Nur wenige Phänomene können die Welt in ihrer Form und Struktur grundlegend verändern. Dazu zählen selbstverständlich internationale politische Revolutionen, Klimawandel, die Veränderungen und das Wachstum der Weltbevölkerung[4].
Der demographische Wandel ist zunächst weder positiv noch negativ zu bewerten und kann sowohl eine Bevölkerungszunahme als auch eine Bevölkerungsabnahme darstellen. Der Wandel der Demographie ist bedingt durch Naturkatastrophen, Kriege, Veränderung der Geburtenrate und ständige Verbesserung der Gesundheitsversorgung[5]. Dabei sind in den letzten Jahren Geburtenrückgänge, Alterung und schrumpfende Bevölkerung immer mehr in das Zentrum der öffentlichen Diskussion gerückt.
Der demographische Wandel hat nachhaltige Auswirkungen auf die Gesellschaft, Politik sowie die Wirtschaft eines Landes. Im Rahmen dieser Arbeit werden die wirtschaftlichen Auswirkungen, insbesondere die Auswirkungen auf die Wohnungswirtschaft näher betrachtet. Doch bevor auf die Auswirkungen, die die Wohnungswirtschaft betreffen eingegangen werden kann, müssen an dieser Stelle einige Grunddaten und Entwicklungen der Demographie thematisiert werden. Die wichtigsten Faktoren hierzu sind in der Abbildung 1 dargestellt.
Abbildung 1: Demographische Entwicklung
(Quelle: Eigene Darstellung)
A. Bevölkerungswachstum
Das Bevölkerungswachstum bezeichnet die Zunahme der Bevölkerung und ist hauptsächlich das Ergebnis der Differenz zwischen der Geburtenrate und der Sterberate der Menschen auf eine bestimmte Fläche bezogen. Die Zahl der Geburten hängt von den Fortpflanzungspräferenzen in einem Land ab, das ist die Zahl der Kinder, die eine Frau in ihrem ganzen Lebenszyklus zur Welt bringt. Die Zahl der Sterberate hängt von zwei Faktoren ab: a) von der Altersstruktur der Bevölkerung, vor allem der Anteil der älteren Bevölkerung und b) von der Gesamtmortalität der Bevölkerung die durch Krankheiten und andere Ursachen entsteht[6]. Daneben spielt die Anzahl der Wanderungsbewegung (Anzahl der Ab- und Zuwanderung) eine wichtige Rolle. Die Prognose über die Zahl der Wanderungen ist sehr kompliziert. In den meisten Ländern der Welt ist diese Zahl unbedeutend, für Industriestaaten wie Deutschland spielt dies jedoch eine sehr entscheidende Rolle[7].
Für das Bevölkerungswachstum ergibt sich demnach die folgende Formel:
B(2) = B(1) + Geburten — Todesfälle + Immigranten — Emigranten
Die Bevölkerung am Anfang der Periode B(1) zuzüglich der Zahl der Geburten und Immigranten, abzüglich der Zahl der Todesfälle und Emigranten ergibt die Bevölkerung am Ende der Periode.[8]
B. Altersstruktur
Unter Altersstruktur bzw. Altersverteilung wird die statistische Verteilung von Menschen auf bestimmte Zeitabschnitte oder Zeitpunkte verstanden. Anhand einer graphischen Darstellung, welche als Bevölkerungspyramide oder Alterspyramide bezeichnet wird, ist die Altersstruktur getrennt nach Frauen und Männer dargestellt. Diese Darstellung ist aufgeteilt in[9]:
X-Achse: Anteil der Männer (negative X-Achse) und Frauen (positive X-Achse)
Y-Achse: Lebensalter aufgeteilt in Einjahres- wie auch Fünfjahresschritten
Durch die Anordnung der Y-Achse in der Mitte der X-Achse, werden auf den beiden Seiten der Y- Achse die Anteile der Frauen und Männer getrennt dargestellt.
Aus dieser Anordnung entstehen verschiedene graphische Formen, die in ihrer Entstehung und in den sozialen Auswirkungen unterschiedliche Ursachen und Ergebnisse haben. Die unterschiedlichen Ereignisse und Entwicklungen in der Geschichte sind für die Veränderung oder Verformung der Alterspyramiden verantwortlich. Beispielhaft hierfür sind Naturkatastrophen, Kriege und Veränderungen im kulturellen und sozialen Verhalten der Menschen. Die typischen Formen der Alterspyramide sind in der Abbildung 2 dargestellt.
Abbildung 2: Grundformen der Alterspyramiden
(Quelle: Laube/Rosse (2009, S. 82))
C. Bevölkerungsdynamik
Die Bevölkerungsdynamik bzw. Bevölkerungsbewegung wird unterteilt in „natürliche Bevölkerungsbewegung (Geburten, Sterbefalle) und räumliche Bevölkerungsbewegung (Zuzüge und Fortzüge = Wanderung)“[10]. Die Dynamik dieser Größen hat zur Folge, dass auch nach großen Umbrüchen in der Gesellschaft die Bevölkerungen fortbestehen. Im Jahr 1900 lag die Zahl der Weltbevölkerung bei 1,65 Milliarden Menschen. Während des 20. Jahrhunderts vervierfachte sich die Weltbevölkerung auf 6,1 Milliarde, wobei 80% dieser Zunahme in der zweiten Jahrhunderthälfte erfolgte. Die Bundesrepublik Deutschland hatte am Jahresende 1990 knapp unter 80 Mio. Einwohner. Die Zahl stieg bis 2002 auf ihr Maximum auf 82,54 Mio. an. Drei Jahre später (2005) ging die Zahl der Einwohner geringfügig auf 82,4 Mio. zurück. Seit der Wiedervereinigung sind fast 11,5 Mio. Kinder geboren worden und 13 Mio. Menschen gestorben. Es gab ca. 14,5 Mio. Einwanderer und knapp 10,3 Mio. Menschen die aus Deutschland wegzogen. Dem Geburtendefizit in Höhe von knapp 1,5 Mio. Menschen stand ein Wanderungsgewinn in Höhe von 4,2 Mio. Menschen entgegen[11]. Diese sind nur einige Eckdaten, die die Dynamik der Bevölkerung in Deutschland aufzeigen. Genauere Begriffserklärungen zur Bevölkerungsdynamik, bzw. zur natürlichen und räumlichen Bevölkerungsbewegung, werden im Folgenden unter den Punkten Geburtenrate, Sterberate und Lebenserwartung sowie Wanderungen gegeben.
D. Geburtenrate
Die Geburtenrate bezeichnet die Anzahl der Lebendgeborenen im Jahr bezogen auf 1.000 Einwohner. Für die Geburtenrate ist das Ergebnis des generativen Verhaltens der Menschen in zeugungsfähigem Alter wichtig. Entscheidend hierbei sind zwei Indikatoren: a) die Zahl der Kinder je Frau und b) das Alter, in dem die Mütter die Kinder bekommen.
E. Sterberate und Lebenserwartung
Sterberate: Die Sterberate, bzw. die Mortalität bezeichnet die Anzahl der Todesfälle bezogen auf die Gesamtbevölkerung, meist in einem bestimmten Zeitraum.
Lebenserwartung: Die Lebenserwartung bezeichnet die „durchschnittliche Anzahl zu durchlebender Jahre, die unter herrschenden Sterblichkeitsbedingungen bei Geburt (oder einem späteren Zeitpunkt, häufig ab 60 Jahren) erwartet werden kann“[12].
F. Wanderungen (Ein-, Aus- und Binnenwanderung)
Als Einwanderer oder Immigranten werden Menschen die ihre Landesgrenzen einzeln oder in Gruppen überschreiten und ihre bisherigen Wohnorte verlassen, bezeichnet. Sie haben das Ziel ihren Wohnort auf Dauer oder zumindest auf lange Zeit für andere Orte zu wechseln. Aus der Perspektive des Herkunftslandes heißt diese Gruppe von Menschen Auswanderer oder Emigranten.
Wanderbewegungen von einzelner Personen oder Haushalte einer Bevölkerung innerhalb eines Gebiets (sowohl politisch als auch geografisch) werden als Binnenwanderung bezeichnet. Mögliche Gründe für Ein-, Aus- und Binnenwanderungen sind[13]:
Politische, religiöse oder sprachkulturelle Gründe
Flucht vor Naturkatastrophen und Hungersnot
Bessere Bildungsmöglichkeiten
Bessere Arbeitsbedingungen
Bessere Wohnverhältnisse
Struktur und Wandel der Demographie sind von großer Bedeutung für die Entwicklung der Gesellschaft in wirtschaftlicher, politischer und sozialer Hinsicht[14]. Der Wandel der Demographie in Deutschland ist keine Momentaufnahme, sondern ein Prozess der kontinuierlich ist und im Laufe der Jahre die Form und Struktur der Bevölkerung in Deutschland geprägt hat. Dennoch ist zu beachten, dass die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen nicht nur vom Wandel der Demographie beeinflusst werden, sondern selbst entscheidende Einflussfaktoren für den demographischen Wandel sind. Die Veränderungen und Einflussfaktoren sind sehr vielschichtig und berühren nachhaltig alle Lebensbereiche der Menschen. Diese Daten sind insbesondere für die Wohnungswirtschaft in Deutschland von Interesse, denn erst durch eine genaue Beobachtung und zukünftige Prognose können auf die gegenwärtige und zukünftigen Anforderungen der Bevölkerung in Bezug auf die Wohnimmobilien von morgen Entscheidungen getroffen werden. Die bedeutsamsten Aspekte der demographischen Entwicklung in Deutschland sind:
A. Natürliche und räumliche Bevölkerungsentwicklung
B. Haushaltsentwicklung
C. Einkommensentwicklung
Natürliche...