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Wien vs. Berlin: Gentrifizierung, Stadtpolitik und sanfte Stadterneuerung im Vergleich zweier Metropolen

AutorKatharina Parziani
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl57 Seiten
ISBN9783955498252
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
Gentrifizierung, sanfte Stadterneuerung und Aufwertungsprozesse sind ein aktuelles Thema in den Medien. Plötzlich glauben alle zu wissen, worum es sich dabei handelt. Jedoch sind Prozesse solcher Art nicht so neu wie einem die plötzliche Medienpräsenz glaubhaft machen könnte. Gentrifizierung ist ein sehr komplexes Phänomen, das sowohl unterschiedliche Ursachen und Abläufe als auch unterschiedliche Folgen haben kann. Anhand zweier von Grund auf unterschiedlicher Gentrifizierungsprozesse in Wien und Berlin verschafft dieses Buch einen differenzierten Blick auf Stadtpolitik, Stadtentwicklung und Aufwertungsprozesse. Es werden sowohl mögliche Ursachen und konkrete historische Hintergründe als auch aktuelle Theorien zu dem Thema beleuchtet.

Katharina Parziani, BA ist ursprünglich aus Vorarlberg, lebt aber seit 5 Jahren in Wien. 2012 hat sie ihr Bachelorstudium der Kultur- und Sozialanthropologie an der Universität Wien abgeschlossen. In ihrem Studium hat sie sich vor allem auf die Bereiche S

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 6.1, Veränderung der Miet- und Wohnungspreise: Parallel mit der Einwanderung der Gentrifier verändern sich die Miet- und Wohnungspreise im Gebiet. In diesem Stadium beginnen die Vermieter und Wohnungsbesitzer in die Aufwertung zu investieren. Durch die veränderte Nachfrage von Wohnraum wird die Investition für sie rentabel (siehe Rent-Gap). Die einkommensstärkeren Gentrifier verlangen besser renovierte Wohnungen und können gleichzeitig mehr dafür investieren. Die Miet- und Wohnungspreise steigen und einige Mietwohnungen werden in Eigentumswohnungen umgewandelt (vgl. Kecskes 1997: 26). 6.2, Verdrängung der Bewohner: Da sowohl die alteingesessene Bevölkerung als auch die Pioniere sich hohe Mietpreise und Mietwohnungen nicht leisten können, sind diese beiden Gruppen ab diesem Zeitpunkt von Verdrängung bedroht. Zu dem bestehenden Konflikt der unterschiedlichen Lebensstile kommt noch der Konflikt der Preissteigerungen hinzu. (vgl. Kecskes 1997: 26) Ob eine Verdrängung stattfindet, beziehungsweise in welchem Ausmaß die Mietpreise steigen, hängt sehr von den ortsgebundenen Mietsrechtsgesetzen ab (siehe Kapitel 11). Direkte oder indirekte Verdrängung: Eine direkte Verdrängung findet dann statt, wenn aufgrund von Mietpreiserhöhung oder Umwandlung einer Mietwohnung in eine Eigentumswohnung ein Auszug aufgrund von fehlenden finanziellen Mitteln unvermeidbar ist (vgl. Kecskes 1997: 26). Die indirekte Verdrängung findet nach einem freiwilligen Auszug aus einer Wohnung statt. Wenn diese dann, aufgrund von erhöhtem Mietpreis oder Umwandlung in eine Eigentumswohnung, für einen Haushalt mit ähnlichen finanziellen Möglichkeiten, nicht leistbar ist, spricht mensch von einer indirekten Verdrängung. Diese Form ist in Ländern mit mieterfreundlichen Gesetzen wahrscheinlicher (vgl. Kecskes 1997: 26). 6.3, Modelle zur Beschreibung des Prozesses der Gentrifizierung: Über den Verlauf von Gentrifizierung herrscht Uneinigkeit in der wissenschaftlichen Literatur. Sowohl der '(einfache) Invasions-Sukzessions-Zyklus' als auch der 'doppelte Invasions-Sukzessions-Zyklus' sind gängige Modelle zur Beschreibung des Gentrifizierungsprozesses. 6.3.1, Der (einfache) Invasions-Sukzessions-Zyklus: Eine Gruppe B tritt in ein Wohnviertel der Gruppe A ein. Gruppe B wird im Verlauf des Prozesses immer größer und verdrängt Gruppe A aus ihrem Wohnviertel. Schlussendlich wohnen in diesem Wohnviertel mindestens 75 % der Gruppe B. In Phase eins des Gentrifizierungsprozesses sind Gruppe B die Pioniere und Gruppe A die alteingesessene Bevölkerung. In Phase zwei sind Gruppe B die Gentrifier und Gruppe A die Pioniere. Entstanden ist dieses Modell durch die Ableitung an den Prozessen, die in den 20er Jahren in nordamerikanischen Städten beobachtet wurden. Dort lief es so ab, dass eine Minorität in ein Wohngebiet eingedrungen ist und so die ansässige Bevölkerung verdrängt hat. Ein Beispiel dafür ist Harlem in New York. (vgl. Friedrichs 1996: 16) Friedrichs meint zu den Studien, die dieses Modell beweisen sollen: 'Wie sich zeigt, sind die Ergebnisse jedoch mit dem Modell nicht vereinbar. Zum Teil waren Gentrifier vor den Pionieren in das Gebiet eingezogen, zum Teil zogen beide Gruppen parallel in ein Wohngebiet' (Friedrichs1996: 16). 6.3.2, Der doppelte Invasions-Sukzessions-Zyklus: Nach diesem Modell sind die Pioniere die Ersten, die in ein Gebiet einziehen. Sie verfügen über ein höheres Kapital als die Alteingesessene Bevölkerung, da sie entweder von ihren Eltern finanziert werden, oder durch das Beziehen von Wohnungen in Wohngemeinschaften trotz ihres geringen Einkommens eine größere Menge an Geld zur Mietfinanzierung zur Verfügung haben. Sie haben außerdem überdurchschnittlich große soziale Netzwerke, die auch zu einer Wohnungsfindung beitragen können. Laut diesem Modell beginnt bereits hier die Verdrängung der alteingesessenen Bevölkerung. (vgl. Blasius 2004: 25f) Die Gentrifier kommen erst dann ins Spiel, wenn die Pioniere die Majorität bilden. (vgl. Kecskes1997: 28) Zu diesem Zeitpunkt beginnt die Verdrängung der Pioniere durch die Gentrifier, bis schlussendlich fast nur mehr Gentrifier übrig bleiben. Das wäre die extremste Ausprägungsform von Gentrifizierung (vgl. Blasius 2004: 26). Dieses Modell ist in der wissenschaftlichen Literatur sehr umstritten, da es noch nicht empirisch nachgewiesen wurde. (vgl. Kecskes 1997: 28) Trotzdem wird es häufig als Ansatz für empirische Studien verwendet. Probleme des Modells: Das Modell wurde nie mit aufwändigen empirischen Studien untersucht. Es wurde weder mit Panel-Daten noch mit Längsschnittstudien gearbeitet. Das Modell wurde immer nur mit Querschnittstudien geprüft und somit nur unzureichend empirisch getestet. (vgl. Friedrichs 1996: 17) Ein weiteres Problem ist die Festlegung der Kategorien 'Pioniere' und 'Gentrifier', da sich während des Prozesses ein Haushalt von einem Pionierhaushalt zu einem Gentrifierhaushalt wandeln kann. Dies kann z. B. passieren, wenn ein Studentenhaushalt, aufgrund des Abschluss des Studiums, ein größeres Einkommen aufweist (vgl. ebd.: 17).
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