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E-Book

Wer wäre ich ohne mein Drama?

Konfliktlösungen mit 'The Work'

AutorByron Katie
VerlagGoldmann
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl448 Seiten
ISBN9783641212063
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
In 15 Dialogen behandelt Byron Katie Probleme nach dem Fragenschema von »The Work«. Es geht um schwere Krankheit, um Beziehungs- und Trennungsprobleme, Ärger mit Arbeitskollegen und finanzielle Nöte. Hellwach und empathisch setzt Byron Katie Prozesse in Gang, durch die die scheinbar unlösbaren Probleme transformiert werden und in sich zusammenfallen.

Byron Katie, Jahrgang 1942, wuchs in Südkalifornien auf. Von der Mitte der siebziger Jahre an litt sie unter schweren psychischen Problemen, von denen sie 1986 durch ein Erleuchtungserlebnis spontan befreit wurde. Sie entwickelte 'The Work', ein System der Selbsterkenntnis, das seitdem unzähligen Menschen geholfen hat. Ihr erstes Buch, das die Funktionsweise von 'The Work' beschreibt, wurde ein internationaler Bestseller und liegt in deutscher Sprache unter dem Titel 'Lieben was ist' vor. Byron Katie vermittelt ihr System auf Vortrags- und Seminarreisen in vielen Ländern der Welt.

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Leseprobe

1. Joe ist verantwortungslos


Wenn es jemanden gibt, der Ihr Blut zum Kochen bringt, dann danken Sie ihm. Er zeigt Ihnen, was Sie wissen müssen, um ein freundlicherer Mensch zu werden. Er tut sein Bestes, und dasselbe gilt für Sie.

 

 

 

Brian: [liest, dem Publikum zugewandt, von seinem Arbeitsblatt] Ich bin wütend auf Joe, denn er ist taktlos, arrogant, ein Esel, geldgierig, unsittlich, rücksichtslos, verantwortungslos, schleimig – und gleichgültig gegenüber den Mitarbeitern und Kunden. [Das Publikum lacht.]

Katie: Das war’s wohl im Wesentlichen.

Brian: Für mehr hat der Platz nicht gereicht.

Katie: Danke. Das sagt also der Verstand. Was fangen wir nun mit einem Verstand wie diesem an? Der Verstand hat eine bestimmte Funktionsweise – ich habe festgestellt, dass er geradezu einen Job hat: Er ist ein Sucher. Wir glauben dem Gedanken: »Er ist selbstsüchtig.« Und dann beginnt der Verstand uns unverzüglich alle Geschichten zu erzählen, die das beweisen, und alle Bilder vorzuführen, die das beweisen. Es reicht nicht, dass jemand einmal selbstsüchtig war – der Verstand muss es beweisen und immer wieder beweisen.

Also was passiert, ist, dass der Verstand diese Person angreift. Gewöhnlich sind wir mit dem betreffenden Menschen verheiratet, wenn uns solche Gedanken kommen! Und dann vernichtet der Verstand diese Person vollständig. Er macht nur seinen Job. Nun dreht die andere Person den Spieß um und greift dich an, weil du sie angegriffen hast. Das geht bis zur Erschöpfung. In der Zwischenzeit macht sich dann irgendein Suchtverhalten bemerkbar – du zündest dir eine Zigarette an oder greifst in den Kühlschrank, obwohl du gerade erst eine komplette Mahlzeit gegessen hast, oder du schaltest den Fernseher ein. Die Bilder ziehen einfach an dir vorüber – denn was du siehst, ist dir eigentlich gleichgültig.

Was fangen wir mit einem Verstand wie diesem an? Wir können die Gedanken nicht anhalten. Wir sitzen sie aus. Wir erklären sie rational. Wir unterdrücken sie mit Medikamenten. Wir unterdrücken sie durch Meditation. Ich bin zu der Erkenntnis gekommen, dass dieser Verstand einen Ort sucht, wo er zur Ruhe kommen kann. Er ist auf der Suche nach Frieden. In diesem Szenario, das ich gerade beschrieben habe – wo der Verstand die andere Person und auch dich angreift –, gibt es keinen Frieden. Und doch funktioniert der Verstand genau so. Auf genau diese Weise gehen wir mit solchen Gedanken um, seit wir zum ersten Mal einem Gedanken geglaubt haben.

Nimm dir den Gedanken »Er ist so selbstsüchtig!« vor und spüre bewusst, wie der Körper darauf reagiert. Nimm wahr, welche Geschichten und Bilder dir dabei in den Sinn kommen, was dieser Gedanke mit deinen Armen und Schultern, deinem Körper, deinem gesamten Organismus macht, wie dein Herz rast und wie du dein Glas etwas zu heftig auf dem Schrank abstellst – für den Fall, dass er noch nicht gemerkt haben sollte, wie verärgert du bist.

Aber eines Tages ist mir klar geworden, dass diese belastenden Gedanken, denen ich glaubte, gar nicht unbedingt wahr sein müssen. Ich habe entdeckt, dass es nur die Wahrheit ist, die uns frei macht. Und so fing ich an, meine Gedanken so zu behandeln, als wären sie meine Kinder. Ich setzte mich mit meinem außer Rand und Band geratenen Verstand hin und sprach mit ihm wie mit einem geliebten Kind.

Das ist genauso, als würdest du mit deinen Kindern oder einem anderen Menschen reden, den du liebst, und du denkst diese wunderbaren Gedanken über sie, und du versuchst nicht, dich dazu zu zwingen, weil sie wirklich echt sind: »Ist er nicht wunderbar, ist sie nicht talentiert, ist sie nicht liebenswürdig?« – Solche Gedanken. Nimm bewusst wahr, wie dein Körper reagiert, wenn du diese Gedanken aufrichtig denkst. Und schau dir den Unterschied zwischen diesen beiden Zuständen an, je nachdem, was du glaubst.

Ich bin also zu der Einsicht gelangt, dass mein Verstand zur Ruhe findet, wenn ich meine belastenden Gedanken überprüfe. Und damit wollen wir heute Abend spielen. Also, Liebling, willst du jetzt hier heraufkommen? Willst du in meinen Salon kommen, und wir machen gemeinsam The Work über Joe?

[Brian kommt zu Katie auf die Bühne.]

Okay, Liebling, lies es noch einmal.

Brian: Ich bin wütend auf Joe, denn er ist taktlos, arrogant, ein Esel, geldgierig, ohne Moral, rücksichtslos, verantwortungslos, schleimig – und gleichgültig gegenüber den Mitarbeitern und Kunden.

Katie: Absolut. Und nun schauen wir uns die Sache mal an. Ich hörte dich »verantwortungslos« sagen. Das ist mir besonders aufgefallen. Das ist wirklich frustrierend.

Brian: Es ist wirklich frustrierend.

Katie: Ja. Also: »Er ist verantwortungslos« – stimmt das? [zum Publikum] Sucht nach einem Menschen in eurem Leben, der verantwortungslos ist. Es kann jemand sein, den ihr vor langer Zeit gekannt habt und der euch mit dieser Eigenschaft verrückt gemacht hat, oder es kann jemand sein, mit dem ihr jetzt lebt. Also: »Er ist verantwortungslos« – ist das wahr?

Brian: In meiner Welt, ja.

Katie: Na ja, das ist die einzige Welt, mit der du je zu tun haben wirst.

Brian: Ja. Traurig aber wahr.

Katie: Ja. Also: »Er ist verantwortungslos« – wie reagierst du, wenn du diesen Gedanken glaubst?

Brian: Ich werde … Ich fühle mich angespannt, und ich habe dieses Gefühl von alles durchdringender Wut, die mein Blut kochen lässt.

Katie: Ja.

Brian: Diese Ungerechtigkeit, diese Art von empörender …

Katie: Absolut. Also, wohin bewegt sich dein Verstand, wenn du dem Gedanken glaubst: »Er ist verantwortungslos«? Welche Bilder siehst du, welche Vorstellungen hast du?

Brian: Na ja, das ist total negativ und dunkel. Es gibt nicht ein einziges glückliches Fleckchen. Es ist rundum unangenehm.

Katie: Und wer wärst du ohne diesen Gedanken – »Er ist verantwortungslos«?

Brian: Ich wäre dieselbe Person.

Katie: Dann beschreib das. Schließ deine Augen. Und jetzt stell dir bildlich vor, wie er verantwortungslos ist. Kannst du es sehen?

Brian: Und ob. [Das Publikum lacht.]

Katie: Okay. Sieh jetzt genau dieses Bild.

Brian: Okay.

Katie: Und nun beobachte ihn einfach. Schau in seine Augen, schau in sein Gesicht, und vergiss deine Geschichte. Beobachte ihn. Was siehst du?

Brian: Er tut sein Bestes.

Katie: Wow!

Brian: Er gibt sich Mühe.

Katie: Ja, Liebling. Also: »Er ist verantwortungslos« – dreh’s rum. Die Umkehrung ist das, wo du das Gegenteil dessen findest, was du glaubst und wirklich erlebst. Also: »Er ist verantwortungslos« – dreh’s um.

Brian: Er tut sein Bestes. Er …

Katie: Er ist verantwortungsbewusst. Er ist so verantwortungsbewusst, wie er sein kann.

Brian: Mit den Methoden, die er hat, und …

Katie: Das ist sehr gut zu wissen. Denn wenn du das in ihm sehen kannst, dann kannst du es auch in uns anderen sehen. Und außerdem ergibt sich daraus etwas, das sehr kostbar und sehr mächtig ist: Du gelangst zu der Erkenntnis, dass du so verantwortungsbewusst bist, wie du eben sein kannst, und dass du das immer gewesen bist.

Brian: Und als ich das gerade sagte, habe ich mich weicher gefühlt, irgendwie entspannter – vom Körper her.

Katie: Du hast ganz kurz gesehen, was wirklich los ist. Weil dein Verstand dir sagt: »Er tut das mit Absicht, nur um mich zu ärgern.« So reagiert der Verstand. Wir nehmen alles zu persönlich.

Aber Gedanken sind nichts Persönliches. Ich habe das eines Morgens bemerkt. Mein Selbstwertgefühl war so gering, dass ich gewöhnlich auf dem Boden schlief, weil ich dachte, ich hätte es so verdient – ich glaubte nicht, dass ich es verdiente, in einem Bett zu schlafen, weil ich so voller Selbsthass steckte. Und dann wachte ich eines Morgens auf und lag auf dem Boden, und ganz unvermittelt bemerkte ich, dass ich geatmet wurde. Besser gesagt: Es wurde geatmet. Es war nicht einmal ich; der Körper war nicht einmal meiner. Ich erhaschte einen flüchtigen Blick auf – nichts Persönliches. Und dann bemerkte ich, dass ich im Grunde gedacht wurde.

Du solltest das einmal selbst erleben. Wenn du nachts schläfst, wenn du nicht träumst, wo ist dann die Welt? Sie beginnt erst dann, wenn das Ich beginnt: »Ich.«, »Ich bin.«, »Ich komme zu spät zur Arbeit.«, »Ich muss ins Bad gehen.«, »Ich, ich, ich, ich, ich, mich, mir, meiner.« Und dann fängt es wirklich an zu denken, dass du ein Dieses bist. Oder ein Jenes. Ein »Ich«.

Also beginnen wir unsere Gedanken zu überprüfen, und wir stellen dann fest, dass etwas Neues passiert. Wir gelangen zu der Einsicht, dass Gedanken nichts Persönliches sind. Und wenn wir das erkennen, können Wunder geschehen. Das ist bedingungslose Liebe.

Das nächste Mal, wenn du diesen Mann siehst, und er ist verantwortungslos – oder irgendjemand sonst –, dann fragst du dich vielleicht, warum du das nicht so siehst. Du siehst jemanden, der einfach sein Bestes tut. Das ist eine radikale Veränderung – dieser kurze...

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