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Wieder im Gleichgewicht

Der bedeutende Einfluss frühkindlicher Reflexe auf das Gehirn unserer Kinder - Der neue Ansatz bei Lern- und Verhaltensproblemen, Entwicklungsstörungen, chronischen Krankheiten

AutorCarsten Queißer, Christine Sieber
VerlagKösel
Erscheinungsjahr2019
Seitenanzahl176 Seiten
ISBN9783641247065
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis6,99 EUR
Das Geheimnis hinter Lernproblemen
Immer mehr Kinder haben Verhaltens- und Entwicklungsprobleme, die sich vor allem in der Schule bemerkbar machen. Ein bisher unerkannter Auslöser dafür sind Überreste von frühkindlichen Reflexen, die im Babyalter der Gehirnreife dienen. Bleiben diese Reflexe durch Stress und andere Umweltfaktoren aktiv, kann das zu Lese- und Schreibschwächen, verkrampfter Stifthaltung, Herumzappeln, Kopfschmerzen und sogar zu Asthma und anderen chronischen Krankheiten führen. Mit einem einfachen Training lässt sich diese Restaktivität jedoch langfristig hemmen, was zu einer erheblichen Besserung des Verhaltens, der Leistung und Gesundheit der Kinder führt.

Christa Sieber, geboren 1954, ist Heilpraktikerin für Psychotherapie mit Ausbildungen in Traumapädagogik und Bindungstheorie sowie EMDR- und Brainspotting-Therapeutin und Wingwave Coach. Sie gründete 2012 die RIT-Methode zur Integration frühkindlicher Reflexe, gibt Einzelsitzungen für Kinder und ist RIT-Lehrtrainerin.

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Leseprobe

Ein Hinweis

Im Folgenden werden die frühkindlichen Reflexe beschrieben, die für das Verständnis der in diesem Buch erläuterten Sachverhalte notwendig sind. Die Benennung als »frühkindlich« und auch als »Reflex« ist allerdings nicht ganz korrekt. Es handelt sich nicht nur um in der frühen Phase der Kindheit auftretende Bewegungsmuster. Auch der Begriff »Reflex« wird den teilweise sehr komplexen Bewegungsabläufen nicht ganz gerecht. Trotz allem wollen wir an dieser Benennung festhalten, da dieser Ausdruck dennoch die Vorgänge nachvollziehbar beschreibt, er bereits etabliert ist und man sich unter dieser Benennung etwas vorstellen kann. Weiterhin bringt es im Rahmen dieses Buches auch keinen zusätzlichen Gewinn, auf eher nur aus wissenschaftlichen Gründen sinnvolle Umbenennungen umzuschwenken. Aus Gründen der Übersichtlichkeit werden hier auch nicht alle Reflexe genannt, und die Beschreibungen sind keineswegs allumfassend. Darüber hinaus sind die Zeitangaben zum Auftreten und Verschwinden der Reflexe nur ungefähre Orientierungswerte, da in der Literatur teilweise sehr unterschiedliche Zeitpunkte genannt werden.

Was ist ein Reflex?

Ein Reflex ist eine unwillkürliche, nicht bewusste Reaktion auf einen Reiz. Das bedeutet, dass diese Muskelreaktion nicht unterdrückt werden kann. Nähert sich beispielsweise etwas dem Auge, kommt es unwillkürlich zum Lidschluss – dieser Reflex schützt das Auge. Wahrscheinlich hat der Arzt bei Ihnen schon mal den Patellarsehnenreflex getestet: Beim Klopfen mit einem Reflexhammer auf die Region unterhalb der Kniescheibe (Patella) kommt es zu einem Vorschnellen des Unterschenkels und Fußes. Dieser Reflex wird im Alltag zum Beispiel ausgelöst, wenn man stolpert. Durch die daraufhin erfolgende schnelle Bewegung wird dann häufig verhindert, dass man hinfällt. Auch die Hand, die versehentlich auf eine heiße Herdplatte fasst, wird blitzschnell durch einen Reflex zurückgezogen.

Der Sinn der Reflexe ist also meist eine sehr schnelle Reaktion auf einen Reiz – zum Schutz von Körperbereichen oder des Lebens allgemein. Denn wenn man erst lange überlegen müsste, ob die Platte denn nun wirklich heiß ist oder wie man am besten den Sturz abfangen könnte, wäre es sicher schon zu spät. Reflexe können aber auch der Nahrungsaufnahme (Schluck- und Speichelreflex) oder dem Sozialverhalten dienen.

Jede Reflexbewegung hat im menschlichen Körper einen Sinn, eine Aufgabe. Es gibt eine große Anzahl von Reflexarten, zum Beispiel überlebensnotwendige, organschützende, mit denen wir auf die Welt kommen, wie den Schluck- oder den Lidschlussreflex. Es gibt automatisierte Bewegungen, die wir erst lernen und ein Leben lang reflexhaft ausführen, wie Gehen oder Radfahren. Es gibt solche, die wir für die Wahrung der Haltung brauchen (posturale Reflexe). Und es gibt die frühkindlichen Reflexe, die ein Hauptbestandteil der kindlichen Entwicklung und Reifung sind. Hierbei handelt es sich um automatisch ablaufende Bewegungen, die sich überwiegend in der Schwangerschaft entwickeln, eine bestimmte Reihe von unterschiedlichsten Aufgaben in bestimmten Zeitabschnitten zu erfüllen haben und dann automatisch über einen Zeitraum bis ungefähr zum vierten Lebensjahr gehemmt werden sollen.

Gehemmt werden heißt, dass das Bewegungsmuster der Muskeln in den Hintergrund tritt, da durch ihre »geleistete Arbeit« die wichtigsten Nervenbahnen im Gehirn funktionsfähig geworden sind. Die Motorik des Kindes ist dann so weit gereift, dass es sich frei und willkürlich bewegen kann. Die automatischen Muskelreaktionen werden nicht gelöscht, sondern nur »verwahrt« und können in Extremsituationen wieder gebraucht und benutzt werden. Aber dies sollte wirklich nur im Notfall passieren und nicht im normalen Alltag.

Wenn Sie das erste Mal auf einer Slackline balancieren müssen, werden Sie unbewusst durch die ungewohnte, wacklige Tätigkeit die frühkindlichen Reflexe »dazuholen«, was für den Augenblick sehr sinnvoll ist, dem Beobachter aber ein ungeschicktes, staksiges, verkrampftes Bild bieten wird. Beim Balancieren auf einem breiten Bordstein werden diese Bewegungen vom Groß- und Kleinhirn gesteuert, die im Stammhirn sitzenden Reflexe sollten dann »stummgeschaltet« sein.

Diese sogenannten frühkindlichen Reflexe sind unser Kernthema: wie sie sich entwickeln und wieder gehemmt werden, warum genau sie da sind und welche fatalen Auswirkungen es auf den Schulalltag unserer Kinder haben kann, wenn sie teilweise »aktiv bleiben« und nicht gehemmt werden.

Frühkindliche Reflexe, die auch »Primitiv-«, »primitive« oder auch »angeborene Fremdreflexe« genannt werden, kann man zur groben Orientierung wie folgt beschreiben: Sie sind Bewegungsmuster, die während der Schwangerschaft oder im ersten Lebensjahr auftreten, sich aber wieder zurückentwickeln und dann nicht mehr aktiv sein sollen. Es sind immer gleiche (stereotype), automatisch ablaufende Bewegungen, die vom Hirnstamm ohne Beteiligung des Großhirns ausgelöst werden.

Reflexe in der Schwangerschaft und bei der Geburt

Schon früh in der Schwangerschaft kommt es zum Auftreten von frühkindlichen Reflexen. Diese bedingen die ersten Bewegungsmuster und bewirken die ersten Verbindungen innerhalb des heranreifenden Gehirns und des Gehirns mit dem Körper. Über kleine, sehr wichtige Schritte entwickelt sich das Nervensystem, was beim erwachsenen Menschen siebzig Billionen Zellen miteinander verbinden und im geordneten Miteinander halten muss. Das Nervensystem ist sicherlich das wichtigste System, um einen bestmöglich ausbalancierten Zustand herzustellen. Dieser wiederum ist der Garant für Gesundheit, Entwicklung und Wohlbefinden. Hierin zeigt sich auch die unwahrscheinlich wichtige Rolle der frühkindlichen Reflexe. Deren Bewegungsprogramm bewirkt eine erste feine Verbindung.

Durch die wiederkehrenden Bewegungen bei jedem Auslösen der Reflexe kommt es ähnlich wie bei einem häufig benutzten kleinen Trampelpfad zu einem breiten Weg. Und im Verlauf wird dieser so verfestigt, dass eine Straße entsteht, auf der sich dann hervorragend Informationen transportieren lassen. Des Weiteren bewirkt das Reflexprogramm während der Schwangerschaft ein immer genaueres Abbild des Körpers im Gehirn und unterstützt auch die wichtigsten Körperregionen in ihrer Entwicklung. Nicht zu vergessen sind auch die Funktionen: dass die Reflexe für die Lage und Haltung des Ungeborenen sowie zum Schutz vor Nabelschnurumschlingungen notwendig sind.

Hormone sind mitverantwortlich für den Beginn der Wehentätigkeit und damit der Muskelkontraktionen der Mutter. Den Anteil, den das Baby zur Geburt beisteuern muss, sind bestimmte Reflexbewegungen, die es ihm ermöglichen, durch den engen Geburtskanal zu gelangen. Eine normale Geburt ist auf keinen Fall ohne den vorgeschriebenen Reflexablauf möglich. Gleichzeitig bedeutet der natürliche Geburtsvorgang einen wichtigen Meilenstein in der motorischen und neuronalen Reifung des Kindes. Er gibt das Startsignal für das Leben außerhalb der schützenden Hülle der Mutter. Es ist bemerkenswert, mit welcher Präzision die Evolution den Ablauf dieses großartigen und bedeutungsvollen Moments im Leben eines Menschen entwickelt hat – und mit welcher Anstrengung der Körper der Mutter und der des Kindes das gemeinsam leisten.

Neue Aufgaben nach der Geburt

Am wichtigsten in Bezug auf die spätere Schulreife sind die ersten zwölf Lebensmonate, in denen das Kind motorisch und neuronal ausreifen muss. Aber was heißt denn Reifung überhaupt?

Reifung für einen Menschen bedeutet die Entwicklung eines oder mehrerer Körpersysteme bis zur vollen Funktionsfähigkeit. Ein Körpersystem, das auch nur im Geringsten unreif bleibt, macht sich später in Entwicklungsverzögerungen bemerkbar. Die Evolution führt hier das Programm mit der gleichen Präzision weiter wie die zuvor während der Schwangerschaft und bei der Geburt.

Es ist wieder das Bewegungsprogramm der frühkindlichen Reflexe, das jetzt eine neue Aufgabe übernimmt. Es erfüllt nach der Geburt zwei grundlegend wichtige Aufgaben: Einerseits ist es für die motorische und sensorische Entwicklung des Neugeborenen und Säuglings verantwortlich, andererseits bildet es die damit untrennbar verbundene Verknüpfung aller vorhandenen Gehirnareale untereinander und mit allen Körperteilen.

Kinder entwickeln sich durch die frühkindlichen Reflexe

Die frühkindlichen Reflexe sind eine Gruppe von Reflexen, die für die Reifung des Kindes verantwortlich sind. Sie ermöglichen durch ihr Auftreten in der Schwangerschaft die Entwicklung hin zum Neugeborenen. Aber auch unter der Geburt sind sie immens wichtig, da nur mit ihrer Hilfe ein normaler Geburtsvorgang möglich ist. Und nach der Geburt bilden sie die Grundlage der Weiterentwicklung vom »hilflosen« Baby hin zum laufenden, sprechenden, denkenden und sich immer weiter entwickelnden Kind. Denn es muss uns deutlich und klar sein: Kinder kommen nicht fertig und auch nicht als kleine Erwachsene auf die Welt, sondern unreif und hilfsbedürftig. Nichts, was sie am Anfang machen, ist bewusst – alles beruht auf unbewussten, automatisch ablaufenden Handlungen und Bewegungen.

Die Reflexe bilden also die Basis für die neuronale Entwicklung. Es ist das Fundament, auf dem alles aufbaut. Einmal auf der Welt, läuft ein Reflexprogramm ab, um das Baby auch unter Schwerkraftbedingungen zu entwickeln, aufzurichten und Stabilität gegenüber ebendieser Schwerkraft...

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