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Wissensmanagement und unterstützende Werkzeuge im Hochschuleinsatz

Knowledge Management and Supporting Tools in Academic Use

AutorMartin Zithier
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl103 Seiten
ISBN9783656747055
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis27,99 EUR
Masterarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Informatik - Wirtschaftsinformatik, Note: 1,3, Otto-Friedrich-Universität Bamberg (Fakultät Wirtschaftsinformatik und Angewandte Informatik; Lehrstuhl für Wirtschaftspädagogik), Sprache: Deutsch, Abstract: 'Wissen ist Macht.' Dieses, dem Philosophen Francis Bacon (1561-1626) zugeschriebene, Zitat aus dem 16. Jahrhundert beweist auch heute noch - vielleicht mehr denn je - seine Gültigkeit (SCHNECKENBURGER 2005, 1). In unserer heutigen Wissensgesellschaft hat sich Wissen neben Kapital, Boden und Arbeit als Produktionsfaktor längst etabliert (DRUCKER 1997, 18). Viele Unternehmen haben den Stellenwert dieser Form von ökonomischer Macht erkannt und setzen Wissensmanagementlösungen ein. Sie verfolgen damit das Ziel, das Wissen ihrer Mitarbeit und der Organisation zu bündeln, strukturieren und in Wettbewerbsvorteile umzusetzen (PFIFFNER & STADELMANN 1995, 1 & PROBST, RAUB & ROMHARDT 2003, 3). In jüngster Zeit wurde die steigende Bedeutung von Informationen und Wissen im unternehmerischen Kontext deutlich. Der Fokus vieler Unternehmen richtete sich im Rahmen von Hypes und Schlagworten wie Enterprise 2.0, Big Data oder Industrie 4.0 stärker auf die Bearbeitung immer größer werdender Datenmengen und die kollaborative Zusammenarbeit an gemeinsamen Inhalten (BACK, GRONAU & TOCHTERMANN 2009, 6, BITKOM 2014, 17 & HOFFMANN & VOSS 2013, 30). Nicht nur die Dokumentation, Strukturierung und Speicherung, sondern auch der Transfer von Wissen nimmt seit langer Zeit eine wichtige Rolle in ökonomischen Bereichen ein. Im Mittelalter und in der vorindustriellen Zeit wurde berufliches Fach-wissen innerhalb von Familien und Zünften übertragen (ERLACH, ORIANS & REISACH 2013, 1). So erlernte bspw. Johannes Andreas Eisenbarth seine Künste durch eine zehnjährige Lehre bei seinem Schwager, dem Arzt, Okulisten, Bruch- und Steinschneider Alexander Biller, bevor er selbst landesweiten Ruhm als Wunderarzt erlangte (POHL 1982, 31). Die Industrialisierung und der spätere Wandel über die Informations- bis hin zur Wissensgesellschaft änderten Berufsbilder sowie die Anforderungen und Möglich-keiten der Wissensweitergabe. Die Übertragung impliziten Fachwissens, das vorher durch jahrelanges Beobachten und Nachahmen zwischen Meister und Lehrling übertragen wurde, stellte neue Herausforderungen an die moderne Gesellschaft: Aufgrund fortwährender Erweiterung unternehmerischer Informationsbasen und Expertenfluktuation mussten Wissensmanagementlösungen entwickelt werden, um Fachwissen innerhalb der Organisationen zu bewahren und weiterzugeben (ERLACH, ORIANS & REISACH 2013, 1f.). [...]

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Leseprobe

3. Wissensmanagement: Vom personengebundenen Wissen zur kollaborativen Wissensgemeinschaft


 

Wie in Kapitel 2 beschrieben, nimmt Wissen einen sehr hohen Stellenwert in Unternehmen und Organisationen ein. Um dem gerecht zu werden, sind Lösungen notwendig, die unterschiedliche Wissensarten und Wissensträger im Organisationsverbund berücksichtigen. Das vielfältig verbreitete und in mehreren verfügbaren Formen ausgeprägte Wissen bedarf Strukturierung und Administration, um zur Entwicklung und zum Erfolg einer Organisation beitragen zu können. Hierzu ist es nötig, auf Managementmethoden zurückzugreifen (Lehner 2012, 16f.). Darauf aufbauend wird im Folgenden der Begriff des Wissensmanagements untersucht: Neben den begrifflichen Grundlagen werden ausgewählte wissenschaftliche Modelle vorgestellt und Wissensmanagement aus dem Blickfeld der Informationstechnologie betrachtet. Abschließend wird auf einige allgemeine Erfolgsfaktoren von Wissensmanagementsystemen eingegangen.

 

3.1 Grundlagen


 

In diesem Kapitel wird zunächst  auf die Entwicklungsgeschichte von Wissensmanagement eingegangen. Anschließend wird eine Begriffsdefinition für diese Arbeit festgelegt sowie Wissensmanagement und Informationsmanagement voneinander abgegrenzt.

 

3.1.1 Entwicklungsgeschichte


 

Erste, dem Wissensmanagement zuordenbare wissenschaftliche Arbeiten, wurden bereits in den 1960er Jahren veröffentlicht und behandelten den Wissensbegriff vorwiegend im Zusammenhang mit wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fragestellungen (Schüppel 1996, 186). Die vom Chemiker und Philosophen Michael Polanyi 1966 publizierte Monografie The Tacit Dimension (Polanyi 1966) stellt dabei die vermutlich bedeutsamste Veröffentlichung dieser Zeit dar. In den 1970er und 1980er Jahren verfolgte man das Management explizitem Wissens in Unternehmen vor allem auf Führungsebene (Lehner 2012, 29f.).

 

Durch gesteigerte Wahrnehmung des Produktionsfaktors Wissen begannen Unternehmen, sich intensiv mit Wissensmanagement auseinanderzusetzen. Im Hinblick auf Globalisierung und gesteigerten Wettbewerb wurden Lernprozesse effektiver gestaltet und versucht, die unternehmerische Produktivität zu erhöhen. Ab Mitte der 1990er Jahre wurden auch erste Softwarewerkzeuge und Wissensportale zum Management von Wissen in Unternehmen eingesetzt. Die weite Verbreitung des Internets und der Einsatz von Business-Intelligence-Methoden verstärkten diesen Trend. Wissensmanagement wurde zum Modethema in Unternehmen und Hauptbestandteil einer Vielzahl wissenschaftlicher Veröffentlichungen und Konferenzen. Die vorhandenen Wissensmanagementlösungen konnten allerdings den teilweise überzogenen unternehmerischen Zielen nicht gerecht werden (Lehner 2012, 30f. & Schüppel 1996, 187).

 

Etwa ab dem Jahr 2005 begann – verbunden mit den Schlagworten KM Governance, Enterprise 2.0 und Big Data – ein weiterer Entwicklungsabschnitt. Unternehmer und Wissenschaftler befassten sich mit der Kontrolle, Steuerung, Verarbeitung und Entwicklung umfassend gewordener Datenmengen in Wissensgemeinschaften (Back, Gronau & Tochtermann 2009, 6, Hoffmann & Voss 2013, 30 & Lehner 2012, 31).

 

3.1.2 Begriffsdefinition


 

Ähnlich wie der Wissensbegriff wird auch das Wissensmanagement aus einer Vielzahl wissenschaftlicher Perspektiven untersucht. Aufgrund der vielfältigen Einsatzzwecke in unterschiedlichen Bereichen scheint es nicht möglich, auf eine allgemeingültige Begriffsbestimmung zurückzugreifen (Heisig 2005, 13 & Lehner 2012, 34).

 

Als Verständnisgrundlage dieser Arbeit wird zunächst die Definition von Romhardt (1998, 45) gewählt:

 

„Wissensmanagement bildet ein integriertes Interventionskonzept, das sich mit Möglichkeiten zur Gestaltung, Lenkung und Entwicklung der organisatorischen Wissensbasis befasst“ (Romhardt 1998, 45).

 

Dieser systemorientierte Ansatz beschreibt die Administration und die Evolution einer Wissensbasis im System bzw. in Teilsystemen einer Organisation.

 

Ergänzend dazu stellen Oelsnitz & Hahmann (2003, 101) die Entwicklungsfähigkeit organisationaler Wissensbasen durch Lernprozesse heraus (Abb. 7):

 

 

 Abb. 7: Wissensmanagement im Kontext von Lernen und Wissen In Anlehnung an: Oelsnitz & Hahmann (2003, 101)

 

Die gegenwärtige organisationale Wissensbasis wird durch die Bestandsgröße Wissen beschrieben. Die Stromgröße Lernen wirkt auf die Wissensbasis einer Organisation ein und verändert diese. Die Aufgabe des Wissensmanagements liegt in der Verwaltung und gesteuerten Entwicklung des organisationalen Wissensbestandes (Oelsnitz & Hahmann 2003, 101).

 

3.1.3 Informationsmanagement und Wissensmanagement


 

Die Begriffe Informationsmanagement und Wissensmanagement bzw. Information und Wissen werden – je nach Perspektive der Forschungsdisziplin – teilweise synonym verwendet (Welter 2005, 50). Diese Begriffe weisen durchaus viele Gemeinsamkeiten auf, trotzdem unterscheiden sie sich in einigen wesentlichen Punkten (Rehäuser & Krcmar 1996, 11 & Welter 2005, 31f.). Deswegen wird im Kontext dieser Arbeit zwischen den Begriffen des Informationsmanagements und des Wissensmanagements differenziert.

 

Trivialerweise befasst sich das Informationsmanagement mit der „Gestaltung und Lenkung der Wahrnehmung, Verarbeitung, Speicherung und Nutzung von Information im Unternehmen“ (Welter 2005, 75, Kursivdruck im Original), während das Wissensmanagement dieselben Aufgaben im Hinblick auf das Wissen im Unternehmen erfüllt (Welter 2005, 75). Information und Wissen unterscheiden sich folglich in mehrerer Hinsicht:

 

Die Verbreitung und Vervielfältigung von Informationen geschieht einfach und zu geringen Grenzkosten, etwa durch das Kopieren von Daten auf materiellen Wissensträgern wie Speichermedien oder Papierausdrucken (Rehäuser & Krcmar 1996, 11). Des Weiteren liegen Informationen nur in Form des leicht verfügbaren und einfach zu duplizierenden expliziten Wissens vor (Nakamori 2006, 4).

 

Die Weitergabe und Reproduktion von Wissen hingegen ist schwieriger und kostenintensiver bezüglich der Vervielfältigungs- und Grenzkosten. Die Ursache dafür liegt darin begründet, dass Wissen vordergründig auf personelle Wissensträger bezogen wird. Zudem berücksichtigt Wissen sowohl explizites als auch das im Verborgenen liegende und nur schwer vervielfältigbare implizite Wissen. Demzufolge ist die Vervielfältigung und Entwicklung von Wissen wegen nötiger (Weiter-) Bildungskosten zeit- und kostenintensiver oder gar nicht möglich (Nakamori 2006, 4 & Rehäuser & Krcmar 1996, 11-13).

 

Wie bereits in Kapitel 2.2.2 beschrieben, bauen Information und Wissen aufeinander auf. Wissen entsteht, indem Informationen vernetzt werden (Rehäuser & Krcmar 1996, 6). Infolgedessen treten auch beim Management von Informationen und Wissen Wechselwirkungen und Verknüpfungspunkte auf, sodass die Integration des Informationsmanagements in das Wissensmanagement und vice versa nötig ist (Müller-Merbach 1999, 95).

 

3.2 Ausgewählte Wissensmanagement-Modelle


 

Da – wie bereits in Kapitel 3.1.2 beschrieben – unterschiedliche wissenschaftliche Betrachtungsweisen bezüglich dem Management von Wissen vorherrschen, haben sich mehrere, teilweise konkurrierende, Modelle entwickelt. Auch hier konnte kein einheitlicher Modellierungsansatz entwickelt werden (Lehner 2012, 71).

 

Im Folgenden werden zwei geläufige, ganzheitliche Wissensmanagementkonzepte beschrieben, deren Hauptaugenmerk auf dem Management organisationaler Wissensbasen liegen (North 2011, 184). Um einen möglichst umfassenden Eindruck zu gewinnen, wurden folgende Ansätze ausgewählt: Zuerst wird das eher theoretisch geprägt SECI-Modell nach Nonaka & Takeuchi (2012) vorgestellt. Anschließend wird der praxisnahe Ansatz der Bausteine des Wissensmanagements nach Probst, Raub & Romhardt (2003) beschrieben.

 

3.2.1 SECI-Modell


 

Nonaka (1991, 97) verglich Managementkonzepte japanischer Unternehmen gegenüber den Ansätzen europäischer und amerikanischer Mitbewerber. Dabei stellte er fest, dass der Erfolg japanischer Unternehmen vor allem auf der Integration neuen Wissens in die organisationale Wissensbasis fußt (Nonaka 1991, 97).

 

Auf diesen Erkenntnissen aufbauend entwickelten Nonaka & Takeuchi (2012, 90ff.) in Zusammenarbeit mit...

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