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E-Book

Wie Gott uns Raum zum Leben schenkt

Ein Plädoyer für Weite im Glauben

AutorJulius Steinberg
VerlagSCM R.Brockhaus im SCM-Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl208 Seiten
ISBN9783417228182
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis3,99 EUR
Wer als Christ aus Gehorsam seine eigenen Bedürfnisse zu oft vernachlässigt, erlebt häufig, dass seine Seele leidet. Mit diesem Missverständnis räumt der Autor und Theologieprofessor Julius Steinberg auf, indem er die befreiende Wahrheit der Schöpfungsgeschichte und der Zehn Gebote dagegenhält: Gott hat in fürsorglicher Weise von Anfang an Schutzräume für uns eingerichtet, in denen Körper und Seele vorkommen dürfen. Es ist Platz zum Aufatmen und Aufleben da! Erfahrungsberichte und praktische Impulse zeigen Ihnen, wie es gelingen kann, sich selbst und seinem Nächsten diese Räume zu gewähren.

Julius Steinberg, Jg. 1972, ist verheiratet und hat zwei Kinder. Er hat Theologie in Gießen und in Leuven studiert und war Prediger einer Landeskirchlichen Gemeinschaft. Seit 2007 lehrt er im Fachbereich Altes Testament an der Theologischen Hochschule Ewersbach. www.steinberg-theologie.de

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Kapitel 5


Raum für Mensch und Tier:


Warum Naturschutz ein biblisches Thema ist


Vor einigen Jahren sind wir aus der Stadt aufs Land umgezogen. Unser Haus liegt am Rand des Dorfes. Direkt hinter dem Garten beginnt der Wald. Zum ersten Mal habe ich bewusst wahrgenommen, von wie viel Natur wir eigentlich umgeben sind. Wie viele Wesen betrachten unser Grundstück ebenfalls als ihr Eigentum! Da gibt es alle Arten von Vögeln, z.B. Meisen und Rotkehlchen, aber auch ein Pärchen von Eichelhähern, die offensichtlich in der Nähe nisten, ebenso ein beeindruckendes Krähenpaar, das auch die gesamte benachbarte Parklandschaft sein Reich nennt. Eichhörnchen leben in den Bäumen, Maulwürfe haben ihr Zuhause unter unserer Grasnarbe gefunden, Fledermäuse im Spalt hinter den Fassadenschindeln. Von der Rückseite des Zauns her beäugt uns im Winter das Rotwild. Sie und auch die Wildschweine kennen zum Glück den geheimen Durchgang nicht, den die Waschbären fanden: Eines Abends saßen sie zu fünft auf der Terrasse und verspeisten unsere Vogelfutter-Vorräte.

Dazu kommt eine unüberschaubare Vielzahl an Insekten und anderen fliegenden, krabbelnden und kriechenden Tierchen. Unter jedem Stein, den man hochhebt, stürmt eine Assel oder ein anderes kleines Etwas mit vielen Beinchen davon. Jeder Spatenstich bringt einen Regenwurm zum Vorschein. Ameisen unternehmen ihre Kolonisierungsversuche an allen möglichen und unmöglichen Stellen rings um das Haus. Spinnen, leider auch die der unsympathischen Variante (groß und schnell), finden immer wieder ihren Weg ins Haus. Das Weibchen des Weberknechts zog in der Kellerecke ihre Jungen auf. Auch eine Kröte hüpfte schon im Wohnzimmer herum und eine Maus fand ihre letzte Ruhestätte unter einem Abstellregal. Wir Menschen sind hier eindeutig in der Unterzahl!

Wie ein Fisch im Wasser

Die Menschen, die unter der Leitung des Heiligen Geistes die Schöpfungsgeschichte aufgeschrieben haben, müssen gute Beobachter gewesen sein, kluge Philosophen und auch begabte Poeten: Sie beobachteten die Natur um sich herum, Gott ließ sie das Zueinander von Lebensräumen und Lebewesen sehen und es als Gottes Absicht mit seiner Schöpfung verstehen, und sie woben diese Erkenntnisse zu einem kunstvollen literarischen Text zusammen.

Die Schöpfungsgeschichte beschreibt dabei nicht nur einen einzigen Lebensraum auf der Erde, sondern mehrere. Offensichtlich fragt sie nicht nur nach dem, was für den Menschen wichtig ist, sondern gibt der Tierwelt ihr eigenes Recht. Drei Grundkategorien von Lebensräumen werden behandelt: die Luft, das Wasser und das feste Land.

Heutige Wissenschaftler verwenden eine viel feinere Einteilung. Sie sprechen von Biotopen, Habitaten oder ökologischen Nischen. Und doch bleibt das Grundprinzip das gleiche: Jedes Lebewesen passt zu einem bestimmten Lebensraum. Die Giraffe ist für die Steppe gemacht; der Frosch kann nur im Feuchtgebiet leben; der Eisbär ist auf arktische Temperaturen eingestellt.

In der Schöpfungsgeschichte geht es nicht darum, die Natur analytisch in allen Details zu beschreiben, sondern darum, die Grundidee von Schöpfung zu vermitteln. Daher ist es für sie ausreichend, mit Luft, Wasser und Land die drei grundlegenden Lebensräume zu benennen. Auch einige andere Besonderheiten lassen sich so am besten erklären. Die Pflanzen erscheinen in der Schöpfungsgeschichte auf der „Seite“ der Lebensräume, nicht der Lebewesen (siehe Schaubild S. 30). Heute stufen wir Pflanzen natürlich als Lebewesen ein, die sich wie auch die Tiere in den jeweils zu ihnen passenden Lebensräumen ausbreiten. Andererseits: Aus der Sicht von Tier und Mensch betrachtet lassen sich Pflanzen durchaus der „Ausstattung“ unseres Lebensraums zurechnen. Viele Tierarten sind ganz grundlegend von der Pflanzenwelt abhängig. Ohne Pflanzen wäre das feste Land für uns tatsächlich kein Lebensraum.

Dreifacher Segen

Eine zweite Besonderheit ist die: Einigen Bibelauslegern ist aufgefallen, dass Gott Fischen und Vögeln einen Segen zuspricht, den Landtieren aber nicht. Die Ausleger sind sich allerdings einig: Dies kann nichts mit einer angenommenen geringeren Wertigkeit der Landtiere zu tun haben. In der damaligen landwirtschaftlichen Kultur waren gerade die Landtiere besonders wichtig, und es gibt auch sonst in der Bibel keine Hinweise darauf, dass man die Tierarten auf diese Weise unterschiedlich bewertete. Dass bei den Landtieren kein Segen ausgesprochen wird, muss daher allein von der literarischen Struktur der Erzählung her bedingt sein: Am sechsten Schöpfungstag soll der Schwerpunkt auf dem Menschen liegen, nicht auf Tieren. Insgesamt spricht die Schöpfungsgeschichte, wie oben schon einmal gesagt, drei Segenszusagen aus: über die Tiere (5. Tag), über die Menschen (6. Tag) und über den Sabbat (7. Tag). Ein vierter Segensspruch würde die Symbolik stören. Zwar sind am fünften Tag nur die Tiere des Wassers und der Luft direkt angesprochen, wir können aber davon ausgehen, dass die Landtiere sozusagen mitgemeint sind.

Es ist also wichtig, dass wir die Schöpfungsgeschichte nicht mit falschen Maßstäben messen, sondern in ihrem eigenen Licht betrachten. Eine naturkundliche Ebene, eine literarische Ebene und eine theologische Ebene greifen auf kunstvolle Weise ineinander. Wenn wir das beachten, stellen wir fest: Jedes Element der Geschichte steht an seinem passenden Ort im Ganzen.

Jede Tierart passt also zu einem bestimmten Lebensraum. Die Naturwissenschaft führt dieses Zueinander auf den Prozess der Evolution zurück, der schrittweisen Anpassung von Wesen an die vorhandenen Lebensräume. Die Schöpfungsgeschichte bringt allerdings zum Ausdruck, dass die Zuordnungen nicht einfach zufällige Tatsachen sind, sondern im Willen Gottes begründet liegen. Seid fruchtbar und vermehrt euch! Füllt eure Lebensräume!

Das ist Gottes Segenszuspruch, der allen lebenden Wesen gilt, nicht nur den Menschen.

Auftrag zur Ausbeutung?

In den vergangenen Jahrtausenden hat sich der Mensch unaufhaltsam auf der Erde ausgebreitet. Durch Landwirtschaft und Städtebau hat er die Urwälder zurückgedrängt und seine Umgebung geformt und gestaltet. Heute muss man lange suchen, um noch ein vom Menschen unberührtes Fleckchen Natur zu finden. Aber nicht nur das. Vor allem seit der Industrialisierung fügt das Handeln der Menschen der Natur zunehmend Schaden zu. Die Luft wird mit Schadstoffen belastet. Das Verbrennen von Kohle, Öl und Gas führt zu einem globalen Treibhauseffekt mit unabsehbaren Folgen. Auch die Gewässer leiden unter der Anreicherung mit Düngemitteln und mit chemischen Giftstoffen. Weltweit sind die Strände mit Plastikmüll bedeckt. Im Nordatlantik treibt ein Teppich aus Plastikteilen, von dem es heißt, er sei so groß wie Mitteleuropa. Die Lebensräume vieler Tierarten sind durch den Menschen bedroht. Andere Arten geraten durch Jagd und Wilderei an den Rand ihrer Existenz. Aber auch die Menschheit selbst könnte wegen ihres verantwortungslosen Handelns eines Tages zu den „bedrohten Arten“ gehören. Denn die Ressourcen der Erde sind zwar groß, aber nicht unendlich.

Viele weitere Beispiele könnte man finden. Die Themen Umweltzerstörung und Umweltschutz erfahren ja auch in den Medien breite Aufmerksamkeit.

Die Bibel beauftragt den Menschen dazu, die Natur zu beherrschen (1. Mose 1,26.28). Angesichts der aktuellen Entwicklungen kann man das durchaus zwiespältig hören. In der öffentlichen Diskussion wird der Satz jedenfalls ausschließlich kritisch zitiert. Klingt er nicht tatsächlich wie ein Freibrief, die Natur auszubeuten? Trägt demnach der christliche Glaube gar eine Mitschuld an der Zerstörung unserer Umwelt?

Den Umweltschutz haben die großen Kirchen unter der Überschrift „Bewahrung der Schöpfung“ schon lange zum Thema gemacht. Im freikirchlichen Bereich ist das weniger der Fall. Da ist mir auch schon ein ausgesprochenes Desinteresse oder sogar Ablehnung begegnet. Doch sollte man daraus nicht die falschen Schlüsse ziehen: Die Haltung hat nach meiner Einschätzung weder mit einer Verantwortungslosigkeit gegenüber der Schöpfung zu tun noch mit einem ausbeuterischen Verständnis von 1. Mose 1,28. Die Gründe liegen an anderen Stellen.

Zum einen kam die neuere Umweltschutzbewegung der 1970er-Jahre gewissermaßen „im Paket“ mit einigen anderen Themen auf. Zum alternativen Lebensstil der „Ökos“ gehörten eben auch eine grundsätzlich kritische Haltung gegenüber der Wirtschaft, die Ablehnung von Autoritäten und antiautoritäre Erziehung, sexuelle Freizügigkeit und anderes. Christen, die dazu eine Gegenposition einnahmen, lehnten den ökologischen Gedanken gleich mit ab.

Zum anderen bestand in manchen christlichen Kreisen die Sorge, dass eine zu starke Beschäftigung mit „weltlichen“ politischen Themen vom eigentlichen geistlichen Auftrag der Kirche ablenke. Diese Haltung ist nach wie vor anzutreffen, erkennbar zum Beispiel an der absurden Debatte, ob Christen missionarisch oder diakonisch tätig sein sollten: Beides ist natürlich originär biblischer Auftrag.

Inzwischen haben sich die Dinge allerdings weiterentwickelt. Das Anliegen des Umweltschutzes ist nicht mehr notwendig an bestimmte politische Positionen gekoppelt. Die jüngere Generation ist in großer Breite für das Thema sensibilisiert. Wir sehen die globalen Herausforderungen, vor denen wir stehen. Viele Gemeindeglieder erkennen auch die Verantwortung, die wir gerade als Christen übernehmen sollten.

Als Repräsentanten Gottes

Verantwortung ist auch das...

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