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What Does This Button Do?

Die Autobiografie

AutorBruce Dickinson
VerlagHeyne
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl448 Seiten
ISBN9783641202521
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis3,99 EUR
Unterwegs mit dem ungewöhnlichsten Rockstar unserer Zeit
Bruce Dickinson ist ein einzigartiges Universalgenie. Er ist seit über fünfunddreißig Jahren gefeierter Sänger der erfolgreichsten Heavy-Metal-Band der Welt - Iron Maiden. Er ist gleichzeitig Pilot (er fliegt die Ed Force One, die bandeigene 747!), Motivationsredner, Drehbuch- und Romanautor, Radiomoderator und war jahrelang erstklassiger Fechter auf Weltklasseniveau. Von seinen Fans wird er regelrecht verehrt. Jetzt erzählt er die besten Geschichten aus seinem abenteuerlichen Leben, darin schreibt er auch über seinen dramatischen Kampf gegen den Zungenkrebs, der ihm beinahe das Leben gekostet hätte.

Iron Maiden sind mit über 90 Millionen verkauften Alben und über 2.000 Konzerten eine der erfolgreichsten Rockbands aller Zeiten. Bruce Dickinson ist darüber hinaus auch als Solokünstler regelmäßig in den Charts zu finden. Seine Memoiren hat er handschriftlich selbst verfasst.



Bruce Dickinson ist seit über dreißig Jahren der Leadsänger von Iron Maiden, hat darüber hinaus auch eine erfolgreiche Karriere als Solokünstler und diverse andere Betätigungsfelder. Iron Maiden sind mit über 90 Millionen verkauften Alben und über 2.000 Konzerten eine der erfolgreichsten Rockbands aler Zeiten. Bruce Dickinson lebt in London, England.

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Leseprobe

Born in ’58

Die Ereignisse, die einen Charakter formen, können auf seltsame und unvorhersehbare Weise zusammenhängen. Ich wuchs bis zur Geburt meiner Schwester 1963 als Einzelkind bei meinen Großeltern auf. Es kann eine Weile dauern, bis man die Dynamik innerhalb von Familien begriffen hat, und ich brauchte ganz schön lange, bis der Groschen fiel. Doch dann wurde mir klar, dass meine Erziehung von einer Mischung aus Schuldgefühlen, unerwiderter Liebe und Eifersucht geprägt war, sowie einem unerschütterlichen Pflichtgefühl und dem Zwang, stets alles zu geben. Heute weiß ich, dass da nicht viel Zuneigung im Spiel war, aber doch immerhin ein gewisser Blick fürs Detail. Angesichts der Umstände hätte es viel schlechter für mich laufen können.

Meine echte Mutter war früh schwanger geworden und hatte gerade noch rechtzeitig einen etwas älteren Soldaten geheiratet. Er hieß Bruce. Ihr Vater war beauftragt worden, das Werben der beiden zu überwachen, doch er war weder geistig noch moralisch streng genug, um dieser Verpflichtung nachzukommen. Ich vermute, dass er insgeheim auf der Seite der jungen Liebenden war. Ganz anders als meine Großmutter: Ihr einziges Kind wurde von einem Raufbold gestohlen, der noch nicht mal aus dem Norden Englands stammte, sondern ein Eindringling aus den flachen Sümpfen und der möwenverdreckten Einöde von Norfolk war. Ost-England. Eine Welt aus Marsch, Moor und Morast, seit Jahrhunderten die Heimat von Nonkonformisten, Anarchisten und Schmarotzern.

Meine Mutter war eine zierliche Person, arbeitete in einem Schuhgeschäft und hatte ein Stipendium für die Royal Ballet School gewonnen, doch ihre Mutter hatte ihr verboten, nach London zu ziehen. Ihr war die Chance genommen worden, ihren Traum auszuleben, also stürzte sie sich auf den nächsten, und ein Teil davon war ich. Ich betrachtete oft ein Bild von ihr, auf dem sie Ballettschuhe trug, sie war ungefähr vierzehn. Es schien mir völlig unmöglich, dass das meine Mutter sein sollte, dieses feenhafte Sternchen, so naiv und voller Freude. Das Bild auf dem Kaminsims stand für alles, was hätte passieren können. Das Tanzen war Vergangenheit, jetzt ging es nur noch um die Pflicht – und einen gelegentlichen Gin Tonic.

Meine Eltern waren so jung, dass ich in keinster Weise nachvollziehen kann, was ich an ihrer Stelle getan hätte. Im Leben ging es um Bildung, es ging darum, der Arbeiterklasse zu entkommen, aber trotzdem mehrere Jobs zu haben. Die einzige Sünde bestand darin, sich nicht wirklich anzustrengen.

Mein Vater war ein sehr ernster Mann, und er strengte sich mächtig an. Er entstammte einer sechsköpfigen Familie, der Sohn eines Bauernmädchens, das mit zwölf Jahren in die Knechtschaft verkauft worden war, und eines ordinären örtlichen Bauarbeiters, der Motorrad fuhr und als Kapitän eine Fußballmannschaft in Great Yarmouth auf den Platz führte. Die große Liebe meines Vaters waren Maschinen und die Welt der Mechanismen, der Steuerung, Entwicklung und Zeichenkunst. Er liebte Autos, und er liebte es, sie zu fahren. Allerdings war er der Meinung, die Gesetze bezüglich Geschwindigkeit, Anschnallpflicht und Alkohol am Steuer würden für ihn nicht gelten. Als ihm sein Führerschein entzogen wurde, meldete er sich freiwillig zum Militär. Freiwillige wurden besser bezahlt als Wehrdienstleistende, und die Armee schien nicht besonders wählerisch zu sein, wenn es darum ging, wer ihre Jeeps fuhr.

Nachdem das Militär ihm die Fahrerlaubnis umgehend wieder erteilt hatte, bekam er dank seiner technischen und zeichnerischen Fähigkeiten eine Stelle bei der Planung des Weltuntergangs. An einem Tisch in Düsseldorf zog er sorgfältig die Kreise der Millionen von Toten, die in der prophezeiten Apokalypse des Kalten Krieges erwartet wurden. Den Rest der Zeit gab er sich dem Whisky hin, vermutlich, um die Langeweile und die Hoffnungslosigkeit zu ertränken. Doch noch als Soldat gelang es dem muskulösen Schwimm-Champion (im Schmetterlingsstil!) von Norfolk, das Herz meiner zerbrechlichen Ballerina-Mutter zu erobern.

Für meine Großmutter Lily stellte ich als der unerwünschte Nachwuchs des Mannes, der ihre einzige Tochter gestohlen hatte, die leibhaftige Ausgeburt der Hölle dar. Für meinen Großvater Austin jedoch war ich der Sohn, den er selbst nie hatte. Und so wurden die beiden während meiner ersten fünf Lebensjahre zu Ersatzeltern. Meine frühe Kindheit war gar nicht mal so übel: lange Spaziergänge im Wald, Kaninchenlöcher, die magischen Sonnenuntergänge eines Winters im Flachland und Frost, der unter dem purpurnen Himmel glitzerte.

Meine wahren Eltern tingelten unterdessen durch die Nachtclubs, wo sie eine Hundeschau aufführten. Pudel, Reife, Turnanzüge. Auch eine Art, seinen Lebensunterhalt zu verdienen.

Wir wohnten in einer Sozialbausiedlung, 52 Manton Crescent. Die Zahl war in Weiß an die Mauer der gewöhnlichen, aus Ziegeln gebauten Doppel-Mietshaushälfte gemalt. Benannt war die Straße nach dem Kohlebergwerk, in dem mein Großvater arbeitete.

Seine Karriere als Grubenarbeiter hatte er schon mit dreizehn begonnen. Dafür war er eigentlich zu klein gewesen, doch er gab nicht nur ein falsches Alter an, sondern log listigerweise auch noch unverfroren über seine Größe – die wie bei mir nicht gerade überragend war. Laut den Regeln war man groß genug, um unter Tage zu gehen, wenn die Laterne, die an einer Kordel am Gürtel hing, nicht über den Boden schleifte. Also machte er einfach zwei Knoten in die Kordel. Fast wäre er in den Krieg gezogen, doch er kam nicht weiter als bis zum Gartentor. Er war zwar als freiwilliger Teilzeit-Reservist Mitglied der Territorial Army. Aber als Bergarbeiter war seine Arbeit zu wichtig, um ihn an die Front zu schicken.

Und so stand er da in seiner Uniform, während seine Einheit in Frankreich in die Schlacht marschierte. Es war einer dieser Zurück in die Zukunft-Momente: Hätte er das Gartentor geöffnet, um mit seinen Kumpels in den Krieg zu ziehen, wären viele Dinge nicht passiert – mich eingeschlossen. Aber meine Großmutter stand trotzig in der Tür und sagte: »Wenn du verdammt nochmal jetzt gehst, werde ich bei deiner Rückkehr nicht mehr hier sein.« Er blieb. Die meisten aus seinem Regiment kamen nie nach Hause.

Aufgrund der Arbeit meines Großvaters bekamen wir nicht nur die Sozialwohnung gestellt, sondern auch Kohle frei Haus geliefert. Die Kunst, den Ofen zu befeuern, der unser Haus wärmte, machte mich zu dem leidenschaftlichen Pyromanen, der ich heute noch bin. Dafür hatten wir kein Telefon, keinen Kühlschrank, keine Heizung, kein Auto, nicht mal eine Toilette im Haus. Stattdessen mussten wir die Kühlschränke anderer Leute verwenden und benutzten eine kleine Vorratskammer. Sie war feucht und kalt, also hielt ich mich von ihr fern, so gut es ging. In der Küche gab es zwei elektrische Kochplatten und einen Backofen, der ebenfalls mit Kohle betrieben wurde. Strom betrachteten wir als Luxus, den man unbedingt meiden musste. Aber wir besaßen einen Staubsauger und mein Lieblingsgerät: eine Mangel – zwei Walzen, die das Wasser aus der frisch gewaschenen Kleidung quetschten. Sie wurden mit einem riesigen Griff gedreht, woraufhin die trocken gepressten Bettlaken, Hemden und Hosen in einen Korb purzelten.

Für mich gab es eine Plastikbadewanne – mein Großvater kehrte ja immer sauber aus den Waschräumen der Mine zurück. Manchmal kam er aber auch aus dem Pub nach Hause, stank nach Bier und Zwiebeln, kroch zu mir ins Bett und fing an, laut zu schnarchen. Im Mondlicht, das durch die hauchdünnen Vorhänge schien, konnte ich die blauen Narben auf seinem Rücken sehen, Andenken an ein Leben unter Tage.

Wir hatten einen Schuppen, in dem auf Holzstücke eingehämmert und geschlagen wurde. Warum, weiß ich nicht, aber für mich war dieser Schuppen ein ideales Versteck, das sich abwechselnd in ein Raumschiff, Schloss oder U-Boot verwandelte. Zwei alte Eisenbahnschwellen in unserem kleinen Hof wurden zum Segelboot, und ich angelte immer wieder Haifische aus den Rissen im Betonboden. Dann gab es da noch den Schrebergarten voller Chrysanthemen, die jedoch nicht lange überlebten: Sie gingen in Rauch auf, als sie eines Nachts von einer Feuerwerksrakete getroffen wurden.

Haustiere hatten wir keine, außer einem Goldfisch namens Peter, der verdächtig lange lebte.

Eines hatten wir jedoch: einen Fernseher, Fixpunkt meiner gesamten frühen Kindheit. Sein Bildschirm – vielleicht sieben oder acht Zoll in der Diagonale, in Schwarzweiß und mit körnigem Bild – brachte die große weite Welt in unser Haus. Da es sich um einen uralten Röhrenfernseher handelte, brauchte er mehrere Minuten, um warm zu werden. Beim Ausschalten dagegen verdichtete sich sein Licht langsam zu einem kleinen Punkt – ein Schauspiel, das für sich selbst genommen schon sehenswert war. Manchmal hatten wir Gäste, die vorbeikamen, um ihn zu bewundern und zu streicheln. Gar nicht mal, um das Programm anzusehen. So faszinierend war er. Die geheimnisvollen Knöpfe und Räder auf der Vorderseite mussten wie große Zahlenschlösser gedreht werden, um einen der beiden verfügbaren Kanäle zu wählen.

Die Außenwelt, also alles jenseits von Worksop, lernte man hauptsächlich durch Klatsch und Tratsch oder den Daily Mirror kennen. Die Tageszeitung wurde immer zum Feuermachen verwendet, und ich las die Nachrichten meistens erst kurz bevor sie im flammenden Inferno landeten. Als Yuri Gagarin als erster Mensch in den Weltraum flog, starrte ich das Foto an und dachte: Wie können wir das nur verbrennen? Ich faltete den Artikel zusammen und hob ihn auf.

Wenn Klatsch und Zeitungsmeldungen nicht genügten,...

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