Der Alltag von Rita und Kebba an ihrem jeweiligen Wohnort ist so unterschiedlich wie nur möglich. Wenn Kebba morgens aufsteht, ist seine erste Amtshandlung meist der Gang ins Haus seiner Schwester, zu der er ein enges Verhältnis pflegt. Da wird erst mal in aller Ruhe ein Tee getrunken. Völlig von alleine ergeben sich Gelegenheiten zu einem kleinen Geschäft hier, zu einem Job dort. Anders als bei uns in Deutschland gebe es gar keine so deutliche Trennlinie zwischen Freizeit und Beruf, wobei der Begriff eines Berufes mit Festanstellung ziemlich unbekannt sei. Ausgiebiges Schuhe putzen, am Auto herumbasteln, ein Schwätzchen mit dem Freund, das gehe alles nahtlos ineinander über.
Und in der Hochburg des rheinischen Frohsinns? Rita stöhnt. Sie reißt morgens für gewöhnlich ein Wecker oder Vera, ihre Mitbewohnerin, aus den Träumen. Als bekennende Morgenmuffelin gibt sie sich in der Regel als erstes dem Auspressen von Orangen hin, um Vera nicht mit ihrer strahlenden Laune anzustecken. Ihr Job nimmt sie stark in Anspruch. Nachtschichten zur Vorbereitung von Frühsendungen sind überhaupt keine Seltenheit. Da bleibe nachmittags oft nur die Kombination Buch und Sofa als nervliche Rettungsinsel. Statt Küche, Kinder, Kirche pflegt Rita die anderen drei K's, nämlich Kino, Kneipe und Konzert. Manchmal bleibt sogar Zeit für etwas Sport. Am liebsten aber besucht sie ihre afrikanischen Tanzstunden. Da könne man prima loslassen und sich austoben und ungeniert mit dem Arsch wackeln.
Beim Stichwort "Toben" denkt Rita wieder an eine ihrer lautstarken Auseinandersetzungen mit Kebba. Ja, auch die gebe es natürlich. Eines Abends, so erinnert sie sich, ging es ums Geld. Natürlich habe sie festgestellt, dass die Menschen in Gambia einen völlig anderen Umgang mit Geld pflegen. Man hilft einander eher aus. Wer etwas hat, gibt auch bereitwilliger etwas ab an Freunde oder Verwandte. Dieses System funktioniere zwar ganz gut, bereite aber spätestens dann Schwierigkeiten, wenn Fremde unverhältnismäßig viel Geld ins Spiel brächten. Das Essen im Restaurant oder der Einkauf falle dann schon mal besonders üppig aus.
Das seien Momente, an denen man sich schon frage, welche Rolle man als "fremde, reiche Frau" dort überhaupt spiele. Jedenfalls hat Rita nach dem ersten Zoff und einem Tag Schmollen in Sachen Geld Kebba einfach die Verantwortung für eine bestimmte Summe übertragen. Ich sagte ihm, das sei jetzt der Betrag, der für die nächsten zwei Tage zur Verfügung stehe. Er habe nun die Verantwortung für beide zu tragen. Und das habe dann, nach einigen Bedenken seinerseits, dass er nicht Ritas Geld haben wolle, auch überraschend hervorragend geklappt.