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E-Book

Wie ist Gott?

Die Antwort des christlichen Glaubens

AutorKarl Josef Wallner
VerlagMedia Maria Verlag
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl255 Seiten
ISBN9783945401606
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
Es ist höchste Zeit, sich wieder der zentralsten Frage des Glaubens zuzuwenden, der Frage nach Gott. Dazu fordert schon die Begegnung mit den anderen Religionen heraus: Wer ist denn dieser Gott, an den die Christen glauben? Was unterscheidet die christliche Gottesoffenbarung von den nichtchristlichen Religionen? Was bedeutet es, dass die Christen Gott als 'Vater', 'Sohn' und 'Heiligen Geist' bekennen? Pater Karl Wallner begeistert mit seinen ebenso fundierten wie humorvollen Glaubensvorträgen Jung und Alt. In diesem Buch stellt er lebendig und für jedermann verständlich den christlichen Gott vor. 'Wie ist Gott?' ist eine Einladung, den dreifaltigen Gott besser kennen und tiefer lieben zu lernen.

Pater Karl Josef Wallner, geboren 1963 in Wien, ist Zisterzienser des Stiftes Heiligenkreuz im Wienerwald und Rektor der Phil.-Theol. Hochschule Benedikt XVI. Heiligenkreuz, an der er Dogmatik lehrt. Er hat zahlreiche Bücher verfasst; sein Bestseller 'Sinn und Glück im Glauben' erscheint bereits in der 3. Auflage.

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Leseprobe

EINLEITUNG

Wenn jemand geistig weggetreten ist, dann verwenden wir in Österreich dafür die Redewendung: „Jemand steht neben den Schuhen.“ Ich fürchte, dass wir Christen heute wirklich „neben den Schuhen“ stehen, denn wir haben die Substanz unseres Glaubens vergessen. Wir sind von innen wie außen gelähmt, weil wir uns zu sehr mit Themen beschäftigen, die nicht den Kern der Sache betreffen. Was ohne Wesen ist, wird aber verwesen.

Als Kind habe ich meine ersten religiösen Gedanken deshalb gehabt, weil meine Eltern mir abends vor dem Schlafengehen vom „lieben Gott“, der mich liebt und mich behütet, erzählt haben. Sie haben mich das vertrauensvolle Gebet zu dem großen und unsichtbaren Gott gelehrt, von dem sie gesagt haben, dass er mein Vater im Himmel sei. Die „Schuhe“, durch die gelernt habe, religiös zu gehen, das war die Rede von Gott, vom „lieben Gott“. Das Wort „Gott“ ist mir immer nur in der Verbindung mit dem Adjektiv „lieb“ begegnet. So geheimnisvoll dieser „Gott“, zu dem ich da als Kind beten lernte, auch immer war, eines war mir klar: Gott ist ein liebender, ein „lieber Gott“.

Doch das Gottesgeheimnis und die überwältigende Gnadenmacht dieses faszinierenden Wesens namens Gott spielt für uns Christen heute scheinbar keine Rolle mehr. Wir haben andere Themen. Unter dem Thema „Kirche“ etwa fällt uns alles Mögliche ein, leider vorwiegend Negatives: Zölibat, Moral, Bischofsernennungen, Frauenpriestertum, Missbrauch usw. Die Religion, die vor über 2000 Jahren mit dem Engelsruf über Bethlehem in diese Welt eingetreten war: „Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude!“ (Lk 2,10), erweckt derzeit nicht den Eindruck, als könnte man durch sie Freude und Lebensglück finden. Wir haben uns innerkirchlich nebensächliche Frustthemen wie mächtige Balken vor den Kopf gebunden – oder binden lassen. Wer aber ein Brett vor dem Kopf hat, der kann weder sich selbst noch anderen helfen (vgl. Mt 7,3ff; Lk 6,41f).

Ich erinnere mich noch, wie die Botschaft vom „lieben Gott“, die dann später nicht nur durch meine Eltern und Großmütter, sondern auch durch Pfarrer und Religionslehrer in mein kindliches Herz getragen wurde, ein Gefühl von Geborgenheit und Fülle ausgelöst hat. Ist nicht Gott das Eigentliche und Letzte, dessen wir alle bedürfen? Von dem – leider pantheistisch angewehten – deutschen Mystiker Jakob Böhme stammt das durchaus kluge Wort: „Der Mensch hat Heimweh, weil er Heimweh ist.“ Als Gymnasiast hat mich Augustinus mit seiner Werther’schen Sehnsucht nach Gott begeistert, und ebenso fasziniert mich heute noch, dass es so etwas wie eine kirchenamtliche Lehre gibt, die tatsächlich davon ausgeht, dass jeder Mensch von Natur aus religiös ist. Wir sind dazu verurteilt, Heimweh nach einer letzten großen Heimat zu haben, weil wir von Natur aus „Heimweh sind“.

Und darum schmerzt es mich, dass wir derzeit thematisch „neben den Schuhen“ stehen. Als Jugendseelsorger mache ich die Feststellung, dass religiöses Desinteresse und spirituelle Abgestumpftheit oft nur Fassade sind; dahinter verbirgt sich ein unstillbares Vakuum. Auch der anhaltende Boom der postmodernen Esoterik ist für mich ein Beweis dafür, dass die Menschen unausrottbar religiös sind. Sie suchen nach einem Weg in die letzte Heimat, weil sie spüren, dass sie hier auf Erden „elend“ sind. „Elend“ kommt von „außer Land“ und entspricht dem lateinischen exsilium, von der Heimat verbannt. Die Suche nach einem Weg in das Eigentliche gehört zur Programmatik unserer menschlichen Existenz. Und die Religionen sind solche Wege. Darum wurde der christliche Glaube zuerst schlicht „der Weg“ genannt (Apg 9,2; 19,9.23; 22,4.14.22). Der Weg, den wir Christen gehen und den wir anderen zu weisen haben, ist der Weg zu Gott, den uns Christus eröffnet hat.

In diesem Buch geht es um Gott. Keine Sorge, ich werde in diesem Buch nicht so tun, als könnte ich Ihnen Gott beweisen. Das brauche ich auch gar nicht, denn diese „Arbeit“ erledigt Gott ja selbst: Er beweist seine Existenz durch die Werke, die er geschaffen hat. Von nichts kommt nichts; von nichts kann niemals etwas kommen! (vgl. Röm 1,13). Und seit er im Alten Testament Menschen angesprochen hat und sein „Wort“ im Neuen Bund selbst Mensch geworden ist, wissen wir ja, dass er ein sprechender Gott ist. Gott ist kommunikativ – wenn wir ihn nur lassen! Die bescheidene Aufgabe von uns Theologen besteht darin, zu einer Offenheit des Denkens anzuregen.1 Und das ist heute notwendiger denn je! Für viele Menschen, selbst für gläubige, ist Gott nur ein „Irgendetwas“. Die Redewendung „Irgendetwas wird es schon geben“ ist aber theologisch unerträglich, denn das Wesen des christlichen Glaubens besteht ja darin, dass Gott sich geoffenbart hat. Unser Gott ist kein schweigendes und im Jenseits sich verbergendes „Irgendetwas“, das uns Menschen mit einer sinnlosen Religiosität quält, dass wir ihn „ertasten und (er)finden“ müssten (Apg 17,27). Christlicher Glaube ist das Staunen darüber, dass Gott uns sein innerstes Wesen zugekehrt hat, und dieses Wesen ist dreifaltige Liebe.

Hier geht es nicht um die Frage „Ob es Gott gibt“, denn dazu braucht man keine Religion, das sagt einem ja das vernünftige Denken. Darum sind auch mindestens neunundneunzig Prozent der Menschheit faktisch in irgendeiner Form religiös, religiös im weitesten Sinn. Hier geht es um die Frage „Wie ist Gott?“ Der christliche Glaube verkündet ja einen Gott, der sich uns nicht entzieht, sondern der sich offenbart; der nicht schweigt, sondern der uns anruft; der sich nicht versteckt, sondern liebend auf uns zugeht. Der Gott, an den wir glauben, ist kein „Irgendetwas“, sondern er ist der Eine, der zugleich Vater, Sohn und Heiliger Geist ist. Gott ist dreifaltig. Achtung: Es handelt sich nicht um ein systematisches Lehrbuch über den christlichen Gottesbegriff, dazu gibt es Besseres, Prägnanteres und Theologischeres. Ich verstehe dieses Buch als eine Art Appetizer, um den Leser auf den Geschmack zu bringen, sich tiefer mit der christlichen Gottesoffenbarung, vor allem auch mit der Dreifaltigkeit auseinanderzusetzen.2 Die einzelnen Kapitel habe ich deshalb auch so verfasst, dass man sie unabhängig voneinander lesen kann und sie doch immer den Blick auf das große Ganze freigeben.

Als Kind konnte ich mir nicht vorstellen, dass es dieses Etwas namens „Gott“ außerhalb der adjektivischen Beschreibung „der liebe Gott“ gibt. Das war die Vorgabe aus der klugen Glaubenserziehung, die mir durch meine Eltern, die geistlichen Kindergartenschwestern und Religionslehrer geschenkt wurde. Doch warum Gott tatsächlich immer und unaufgebbar „der liebe Gott“ ist, das hat sich mir erst im Kennenlernen des Glaubens erschlossen. Erst mit dem Nachdenken über Gott hat sich mir in wunderbarer Klarheit und einleuchtender Helligkeit enthüllt, warum Gott tatsächlich „der liebe Gott“ ist: Gott ist „lieb“, ja, er ist „die Liebe“, weil er es von Ewigkeit in sich ist; weil er sich als Vater, Sohn und Heiliger Geist in dieser Welt als „die Liebe“ geoffenbart hat. Gott ist „der liebe Gott“, weil er der „dreifaltige Gott“ ist.

Ich muss den Leser meines Plädoyers, sich intensiver mit dem Gott der christlichen Offenbarung, also mit dem dreifaltigen Gott, auseinanderzusetzen, allerdings noch warnen. Wenn ein Zisterzienser über Trinität schreibt, dann mahnt ein Blick in die Theologiegeschichte zur Vorsicht. Unser uralter, schon im Jahr 1098 gegründeter Mönchsorden hat in seiner langen Geschichte keinen einzigen lehramtlich verurteilten Häretiker hervorgebracht, mit einer Ausnahme. Die Irrlehre bezog sich ausgerechnet auf die Dreifaltigkeit und wurde von dem berühmten Abt Joachim von Fiore in Kalabrien († 1202) vorgetragen. Joachim, der ein frommer Abt war, betrieb eine merkwürdige, fast mathematische Schriftauslegung; er entwickelte eine Geschichtstheologie, mit der er die mittelalterliche Kirche noch Jahrzehnte nach seinem Tod in Atem hielt. Joachim lehrte, dass es gemäß den drei göttlichen Personen auch drei Stufen in der Heilsgeschichte gebe: das Alte Testament sei die Zeit des Vaters gewesen, das Neue Testament und die Zeit der Kirche sei dem Sohn zuzuordnen. Und schließlich gebe es da noch in baldiger Zukunft die Zeit des Heiligen Geistes, die Joachim mit dem 1000-jährigen Friedensreich auf Erden aus der Apokalypse (vgl. Offb 20,2–6) gleichsetzte: also eine irdische Heilszeit, in der auf Erden totale Gerechtigkeit herrschen, bevor dann endgültig das geistige Himmelreich anbrechen wird. Die heiligste Dreifaltigkeit war hier als Logisierungsprinzip für die Weltgeschichte missbraucht worden … Joachim starb fromm im Jahr 1202, dreizehn Jahre später, 1215, verurteilte ihn das Vierte Laterankonzil unter dem großen Innozenz III. wegen dieser allzu plumpen...

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