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Wiley-Schnellkurs Volkswirtschaftslehre

AutorJürgen Faik
VerlagWiley-VCH
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl260 Seiten
ISBN9783527692361
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR

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Leseprobe

1
Ökonomische Basics: Was heißt Wirtschaften überhaupt?


In diesem Kapitel

  • … lernen Sie die Arten menschlicher Bedürfnisse kennen,
  • … erfahren Sie, was man unter dem ökonomischen Prinzip versteht,
  • … werden Produktionszusammenhänge dargelegt,
  • … wird der Unterschied zwischen einer Nominal‐ und einer Realwertbetrachtung erläutert,
  • … werden Sie mit verschiedenen Arten von Wirtschaftsgütern vertraut gemacht,
  • … wird letztlich mit dem individuellen Glück (im Sinne von „Nutzen“) ein Bewertungsmaßstab für das individuelle Wohlergehen vorgestellt.

Das erste Kapitel setzt sich damit auseinander, was man unter Wirtschaften zu verstehen hat. Es geht um Entscheidungen und Handlungen von Personen, die sich auf die (möglichst) optimale Nutzung von Ressourcen wie Naturschätzen, aber auch von Zeit oder Informationen, beziehen. Hierbei werden im Rahmen eines Produktionsprozesses die für das Wohlergehen der Personen benötigten Sachgüter und Dienstleistungen erstellt beziehungsweise bereitgestellt. Das Wohlergehen der Personen spiegelt den Nutzen dieser Personen wider, den sie aus den verschiedenen Gütern (inklusive Dienstleistungen) ziehen.

Menschen haben Bedürfnisse


Seit Menschengedenken treffen Menschen wirtschaftlich ausgerichtete Entscheidungen, die erforderlich sind, um ihnen ein Überleben in möglichst angenehmer Weise auf unserem Planeten zu gewährleisten. Die Wirtschaftswissenschaften beschäftigten sich als Sozialwissenschaften mit dem entsprechenden Handeln und den gegenseitigen Abhängigkeiten von Personen. Dabei geht es konkret um das Haushalten mit gegebenen Ressourcen vor dem Hintergrund gegebener Bedürfnisse. Im weitesten Sinne bezieht sich dieses Haushalten auf die natürlichen Ressourcen, die den Menschen von „Mutter Erde“ in Form von Bodenschätzen und dergleichen gegeben werden, aber auch auf Ressourcen in Form von Zeit oder Informationen.

Je nach individueller beziehungsweise gesellschaftlicher Entwicklungsstufe haben die Menschen unterschiedliche Bedürfnisse im Sinne von Wünschen. Auf einer eher elementaren Entwicklungsstufe geht es für sie um den Kampf um die „nackte Existenz“. Demzufolge stehen hier Bedürfnisse nach Nahrung, Kleidung, Behausung und dergleichen im Mittelpunkt. Wenn diese Entwicklungsstufe überwunden ist, kommen weitere Bedürfnisarten ins Spiel, wie etwa Bedürfnisse nach Sicherheit, Zugehörigkeit oder Selbstverwirklichung.

Von den Bedürfnissen eines Individuums unterscheidet man die kollektiven Bedürfnisse. Diese bringen die Bedürfnisse von Personengruppen zum Ausdruck. Ein Beispiel für ein kollektives Bedürfnis ist das nach einer möglichst geringen Umweltverschmutzung (saubere Luft); es können beispielhaft als kollektive Bedürfnisse aber auch jene nach Bildung oder nach Mobilität genannt werden.

Achtung

Bedürfnisse sind nicht ganz dasselbe wie der ähnlich klingende Begriff Bedarf. Unter Bedarf versteht man in den Wirtschaftswissenschaften eine spezielle Form von Bedürfnissen: Es handelt sich um Bedürfnisse, die durch individuelle Kaufentscheidungen konkretisiert werden. Individueller Bedarf spiegelt sich in der tatsächlich gegebenen kaufkräftigen Nachfrage eines Individuums nach bestimmten Dingen wider. In sozialpolitischen Diskussionen wird der Begriff Bedarf zudem vielfach auf Dinge verengt, die für ein bedürftiges, das heißt unterdurchschnittlich versorgtes Individuum zum Überleben in einer Gesellschaft unverzichtbar erscheinen.

Tendenziell gehen Bedürfnisveränderungen von den unteren zu den oberen Entwicklungsstufen mit Übergängen von materiellen hin zu immateriellen Bedürfnissen einher. Damit verbunden ist der Übergang von rein materiellem Wohlergehen zu auch immateriellem Wohlergehen. Beispielhaft kann in diesem Zusammenhang der Übergang von materiellen Grundbedürfnissen nach Nahrungsmitteln bis letztlich hin zu immateriellen Bedürfnissen wie Selbstverwirklichung, Lebensglück oder ‐zufriedenheit genannt werden.

Mit einem Fachbegriff bezeichnet man das materielle Wohlergehen als Wohlstand, und die Menge aus Wohlstand und immateriellem Wohlergehen wird durch den Oberbegriff der Wohlfahrt erfasst.

Achtung

Umgangssprachlich versteht man unter „Wohlfahrt“ vielfach etwas anderes, nämlich die Unterstützung von Armen. Dies ist hier ausdrücklich nicht gemeint.

Das ökonomische Prinzip ist der Maßstab ökonomischen Handelns


Um sich bestimmte Bedürfnisse erfüllen zu können, müssen im Sinne einer Zweck‐Mittel‐Beziehung die entsprechenden Mittel bereitgestellt, Ökonomen sagen, produziert werden. Diese Mittel werden als Güter bezeichnet, wobei sie neben Sachgütern auch Verfügungsrechte (zum Beispiel Patente) und Dienstleistungen umfassen.

Produktionsfaktoren


Zu ihrer Produktion sind Produktionsfaktoren erforderlich; man unterscheidet im Wesentlichen drei Produktionsfaktoren:

  • Boden,
  • Arbeit und
  • Kapital.

Boden (zum Teil auch als Produktionsfaktor „Natur“ bezeichnet) umfasst nicht nur Grundstücke, sondern weitere natürliche Ressourcen wie Bodenschätze, Flora und Fauna oder klimatische Bedingungen. Der Produktionsfaktor Arbeit kennzeichnet die menschliche Arbeitskraft, die grob auch noch nach dispositiver (leitender, eher geistiger) Arbeit und operativer (ausführender, eher körperlicher) Arbeit differenziert werden kann. Vom Produktionsfaktor Arbeit – also von Menschen – hergestellte Maschinen, Werkzeuge und dergleichen werden schließlich unter dem Kapitalbegriff geführt.

Mitunter wird auch noch vom technischen Fortschritt als einem weiteren Produktionsfaktor gesprochen. Hierunter sind neue oder verbesserte Produktionsverfahren beziehungsweise ‐strukturen zu verstehen, mit deren Hilfe eine größere Gütermenge als zuvor hergestellt werden kann.

Zum einen kann es sich bei technischem Fortschritt um eine erhöhte Leistungsfähigkeit der einzelnen Produktionsfaktoren handeln: zum Beispiel um besser qualifizierte Arbeitskräfte, deren Wissensniveau – mit einem Fachbegriff spricht man mitunter von deren Humankapital – gesteigert wird. Es können auch leistungsfähigere Maschinen gemeint sein (beispielsweise PCs mit einer größeren Festplatte, einem größeren Arbeitsspeicher und/oder einem schnelleren Prozessor) beziehungsweise leistungsfähigere Böden (etwa als Folge des Einsatzes neuartigen Düngers).

Zum anderen geht es beim technischen Fortschritt um eine verbesserte Kombination der einzelnen Produktionsfaktoren miteinander. Letzteres kann mit der Ersetzung (mit einem Fremdwort: mit der Substitution) von Einheiten eines Produktionsfaktors durch Einheiten eines anderen Produktionsfaktors einhergehen. So kennzeichnen sogenannte Rationalisierungsmaßnahmen die Ersetzung von Arbeitskräften durch Maschinen im Rahmen der Güterproduktion.

Beispiel

In einem Laufschuhladen sollen ein ausgebildeter Schuster für den Verkauf von Laufschuhen und ein ausgebildeter Einzelhandelskaufmann für die Reparatur beschädigter Laufschuhe zuständig sein. Vermutlich sind diese Zuordnungen weniger gut als die Zuordnungen des Schusters zum Reparaturservice und des Einzelhandelskaufmanns zum Verkaufsbereich. Die letztgenannte Organisationsstruktur stellt somit ein Beispiel für eine verbesserte Kombination der einzelnen Produktionsfaktoren dar (in diesem Fall von den unterschiedlich ausgebildeten Arbeitskräften zu den Arbeitsutensilien im Reparaturservice und im Verkaufsbereich) und wäre damit technischer Fortschritt.

Limitationale und substitutionale Produktion


Es kann sein, dass die Produktionsfaktoren in fixen, technisch vorgegebenen Verhältnissen zueinander verwendet werden müssen, um eine bestimmte Outputmenge zu produzieren; in diesem Fall spricht man von limitationaler (durch fixe Faktorverhältnisse gekennzeichneter) Produktion. Können hingegen – wie nachfolgend in der Regel unterstellt – die Produktionsfaktoren zur Erzeugung einer bestimmten Gütermenge im Grunde genommen variabel zueinander verwendet werden, liegt eine substitutionale (durch variable Faktorverhältnisse gekennzeichnete) Produktion vor.

Beispiel

Möchte man einen Kartoffelbrei aus den Zutaten Kartoffeln, Milch und Butter in einer bestimmten, mehr oder weniger genau definierten Konsistenz herstellen, ist das Verhältnis zwischen den Zutaten im Grunde genommen fix, also limitational. Spielt die Konsistenz indes eine weniger bedeutende Rolle und ist es demzufolge ohne größere Bedeutung, ob der Kartoffelbrei eher fest oder eher flüssig ist, kann zum Beispiel Butter durch Milch ersetzt werden (und umgekehrt); es läge sozusagen ein substitutionaler Produktionsprozess vor.

Minimum‐ und Maximumvariante des ökonomischen Prinzips


Ökonomisches Handeln ist dadurch gekennzeichnet, dass die Produktion von Gütern ohne die Verschwendung der eingesetzten Mengen von Produktionsfaktoren einhergeht, sodass man dann auch von effizienter Produktion spricht. Zusammengefasst wird dies im sogenannten ökonomischen Prinzip. Letzteres kann auf zwei Arten formuliert werden: einerseits als Minimum‐ und andererseits als Maximumvariante.

Effizienz und...

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