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Wie wir wurden, was wir sind

Einführung in den Klassischen Liberalismus

AutorEamonn Butler
VerlagFinanzBuch Verlag
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl140 Seiten
ISBN9783960920694
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis2,99 EUR
Der Klassische Liberalismus ist eines der wichtigsten politischen und sozialen Ideale. Tatsächlich war diese Idee entscheidend für die Entwicklung der modernen Welt, in der wir heute leben. Volkswirtschaften gediehen unbehelligt, während Regierungen in ihrer Handlungsfreiheit eingeschränkt waren. Daraus resultierte die gigantische Verbesserung des Lebensstandards in den letzten zwei Jahrhunderten. Allerdings wird der Klassische Liberalismus oft missverstanden. Dies ist auch der starken Veränderung der Interpretation über die Jahre hinweg geschuldet. Eamonn Butler leistet durch seine klare und aktuelle Einführung einen wertvollen Beitrag zum besseren Verständnis der Perspektive, wie sie ursprünglich war und nun angewendet wird. Der Klassische Liberalismus genießt einen längst fälligen Aufschwung und die Thematik ist aktueller denn je!

Eamonn Butler ist Leiter des Adam Smith Institute, das als eine der weltweit führenden politischen Denkfabriken gilt. Er hat einen Abschluss in Wirtschaftswissenschaften, Philosophie und Psychologie und ist seit 1978 Doktor der Universität Saint Andrews. Während der 1970er-Jahre arbeitete er für das Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten zu Fragen der Rente und des Sozialsystems und lehrte Philosophie am Hillsdale College, Michigan, bevor er nach Großbritannien zurückkehrte, um bei der Gründung des Adam Smith Institute zu helfen. Butler ist Autor von Büchern über die Wirtschaftspioniere F. A. Hayek, Ludwig von Mises und Adam Smith. In führenden britischen Print- und Runkfunkmedien leistet er Beiträge zu aktuellen Themen.

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Leseprobe

2
WAS IST KLASSISCHER
LIBERALISMUS?


Am eindeutigsten lässt sich Klassischer Liberalismus darüber definieren, welchen Stellenwert er der individuellen Freiheit beimisst. Natürlich haben wir auch andere Werte – Ehrlichkeit, Loyalität, Sicherheit, Familie und vieles mehr. Doch sobald unser gesellschaftliches, politisches und wirtschaftliches Leben betroffen ist, sind Klassisch Liberale überzeugt, dass wir danach streben sollten, die Freiheit des Individuums zu vergrößern.

Klassisch Liberale sind überzeugt, dass jeder Mensch sein Leben so leben können sollte, wie er oder sie es selber wünscht, mit möglichst geringen Einschränkungen seitens anderer Individuen oder Autoritäten. Sie akzeptieren die Tatsache, dass Freiheit niemals absolut sein kann, da ja die Freiheit des einen mit der des anderen in Konflikt geraten kann, so wie wir alle Bewegungsfreiheit haben, uns jedoch nicht alle zur selben Zeit auf den gleichen Punkt zubewegen können. Auch meint Freiheit nicht die Freiheit, andere zu berauben, zu bedrohen, zu etwas zu zwingen, anzugreifen oder umzubringen, weil dadurch deren Freiheit verletzt würde.

Was also sind die Grenzen individueller Freiheit? Der Klassische Liberalismus hat keine einfache Antwort darauf. Er ist kein dogmatisches Regelwerk. Klassisch Liberale sind sich nicht vollständig einig darüber, wo die Grenzen für die Handlungen von Individuen oder Regierungen liegen sollten. Aber sie stimmen im Großen und Ganzen überein, dass jede Antwort die individuelle Freiheit vergrößern sollte und dass jeder, der sie einschränken möchte, dafür sehr gute Gründe vorbringen muss.

ZEHN PRINZIPIEN DES KLASSISCHEN LIBERALISMUS


Zehn Prinzipien können alle Klassisch Liberalen zustimmen.

1. Im Zweifel für die Freiheit


Klassisch Liberale stehen im Zweifel immer auf Seiten individueller Freiheit. Sie wollen Freiheit in unserem gesellschaftlichen, sozialen und wirtschaftlichen Leben vergrößern. Ihre Ausgangspunkte, die sie zu dieser Schlussfolgerung führen, unterscheiden sich jedoch.

Für viele ist Freiheit ein Wert an sich. Sie argumentieren auf Basis psychologischer Beobachtungen, dass, vor die Wahl gestellt, jeder Mensch für sich persönlich Freiheit gegenüber dem Zwang bevorzugen würde. Vertreter der Naturrechtstheorie erklären, dass Freiheit etwas sei, das uns von Gott oder der Natur gegeben wurde. Einige begründen Freiheit auch mithilfe des Gesellschaftsvertrages, indem sie feststellen, dass Menschen im »Naturzustand« sich für die Freiheit entscheiden müssten, wenn sie Chaos und Konflikte vermeiden wollten.

Viele weisen darauf hin, dass Freiheit eine grundlegende Voraussetzung für Fortschritt sei. Manche wählen die humanistische Begründung, indem sie feststellen, dass Freiheit ein wesentlicher Teil dessen sei, was es bedeute, Mensch zu sein. Wer von anderen kontrolliert werde, sei kein vollwertiger Mensch. Schließlich halten utilitaristische Klassisch Liberale Freiheit für das beste Mittel, um die Wohlfahrt einer Gesellschaft als Ganzes zu maximieren.

2. Der Vorrang des Individuums


Klassisch Liberale räumen dem Individuum einen wesentlichen Vorrang vor dem Kollektiv ein. Sie würden die individuelle Freiheit nicht für das Wohl eines Kollektivs opfern – zumindest nicht ohne eine außerordentlich gute Rechtfertigung. Dafür haben sie verschiedene Gründe.

Eine Sichtweise – der methodologische Individualismus – lautet, dass ein Kollektiv nicht existieren kann jenseits der Individuen, die es umfasst. Natürlich ist die Gesellschaft mehr als nur die Summe der Individuen, ebenso wie ein Haus mehr ist als die Summe der Steine, aus denen es erbaut ist. Doch die Gesellschaft hat keinen eigenständigen Willen; es sind die Individuen, die denken, wertschätzen, wählen und Entwicklungen beeinflussen. Es gibt kein kollektives »öffentliches Interesse« jenseits der Interessen der Individuen, die diese Gemeinschaft umfasst.

Darüber hinaus sind diese Individuen nicht einer Meinung. Was im Interesse des einen ist, kann den Interessen des anderen entgegengesetzt sein. Wenn wir die individuelle Freiheit zugunsten des Kollektivs opfern, heißt das in Wahrheit, dass wir sie zugunsten bestimmter Sonderinteressen opfern, und nicht etwa den Interessen von jedermann.

Eine andere Begründung fußt schlichtweg auf der Erfahrung. Wir finden in der Geschichte unzählige Beispiele der Schrecken, die über ganze Völker hereinbrechen, wenn ihre Freiheit geopfert wird zugunsten der falschen Vorstellung eines Anführers über das Gemeinwohl. Auch in jüngster Zeit muss man nur an die Gräueltaten Hitlers denken, an die Hungersnöte und Säuberungen unter Stalin oder an die von Pol Pot befohlenen Massenmorde.

Schließlich sind Gesellschaften außerordentlich kompliziert und im beständigen Wandel begriffen. Keine einzelne Autorität könnte jemals wissen, was in dieser komplexen und dynamischen Welt das Beste für jeden ist. Individuen ist wesentlich mehr gedient, wenn sie Entscheidungen für sich treffen können, und diese Entscheidungen sollten ihnen überlassen werden.

3. Zwang minimieren


Klassisch Liberale wollen Zwang auf ein möglichst geringes Maß zurückführen. Sie erstreben eine Welt, in welcher wir in friedlicher Übereinstimmung mit unseren Mitmenschen leben, nicht eine, in welcher jeder Gewalt oder Drohungen nutzt, um andere auszubeuten oder ihnen seinen Willen aufzuzwingen.

Darum gewähren Klassisch Liberale der Regierung und den Justizbehörden das Gewaltmonopol. Doch auch dieses wollen sie auf das absolut notwendige Minimum beschränken; sie wissen, wie leicht Macht missbraucht werden kann. Klassisch Liberale sind der Überzeugung, dass jegliche Gewaltanwendung, die die Handlungen von Menschen einschränken soll, gerechtfertigt sein muss. Die Beweislast liegt bei dem, der die Freiheit einschränken möchte: Er muss beweisen, dass die Einschränkung sowohl nötig ist, als auch, dass der Nutzen ein solches Vorgehen rechtfertigt.

Grundsätzlich sind Klassisch Liberale der Überzeugung, dass Individuen ihr Leben so leben sollten, wie sie es möchten. Keiner sollte irgendjemanden für irgendetwas um Erlaubnis bitten müssen. Es mag gute Gründe geben, jemanden in seinem Handeln einzuschränken, jedoch liegt die Beweislast dafür bei denjenigen, die die Einschränkung wollen.

4. Toleranz


Klassisch Liberale sind überzeugt, dass der wichtigste oder gar der einzige Grund für die Einschränkung der Freiheit anderer Menschen der sein kann, sie davon abzuhalten, anderen Menschen tatsächlich zu schaden oder ihnen mit einer Schädigung zu drohen. Sie glauben nicht, dass wir das Handeln von Menschen einschränken sollten, nur, weil wir diese Handlungen ablehnen oder uns durch sie gestört fühlen. So verteidigen Klassisch Liberale auch die Meinungsfreiheit – selbst dann, wenn manche Menschen diese Freiheit nutzen, um Dinge zu äußern, die andere oder gar jeder für abstoßend hält. Ebenso sollten Individuen die Freiheit haben, sich in Gruppen zusammenzutun, wie beispielsweise Clubs, Gewerkschaften oder politischen Parteien – auch dann, wenn andere Menschen der Ansicht sind, dass deren Ziele und Aktivitäten abzulehnen sind. Sie sollten ungehindert Waren und Dienstleistungen austauschen dürfen – selbst dann, wenn andere dies missbilligen (wie beispielsweise Drogen und Prostitution). Und sie sollten die Freiheit haben, jede Meinung zu vertreten, die ihnen gefällt, und jede Religion auszuüben, die sie wünschen.

Klassisch Liberale verstehen diese Toleranz nicht nur als Wert an sich. Sie betrachten Toleranz und gegenseitigen Respekt auch als wesentliche Grundlagen für ein friedliches Zusammenleben und für die Herausbildung einer für alle nützlichen und gut funktionierenden Gesellschaft. Die Unterschiede zwischen Menschen sind eine Tatsache unseres gesellschaftlichen Lebens und waren es schon immer. Klassisch Liberale glauben nicht, dass diese Unterschiede beseitigt werden könnten, und misstrauen zutiefst sämtlichen utopischen Versuchen, das zu tun. Darum wird Toleranz immer ein unverzichtbarer Teil eines funktionierenden gesellschaftlichen Miteinanders sein.

5. Beschränkte und repräsentative Regierung


Klassisch Liberale gestehen zu, dass ein gewisses Maß an Gewalt notwendig sein mag, um uns daran zu hindern, andere zu schädigen, und sie stimmen zu, dass nur die Autoritäten über diese Gewalt verfügen sollten. Dennoch ist ihnen natürlich klar, dass Gewalt nicht durch irgendeinen neutralen Staat ausgeübt wird, sondern durch Menschen, die genauso unvollkommen sind wie wir alle. Sie wissen, dass Macht die Tendenz hat zu korrumpieren und dass Politiker häufig das öffentliche Interesse anführen, um Maßnahmen durchzusetzen, die eigentlich ihren eigenen Interessen entsprechen.

Gesellschaftsvertragstheoretiker wie der englische Philosoph John Locke (1632–1704) argumentieren auch, dass die Regierungsgewalt von den Individuen kommt und nicht etwa umgekehrt. Menschen übertragen einen Teil ihrer Freiheit der Regierung, damit sich ihre Gesamtfreiheit vergrößert. Deshalb dürfen Regierungen rechtmäßig keine Gewalt besitzen jenseits der Gewalt, die Individuen selber haben; ja, der gesamte...

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