Während Hannah aus dem Wohnzimmer »Es geht weiter!« ruft, klickt Martin nochmals auf das Menü »Honorar« und sieht dort einen Link. Er klickt ihn an, und ein Fenster poppt auf:

»Über dieses Honorar wird nicht verhandelt. Ich garantiere Ihnen jedoch: Sollten Sie am Ende dieser Stunde mit meiner Leistung nicht zufrieden sein, müssen Sie mir keinen Cent überweisen. Und sollten Sie am Ende der Stunde meinen, dass Sie noch mehr Coachingzeit zu dem genannten Problembereich benötigen, so stelle ich Ihnen diese zusätzliche Zeit unbegrenzt und kostenlos zur Verfügung.«

Martin hört nicht, dass Hannah nach ihm ruft. Er liest diesen Text wieder und wieder durch und versucht, wie ein Jurist zu denken: »Wo ist der Trick? Durch welche Hintertür schlüpft der Typ? Er wird dieses Problem nicht in einer Stunde lösen. Also wird er auch niemals einen Cent bekommen! Sind deshalb die Referenzen so positiv? Aber das ergibt doch alles keinen Sinn!«

In dieser Nacht liegt er lange wach. Nur sein Stolz hält ihn davon ab, seine Fragen mit Hannah zu besprechen. Als er einschläft, ist es weit nach Mitternacht.

Aprilscherz, Fake – oder echt?


Zwei Tage später trifft Martin im Fitnesscenter einen Freund. Pitt ist kein Manager, er ist ein Gemütsmensch, immer tiefenentspannt. Wenn Pitt frei hat, segelt er um die Welt. Pitt fragt, wie es Martin geht, und der schildert ihm seine Situation bei der Arbeit und wie ihn Hannah auf diese Seite von Steve Wilhelm gebracht hat. Vor allem erzählt er ihm vom unglaublichen Honorar, nennt die Namen der Vorstände, die sich öffentlich für Wilhelms Qualität aussprechen. Und dann diese unglaublich selbstbewusst klingende Ausstiegsklausel! »Ich finde einfach nicht heraus, wo der Haken ist«, schließt er seine Ausführungen ab.

»Es bleiben doch genau zwei Möglichkeiten«, sagt Pitt nach kurzem Schweigen. »Entweder es ist eine Art von Aprilscherz, die Seite ist ein Fake, der Mann existiert gar nicht – oder es gibt Leute, die ihn schon gesehen haben und die ihn gut finden.«

»Selbst wenn er die Namen der Referenzgeber ohne deren Wissen benutzt – Hannah kennt ihn, sie hat ihre erste Ausbildung bei ihm gemacht. Es gab damals kein Ausbildungswochenende, nach dem sie nicht von ihm geschwärmt hätte!«

»Okay«, fasst Pitt zusammen, »wenn es ihn also gibt und wenn Hannah und vielleicht einige Wirtschaftsbosse ihn gut finden, läuft es auf die Frage hinaus: Was hast du zu verlieren?«

»5.000 Euro!«, ruft Martin.

»Wenn du nicht zufrieden bist, musst du ja nichts bezahlen«, erinnert ihn Pitt »Und falls du denkst, dass er die Ausstiegsklausel zurückzieht, lass dir das doch zuerst per Post und mit echter Unterschrift bestätigen. Dann ist das wasserdicht.« Nach kurzem Nachdenken fügt Pitt hinzu: »Letzten Endes läuft es auf eine einzige Frage hinaus, und die kannst nur du selbst beantworten.«

»Und die wäre?«, fragt Martin verblüfft.

»Also, falls der Typ echt ist und falls seine Ball-Methode funktioniert: Ist dein Problem mit den Mitarbeitern für dich so zentral, dass dir seine Lösung 5.000 Euro wert ist?«

Martin schläft eine Nacht darüber und schickt Steve Wilhelm am nächsten Morgen eine E-Mail, in der er um die schriftliche Zusicherung der Ausstiegsklausel bittet. Einen Tag später liegt sie bereits in seinem Briefkasten, als Teil einer schriftlichen Coachingvereinbarung. In doppelter Ausführung. Von Steve Wilhelm unterschrieben. Sogar mit Rückumschlag. Martin denkt weitere 24 Stunden darüber nach, aber er findet keinen Fehler in Pitts Logik: Er hat nichts zu verlieren, und wenn die Methode wirklich sein Arbeitsleben so wesentlich verändern würde, wäre es ihm dieses Geld wert. Er unterschreibt ein Exemplar, schüttelt noch einmal den Kopf und sendet es zurück. Einige Tage später bittet er Wilhelm per E-Mail um einen Termin.

Nicht am Stück – in Scheiben


Postwendend erhält er eine freundliche E-Mail zurück, in der neben herzlichen Grüßen an Hannah und einigen Terminvorschlägen Folgendes steht:

»Ein wichtiges Merkmal meiner Coachingmethode besteht darin, dass ich die Coachingstunde zum Thema ›Wer hat den Ball?‹ nicht an einem Stück durchführe. Ich biete Ihnen vielmehr insgesamt sechs Einheiten von jeweils zehn Minuten Dauer an.«

Martin ist erneut perplex: Was soll man denn in zehn Minuten besprechen? Da hat man doch als Kunde oder Klient noch nicht einmal das Problem geschildert! Er liest weiter.

»Natürlich kenne ich Ihre Mitarbeiter nicht, aber ich kenne Ihr Problem. Das Coaching, zu dem Sie sich angemeldet haben, soll ja die Lösung sein für ›Eine Hälfte hat Alzheimer, und auch die anderen denken nicht nach‹. Ich gehe deshalb davon aus, dass Ihr Problem darin besteht, dass Sie mit vergesslichen und unselbstständigen Mitarbeitern zu tun ­haben.«

Hm, stimmt, denkt Martin, also vereinbare ich jetzt einen Termin für ein zehnminütiges Gespräch, das mich knapp 1.000 Euro kosten wird. Martin...

Blick ins Buch

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