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Working Capital Management in Zeiten der Niedrigszinspolitik. Wie deutsche börsennotierte Unternehmen reagieren

AutorPascal Wald
VerlagStudylab
Erscheinungsjahr2019
Seitenanzahl141 Seiten
ISBN9783960955702
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
In Zeiten sinkender Umsätze und eines erschwerten Zugangs zum Kapitalmarkt suchen Unternehmen nach alternativen Finanzierungsquellen für das operative Geschäft. Das Working Capital Management ermöglicht es, Liquidität zu generieren und gleichzeitig Kosten einzusparen. Pascal Wald zeigt in seiner Publikation, wie Unternehmen Forderungen aus Lieferungen und Leistungen, Vorräte sowie Lieferantenverbindlichkeiten optimieren. Ein effizientes Working Capital Management setzt so auch kurzfristig Cash frei und spart langfristig Kosten. Doch seit die Europäische Zentralbank im Juni 2014 einen negativen Einlagezins festgelegt hat, stellt sich für Unternehmen zunehmend die Frage, wie sie mit ihren überschüssigen Liquiditätsreserven umgehen sollen. Pascal Wald hat den Schlüssel zu einem moderaten Working Capital Management und zeigt, wie Unternehmen langfristig profitabel bleiben. Aus dem Inhalt: - Zinsniveau; - Wirtschaftswachstum; - Wirtschaft; - Niedrigzins; - EZB

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Leseprobe

3 Stand der Forschung


 

Der rasant fortschreitende Entwicklungsprozess von Computertechnologie und Informationsmanagementsystemen in den 1960er und 1970er Jahren korrespondierte mit der erhöhten Akzeptanz von statistisch fundierten Forschungsmethoden und führte somit im Laufe der Jahre zu einer steigenden Anzahl von empirischen Forschungsarbeiten im Rahmen des Working Capital Management der Unternehmen.[166] Der Untersuchung des WCM wurde zunächst jedoch eine untergeordnete Bedeutung zugesprochen. Erst aufgrund der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise in den Jahren 2007 bis 2009 und dem damit einhergehenden gestiegenen Druck auf die Unternehmen, geriet das Working Capital Management verstärkt in den Mittelpunkt unternehmerischen Handelns.[167] Diese Entwicklung ist insbesondere daran erkennbar, dass die meisten Studien in angrenzendem Zeitraum zur Finanzmarktkrise durchgeführt wurden. Im weiteren Verlauf des Kapitels soll zunächst der aktuelle Stand der Forschung im Zusammenhang mit dem Working Capital Management zusammengefasst werden, um anschließend aus dieser Theorie ableitbare Hypothesen hinsichtlich der WCM-Determinanten herzauszuarbeiten. Im Anschluss erfolgt die Operationalisierung der jeweiligen Variablen.

 

3.1 Auserlesene Forschungsarbeiten zum Working Capital Management


 

Der empirische Forschungsstand des Working Capital Managements lässt sich grundsätzlich in zwei Hauptkategorien klassifizieren: die Determinantenforschung und die Auswirkungen des WCM auf die Rentabilität der Unternehmen. Da sich die vorliegende Arbeit zum Ziel genommen hat, die Auswirkungen der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank auf profitable und nicht profitable Unternehmen sowie die zugehörigen Determinanten zu analysieren, wird in dem nachfolgenden Gliederungspunkt zunächst ein Überblick über den Zusammenhang zwischen der Profitabilität und dem WCM gegeben und anschließend die empirischen Studien über die aktuellen Erkenntnisse der Determinanten des WCM zusammengefasst. Es ist anzumerken, dass die Aufarbeitung des aktuellen Forschungsstandes nicht den Anspruch auf Vollständigkeit verfolgt, sondern lediglich einen chronologischen Überblick über die relevanten Studien zum Thema WCM verschaffen soll.

 

3.1.1 Profitabilität und Working Capital Management


 

Soenen (1993) veröffentliche eine der ersten umfassenden Studien zur Erforschung der Kohärenz zwischen dem Working Capital Management und der Profitabilität der Unternehmen. Dabei untersuchte er 2.000 US-amerikanische Unternehmen aus 20 verschiedenen Sektoren über den Zeitraum von 1970 bis 1989. Als Maß für die Profitabilität verwendete er die Kennzahl Gesamtkapitalrentabilität, während das Working Capital Management anhand des Net Trade Cycles[168] operationalisiert wurde. Mittels des Chi-Quadrat-Unabhängigkeitstests[169] konnte Soenen eine negative Korrelation zwischen der Gesamtkapitalrentabilität und dem Net Trade Cycle nachweisen. Dieser Zusammenhang war jedoch stark von der jeweiligen Branche abhängig und traf auf nur ca. 55% der Unternehmen zu. Infolgedessen schlussfolgerte Soenen, dass der Net Trade Cycle zwar die Profitabilität der Unternehmen beeinflusst, aber das dieser Zusammenhang nur marginal ist.[170]

 

Deloof (2003) beschäftigte sich mit dem Zusammenhang der Profitabilität und dem Working Capital Management von 1.009 belgischen Unternehmen über den Zeitraum von 1992 bis 1996. Den Cash Conversion Cycle verwendete er dabei als umfassendes Maß für das WCM. Die Profitabilität der Unternehmen approximierte er anhand des Betriebsergebnisses im Verhältnis zu der Bilanzsumme abzüglich des Finanzvermögens. Neben dem CCC als Ganzes untersuchte Deloof auch die einzelnen Komponenten (Forderungs-, Verbindlichkeiten- und Vorratsreichweite) isoliert voneinander. Darüber hinaus verwendete er die Unternehmensgröße, das Umsatzwachstum, die Finanzschuldenquote und die Finanzanlageintensität als Kontrollvariablen. Mittels Methoden der Korrelations- und Regressionsanalyse konnte ein negativer Zusammenhang zwischen dem CCC und dem WCM nachgewiesen werden, welcher sich jedoch als nicht statistisch signifikant herausstellte. Im Gegensatz dazu konnte der Autor eine negative Korrelation zwischen den einzelnen Komponenten des CCC und der Profitabilität feststellen. Entgegen seiner positiv prognostizierten Korrelation zwischen der Verbindlichkeitenreichweite und der Profitabilität begründete er das Ergebnis damit, dass belgische Firmen oft Skonti für schnelle Zahlungen erhalten und das weniger profitable Unternehmen sich mehr Zeit zur Begleichung ihrer Verbindlichkeiten aus LuL lassen. Demzufolge schlussfolgerte Deloof, dass die Profitabilität die Höhe der Verbindlichkeiten beeinflusst und nicht vice versa.[171]

 

García-Teruel/Martínez-Solano (2007) beschäftigten sich mit dem Zusammenhang des Working Capital Managements und der Profitabilität von 8.872 spanischen Unternehmen aus acht verschiedenen Branchen über den Zeitraum von 1996 bis 2002. Die Autoren verwendeten den Cash Conversion Cycle als Maß für das Working Capital Management und nutzten die Gesamtkapitalrentabilität für die Profitabilität der Unternehmen. Analog zu Deloof betrachteten sie neben dem CCC als Ganzes auch die einzelnen Teilkomponenten isoliert voneinander. Die Variablen Unternehmensgröße, Umsatzwachstum, Fremdkapitalquote und die makroökonomische Größe Wachstum des Bruttoinlandsproduktes wurden als Kontrollvariablen herangezogen. Unter Verwendung einer Panelregression konnte ein negativer Zusammenhang zwischen dem CCC und der Gesamtkapitalrentabilität festgestellt werden. Im Gegensatz zu den Ergebnissen von Deloof (2003) erwies sich diese Korrelation jedoch als statistisch signifikant. Für die einzelnen Komponenten des CCC wurde analog zu Deloof ebenfalls ein negativer Zusammenhang nachgewiesen. Um Endogenitätsprobleme zu vermeiden, wurde eine zweite Analyse unter Verwendung instrumenteller Variablen durchgeführt. Die neuen Ergebnisse waren mit den vorherigen identisch. Eine Differenz lag lediglich bei der Variable Verbindlichkeitenreichweite vor, da diese die statistische Signifikanz nicht mehr vorweisen konnte. García-Teruel und Martínez-Solano schlussfolgerten daraus, dass das Working Capital Management einen maßgeblichen Einfluss auf die Profitabilität der Unternehmen hat. Die von Deloof bewiesene negative Korrelation zwischen der Verbindlichkeitenreichweite und der Gesamtkapitalrentabilität konnte nicht bestätigt werden.[172]

 

García-Teruel/Martínez-Solano (2011) beschäftigten sich fünf Jahre nach ihrer zuvor veröffentlichen Studie, mit der Unterstützung von Baños-Caballero, erneut mit dem Zusammenhang zwischen der Profitabilität und dem Working Capital Management. Dazu untersuchten sie 1.008 spanische Unternehmen aus sieben verschiedenen Branchen über den Zeitraum von 2002 bis 2007. Bisherige Studien zum Working Capital Management und zur Unternehmensperformance (Soenen 1993; Shin und Soenen 1998; Wang 2002; Deloof 2003; Garcia-Teruel und Martinez-Solano 2007; u.a.) analysierten einen linearen Zusammenhang zwischen der Investition eines Unternehmens in das Working Capital und seiner Rentabilität. Ihre Ergebnisse zeigten, dass je höher die Rentabilität der Unternehmen ist, desto geringer fallen ihre Investitionen in das Working Capital aus. Sie ignorierten jedoch beispielsweise das höhere Risiko von Umsatzausfällen und Unterbrechungen im Produktionsprozess, das mit einem geringen Working Capital einhergeht. Es könnte daher ein Working Capital-Niveau bestehen, bei dem eine Reduzierung des Working Capitals die Rentabilität eines Unternehmens negativ beeinflusst. Die Autoren gingen demzufolge davon aus, dass das Verhältnis zwischen dem Working Capital und der Profitabilität eines Unternehmens eher konkav als linear sein könnte. Als Maß für das Working Capital Management verwendeten sie den CCC, ließen jedoch dieses Mal die einzelnen Komponenten des CCC außen vor. Als Proxy für die Profitabilität verwendeten sie zwei Kennzahlen; zum einen das Betriebsergebnis im Verhältnis zur Bilanzsumme und zum anderen das Verhältnis aus dem um die Abschreibungen bereinigten Betriebsergebnisses zum Gesamtkapital. Als Kontrollvariablen wurden die Unternehmensgröße, das Umsatzwachstum und die Fremdkapitalquote herangezogen. Unter Verwendung von statistischer Methoden der Korrelations- und Regressionsanalyse konnten die Autoren eine konkave Beziehung zwischen der Profitabilität und dem WCM nachweisen. Daraus schlussfolgerten sie, im Gegensatz zu früheren Studien, dass Unternehmen ein optimales Working Capital-Niveau besitzen, welches Kosten und Nutzen ausgleicht und die Rentabilität maximiert.[173]

 

Enqvist/Graham/Nikkinen (2014) beschäftigten sich mit den Auswirkungen des Working Capital Managements auf die Profitabilität von allen börsennotierten finnischen Unternehmen an der Nasdaq OMX Helsinki Börse zwischen den Jahren 1990 und 2008. Als Profitabilitätsmaß verwendeten sie die Kennzahlen Gesamtkapitalrentabilität und den Quotienten aus dem Betriebsergebnis zu dem Gesamtkapital abzüglich der finanziellen Vermögenswerte. Neben dem CCC zur Messung des Working...

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