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Werden große sportliche Leistungen deutscher Athleten im Zuge medialer Aufarbeitung besser dargestellt als Leistungen ausländischer Sportler?

Eine Medienanalyse am Beispiel der Süddeutschen Zeitung

AutorMichael Schmitt
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl68 Seiten
ISBN9783656201113
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis17,99 EUR
Studienarbeit aus dem Jahr 2012 im Fachbereich Gesundheit - Sport - Sportsoziologie, Note: 1,0, Bayerische Julius-Maximilians-Universität Würzburg (Institut für Sportwissenschaft), Sprache: Deutsch, Abstract: Wenn erfolgreiche Sportler in den Medien dargestellt werden, kommt es bisweilen vor, dass Journalisten ungewöhnliche Wege finden, der Bewunderung von Leistungen Ausdruck zu verleihen. Dass sich gerade die printmediale Berichterstattung hierbei manchmal überschlägt und ein großes Maß an Kreativität an den Tag legt, zeigt sich anhand zahlreicher Beispiele, wie auch diesem Titel eines Berichts über Dirk Nowitzki (Schmieder, 2011), zu lesen auf dem Internetportal der Süddeutschen Zeitung. Im Laufe der vorliegenden Arbeit werden uns - so viel sei vorweggenommen - zahlreiche solcher Heroisierungen und Glorifizierungen begegnen, die unter anderem die Grundlage der Medienanalyse im Rahmen dieser Schrift darstellen. Untersucht werden soll dabei, ob und gegebenenfalls welche Unterschiede in der Berichterstattung bei der Darstellung von Spitzenleistungen im Sport bestehen, und zwar zwischen Leistungen deutscher und ausländischer Athleten. Gibt es etwa eine Tendenz, dass deutsche Athleten und ihre Erfolge im Vergleich zu ihren internationalen Konkurrenten aufgrund positiver Berichterstattungen eine größere Anerkennung erfahren? Wie Gleich (2001) bemerkt, werden Leistungen in der Sportberichterstattung oftmals analysiert und dabei Begründungen von Erfolg und Misserfolg gesucht. Wenn Leistungen nun bestimmten Ursachen zugeschrieben werden, möglicherweise auch Doping, kann man die Unterschiede in der Darstellung dann daran festmachen, ob es sich um deutsche oder nichtdeutsche Athleten handelt? Die Frage ist also, ob in den Massenmedien mit zweierlei Maß gemessen wird, wobei folgender Hintergrund in den Vordergrund zu treten scheint: Die Darstellung von Idolen und Helden, die ein zentrales Element der Sportberichterstattung darstellen, steht in starkem Widerspruch zu negativ behafteten Themen wie Doping, die sich ebenfalls stets in den Medien wiederfinden (müssen). Wie passt das nun zusammen? Lässt sich dieser auf den ersten Blick paradoxe Sachverhalt etwa an bestimmten Kriterien festmachen, sprich: Werden deutsche Athleten weniger kritisch betrachtet und ihre Leistungen in besserem Licht dargestellt als ausländische Athleten? Natürlich lassen sich sportliche Höchstleistungen nicht immer beliebig und bedingungslos miteinander vergleichen, weswegen bei der Auswahl der verschiedenen Leistungen auf eine Vergleichbarkeit als wichtige Voraussetzung geachtet wurde. Zur genaueren Konzeption soll jedoch an späterer Stelle mehr gesagt werden. [...]

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Leseprobe

Teil II: Die Analyse der Aufarbeitung von Spitzenleistungen in der Sportberichterstattung

 

1 Konzeption, Gegenstände und Ablauf der Untersuchung

 

Der Analyse liegen insgesamt acht Spitzensportler zugrunde, die bei einem internationalen Großereignis einen oder mehrere Erfolge errungen haben. Es handelt sich jeweils um Individualsportarten, in denen direkt und objektiv messbare Leistungen erbracht wurden. Eine Ausnahme stellt hier auch nicht der Turner Fabian Hambüchen dar, denn selbst im Turnen ist die Punktevergabe streng reglementiert und eine objektive Beurteilung durch mehrere Punktrichter sichergestellt.

 

Was bei der Betrachtung der untersuchten Sportler auffällt, ist die Tatsache, dass mit zwei Radsportlern und zwei Schwimmern (jeweils ein deutscher und ein ausländischer Athlet) zwei Vergleichspaare in derselben Sportart gebildet werden können. Dies ermöglicht eine noch bessere Vergleichbarkeit und möglicherweise den einen oder anderen weiteren interessanten Aspekt.

 

Eine Voraussetzung aller Sportarten war natürlich eine gewisse Mindestpräsenz in den Medien, auch wenn diese nur punktuell eintritt, wie etwa bei sportlichen Großereignissen oder berichtenswerten Erfolgen von Athleten. So ist gewährleistet, dass eine ausreichende Fülle an Zeitungsartikeln zu den jeweiligen Athleten im Kontext ihrer Leistungen vorliegt, um eine nötige Bandbreite an zu untersuchenden Merkmalen, also sprachlichen Eigenschaften der Berichte, zur Verfügung zu haben.

 

Die wichtigste Grundlage war jedoch, dass jeder Erfolg etwas Besonderes, Außergewöhnliches darstellt und aus der großen Masse von Spitzenleistungen im Sport heraussticht. Sei es ein Weltrekord oder auch ein besonders deutlicher Sieg. Auch wenn es sich um den ersten großen internationalen Erfolg eines Athleten handelt, sozusagen seinen Durchbruch, wie von den Medien oft bezeichnet, ist er für die vorliegende Untersuchung relevant. Denn ist dies der Fall, so ergibt sich bei der Interpretation der Leistung ein (zusätzlicher) Anlass für Dopingverdächtigungen. Schließlich überrascht eine Steigerung der Leistungsfähigkeit, und eine überraschend herausragende Leistung ist nahezu prädestiniert für einen Dopingverdacht – sofern man dies beabsichtigt!

 

Dass Erfolge und ihre Rechtmäßigkeit generell angezweifelt werden können, ist natürlich eine weitere wichtige Voraussetzung für dieses Thema der unterschiedlichen Sportberichterstattung. Und kein Aspekt eignet sich hierfür besser als Doping, das für die einzelnen Sportarten relevant sein muss und den Journalisten somit viel Freiraum für mögliche Dopingverdächtigungen bietet. Jedoch gibt es (wie sich aus Teil I dieser Schrift ergeben hat) zahlreiche weitere Aspekte, unter denen eine Leistung in der Berichterstattung bewertet und entsprechend gefärbt werden kann. Daher ist es nicht weiter problematisch, dass das Thema Doping mit der Sportart Turnen nicht im selben Ausmaß verbunden wird, wie alle anderen vorliegenden Disziplinen. Außerdem wird dieser Aspekt bei der Auswertung der Ergebnisse berücksichtigt werden.

 

Im Hinblick auf Dopingverdächtigungen in der Berichterstattung, ist es nun entscheidend, dass die jeweiligen Sportler öffentlich bislang noch nicht aus konkretem Anlass, wie etwa einer positiven Probe, mit Doping in Verbindung gebracht wurden. Sie müssen sozusagen eine weiße Weste aufweisen, denn ansonsten wäre es in keinster bemerkenswert, wenn einAthlet erneut des Dopings verdächtigt würde, und würde somit das Bild verfälschen.

 

Gegenstand der Analyse sind also Vor- als auch Nachberichterstattung der einzelnen Leistungen. Alle Artikel, die mindestens eine Aussage über den Athleten in Bezug auf den jeweiligen Wettkampf enthalten, wurden berücksichtigt und anschließend hermeneutisch analysiert. Wie es sich für eine empirische Untersuchung gehört, werden die einzelnen Befunde stets anhand von Textpassagen belegt. Neben zentralen und Nebenaussagen wurden sowohl offenkundige, als auch implizite, indirekte Aussagen ausgewertet. Gerade latenten Aussagen, die sozusagen zwischen den Zeilen zu lesen sind, kommt in der Presse eine zentrale Bedeutung zu. Daher werden besonders Stilmittel und rhetorische Besonderheiten berücksichtigt.Ferner können auch Quellen und Zitate des Artikels aufgegriffen werden, denn diese sind letztlich ein Mittel des Verfassers, auf einen Sachverhalt hinzuweisen bzw. diesen zu untermauern.

 

Anbei wird an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass die Zitation der Passagen aus den Zeitungsartikeln nicht unter Angabe des jeweiligen Journalisten erfolgt, sondern dass stets der Titel des Beitrags angegeben wird. Diese Methode mag unkonventionell erscheinen, ist jedoch in Augen des Verfassers erforderlich, da mehrere untersuchte Artikel von demselben Journalisten verfasst wurden. So kann schließlich Missverständnissen vorgebeugt und ein besserer Überblick gewährleistet werden. Die jeweiligen Autoren, sofern bekannt, werden aber im Literaturverzeichnis schließlich angegeben werden.

 

Zur Systematik ist außerdem zu sagen, dass innerhalb der Darstellung eines Athleten auf eine chronologische Ordnung verzichtet wird, und zwar zugunsten einer thematischen Sortierung. Auch wenn dadurch ein mehrmaliges Hin- und Herspringen zwischen Vor- und Nachberichterstattung erzeugt wird, so ist letztlich doch eine bessere Übersicht bewirkt, nämlich in Form von Bündelung der Aspekte zu thematischen Oberbegriffen, wie etwa „Doping“ oder „charakterliche Darstellung“. Außerdem ist die zeitliche Reihenfolge der Artikel von keinerlei Bedeutung.

 

Bevor nun die Ergebnisse dargestellt werden, ist es dem Autor dieser Schrift ein Anliegen, folgendes festzuhalten: Falls im weiteren Verlauf etwa eine positive Berichterstattung in Frage gestellt oder auf eine mangelhaft kritische Haltung des Journalisten gegenüber der Leistung hingewiesen werden sollte, so stellt dies keinesfalls eine subjektive Meinung oder gar ein Missgönnen des Erfolgs dar. Es geht lediglich darum, ob die vorliegende Art einer Darstellung – objektiv betrachtet – angebracht ist, besonders im Vergleich zu der übrigen Berichterstattung, bzw. welche Arten der Beurteilung möglich oder sogar angebracht gewesen wären.

 

2 Die Analyse der Zeitungsartikel

 

2.1 Ausländische Athleten

 

Um nationenbezogene Tendenzen und Unterschiede zwischen den Athleten herauszuarbeiten und zu verdeutlichen, werden zunächst alle ausländischen Athleten dargestellt, anschließend kurz zusammengefasst und das gleiche Prozedere später bei deutschen Athleten angewandt, sodass die Erkenntnisse schließlich gebündelt werden und somit besser vergleichbar sind.

 

Begonnen werden soll also mit der Darstellung der Zeitungsartikel über die ausländischen Athleten und ihren außergewöhnlichen Leistungen.Ein solch außergewöhnlichesKunststück gelang beispielsweise der Sprinter Michael Johnson.

 

2.1.1 Michael Johnsons „Jahrhundertlauf“

 

Kaum ein Ereignis in der Sportgeschichte hat die Öffentlichkeit dermaßen bewegt und in Erstaunen versetzt wie diese. Bei den olympischen Sommerspielen 1996 in Atlanta stellte Michael Johnson über die 200 Meter nicht nur einen neuen Weltrekord auf, sondern siegte mit einer Drittelsekunde Vorsprung auch verhältnismäßig deutlich. Das Bemerkenswerte an dieser Leistung liegt besonders darin begründet, dass Johnson im Vorfeld, auch während der Vorläufe deutlich schwächere Leistungen gezeigt hatte und darauf – bei zu vernachlässigendem Rückenwind von 0,4m/s – eine solche Leistungsexplosion an den Tag legte.

 

Insgesamt werden in der folgenden Untersuchung die fünf folgenden Artikel herangezogen:

 

- „Wie nette Mädels Olympia-Stars machen“ (1996, S. 50) – Kommentar.

 

- „Johnsons zweifelhafter Sturmlauf nach Utopia“ 1996, S. 14) – Bericht.

 

- „Der Schnellere gewinnt“ (1996, S. 14) – Kommentar.

 

- „Eine Gazelle federt am Eisblock vorbei“ (1996, S. 16) – Bericht.

 

- „Einzigartig, lächerlich“ (1996, S. 11) – Portrait.

 

Objektiv und realistisch betrachtet, erscheint es nicht verwunderlich, wenn eine solche Leistung Dopingvermutungen nach sich zieht. Dies bewahrheitet sich auch in den Beiträgen der SZ, die diesem Gedanken in ihrer Berichterstattung Platz einräumen – und zwar ausgiebigst. Doch der Reihe nach. Schon die Vorberichterstattung beschäftigt sich in Form des Artikels „Wie nette Mädels Olympia-Stars machen“ mit Doping in der Leichtathletik und bei Michael Johnson. Eröffnet wird der Text bereits mit der sarkastischen, ja fast schon zynischen Metapher „Das große Betriebsportfest der Pharmaindustrie“ für ein generell dopingverseuchtes Olympia. Moniert werden außerdem die fehlenden Kontrollen bei den US-Ausscheidungskämpfen im Vorfeld, was die US-Sportler mehr als verdächtig macht:

 

„Die US- Olympier strichen...

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