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E-Book

Werte-Index 2018

Verlagdfv
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl152 Seiten
ISBN9783866415072
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis29,99 EUR
Seit 2009 ist der Werte-Index ein Kompass für Bedeutung und Relevanz von Werten der deutschen Web-User. Er zeigt qualitativ wie auch quantitativ relevante Entwicklungen und Trends auf. Neben den Texten werden jetzt auch Bilder aus sozialen Medien als Indikator verwendet. Ergänzt werden die empirischen Ergebnisse um die Perspektive der Trendforschung sowie um Experten-Interviews. Unternehmen erhalten Inspirationen und konkrete Handlungsempfehlungen, wie sie auf gesellschaftliche Entwicklungen reagieren können. Der Werte-Index 2018 ist somit eine unverzichtbare Sammlung aus fundierten Beobachtungen und Erfahrungen, die alle Entscheider in ihren werteorientierten Kommunikations- und Unternehmensstrategien unterstützen.

PETER WIPPERMANN ist Trendforscher, Berater, Autor und Keynote-Speaker fu?r Zukunftsthemen. 1992 gru?ndete er das Trendbu?ro und fu?hrte die Trendforschung in den deutschsprachigen Raum ein. 1993 wurde er zum Professor fu?r Kommunikationsdesign an der Folkwang Universität der Ku?nste in Essen berufen. Er ist Autor zahlreicher Publikationen, zuletzt 'Lebe lieber froh! Neue Strategien fu?r ein zufriedenes Leben'. JENS KRÜGER ist Geschäftsfu?hrer bei TNS Infratest. Er verantwortet in dieser Funktion den Sektor Consumer & Industry. Der studierte Soziologe und Sozialpsychologe ist seit 1995 bei TNS Infratest in verschiedenen Positionen tätig, sein Forschungsschwerpunkt liegt in den Bereichen Consumer-Insights, Kommunikation und Werbung. Neben seiner Tätigkeit bei TNS Infratest ist er in mehreren Fachorganisationen/Beiräten tätig, u. a. im Nestlé-Zukunftsforum, Markenverband, VKE etc.

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Leseprobe

natur


2018_Platz Tendenz [2016_Platz 4]


Was selten wird, wird kostbar. Das Gefühl der Verbundenheit zur Natur ist dem modernen Menschen abhandengekommen. Im Alltag lebt er diese Beziehung zunehmend über eine bewusste Ernährung. Unternehmen traut er eher als der Politik zu, Umweltprobleme zu lösen. Für Unternehmen gilt es, diese Erwartungen nicht zu enttäuschen.

Natur ist heute zum Entspannen, Krafttanken und Genießen da. Je weiter unser Leben von der Natur entfernt ist, desto größer wird die Sehnsucht nach ihr.

shutterstock

Trendperspektive Weit entfernt. Heiß ersehnt.


Zentrale Flucht des modernen Menschen.


Im Leben des modernen Menschen findet die Natur vor allem als Schauspiel und Event statt. Das Leben und Arbeiten in und mit der Natur spielt keine Rolle mehr. Natur ist heute zum Entspannen, Krafttanken und Genießen da. Je weiter unser Leben von der Natur entfernt ist, desto größer wird die Sehnsucht nach ihr. Und desto stärker sehnen wir uns danach, ihre Stimme zu hören, diagnostiziert der Soziologe Hartmut Rosa. Für ihn ist die Natur der zentrale Resonanzraum des modernen Menschen: Hier können wir uns selbst spüren, die Welt um uns spüren und das Band, das uns verbindet.

Ein Schritt weiter: ethische Ernährung.


Die Sehnsucht wird dort gestillt, wo das auch im modernen Alltag möglich ist: im Konsumverhalten – und hier stärker denn je im Ernährungsverhalten. Beim Essen kommt zusammen, was das moderne Leben getrennt hat: das Leben der Tiere und Pflanzen sowie die Umwelt, in der sie leben durften – und der Mensch, sein Körper, der gesund, und sein Gewissen, das rein bleiben soll. Ethisch motiviertes Ernährungsverhalten geht noch einen Schritt weiter als ethischer Konsum: Wir kaufen nicht nur Gutes, sondern wir nähren unseren Körper und unsere Seele. Mit jedem Bissen werden wir selbst mehr und mehr Teil jener Natur, nach der wir uns sehnen. Über die Ernährung entsteht eine Verbindung zur Natur, die wir im Alltag vermissen.

Lebensfreundlichkeit statt Lebensqualität.


Biophilie – oder: Lebensfreundlichkeit – wird zum Gebot der Stunde. Unsere Lebensqualität wird maßgeblich auch davon bestimmt, wie förderlich die Lebensumgebung für Pflanzen und Tiere ist. Biophiles Design und Architektur ermöglichen Naturerlebnisse für den modernen Menschen. Denn: Die Abwesenheit von der Natur kann krank machen, ist der US-amerikanische Autor Richard Louv überzeugt. ADHS, Depressionen und andere Wohlstandskrankheiten führt er unter anderem auf einen Mangel an Naturerlebnissen zurück. Umgekehrt hat die Medizin klare Hinweise auf die positiven Effekte des In-der-Natur-Seins für den menschlichen Organismus.

Biophile Unternehmensstrategien: Taten statt Daten.


Für Unternehmen heißt das, stärker die Sehnsucht nach Natur, aber auch nach den dahinterliegenden Bedürfnissen wahrzunehmen: das Verlangen nach Verbundenheit mit der Welt und Umwelt, aber auch das Gefühl, mit seiner eigenen Natur im Reinen zu sein. Biophile Unternehmensstrategien erschöpfen sich nicht in der Begrünung einer Fassade. Sie verstehen Unternehmen als Teil der Natur. Sie stehen für das Bewusstsein über die Abhängigkeit von ihr und die Verantwortung für sie. Einmal mehr gilt: Wie erfolgreich Unternehmen diesen Wert umsetzen, ist nicht ausschließlich durch Daten und Zahlen messbar, sondern vor allem durch Taten und Verhalten.

Themen Ernährungsthemen boomen: Essen verbindet Natur und Mensch.


Natur als Selfie-freie Zone


Die Natur als Inbegriff des Ursprünglichen, Wahren und Guten – so sprechen die deutschen Internet-User am liebsten von der Natur. Das trifft auf knapp jeden zweiten Beitrag zu (vgl. Abbildung 1). Auffällig ist die Vielzahl an Beiträgen, in denen die Natur als die eigentliche Instanz des Richtigen und Gerechten dargestellt wird: als jene, die Rhythmen und Gesetze vorgibt, denen sich der Mensch unterordnen soll – nicht umgekehrt. Die Beziehung zwischen Natur und Mensch scheint für die Mehrheit der Beitragsautoren klar: Der Mensch steht als Opponent in Konfrontation zur Natur, anstatt die wünschenswerte Rolle als ihr Unterstützer und Schützer zu übernehmen.

Natur gerät auf Instagram häufiger als bei anderen Werten zur Selfie-freien Zone.

ozgurce.photo

Die „Beschreibung von Natur“ und Naturerlebnisse wurden in dieser Untersuchung neu aufgenommen (vgl. Abbildung 4); knapp 15 Prozent der Beiträge, die sich mit der Ursprünglichkeit von Natur befassen, fallen in die neue Unterkategorie. Das Hinausgehen in die Natur wird von den Usern mit starken Gefühlen wie Befreiung, Erleichterung und Seelenfrieden verbunden. Ein Grund für die Fülle der Beiträge in dieser Kategorie dürften die Postings auf Instagram sein. Ein großer Teil der Bilder, die dort in Zusammenhang mit dem Wert Natur gebracht werden, entstehen offensichtlich im Zuge von Naturerlebnissen. Die dabei erfahrenen Emotionen wollen per Instabild geteilt werden. Dabei geraten die Bilder zur (fast) Selfie-freien Zone: Landschaft, Wald, Meer – und höchstens mal der Fuß des Fotografierenden im Bild, als Beweis dafür, selbst Teil der Beschaulichkeit gewesen zu sein. Auch andere Menschen sind eher als Requisite zu sehen und stehen nicht im Mittelpunkt. Konsumerlebnisse und Sport geraten ebenfalls zu Nischenphänomenen, wenn es um die Natur geht.

Verantwortung übernehmen. Das Richtige essen.


Die Kategorien mit den zweit- und dritthöchsten Anteilen von Beiträgen zum Wert Natur liegen mit 28 bzw. 27 Prozent nahezu gleichauf: „Umweltveränderungen“ und „Umwelt- und Klimaschutz“ (vgl. Abbildung 1). In der Kategorie „Umweltveränderungen“ dominiert die Diskussion der Belastungen und Akte der Zerstörung, die vom Menschen ausgehen (vgl. Abbildung 5). Der Klimawandel wird dabei – wie auch in den vergangenen Untersuchungen – nur am Rande erwähnt. Die Verantwortung des Menschen für schützende Maßnahmen etabliert sich erstmals als wichtigste Unterkategorie, wenn es um „Umwelt- undKlimaschutz“ geht (vgl. Abbildung 6). Hier zeigt sich auch in der qualitativen Sichtung ein neues Phänomen: Die Beiträge beschäftigen sich in einer überwältigenden Mehrheit mit dem Themenkreis Ernährung und Landwirtschaft. Die ethische Ernährung ersetzt den ethischen Konsum. Wer die Natur liebt, ernährt sich vegan oder fleischlos – oder achtet zumindest sehr bewusst auf die Herkunft seiner Nahrungsmittel. Im Fokus der Argumentation stehen dabei Tierwohl und der Schutz der Natur. Im gleichen Atemzug steht die konventionelle Landwirtschaft im Mittelpunkt der Kritik. Das betrifft auch den Artenschutz, der sich in der Meinung der User mit der Praxis der Landwirtschaft nicht auf einen grünen Nenner bringen lässt. Wenn es in den 1980ern die Schwerindustrie war, die als Hauptverursacher von Umweltproblemen galt, erhält diesen Stellenwert in den untersuchten Beiträgen die industrielle Landwirtschaft.

Sich selbst spüren, die Natur spüren – die ideale Kombination beim Sport im Freien.

edgarsfotos

Wenig Verantwortung bei Unternehmen und Politik.


Andere Branchen hingegen stehen in dieser Untersuchung deutlich weniger im Zentrum der Kritik – weder in der quantitativen Zählung noch in der qualitativen Sichtung. „Umweltschäden durch Unternehmen“ werden mit einem Anteil von 2 Prozent relativ selten erwähnt (vgl. Abbildung 5). Häufiger werden hingegen konstruktive Lösungen im Kontext von Unternehmen diskutiert (vgl. Abbildung 6): Green-Tech und andere innovative Formen der Produktion und des Wirtschaftens sorgen auch häufiger als in der Vergangenheit für Gesprächsstoff unter den Usern. Die Tonalität der Diskussion ist sehr unterschiedlich ausgeprägt: In Beiträgen im Kontext der Natur als Ursprünglichkeit dominieren positiv gestimmte Beiträge, während bei Beiträgen mit Bezug zu Umweltveränderungen oder zur Politik die Stimmung überdurchschnittlich negativ ist (vgl. Abbildung 2). Was auffällig ist: Der Top-Wert des Werte-Index-Rankings wird unterdurchschnittlich von Influencern diskutiert. Ihr Anteil ist im Vergleich zu anderen Werten eher gering. Influencer sind stark beim Thema Ursprünglichkeit vertreten, während sie bei...

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