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Wörterbuch der philosophischen Grundbegriffe

AutorFriedrich Kirchner
VerlagJazzybee Verlag
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl504 Seiten
ISBN9783849617639
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis6,99 EUR
Kirchners Lexikon bietet Erklärungen der wichtigsten Begriffe aus der Philosophie von 'a' wie 'Abänderung' bis 'z' wie 'Zweifel.'

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Leseprobe

A ist = a, b, c... n

 

B ist = A in a und b

 

---------------------------

 

B ist = A auch in c, d ... n.

 

Es leuchtet ein, daß die Analogieschlüsse ziemlich unsicher sind, besonders wenn die analogen Merkmale unwesentlich sind. Vgl. Induktion.

 

Analogien der Erfahrung heißen bei Kant (1724 bis 1804) die Grundsätze des Verstandes, welche aussprechen, wie aus Wahrnehmungen Einheit der Erfahrung entspringt. Der allgemeine Grundsatz derselben ist: Alle Erscheinungen stehen ihrem Dasein nach a priori unter Regeln der Bestimmung ihres Verhältnisses untereinander in einer Zeit. Da Beharrlichkeit, Folge und Zugleichsein die drei Modi der Zeit sind, so zerlegt sich der allgemeine Satz in folgende drei: 1. Alle Erscheinungen enthalten das Beharrliche (Substanz) als den Gegenstand selbst und das Wandelbare als dessen bloße Bestimmung, d. i. eine Art, wie der Gegenstand existiert; 2. Alles was geschieht (anhebt zu sein), setzt etwas voraus, worauf es nach einer Regel folgt; 3. Alle Substanzen, sofern sie zugleich sind, stehen in durchgängiger Gemeinschaft (d. i. Wechselwirkung untereinander). – Mit diesen Analogien glaubte Kant den Humeschen Zweifel (vgl. Kausalität) überwunden zu haben. Er hat aber kaum mehr nachgewiesen, als daß diese Sätze ideale Forderungen der wissenschaftlichen Forschung sind (Vgl. E. Laas, Kants Analog, d. Erf. Berlin 1876).

 

Analogismus (gr. analogiomos) heißt Schluß, Beweis aus Analogie.

 

Análogon rationis (gr.-lat. = Vernunftähnliches) heißt nach Leibniz dasjenige am Tiere, was ihm mit dem Menschen gemein ist. Leibniz (1646-1746) sah in der Tierseele eine Monade gleich der menschlichen, die der deutlichen, von Gedächtnis begleiteten Vorstellung fähig ist; sie unterscheidet sich aber nach ihm von der des Menschen dadurch, daß an die Stelle der Einsicht in den vernünftigen Zusammenhang der Dinge die bloße Erwartung ähnlicher Fälle tritt (Monadologie 26. 28).

 

Analyse (gr. analysis), eig. Auflösung, heißt im Gegensatz zur Synthese die Zerlegung eines Begriffes in seine Merkmale, eines Ganzen in seine Teile. Demgemäß heißt, eine Definition eine analytische Erklärung. – Ein analytisches Urteil ist ein solches, in dem das Prädikat aus dem Begriffe des Subjekts unmittelbar hervorgeht, z. B. ein gleichseitiges Dreieck hat drei gleiche Seiten. Synthetische Urteile dagegen vermitteln die Verknüpfung von Subjekt und Prädikat erst durch ein anderes Urteil, z. B. ein gleichseitiges Dreieck hat drei gleiche Winkel. Diesen Unterschied hat zuerst der Megariker Stilpon (380-300 v. Chr.), dann Dav. Hume (1711-1776) berührt, endlich besonders Kant (1724-1804) hervorgehoben, der die analytischen Urteile auf den Satz der Identität zurückführte, für die synthetischen aber das Prinzip in der Möglichkeit der Erfahrung fand. Vgl. z. B. Prolegomona z. e. jeden künftigen Metaphysik. Riga 1783. S. 24 ff. »Allein Urteile mögen nun einen Ursprung haben, welchen sie wollen, – so gibt es doch einen Unterschied derselben, dem Inhalte nach, vermöge dessen sie entweder bloß erläuternd sind und zum Inhalte der Erkenntnis nichts hinzutun, oder erweiternd und die gegebene Erkenntnis vergrößern; die ersten werden analytische, die zweiten synthetische Urteile genannt werden können.« »Analytische Urteile sagen im Prädikate nichts, als das, was im Begriffe des Subjekts schon wirklich, obgleich nicht so klar und mit gleichem Bewußtsein gedacht war«, z. B. alle Körper sind ausgedehnt, »Dagegen enthält der Satz: einige Körper sind schwer, etwas im Prädikate was in dem allgemeinen Begriffe vom Körper nicht wirklich gedacht wird, er vergrößert also meine Erkenntnis.« – Aber der Unterschied der analytischen und synthetischen Urteile ist nur logisch und erkenntnistheoretisch ein feststehender, psychologisch dagegen ein schwankender; denn was für uns heute ein synthetisches Urteil ist, ist morgen ein analytisches, und was für den Laien ein synthetisches, ist für den Kenner einer Sache ein analytisches Urteil. – Die analytische Methode geht vom Besonderen zum Allgemeinen, von dem Bedingten zu den Prinzipien, von denen das Gegebene abhängt (regressus a principiatis ad principia), während die synthetische vom Allgemeinen und von den Prinzipien ausgeht. Jene heißt auch die regressive, heuristische, diese die progressive, didaktische. Den Regreß vom Bedingten zur Bedingung nennt Kant qualitative Analysis, quantitative den Regreß vom Ganzen auf die Teile. Vgl. Methode.

 

Analytik (von gr. analytikos) heißt bei Aristoteles (384 bis 322) der elementare Teil der Logik, der sich mit den Formen des erkennenden Denkens, mit Begriffen, Urteilen und Schlüssen beschäftigt. Er handelt vom reinen Denken, in dem die Gedanken nur aufeinander, nicht wie in der Metaphysik auf Außendinge bezogen werden. – Kant (1724-1804) nennt transscendentale Analytik die Zergliederung unserer gesamten Erkenntnisse zu dem Zwecke, die Elemente der reinen Verstandeserkenntnis aufzusuchen. (Kr. d. r. V. S. 64-292.) Er scheidet sie in die Analytik der Begriffe, welche die Begriffe a priori aufsucht und ihre Möglichkeit erforscht (siehe Kategorien) und in die Analytik der Grundsätze, welche ein Kanon für die Urteilskraft sein soll, jene Verstandesbegriffe auf Erscheinungen anzuwenden.

 

Anamnese (gr. anamnêsis) heißt Wiedererinnerung. Die Anamnese spielt in der Erkenntnislehre Platons (427-347) eine besondere Rolle. Die Erkenntnis der Wahrheit erfolgt nach seiner Auffassung durch Wiedererinnerung an ein früheres Leben. Die Seele erinnert sich beim Denken an das, was sie in einem früheren Dasein gewußt hat. Vgl. angeboren.

 

Anamnestik (von gr. anamnêstikos) heißt Erinnerungskunst, vgl. Mnemonik.

 

Andacht heißt eigentl. Aufmerksamkeit, dann Richtung unserer Gedanken auf göttliche Dinge. Kant definiert sie als »die Stimmung des Gemüts zur Empfänglichkeit gottergebener Gesinnungen«. Ein im 19. Jahrh. weit verbreitetes Werk war »Zschokkes Stunden der Andacht«. – Andächtelei ist die entweder gedankenlose oder heuchlerische Übung der Andacht.

 

Andromanie (gr. andromania) (Nymphomanie) heißt Mannstollheit. Sie entsteht bei Frauen sowohl aus physischen Ursachen, wie infolge von Geisteserkrankung.

 

angeboren (lat. innatus) heißt im Gegensatze zu erworben, angelernt, alles, was der Mensch von Geburt an besitzt. Dies sind zunächst gewisse Triebe und Fähigkeiten. Die Philosophie hat aber auch vielfach bestimmte Ideen und Grundsätze für angeboren angesehen. Vertreter der Lehre von den angeborenen Ideen sind z. B. Platon, Descartes, Malebranche, Spinoza. Bekämpft hat die Lehre von den angeborenen Ideen, die man Nativismus (s. d.) nennt, vor allem Locke im I. Buche seines Essay concerning Human Understanding (1689). Modifiziert erscheint die Lehre von den angeborenen Ideen schon bei Aristoteles (384-322), der die allgemeinen Grundsätze und Begriffe nur dem Keime nach als in der Vernunft vorhanden annimmt, und bei Leibniz (1646-1716), der aus fertigen angeborenen Ideen vielmehr Anlagen die »virtuellement« gegeben sind, macht. Bei Kant (1724-1804) erscheint die Lehre von den angeborenen Ideen umgewandelt in die Lehre vom a priori. A priori heißt dasjenige, was aus reiner Vernunft und nicht aus der Erfahrung stammt, keineswegs aber dasjenige, was zeitlich vor der Erfahrung vorhanden ist. Ein Nativist ist also Kant, wie die Engländer vielfach fälschlich annehmen, nicht gewesen. – Angeborene Vorstellungen, Ideen, Grundsätze existieren in Wahrheit nicht; der ganze Vorrat unseres Bewußtseinsinhaltes entsteht in der Erfahrung: aber die Anlagen zu der Bewußtseinstätigkeit sind aus der Tätigkeit der vorausgegangenen Generationen entstanden und gehen durch Vererbung auf uns über. – Angeborene Rechte sind solche, die der Mensch mit seiner Geburt erhalten hat; dies sind teils natürliche (die sog. Menschenrechte), daß er z. B. lebe, frei sei usw., teils konventionelle, d. h. durch Übereinkunft ihm gegebene, z. B. daß das Kind seinen Vater beerbe u. dgl.

 

angemessen (adäquat) heißt eine Definition, wenn sie weder zu weit noch zu eng ist; dies erkennt man daran, daß sie sich sowohl einfach als auch durch Kontraposition umkehren läßt. So ist z. B. die Definition angemessen: Ein Dreieck ist eine dreiseitige Figur; denn man kann sagen: a) Jede dreiseitige Figur ist ein Dreieck und b) Nicht dreiseitige Figuren sind keine Dreiecke. Läßt sich irgend eine Instanz gegen eine Erklärung anführen, so ist diese unangemessen (inadäquat). So führte Diogenes (404-323) gegen Platons Definition, der Mensch sei ein...

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