Sie sind hier
E-Book

Auf Wiedersehen im Paradies!

Wenn liebe Menschen von uns gehen

AutorWolfgang Kraska
VerlagSCM R.Brockhaus im SCM-Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl232 Seiten
ISBN9783417227741
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis11,99 EUR
Was geht in uns vor, wenn liebe Menschen von uns gehen? Hoffen wir auf ein Wiedersehen im Paradies? Pastor Wolfgang Kraska schreibt aus eigener Betroffenheit, nachdem er einen Sohn im Alter von 28 Jahren verloren hat. Sehr ehrlich lässt er uns zunächst am Prozess der Trauer teilnehmen. Anschließend werden nicht nur Themen wie Tod, Auferstehung und Jenseitshoffnung behandelt - es ist dem Autor auch wichtig, was den Glauben tragfähig macht und wie der Heilige Geist Menschen in ihrer Trauer begleitet.

Wolfgang Kraska (Jg. 1952) lebt in Rheinstetten bei Karlsruhe. Nach 42 Jahren Arbeit als Pastor und Mitarbeit in Gremien des Bundes Freier evangelischer Gemeinden, unter anderem der Bundesleitung, ist er im Ruhestand als Referent, Buchautor sowie Verfasser von regelmäßigen Beiträgen in den Zeitschriften 'LebensLauf', 'Christsein heute' und 'HauskreisMagazin' tätig. Außerdem verfasst und spricht er Rundfunkandachten für den SWR. In seiner letzten Gemeinde, der FeG Karlsruhe, engagiert er sich in verschiedenen Bereichen ehrenamtlich. Unter anderem hat er einen alternativen Seniorenkreis 'lebensweise' für Menschen im Übergang zwischen Arbeitsleben und Ruhestand ins Leben gerufen. In der Freizeit unternimmt er gerne Wanderungen und Radtouren, am liebsten zusammen mit seiner Frau Dorothea. Gemeinsam haben die beiden vier Kinder und neun Enkel.

Kaufen Sie hier:

Horizontale Tabs

Leseprobe

15. Sorge, Zweifel, Heilsgewissheit


Es war etwas mühsam, der Floristin verständlich zu machen, was wir meinten. Wir wollten, dass bei der Trauerfeier an unserem Kranz zwei Schleifen befestigt wurden. Die Texte sollten nicht – wie sonst üblich – parallel gedruckt werden, sondern sich gegenüberstehen. Auf der einen Schleife sollte der Abschiedssatz unseres Sohnes stehen: „Wir sehen uns im Paradies wieder!“ Auf der anderen unsere Antwort an ihn: „Ja genau, darauf freuen wir uns.“ In diesem kleinen Dialog wollten wir zusammenfassen, was uns jetzt, in der Stunde des Abschieds, trägt und Hoffnung gibt.

Wie stand der Verstorbene zu Jesus?


Es ist ein immenser Trost, wenn man einen geliebten Menschen, der verstorben ist, bei Jesus weiß. Aber wie sicher kann man sich darüber eigentlich sein? Ich werde in den weiteren Kapiteln dieses Buches ja keineswegs verschweigen, dass wir nicht einfach „alle, alle, alle in den Himmel“ kommen, wie es in einem alten Karnevalsschlager heißt. Im Himmel gibt es nur Menschen, die dorthin wollten und das Jesus gegenüber auch signalisiert haben. Aber können wir wirklich wissen, wie ein anderer zu Jesus gestanden hat? Manchmal bezeugt ja ein Mensch anderen gegenüber, dass er seine Schuld vor Jesus bekannt und Vergebung dafür bekommen hat. Aber längst nicht immer sind die Dinge so klar, dass wir sie in die schwarze oder die weiße Ablage einsortieren könnten.

Kinder gehören ins Reich Gottes


Am einfachsten lässt sich die Frage im Blick auf Säuglinge und kleine Kinder beantworten. In Markus 10 wird berichtet, wie einige Eltern ihre Kinder zu Jesus bringen wollen. Die Jünger empfinden dieses Anliegen als unangemessen und wollen die Eltern am liebsten wegschicken. Doch Jesus macht ihnen klar, dass ihm die Kinder willkommen sind, denn Gott hat sie für sein Reich bestimmt. Dabei gilt auch für die vermeintlich unschuldigen Babys, dass alle Menschen Sünder sind (Römer 3,23), wie der Apostel Paulus feststellt. Die Kinder werden bald entdecken, dass sie in einer schwierigen, bedrohlichen Welt leben. Sie sollen aber auch wissen, dass sie in dieser Welt nicht allein zurechtkommen müssen. Der lebendige Gott, der sie geschaffen hat, will sie begleiten und zum Leben anleiten.

Doch wie ein Mensch sich in einem schmerzhaften Prozess von Vater und Mutter lösen wird und sie ganz neu finden muss, so wird auch Gott das Kind freigeben und loslassen und doch immer auf seine freiwillige Rückkehr zu ihm warten. Kinder starten also nicht bei null oder gar mit roten Zahlen. Vielmehr steht am Anfang ein klares Plus: Sie gehören zum Reich Gottes. Wie lange diese Vorleistung Gottes anhält und wann die Eigenverantwortung des Kindes in den Vordergrund rückt, lässt sich natürlich nicht sagen. Übrigens gilt diese Vorleistung Gottes für alle Kinder und wird nicht erst bei der Säuglingstaufe aktiviert.

Unsere Lebenswege verlaufen nicht immer geradlinig


Schwieriger wird die Frage allerdings bei Jugendlichen und Erwachsenen. Gerade Christen, die die biblischen Zusammenhänge kennen, leiden häufig an dieser Stelle. War mein Kind, waren meine Eltern wirklich mit Gott im Reinen? Was ist, wenn der geliebte Mensch, von dem man Abschied nehmen muss, das nie präzise ausgesprochen hat? Wenn er das wohl auch selbst trotz allen Ringens gar nicht so genau wusste? Es gibt vielleicht manchen positiven Anhaltspunkt. Aber es gibt auch manchen Anlass, daran zu zweifeln, dass jemand sein Leben vor Christus geordnet hat. Vielleicht auch, weil der Betreffende noch unterwegs auf der Suche nach Gott war. Vielleicht hat er dabei wiederholt die Richtung gewechselt und manchen Umweg genommen. Und doch wurde immer wieder sichtbar, dass er auf der Suche und auf dem Weg hin zu Gott war. Wie weit war er auf seiner Reise letztlich gekommen? Und wie bewertet Gott diesen Weg?

In manchen frommen Kreisen ist es wichtig, dass man Tag und Stunde der Bekehrung nennen kann und aufgrund dessen „Heilsgewissheit“ hat. Das ist auch etwas Wunderbares. Aber es ist nicht jedem Menschen gleichermaßen möglich. Es steht uns nicht zu, einen offenkundigen Atheisten am Grab einfach seligzusprechen. Wer zu Lebzeiten von Gott nichts wissen wollte, wird auch die Ewigkeit nicht mit ihm verbringen können. Aber genauso wenig steht es uns zu, einen Menschen endgültig für verloren zu erklären. Das ist allein die Sache von Jesus Christus. Er entscheidet über den Zutritt zur Welt Gottes. Deshalb bleiben für uns diesbezüglich immer eine erhebliche Lücke der Erkenntnis und eine Grauzone unseres Wissens bestehen.

Blind oder sehend?


Ich sehe im Neuen Testament mindestens drei Aspekte, die ein allzu voreiliges menschliches Urteil infrage stellen. Der erste begegnet uns in Johannes 9. Jesus spricht dort, wie so oft, mit den Pharisäern über ihre Beziehung zu Gott. Sie sind überzeugt, Gott ganz nahe zu sein und in theologischen Fragen den Durchblick zu haben. Doch Jesus sieht das anders. „Einige Pharisäer, die in der Nähe standen, hörten das und sagten: ,Soll das etwa heißen, dass wir auch blind sind?‘ Jesus antwortete: ,Wenn ihr blind wärt, würde euch keine Schuld angerechnet. Weil ihr aber sagt: ›Wir können sehen‹, bleibt eure Schuld bestehen‘“ (Johannes 9,41-42; GNB). Interessant für unsere Fragestellung ist der Zusammenhang, den Jesus zwischen Erkenntnis und Schuld herstellt. Ich verstehe ihn so: Wir Menschen sind nur für das verantwortlich, was wir sehen und verstehen können. Echte Blindheit, wirkliches Unwissen bedeuten, dass wir keine Schuld vor Gott haben. Bewusste Verneinung und Ablehnung hingegen führen unweigerlich zum Gericht Gottes.

Ganz ähnlich argumentiert Jesus auch in seiner Abschiedsrede an die Jünger: „Sie hätten keine Schuld, wenn ich nicht gekommen wäre und zu ihnen gesprochen hätte. So aber haben sie keine Entschuldigung mehr“ (Johannes 15,22; GNB). Information, Erkenntnis und Wissen machen uns also verantwortlich. Unsere Reaktion darauf, egal ob für Dritte sichtbar oder nicht, beinhaltet immer auch eine Botschaft an Gott. Er allein kann sie letztlich deuten, und er allein weiß, was bei uns angekommen und in uns vorgegangen ist. Doch niemand scheitert einfach daran, dass er nichts von Gottes Angebot gehört hat. Welche Chance hätten sonst auch die Milliarden Menschen, die zufällig nicht in einem „christlichen“ Land aufgewachsen sind. Gott wird Wege kennen und gehen, auch sie zu sich einzuladen.

Christ oder christlich?


Aber gibt es solche Menschen wirklich nur in atheistischen oder muslimischen Staaten? Wie weit sind die Menschen, die sich in unserer Kultur Christen nennen, wirklich Jesus begegnet? Was haben diejenigen, die bei uns von Jesus und dem Glauben an ihn gehört haben, wirklich aufgenommen? Bedeutet die Teilnahme am Konfirmanden- oder am Religionsunterricht der Schule schon, dass man ernsthaft und persönlich mit dem Angebot von Jesus konfrontiert worden ist? Wie viel bewusste und verantwortliche Zustimmung oder Ablehnung dem Evangelium gegenüber war ihnen überhaupt möglich? Wie viele geistlich Blinde leben unter uns?

Ich denke daran, wie unterschiedlich veranlagt bereits unsere Kinder und Jugendlichen sind. Da gibt es die unruhigen, aktiven „Draußenkinder“ und auf der anderen Seite die ruhigen, gemütlichen „Drinnenkinder“. Die einen brauchen Sport und Abenteuer. Die anderen bleiben in ihrem Zimmer und lesen oder basteln. Und wenn sie in einer christlichen Gemeinde aufwachsen, fällt es der ersten Gruppe ungemein schwer, eineinhalb Stunden stillzusitzen, über die Bibel zu diskutieren, zu singen und zu beten. Die ruhigen Typen hingegen blühen auf, weil das Programm genau ihrer Persönlichkeitsstruktur entspricht. Und irgendwann bekehren sie sich. Die „Draußenkinder“ sind inzwischen längst weitergezogen und erobern die Welt. Nicht immer in guter Weise. Wir vermissen sie in der Gemeinde und machen uns Sorgen um sie. Aber sind sie wirklich ganz weg von Jesus und vom Glauben?

Auch bei den „Braven“ habe ich meine Anfragen. Bei näherem Hinsehen gewinne ich manchmal den Eindruck, dass der Glaube von der Gemeinde, den Freunden oder vom Elternhaus übernommen wurde und von außen antrainiert ist. Doch was ist wirklich in ihrem Inneren passiert? Sind sie wirklich ernsthaft Christ geworden oder nur mehr oder weniger erfolgreich christlich erzogen, geprägt und sozialisiert?

Ein Leben lang auf der Suche


Nachdenklich machen mich auch Menschen, die sehr ernsthaft nach Gott gefragt und gesucht haben und doch niemals zum persönlichen Glauben an Jesus durchgedrungen sind. Ich erinnere mich, wie ratlos ich manchmal in Gesprächen war, weil jemand sich selbst einfach im Weg stand. Manche Menschen quälen sich ein Leben lang mit der Suche nach Gott. Sie besuchen unsere Glaubenskurse und sind mit großem Interesse dabei. Mal sind sie näher an Gott und an der Gemeinde dran. Mal resignieren sie, weil sie bestimmte Glaubenserfahrungen, von denen man ihnen erzählt hat, nicht machen. Aber sie kommen nicht wirklich an. Es ist und bleibt geheimnisvoll, warum manche leicht und fröhlich zum Glauben finden und andere dieses Ziel trotz intensiven Ringens und großer Sehnsucht ein Leben lang nicht erreichen.

In der Philosophie hat man die Frage aufgeworfen, wie weit der Mensch denn überhaupt einen freien Willen habe. Seitens der Theologie hat man versucht, eine Lösung zu finden, indem man von einer doppelten Vorherbestimmung (Prädestination) des Menschen spricht. Gott habe von vornherein die einen zur ewigen Gemeinschaft mit sich und die anderen zur Trennung von sich bestimmt. Bei beiden Ansätzen hat der Mensch letztlich keine Verantwortung und Gott also kein Recht zu einer Verurteilung. Aber dem steht entgegen, dass wir sehr wohl zu einer...

Blick ins Buch

Weitere E-Books zum Thema: Christentum - Religion - Glaube

Transitus Mariae

E-Book Transitus Mariae
Beiträge zur koptischen Überlieferung. Mit einer Edition von P.Vindob. K. 7589, Cambridge Add 1876 8 und Paris BN Copte 129 17 ff. 28 und 29 (Neutestamentliche Apokryphen II) - Die griechischen christlichen Schriftsteller der ersten JahrhunderteISSN N.F. 14 Format: PDF

The discussion about the beginnings of Transitus-Mariae literature (apocryphal texts about the life and death of the Mother of Jesus) is marked by two hypotheses. The first is marked by the…

Abram - Abraham

E-Book Abram - Abraham
Kompositionsgeschichtliche Untersuchungen zu Genesis 14, 15 und 17 - Beihefte zur Zeitschrift für die alttestamentliche WissenschaftISSN 350 Format: PDF

This substantial contribution to Pentateuch research shows paradigmatically how the politico-geographical concepts from Genesis 14 and the concepts of the theology of promise in Gen 15 are…

Sich verzehrender Skeptizismus

E-Book Sich verzehrender Skeptizismus
Läuterungen bei Hegel und Kierkegaard - Kierkegaard Studies. Monograph SeriesISSN 12 Format: PDF

The study focuses on the sceptical forms of thought and expression with which Hegel and Kierkegaard link the claim for absolute truth. With his 'self-completing scepticism' (Phenomenology of…

Sich verzehrender Skeptizismus

E-Book Sich verzehrender Skeptizismus
Läuterungen bei Hegel und Kierkegaard - Kierkegaard Studies. Monograph SeriesISSN 12 Format: PDF

The study focuses on the sceptical forms of thought and expression with which Hegel and Kierkegaard link the claim for absolute truth. With his 'self-completing scepticism' (Phenomenology of…

Weitere Zeitschriften

caritas

caritas

mitteilungen für die Erzdiözese FreiburgUm Kindern aus armen Familien gute Perspektiven für eine eigenständige Lebensführung zu ermöglichen, muss die Kinderarmut in Deutschland nachhaltig ...

SPORT in BW (Württemberg)

SPORT in BW (Württemberg)

SPORT in BW (Württemberg) ist das offizielle Verbandsorgan des Württembergischen Landessportbund e.V. (WLSB) und Informationsmagazin für alle im Sport organisierten Mitglieder in Württemberg. ...

IT-BUSINESS

IT-BUSINESS

IT-BUSINESS ist seit mehr als 25 Jahren die Fachzeitschrift für den IT-Markt Sie liefert 2-wöchentlich fundiert recherchierte Themen, praxisbezogene Fallstudien, aktuelle Hintergrundberichte aus ...

Euphorion

Euphorion

EUPHORION wurde 1894 gegründet und widmet sich als „Zeitschrift für Literaturgeschichte“ dem gesamten Fachgebiet der deutschen Philologie. Mindestens ein Heft pro Jahrgang ist für die ...

F- 40

F- 40

Die Flugzeuge der Bundeswehr, Die F-40 Reihe behandelt das eingesetzte Fluggerät der Bundeswehr seit dem Aufbau von Luftwaffe, Heer und Marine. Jede Ausgabe befasst sich mit der genaue Entwicklungs- ...

filmdienst#de

filmdienst#de

filmdienst.de führt die Tradition der 1947 gegründeten Zeitschrift FILMDIENST im digitalen Zeitalter fort. Wir begleiten seit 1947 Filme in allen ihren Ausprägungen und Erscheinungsformen.  ...