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E-Book

Wieso Frauen immer Sex wollen und Männer immer Kopfschmerzen haben

Die populärsten Irrtümer über Beziehungen und Liebe

AutorChristian Thiel
VerlagSüdwest
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl224 Seiten
ISBN9783641117863
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis3,99 EUR
Die Irrungen und Wirrungen der Liebe
Liebe auf den ersten Blick? Gibt es nicht! Die Zahl der Ehescheidungen? Steigt nicht! Und Männer wollen weder noch können immer ... Fazit: Das meiste, was wir über die Liebe zu wissen glauben, ist falsch! Nirgendwo sonst leisten wir uns so viel Ignoranz gegenüber den Fakten.

Die Liebe führt also eine Art Doppelleben in unseren Köpfen. Da gibt es auf der einen Seite die reale Liebe, wie wir sie tagtäglich erleben - mit allen Höhen und Tiefen. Und auf der anderen Seite gibt es unsere Liebesideale, geprägt von Legenden und Klischees. Das romantische Liebesideal beherrscht nach wie vor unser Denken - und allzu oft hat die reale Liebe sich der Romantik zu beugen.

Diese Situation ruft nach einem Buch, das Schneisen des Verstehens in das Dickicht aus Mythen und Irrtümern schlägt. Mit lockerem Ton und einer Portion Selbstironie (immerhin ist der Autor auch ein Mann und hat schon manche Liebesirrung hinter sich gebracht) führt Christian Thiel durch die Abgründe der Vorurteile und Fantasien zu den Gipfeln echter Erkenntnis. Eine unterhaltsame Lektüre, die Sie um viele Illusionen ärmer, aber um einiges klüger macht!



Christian Thiel, geboren 1961, hat Philosophie und Germanistik studiert und lange Jahre am 'Institut für tiefenpsychologische Individualpsychologie' mitgearbeitet. Seit über fünfzehn Jahren berät er Singles und Paare in seiner eigenen Praxis - und ist damit der 'dienstälteste' Singleberater im deutschsprachigen Raum. Er hält Vorträge rund um die Themen Partnersuche und Partnerschaft, leitet Workshops und bildet seit 2011 weitere Singleberater aus. Als erfolgreicher Buchautor ist er ein gefragter Experte in den Medien (Spiegel, ZDF, SWR) und schreibt zudem als freier Autor für verschiedene Zeitungen, Zeitschriften und Radiosender. Christian Thiel ist verheiratet und lebt mit seiner Frau und zwei Kindern in Berlin.

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Leseprobe

IRRTUM NR. 2:


»SEX DIENT DER FORTPFLANZUNG.«

Warum wir wirklich Sex haben

Im Herbst, wenn in der Stadt die herabfallenden Kastanien die Dächer und Kühlerhauben der Autos mit kleinen Dellen versehen, fahre ich hinaus in den Wald, um den Bäumen beim Sex zuzuhören. Ich wandere durch den Wald, bleibe in der Nähe einer Gruppe von Eichen stehen und lausche gebannt auf das Geräusch, dass die Eicheln machen, wenn sie auf den würzig riechenden Waldboden fallen. Plopp, plopp, plopp. Ein unaufhörlicher Strom ploppt herab von den ausladenden Ästen. Das ist der leise Sex der Bäume.

Sex dient der Fortpflanzung. Auf den ersten Blick scheint diese Ansicht zu stimmen. Alle Lebewesen pflanzen sich in irgendeiner Art und Weise fort. Sie bilden Ableger wie die Erdbeere. Sie lassen Samen reifen und von ihren Zweigen herabfallen wie die Eichen. Sie legen Eier ab und versprühen den Samen darüber wie die Fische. Wieder andere Lebewesen haben hierfür den Sex – wie der Mensch eben.

Sexualität führt beim Menschen in der Tat dann und wann auch mal zur Fortpflanzung. Sehr häufig ist das allerdings nicht der Fall. Einerlei, ob bei uns heutigen Menschen – mit den Möglichkeiten der Verhütung – oder ob ganz früher, in der Steinzeit: Sex findet beim Menschen hunderte, ja tausende Male häufiger statt, als für die Fortpflanzung nötig wäre. Wenn die menschliche Sexualität nur die Fortpflanzung gewährleisten müsste, dann käme es im Verlauf unseres Lebens nicht viel öfter als drei, fünf oder sieben Mal dazu. Man stelle sich das nur einmal vor!

Doch so verhält es sich beim Menschen zum Glück ganz und gar nicht. Ein durchschnittliches mitteleuropäisches Paar bringt es in 30 Ehejahren auf gerade einmal zwei Kinder. In der gleichen Zeit hat es sich aber zwischen 500 und 10 000 Mal sexuell miteinander vergnügt. Das sind unglaublich hohe Zahlen und ich kann Ihnen versichern: So etwas ist in der Natur ausgesprochen unüblich. Die Angehörigen einer Schimpansenart mit Namen Bonobo sind dafür bekannt, dass sie noch häufiger Sex haben als wir Menschen. Mehrfach am Tag begatten sie einander, oftmals um Spannungen im Gruppengefüge abzubauen. Die allermeisten Tiere aber nutzen die Sexualität tatsächlich nur oder vor allem zur Fortpflanzung.

ARMER GORILLA


Nehmen wir als Beispiel doch einmal den Gorilla, genetisch gesehen immerhin einer unser ganz nahen Verwandten im Tierreich. Ein männlicher Gorilla – auch Silberrücken genannt, wegen seiner silbern glänzenden Rückenhaare – schart in der Regel einen Harem von vier bis acht Weibchen um sich. Harem, das klingt prickelnd, nach nächtlichen Ausschweifungen und stundenlangen Liebesspielen. Ein sexuelles Paradies für männliche Gorillas.

Lassen wir solche Fantasien und werfen wir einen Blick auf die ernüchternde Realität: Gorillaweibchen wollen keinen Sex, wenn sie gerade schwanger sind. Sie haben auch keine Lust auf Sex, solange sie sich um ihr Gorillababy und kurz darauf das Gorillakleinkind kümmern, es hingebungsvoll stillen, liebevoll entlausen und ihm mal mehr, mal weniger geduldig die sozialen Regeln des Gruppenlebens beibringen. Das sind nochmals drei bis vier Jahre. Und dann, nach vier bis fünf Jahren der sexuellen Abstinenz, kehrt die Lust bei ihnen wieder zurück. Jetzt kann sich der Silberrücken freuen. Es gibt Sex!

Doch das dauert nicht lange, denn nach einigen Wochen ist das Weibchen wieder schwanger und geht ganz selbstverständlich wieder zum sexlosen Zustand über. Keine Lust auf Sex, beim Menschen nur ein gelegentliches Phänomen, ist bei Gorillaweibchen die absolute Regel.

Die Folge: Ein Silberrücken mit seinem Harem hat einige wenige Male im Jahr Sex. Armer Gorilla! Da geht es uns doch deutlich besser!

WOZU IST SO VIEL SEX GUT?


Noch auffälliger als die Häufigkeit der Sexualität ist beim Menschen das Ausmaß der dafür aufgewendeten Zeit. Viele Schimpansenarten benötigen für den gesamten Sexualakt gerade einmal 15 Sekunden. Das gilt zum Beispiel für die bereits erwähnten Bonobos. Verglichen damit nimmt Sexualität beim Menschen in der Tat einen unglaublichen Raum ein. Schon die Zeit für den Koitus ist ungleich länger – durchschnittlich sieben Minuten. Und weil sich das für die allermeisten Menschen so gut anfühlt, bleibt für sie die Zeit buchstäblich stehen. Sie erleben diese sieben Minuten als ob es 14 wären.

Doch Menschen belassen es bei ihrer Sexualität nicht bei der Begattung. Zärtliche Liebesspiele von Verliebten können sich über viele Stunden hinziehen und selbst bei langjährigen Paaren sind 30 Minuten oder eine Stunde völlig normal. Mag sein, dass das den Beteiligten sehr viel Spaß macht – mit Fortpflanzung hat das alles aber nichts zu tun.

Noch eine weitere Besonderheit der menschlichen Sexualität ist geeignet, den Glauben an die Fortpflanzungsfunktion der menschlichen Sexualität nachhaltig zu untergraben. Es ist die ausgesprochen große Lust, die Frauen an der Sexualität haben. Das mag zu mancherlei gut sein. Der Fortpflanzung dient es jedenfalls nicht. Zumindest nicht direkt. Da ergibt sich die Frage, in den Worten des berühmten amerikanischen Evolutionsbiologen Jared Diamond: »Warum macht Sex Spaß?«

Die Wirkung von Sexualität auf den Menschen ist in der Tat ausgesprochen positiv. Wir fühlen uns danach großartig. Sex ist nicht nur für unsere Seele eine Wohltat (»Sie liebt mich immer noch!«), wir spüren seine wohltuende Wirkung auch ganz körperlich. Und das lässt sich im Blut von Liebenden nachweisen. Unser Körper wird von einer Vielzahl an Hormonen überflutet, die unsere Stimmung positiv beeinflussen. Das bekannteste davon ist das als Kuschelhormon bekannt gewordene Oxytocin. Es wird sowohl bei Zärtlichkeiten als auch beim Orgasmus in großen Mengen ausgeschüttet.

Doch nicht nur in der Erotik von Liebenden tritt Oxytocin auf, es spielt auch für die Bindung einer Mutter an ihr Kind eine entscheidende Rolle. Wenn ein Neugeborenes mit geschlossenen Augen und gierig geöffnetem Mund an der Brust seiner Mutter saugt, wird Oxytocin in großen Mengen freigesetzt. Bei der Mutter versteht sich. Bindungshormon ist deshalb auch eine gute Bezeichnung für Oxytocin. Schließlich taucht es immer dann auf, wenn es gilt, eine Bindung zu festigen. Die der Mutter an ihr Neugeborenes. Die der Eltern zueinander. Kurzum: Sexualität dient der Bindung.

An dieser Stelle wollen wir uns nochmals den Bonobos zuwenden. Auch da hat die Sexualität ja weit mehr als nur Fortpflanzungsfunktion. Bonobos nutzen sie vielmehr häufig aus sozialen Motiven. Sie regulieren Spannungen in der Gruppe mittels Sexualität. Damit dient der Sex hier also dem Zusammenhalt der Gruppe. Die Parallele zu uns Menschen ist offenkundig: Auch bei uns stärkt die Sexualität den Zusammenhalt, allerdings in ganz anderer Form. Dafür hat die Natur einen guten Grund: Menschenkinder sind bei der Geburt ausgesprochen hilflos. Mutter und Kind benötigen über lange Zeit Hilfe und Unterstützung bei der Nahrungsbeschaffung. Außerdem sind Menschenkinder auf die Unterweisung und Anleitung durch beide Eltern angewiesen, um später einmal auf eigenen Beinen stehen zu können. Die Dauer der Abhängigkeit von Kindern von ihren Eltern ist lang, sehr lang. 15 bis 20 Jahre konnten es auch in der Steinzeit schon sein, bis Kinder selbstständig waren. Blieben die Eltern zusammen, dann half das auch ihrem Nachwuchs (? Irrtum Nr. 15: Die Liebe ist ein unerklärliches Phänomen).

Sexualität führt beim Menschen mitunter also durchaus zur Fortpflanzung. Sie dient in ihrer Häufigkeit und Intensität aber einem ganz anderen Zweck: der Bindung aneinander. Wer um die Bindungsfunktion der Sexualität beim Menschen weiß, der kann eine Menge Phänomene der Liebe besser erklären, etwa die folgenden:

  • Warum es so schwer ist, nach einem One-Night-Stand nicht auf seinen Anruf zu hoffen. Die Bindungshormone, die beim Sex ausgeschüttet werden, sorgen dafür. Schon allein unsere Fähigkeit, uns an erlebte Freuden zu erinnern, löst immer wieder entsprechend positive Gefühle und damit kleine Hormongaben in uns aus.
  • Warum Sexualität bei der Partnersuche erst dann ins Spiel kommen sollte, wenn beide Partner bereits verliebt sind. Weil nach dem Sex eine unbefangene Prüfung, ob der andere »der Richtige« ist, nur noch sehr schwer möglich ist.
  • Warum es Paaren besser gelingt, Lösungen für ein Problem zu finden, wenn sie häufig und gern Sex miteinander haben. Weil Bindungshormone uns weicher stimmen und kompromissbereiter. Aus diesem Grund rate ich Paaren oft dazu, strittige Fragen zurückzustellen und zunächst einmal für gute Stimmung in der Partnerschaft zu sorgen und für Sex. Ist die Stimmung gut, dann sind oft auch die Probleme leichter zu lösen (? Irrtum Nr. 21: Ein Streit ist wie ein reinigendes Gewitter).
  • Warum es Paaren ausgesprochen selten gelingt, zusammenzubleiben, wenn sie die sexuelle Zuwendung zueinander eingestellt haben. Sex nährt den Optimismus, zusammenzubleiben. Wenn es keinen Sex gibt, verstärkt das dagegen bereits vorhandene Konflikte noch und nährt so den Pessimismus. Kein Sex ist für Paare mithin eine ausgesprochen schlechte Idee. Es erstaunt mich immer wieder, wie viele Paare auf Sex verzichten, ohne sich darüber im Klaren zu sein, wohin das unweigerlich führen wird: zur Trennung.

Die 42-jährige Marina etwa lebt schon...

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