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E-Book

Wu wei: Die Lebenskunst des Tao

Die Lebenskunst des Tao

AutorTheo Fischer
VerlagRowohlt Verlag GmbH
Erscheinungsjahr2013
ReiheWu wei 
Seitenanzahl144 Seiten
ISBN9783644503014
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Wu wei - das bedeutet aus dem inneren Zentrum handeln, im Einklang mit dem Fluss des Lebens sein, im Hier und Jetzt leben. Für den modernen Menschen mit seinem hektischen Alltag und dem Stress im Beruf scheint das ein unerreichbares Ziel. Doch die chinesischen Weisen haben einen einfachen und ungeheuer praxisorientierten Weg entwickelt, das Leben in seiner ganzen Vielfalt anzunehmen und zu genießen. Wenn Sie ihm folgen, wird Sie nichts mehr aus der Bahn werfen. Wer je in seinem Leben eine tiefgreifende Existenzkrise durchgemacht hat, erinnert sich vielleicht: Die Wende zum Besseren trat genau in jener Phase ein, da man aufgehört hatte zu kämpfen. Aufhören mit sinnlosem Kämpfen, leben im Augenblick, sich nach dem Fluss des Lebens richten - das bedeutet wu wei. Wörtlich übersetzt heißt es etwa «Nichtstun», «Nichthandeln». Damit wird keinesfalls gesagt, man solle träge, entschlusslos oder lässig sein, sondern wu wei bedeutet, wir sollten in unseren Entscheidungen nicht gegen unsere innere Autorität, eben das Tao, handeln. Wu wei ist die Kunst, zum richtigen Zeitpunkt das Richtige zu tun. Dieses Buch gibt eine Einführung in die praktische Anwendung der Lebensphilosophie des Tao.

Theo Fischer war über zwanzig Jahre lang Managementberater, bis er seinen Beruf aufgab und zu schreiben begann. Theo Fischer lebt in Italien. Mehr über den Autor erfahren Sie unter www.tonundtao.de. Mail-Kontakt: theofischer@alice.it

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Leseprobe

Die Kunst des Nichthandelns


Unser heutiges Dasein ist an eine Unzahl Bedingungen geknüpft. Scheinbar sind wir frei, aber tief im Innern spüren wir, dass diese Freiheit ein Trugschluss ist, dass wir an allen Ecken und Enden gebunden sind: an die Spielregeln der Gesellschaft, an die Voreingenommenheit unserer Rasse oder Nation oder der Bildungsschicht, der wir angehören. Vielleicht haben wir uns an einen Partner gebunden, oder wir sind beruflich oder religiös in irgendeiner Form hoffnungslos eingeschlossen. Der menschliche Alltag ist seit Jahrtausenden durchsetzt mit Bedrängnis, Sorgen, Nöten, Krankheit und Elend. Selbst dort, wo anscheinend die Welt in Ordnung ist, gibt es Probleme, ja, die Probleme sind trotz des zeitweilig im Leben herrschenden Sonnenscheins in der Regel überwältigend. Sie und ich bilden darin kaum eine Ausnahme. Wenn nun jemand an Sie heranträte mit der kühnen Behauptung, Sie könnten alle Schwierigkeiten und Engpässe des Lebens beseitigen, allein dadurch, dass Sie lernten, ausschließlich in der Gegenwart zu leben und Ihren Problemen wach und aufmerksam ins Auge zu sehen? Spontan würden Sie das als Unsinn abtun, es in einen Bereich außerhalb der Realität verweisen. Mit dem Verweisen aus der Realität hätten Sie zum Teil sogar Recht, und zwar Verweisen aus Ihrer Realität, denn das, was Sie für Realität halten, hat keinerlei Bezug zur objektiven Wirklichkeit. Unser Leben verläuft nach einem selbst geschaffenen Denkmodell, in dem sich die Summe unserer gemachten oder angelernten Erfahrung manifestiert. Jeder Vorgang um uns her wird nach den Gesichtspunkten dieses Denkmodells verglichen und analysiert. Erst wenn Sie begreifen, dass die Art, wie Sie die Welt und Ihre Existenz beurteilen, voreingenommen und vollkommen falsch ist, werden Sie aufnahmefähig für die große Weisheit des Lebens im Fluss des Tao. Was dies in der Praxis bedeutet, soll Ihnen in der Folge ganz deutlich erklärt werden. Geniale Lösungen bestechen in der Regel durch ihre Einfachheit. Die vorgeschlagene Lösung all unserer Lebensprobleme hört sich sehr schlicht an, sodass es scheinen mag, dahinter stünden weder Energie noch Wirksamkeit, aber dieser Eindruck täuscht. Das Schöne am Tao ist, dass man nichts glauben muss, keine obskuren Übungen vorgeschrieben sind, keine strengen Moralvorschriften vor dem Erfolg stehen, sondern dass Tao gelebt wird und Sie die gewaltige Wirkung auf einfachste Weise erfahren können – indem Sie es ausprobieren.

Gestatten Sie, dass ich Ihnen kurz chinesisch komme: WU WEI. In diesen beiden Silben ist das ganze Geheimnis der Lebenskunst des Tao enthalten. Wörtlich übersetzt bedeutet es in etwa «Nichtstun», «Nichthandeln». Damit wird keinesfalls gesagt, man solle träge, entschlusslos oder lässig sein. Die Feinheit des wu wei lässt sich schwer in ein paar Worten ausdrücken. In seinem tiefsten Sinn meint wu wei, wir sollen in unseren Entscheidungen nicht gegen unsere innere Autorität, eben das Tao, handeln. Herausforderungen des Lebens pflegen wir mit den unzulänglichen Mitteln unseres Intellektes, unserer Erfahrung zu begegnen. Damit pfuschen wir jedes Mal den unserem Denken nicht zugänglichen Kräften ins Handwerk, die unsere Probleme nicht nur besser lösen können, sondern sie auf eine ganz andere Art und Weise auszuloten imstande sind. Könnten wir lernen, dieses wu wei zu praktizieren, dann würden wir sofort aufhören, über unsere Probleme nachzugrübeln, sie zu analysieren und nach Lösungen zu forschen. Es genügt vollständig, uns das Problem ganz genau anzusehen, ohne darüber nachzudenken, ohne Analyse. Den Rest können wir getrost dem Tao überlassen. Soweit unser direktes Eingreifen notwendig wird, empfangen wir den Handlungsanstoß spontan durch eine kräftige Intuition. Wobei Intuition, wie wir sie landläufig verstehen, den Vorgang nur unzulänglich beschreibt, denn es handelt sich vielmehr um einen inneren Dialog, der jedem zur Gewohnheit wird, der gelernt hat, im Geiste des Tao zu leben. Was ich hier als Beispiel anführe, ergibt seinen Sinn auch erst dann, wenn das Leben als Ganzheit richtig gelebt wird. Zur Meisterung dieses Lebens wird keine einzige Fähigkeit gefordert, die nicht bereits bei uns vorhanden ist. Allerdings haben die meisten Menschen verlernt, mit der einen oder anderen dieser Fähigkeiten umzugehen. Keine der Maßnahmen, die ich Ihnen im Verlauf dieses Buches zeige, erfordert Kraftaufwand; richtig angewendet, entfalten sich diese Fähigkeiten sogar unbeschreiblich mühelos. Diese Mühelosigkeit ist Ausdruck einer außerordentlichen Energie, die gleichfalls jedem von uns latent innewohnt. (Wenn Sie die erteilten Ratschläge befolgen und Sie feststellen, dass es Sie anstrengt, dann ist das ein sicheres Zeichen, dass Sie etwas falsch machen.) Wir werden uns in der Folge mit unseren Gedanken zu befassen haben, mit Bewusstsein, mit Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft, wobei ich gleich vermerken möchte, dass Tao nur in der Gegenwart, also jeweils im gleichen Augenblick, gelebt und verwirklicht werden kann. Das dürfte die einzige schwierige Aufgabe für Sie werden, nämlich sich anzugewöhnen, mit Ihren Sinnen weder in der Vergangenheit noch in der Zukunft herumzustreunen, sondern stets und ständig im Hier und Jetzt zu bleiben.

Schwierig nicht nur wegen unser aller unseligen Gewohnheit, mit den Gedanken überall zu sein, nur nicht in der Unmittelbarkeit des Augenblicks, schwierig insbesondere, weil unser Alltag keineswegs erfreulich genug erscheint, als dass man ihn sich gerne ganz genau ansehen und ihn intensiv leben möchte. Die Stunden allerdings, die wir gerne festhalten und viel intensiver leben möchten, weil sie uns Freude oder Vergnügen bereiten, bekommen wir genauso wenig in den Griff. Ich will Ihnen am Beispiel eines Witzes klar machen, wie wir Menschen es mit dem Erleben der Gegenwart halten: Da fährt ein Bus mit Touristen durch die prächtige Landschaft südlicher Gefilde. Alle haben die Kamera am Auge und fotografieren, was das Zeug hält. Ein einziger Fahrgast nur sitzt still da und blickt zum Fenster hinaus. «Warum fotografieren Sie nicht?», wird er gefragt. «Ich sehe mir’s gleich hier an», antwortet der. Sehen Sie, die Masse der Menschen lebt wie diese Touristen. Zwischen dem wirklichen Erleben der Realität und uns stehen unsere Gedanken wie das Fotografieren der Touristen in diesem Witz. Wir sind pausenlos im Geiste unterwegs, unsere Gedanken beschäftigen sich mit vergangenen oder künftigen Ereignissen, Vorfreude diktiert unseren Blick oder Furcht vor möglichen Ereignissen, oder wir halten mit Hoffnung Ausschau. Aber den Augenblick, in dem wir gerade leben, den nehmen wir nicht wahr. Dazu sind wir geistig viel zu sehr mit allem möglichen Unsinn beschäftigt, als dass wir uns auch noch um die Wirklichkeit kümmern könnten. Schließlich geht sie uns ja nicht verloren, unser Gehirn hat jenen Kameras gleich die Szene für alle Zeiten in unserer Erinnerung festgehalten. Und wenn wir tatsächlich einmal zufälligerweise unseren Blick auf den Augenblick, auf die Gegenwart richten, dann erleben wir diese auch nicht unmittelbar.

Bevor ein äußerer Vorgang uns bewusst wird, passiert er aus alter, übler Gewohnheit einen Denkprozess. In Gedanken prüft unser Geist erst, ob an der wahrgenommenen Szene etwas mit früheren Erfahrungen zu erkennen ist, dann holt er sich aus dem Speicher des Gedächtnisses den für das Phänomen aufgefundenen Namen, klebt der Szene dieses Etikett auf – und erst dann, wenn all dieses geschehen ist, gestattet unser Verstand dem Bewusstsein, Kenntnis von diesem Vorgang zu nehmen. Sie sehen, auch dieses scheinbar spontane Erfahren eines Vorgangs erfolgt aus zweiter Hand. Der menschliche Geist gestattet es den Sinneseindrücken niemals, unmittelbar zum Bewusstsein zu dringen. (Wobei ich mit Geist keine spezielle Definition treffen möchte, mit Geist ist einfach unsere Person oder unser Ich gemeint.)

Und das muss keineswegs so sein. Es ist nicht unser unwiderrufliches Schicksal, unser ganzes Leben lang dem gegenwärtigen Moment der Wirklichkeit ausweichen zu müssen. Genau genommen ist es eine Untugend, die wir uns angewöhnt haben, weil kein Mensch uns beigebracht hat, wie man es richtig macht. Wu wei erfordert unsere geistige Präsenz in der Gegenwart, sonst können die Kräfte nicht wirksam werden, welche die Dinge dann ohne unser Zutun verändern und zum Guten wenden. Solange wir der Tristesse unseres Alltags nicht direkt ins Auge blicken, kann sich auf dem Weg des Tao auch nichts daran ändern. Wenn wir es allerdings schaffen, unser Dasein so nüchtern und realistisch zu betrachten, wie es tatsächlich ist, ohne irgendeiner Erkenntnis auszuweichen – und sei sie noch so unangenehm –, dann werden wir nicht lange in diesem permanenten Grau-in-grau-Zustand verweilen müssen. Wie ferngesteuert walten alsbald Energien in unser Leben hinein, von denen wir höchstenfalls zu träumen gewagt hätten.

Über das Wie – damit meine ich die Technik – erfahren Sie in den folgenden Kapiteln noch genügend Einzelheiten, wenn wir uns mit der Struktur des Denkens und der Persönlichkeit des Denkers befassen. Hier will ich zunächst einen mehr allgemeinen Überblick geben. Einen Grundsatz können wir aber jetzt an dieser Stelle schon festhalten: Gedanken entstehen immer aus dem Vergleichen mit Elementen des Gedächtnisses, der Erinnerung, sie gehören folglich grundsätzlich der Zeitform der Vergangenheit an, gleich, womit sie sich befassen mögen. Auch Ideen und Ausblicke auf die Zukunft wurzeln in Erfahrungen, die Sie in der Vergangenheit gemacht haben. Das Tao, diese zeitlose Dimension in uns, aber existiert einzig in der Gegenwart, in diesem hauchdünnen Raum zwischen Vergangenheit und Zukunft. Das...

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