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E-Book

Wie Sie Ihre Hirnwichserei abstellen und stattdessen das Leben genießen

AutorGiulio Cesare Giacobbe
VerlagGoldmann
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl160 Seiten
ISBN9783641119195
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis7,99 EUR
Witzig, provokant, geistreich - freche Lebenshilfe der charmantesten Art ...
Wir denken viel zu viel. Statt das Leben zu nehmen, wie es uns täglich neu entgegentritt, verlassen wir uns auf das, was wir planen, kalkulieren, erwarten, aufarbeiten et cetera. Dies nennt Giacobbe die Neurose der 'Hirnwichserei'. Dieser Zeitkrankheit rückt der Psychologieprofessor mit pointiertem Witz und unerschöpflichem Fachwissen zu Leibe. Wir erfahren, wie wir positive Hirnwichsereien, zum Beispiel die Besessenheit von kreativen Projekten, zu unseren Gunsten nutzen können und vor allem: mit welchen Methoden wir unsere angeborenen Reaktionen überlisten, so dass wir das Leben endlich in seiner ganzen Fülle genießen können.

Giulio Cesare Giacobbe hat Philosophie und Psychologie studiert. Nach einer Ausbildung zum Psychotherapeuten lehrt er heute Psychologische Grundlagen der therapeutischen Techniken Asiens an der Universität von Genua.

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Leseprobe

Kapitel 2


Was ist Hirnwichserei?


Mögliche Definitionen


Stellen wir zunächst einmal klar: Hirnwichserei ist etwas völlig Natürliches. Wenn Sie zur Gruppe der Hirnwichser gehören, sind Sie weder ein Ungeheuer noch über die Maßen dämlich9. Wir sind alle Hirnwichser.

Wissenschaftler gehen davon aus, dass man zuerst eine ordentliche Definition braucht, wenn man etwas richtig begreifen will. Das sollen sie mir mal vorführen, zum Beispiel an meiner Cousine Caterina. Der gebildete Leser, so ein solcher sich überhaupt zwischen die Seiten dieses Buches verirrt, wird vermutlich gegen eine wissenschaftliche Definition des Begriffes Hirnwichserei nichts einzuwenden haben:

 

»Hirnwichserei« nennt man Gedanken, die keinerlei Bezug zur Realität haben.

 

Gestützt auf diese Definition glauben Sie jetzt wohl, dass Sie sich noch nie mental einen runtergeholt haben. Das ist ein geradezu klassisches Beispiel für Hirnwichserei.

Natürlich hängt hier alles davon ab, wie man den Begriff »Realität« definiert. Meine Definition dieses Begriffes ist ohnehin die einzig reale, wie Ihnen jeder beliebige Flachlandbauer bestätigen wird.

 

Realität ist unser Körper und dessen unmittelbare physische Umgebung.

 

Sie finden diese Definition etwas zu materialistisch? Nun ja. Da haben Sie wohl Recht. Aber was ist gegen ein wenig Materialismus einzuwenden? Real ist der Materialismus jedenfalls. Wenn Sie jedoch den Mut haben, dies als Realität zu akzeptieren, dann haben Sie auf dem Weg zum Ende der Hirnwichserei und zum vollen Lebensgenuss – immer vorausgesetzt, dass Sie das Buch zu diesem Zweck lesen, auch Masochisten lesen nämlich gern – schon die halbe Strecke hinter sich gebracht.

Normale Menschen (wie ich zum Beispiel oder der Klempner aus Buxtehude, den ich letzte Woche beim Pilzesammeln kennen gelernt habe) wissen nur zu gut, dass dem so ist. Neurotiker allerdings, damit meine ich Hysteriker, Neurastheniker, Phobiker, Depressive, Schizoide, Paranoide und was es da sonst noch gibt, also letztlich alle anderen, sind fest davon überzeugt, dass die Wirklichkeit in ihrem Kopf stattfindet. Es ist zum Verrücktwerden. Und genau das tun sie dann ja auch. Was das Ungleichgewicht noch stärker verschiebt. Denn die Neurotiker sind, absolut gesehen, einfach in der Überzahl.

Die positive Hirnwichserei


Nicht jede Form der Hirnwichserei ist schädlich: Es gibt auch positive Hirnwichsereien. Wenn man Sie zu einer Gartenparty in einem Schützengraben des Karstgebirges einlädt und Sie merken plötzlich, dass rund um Sie der 1. Weltkrieg am Laufen ist, dass es keine Snacks vom Caterer gibt, der Martini nach Pulverdampf schmeckt und Sie obendrein noch Hunger und Durst verspüren bzw. eine Todesangst, von einem der rundherum auf der Lauer liegenden Heckenschützen  – die natürlich, entgegen ihrem Namen, nicht hinter einer Hecke, sondern in den anderen Gräben lauern – zwischen die Augen getroffen zu werden, während der Hausherr darauf besteht, dass Sie mindestens noch bis nächstes Jahr bleiben (Ist das nicht ein Superbeispiel für eine misslungene Party? Oder für eine schwierige Umweltsituation?), was unternehmen Sie dann, um der Spannung HerrIn zu werden, die sich Ihrer mit Gewalt bemächtigt? Als Mann denken Sie an Ihre Frau (nackt) und Ihre Kinder (angezogen), die Sie zu Hause mit ausgestreckten Armen erwarten. Als Frau hingegen denken Sie an Ihren Mann (angezogen) und Ihre Kinder (nackt), die zu Hause mit ausgestreckten Armen auf Sie warten. Wieso Frauen wohl immer alles genau verkehrt herum machen müssen, würde ich zu gern mal in Erfahrung bringen. (Andererseits: Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, als Frau in einer Schützengrabenparty im Karstgebirge zur Zeit des 1. Weltkriegs zu landen? So viel zum Thema »Chancengleichheit«!) Jedenfalls verschafft dieser Gedanke Ihnen vorübergehend Erleichterung. Natürlich ist auch das Hirnwichserei. Ohne jeden Zweifel. Aber da sie positiv wirkt, ist sie von der wohltuenden Sorte.

Daher wollen wir Folgendes definitorisch festhalten:

 

Hirnwichsereien mit wohltuender Wirkung sind positiv.

 

Eine Sonderform der positiven Hirnwichserei ist das schöpferische Denken. Kunst, Wissenschaft, Philosophie sind nichts anderes als positive Hirnwichsereien.

Die wirkliche Welt behagt Ihnen nicht? Nichts leichter als das. Erfinden Sie sich eine, in der Sie wie Gott in Frankreich leben. Natürlich ist auch dies letztlich nichts anderes als Realitätsflucht. Aber immerhin ist sie nicht von schlechten Eltern!

Dabei genießen wir das Leben. Es geht uns gut. Die Hirnwichserei verschafft uns Erleichterung. Also ist sie, zumindest was uns betrifft, positiv.

Hier ist allerdings Vorsicht geboten: Hirnwichsereien sind wie Pilze. Bestimmte Sorten können tödlich sein. Andere sind zwar nicht tödlich, sorgen aber – in größeren Mengen genossen – für erhebliches Bauchgrimmen.

Was ist von einem Menschen zu halten, der sich in seinen Tagträumen verliert – auch wenn sie eindrucksvolle Kunstwerke, tief greifende wissenschaftliche Entdeckungen oder philosophische Ideen hervorbringen – und sich so immer stärker von der ihn umgebenden Welt entfernt? Wie unterscheidet solch ein Mensch sich von einem Drogensüchtigen?

Natürlich ist so ein Leben toll. Allerdings dürfen Sie in diesem Fall auch nicht erstaunt sein, wenn Sie eines Tages aus Ihrem Traum erwachen und feststellen, dass Sie es ohne die Hilfe eines Fotos nicht schaffen, sich das Aussehen Ihrer Kinder ins Gedächtnis zu rufen. Wenn Sie feststellen, dass Sie keinen einzigen Freund haben, dafür aber schlechten Atem, ein nicht existentes Sexualleben und dazu auch noch Verstopfung 10.

Freilich: Irgendjemand muss sich ja schließlich opfern, um der Menschheit ihr intellektuelles Erbe zu erhalten und es weiterzutragen11, doch in sozialer Hinsicht ist das Resultat solchen Engagements meist deprimierend.

Also Vorsicht: Sie können sich ja ruhig der Kunst, der Wissenschaft oder der Philosophie verschreiben, sollten dabei aber nicht den Kontakt zur Realität verlieren. Außerdem scheint es, dass die einzelnen Disziplinen von diesem Kontakt profitieren12.

Kunst, Wissenschaft und Philosophie gehören tatsächlich zu den wenigen Beispielen gelungener Hirnwichserei. Leider ist das die Ausnahme. Die anderen Hirnwichsereien nämlich sind wirklich schrecklich – und vor allem schädlich.

Die negative Hirnwichserei


Die negative Hirnwichserei lässt sich im Gegensatz zur positiven wie folgt definieren:

 

Hirnwichsereien mit schädlicher Wirkung sind negativ.

 

Wie aber könnte man den Prozess der negativen Hirnwichserei beschreiben? Als der Mensch sich endlich zum zivilisierten Wesen entwickelte, hat er zwar die physischen Gefahren seiner Umwelt in den Griff bekommen, dabei aber weit gefährlichere Feinde in seinem Kopf geschaffen. Sein Ich hat sich von seinem Körper – bis dato seine einzige Wirklichkeit – auf eine ganze Reihe von Rollenbildern und Vorstellungen ausgedehnt. Auf Symbole also, die alles andere als real sind.

So fühlen wir die Integrität unseres Ich in mehr oder weniger starkem Maße bedroht, wenn »Bestandteile« unseres Lebens in Gefahr sind: Ehefrau, Kinder, Bankkonto, Auto, Fernsehgerät, Job, Freunde, Mittagsschläfchen, Hund, Eltern, Ruf, Gesundheit, Ehre, Lieblings-Fernsehserie, Leistungsfähigkeit (bei Männern vor allem sexueller Natur), Unberührtheit (bei Frauen vor allem sexueller Natur), Rechtschaffenheit, Intelligenz, sozialer Status und so weiter und so fort13.

Unser Ich ist mittlerweile ganz schön aufgebläht. Gigantisch. Wie eine dieser Kletterpflanzen, die alles um sich herum erstickt. Je mehr Dinge und Beziehungen jemand sein Eigen nennt, je reicher und mächtiger dieser Jemand also ist, desto aufgeblähter zeigt sich sein symbolisches Ich14. Klar ist jedoch auch, dass das Ich, je größer, desto verletzlicher ist. Einen Soldaten zu erschießen fällt ja auch leichter, wenn man ein ganzes Regiment vor sich hat und nicht nur einen einzigen armseligen Uniformträger. Das Resultat: Wir fühlen uns ständig in irgendeinem Teil unseres symbolischen Ich angegriffen.

Reale Angriffe auf unseren Körper sind mittlerweile eher rar geworden. Unser Alarmsystem aber unterscheidet nicht zwischen echten physischen und symbolischen Aggressionen, die wir nur als solche empfinden. Das liegt daran, dass es von einem Impuls aktiviert wird, der direkt aus dem Gehirn kommt und keineswegs von der Außenwelt. Und unser Gehirn betrachtet symbolische Angriffe unweigerlich als Aggression. Mit allen Konsequenzen.

Daraus folgt, dass wir ständig unter Spannung stehen. Und diese Spannung erleben wir als Leiden. Wir leiden also ständig. Wir sind unglücklich. Leiden, so meinte der Buddha, durchzieht unser ganzes Leben, so dass es zum entscheidenden Merkmal der gesamten menschlichen Existenz wird. Der Grund für dieses Leiden ist unsere Identifikation mit den Symbolen des Ich. Und eben das ist der Mechanismus, welcher der Hirnwichserei zu Grunde liegt. Genauer gesagt, der negativen Hirnwichserei. Deren innere Struktur wir an diesem Punkt genau erkennen können, was uns erlaubt, unsere Definition zu vervollständigen:

 

Die schädliche Hirnwichserei besteht in der Identifikation mit dem Ich und seinen Symbolen sowie im dadurch hervorgerufenen Leiden. Das Leiden wiederum entsteht, sobald...

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