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Zeitgemäßes Motivationsmanagement. Die Nutzung motivationspsychologischer Ansätze zur Steigerung der Arbeitsleistung und Arbeitszufriedenheit

AutorChristian Schmid
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl199 Seiten
ISBN9783640726530
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis39,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Führung und Personal - Sonstiges, Note: 1,5, Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen; Standort Geislingen, Sprache: Deutsch, Abstract: Das Ziel der vorliegenden Schrift ist die Darstellung motivationspsychologischer Erkenntnisse und ihre kritische Betrachtung. Darauf aufbauend sollen geeignete Maßnahmen zur Steigerung der Arbeitszufriedenheit und Arbeitsleistung abgeleitet werden. Ferner soll für die Vorstellung geworben werden, dass Leistung und Zufriedenheit als gleichberechtigte Ziele anzustreben sind (VON ROSENSTIEL, 2001, S. VII). Um ein Verständnis zu vermitteln, was sich hinter dem Begriff der Motivation und der damit zusammenhängenden Aspekte verbirgt, soll in Kapitel eins zunächst eine Einführung in die Grundlagen der Motivation erfolgen. Die Ausführungen sind deshalb bewusst sehr allgemein gehalten. Anschließend erfolgt eine Diskussion zu verschiedenen Fragen der Motivation im Kontext der beruflichen Arbeit. Die Untersuchung dieser motivationalen Aspekte bezieht sich demzufolge spezifisch auf die Situation im Betrieb. Das dritte Kapitel analysiert die Konstrukte Arbeitszufriedenheit und Arbeitsleistung, wobei der Schwerpunkt auf die Arbeitszufriedenheit gelegt wurde. Schließlich soll im letzten Kapitel eine Auseinandersetzung mit verschiedenen Möglichkeiten zur Steigerung der Arbeitszufriedenheit und Arbeitsleistung erfolgen. Diese Ausführungen sind nicht isoliert von den vorherigen Kapiteln zu sehen, da sie im Wesentlichen auf die dort beschriebenen Aspekte aufbauen und diese systematisch einbeziehen. Zu diesem Zweck finden sich bei bereits zuvor erwähnten Themenbereichen und Fachtermini entsprechende Hinweise auf das einschlägige Kapitel bzw. den Abschnitt. Dadurch soll das Nachschlagen bei etwaigen Unklarheiten erleichtert werden. Der Umfang dieses abschließenden Teils ist vergleichsweise hoch. Dies zeigt, dass hier der Schwerpunkt der Arbeit zu finden ist.

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Leseprobe

II. Motivation und berufliche Arbeit


 

1. Warum arbeitet der Mensch?


 

Mit dem Begriff „Arbeit“ verbindet der Mensch schon seit jeher sowohl das Gefühl von Last und Mühsal „(‚Im Schweiße Deines Angesichts sollst Du Dein Brot verdienen’)“ wie auch das von Stolz und Befriedigung „( …und siehe, es war gut’)“ (semmer und udris, 1993, S. 133, zit. nach schmale, 1983).

 

Diese beiden Sichtweisen ein und derselben Medaille standen in der Geschichte abwechselnd im Vordergrund. Wer in früheren Zeiten zur herrsch-enden Klasse gehörte, konnte sich dem Müßiggang und Luxus zuwenden, während die überwiegende Anzahl der Bevölkerung körperliche Arbeit verrichtete, um dieser kleinen Minderheit ihre Selbstverwirklichung zu ermöglichen. Arbeit wurde in diesem Zusammenhang als Fluch, Strafe und Mühsal verstanden, war also negativ besetzt. Auf der anderen Seite wurde Arbeit durch das Christentum als von Gott gewollt und heilsbringend angesehen, was wiederum zu einer Aufwertung führte (hofmann, 1988, S. 267, zit. nach toharski, 1979; semmer und udris, 1993, S. 133).

 

Lewin griff diese Vorstellungen in seinem 1920 erschienen Artikel „Die zwei Gesichter der Arbeit“ auf. Dieser Schrift ist auszugsweise zu entnehmen:

 

„ ‚Beruf sowohl wie Arbeit treten dem Einzelnen mit zwei verschiedenen Gesichtern entgegen.

 

Arbeit ist einmal Mühe, Last, Kraftaufwand. Wer nicht durch Renten oder Herrschaft oder Liebe versorgt ist, muss notgedrungen arbeiten, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Arbeit ist unentbehrliche Voraussetzung zum Leben, aber sie ist selbst noch nicht wirkliches Leben. Sie ist nichts als ein Mittel, ein Ding ohne eigenen Lebenswert, das Gewicht hat nur, weil es die Möglichkeit zum Leben schafft, und zu bejahen ist nur, sofern es solche schafft …

 

Die Arbeit ist dem Menschen unentbehrlich in ganz anderem Sinne. Nicht weil die Notdurft des Lebens sie erzwingt, sondern weil das Leben ohne Arbeit hohl und halb ist. Auch vom Zwange der Notdurft befreit, sucht jeder Mensch, der nicht krank oder alt ist, eine Arbeit, irgendein Wirkungsfeld. Dieses Bedürfnis nach Arbeit, die Flucht vor dauerndem Müßiggang, die bei zu kurzer Arbeitszeit zur Arbeit außerhalb des Berufs treibt, beruht nicht auf bloßer Gewohnheit zu arbeiten, sondern gründet sich auf den <Lebenswert> der Arbeit’ “ (ulich, 19984, S. 18f, zit. nach lewin, 1920). Wie dem Text von lewin zu entnehmen ist, wird Arbeit in gewisser Hinsicht gehasst und geliebt zugleich. Gehasst, weil es mühsam und beschwerlich sein kann, geliebt weil das menschliche Leben sonst ohne Struktur und nicht ausgefüllt wäre.

 

 Der Mensch strebt also nach Aktivität, nach einem zielgerichteten Handeln, auf das er sogar anthropologisch ausgerichtet ist. Wenn die hohen Aktionspotenziale nicht irgendwie abgebaut werden, schlagen sie in Langeweile und Aggressivität um (wie beispielsweise bei arbeitslosen Jugendlichen gelegentlich zu beobachten ist). Menschen sind daran interessiert etwas zu gestalten, etwas zu bewegen, zu leisten, sich auszuprobieren (Sprenger 200217, S.190). Sie sind neugierig, wollen neues entdecken und freuen sich, wenn etwas funktioniert. Wie schwer fällt es so manchem, für kurze Zeit - und sei es nur zwei Stunden - einmal nichts zu tun (Sprenger, 20002, S. 10). „Ohne Arbeit gehen wir zugrunde. Wir müssen einfach arbeiten“, schreibt maccoby (1989). Nicht zuletzt hängen auch unsere gesellschaftliche Achtung und unser Selbstwert, davon ab, welche Anerkennung uns aufgrund unserer Arbeit zu teil wird (maccoby, 1989, S. 21).

 

Obwohl wir ohne Arbeit „nicht können“, sind wir durchaus auch skeptisch ihr gegenüber eingestellt. Dies gilt sowohl für den Einzelnen, als auch für die ganze Gesellschaft. Einerseits ist da das Risiko eines gesundheitlichen Schadens aufgrund zu hoher Arbeitsbelastung, andererseits aber auch das hohe soziale Prestige, das mit einer bestimmten Position verbunden ist. Während die immer höhere Belastung der Umwelt äußerst kritisch gesehen wird, äußert man sich gleichermaßen froh darüber, dass der technische Fortschritt körperlich schwer zu verrichtende Arbeit weitestgehend auf Maschinen übertragen hat (semmer und udris, 1993, S. 133).

 

Trotz aller Diskussionen ist Arbeit, zumindest in modernen Industriegesell-schaften, eine Selbstverständlichkeit. Oftmals wird gar nicht gefragt, warum sie verrichtet wird, obwohl berufliche Arbeit wie jedes andere Verhalten motiviert ist. Nahezu 100 Prozent aller Männer und 80 Prozent aller Frauen in Industrienationen gehen, zumindest für eine gewisse Zeit ihres Lebens, einer beruflichen Beschäftigung nach (von Rosenstiel, 200110, S. 53, zit. nach bancroft, 1958). Berufliche Arbeit ist demnach eine soziale Norm, die allgemein akzeptiert ist und auch in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit gilt (von Rosenstiel, 200110, S. 53, zit. nach bass, 1965). Jeder der kann, arbeitet auch. Und weil jeder arbeitet, arbeitet man selbst auch. Wer diese soziale Norm jedoch außer acht lässt, zieht sehr rasch den Argwohn und die Missachtung seiner Mitmenschen auf sich.

 

Ein Beispiel: Man stelle sich einen jungen Mann vor, der gesund ist und leicht eine Arbeitsstelle finden würde. Wenn dieser Mensch in unserer Gesellschaft jedoch nur in Cafès und Bars sitzt, anstatt einer geregelten Arbeit nachzugehen, dann wird sein Umfeld schon bald verächtlich über ihn reden. Er macht sich unbeliebt und verliert jede Achtung, weil er gegen die soziale Norm „Arbeiten“ verstoßen hat (von Rosenstiel, 200110‚ S. 53). könig, von greif & schauer (1990) fassen treffend zusammen: „ ‚Immer noch ist es die Erwerbs-arbeit, die über den Ort des Einzelnen in der Gesellschaft entscheidet, die ihn in die Gesellschaft integriert oder ihn an den Rand drängt’ “ (jaufmann, metzger & pfaff, 1995, S. 11, zit. nach könig, von greif & schauer, 1990).

 

2. Arbeiten wir nur des Geldes wegen?


 

Auch wenn Arbeit, wie das Beispiel mit dem jungen Mann zeigt, eine stark ausgeprägte Norm unserer Gesellschaft darstellt, dessen Einhaltung als selbstverständlich angesehen wird, so muss dennoch die Frage gestellt werden, warum dies so ist. Fragt man einen Arbeitnehmer, warum er den überhaupt arbeite, so wird man für gewöhnlich die Antwort erhalten, dass man ja schließlich Geld braucht, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Die Mehrzahl der Bevölkerung hat nur eine Einnahmequelle: Ihre eigene Arbeitskraft, die gegen Geld zum Tausch angeboten wird. Im Normalfall ist jedoch die Bezahlung so bemessen, dass sie regelmäßig erfolgen muss, um davon leben zu können. Eine dauerhafte Befreiung von der Arbeitsleistung ist somit nicht möglich (Neuberger, 1974, S. 73; von Rosenstiel, 200110, S. 54). Insofern ist die Aussage, dass man wegen Geld arbeitet, nicht ganz von der Hand zu weisen. Gleichzeitig stellt sich aber auch die Frage, ob man wegen Geld allein arbeitet oder ob nicht auch noch andere Bedürfnisse durch Arbeit befriedigt werden sollen.

 

Hinsichtlich der Frage, ob der Mensch wegen Geld allein arbeitet, verweist Neuberger (1974) auf eine Studie von morse & weiss (1955) in der 336 Angehörige verschiedener Berufsgruppen befragt wurden. Auf die Frage, ob sie noch weiterarbeiten würden, wenn dies durch eine hohe Erbschaft nicht mehr nötig sei, antworteten 80 Prozent mit ja, 20 Prozenten verneinten die Frage. Interessanterweise gab es zwischen den Arbeitenden hohe schichtspezifische Unterschiede. Während die Ungelernten nur in 56 Prozent aller Fälle weiterarbeiten würden, waren es bei der Schicht der Mittelklasse und den Landwirten immerhin 86 Prozent. Diese Diskrepanz der Untersuchungsergeb-nisse weist auf eine unterschiedliche Bedeutung der Arbeit für die verschie-denen Berufsklassen hin. Auf die Frage, warum sie den weiterarbeiten würden, gaben die Befragten höherer Berufsklassen hauptsächlich den Inhalt und die Ziele der Arbeit an. Bei den Landwirten stand vor allem das Tätigsein an erster Stelle. Die Ergebnisse dieser Befragung sollten jedoch nicht zu stark bewertet werden, da mit hypothetischen Fragen gearbeitet wurde und nur die Interview-methode zum Einsatz kam, die möglicherweise Fehler zulässt (siehe auch Abschnitt acht im vorangegangenen Kapitel).

 

Auch wenn die Untersuchung die Frage welche Bedürfnisse den Menschen zum Arbeiten bewegen nicht befriedigend beantwortet, so weist sie doch darauf hin, dass dies nicht zum Zwecke des Gelderwerbs allein geschieht (neuberger, 1974, S. 73, zit. nach Morse & Weiss, 1955).

 

Dies wird jedoch vonseiten der Ökonomen vielfach unterstellt. So vertreten Anhänger der Prinzipal-Agenten-Theorie die Vorstellung, die Arbeitsintensität- und Menge sei ausschließlich über individuelle Anreizzahlungen zu steuern. Demzufolge, so die Auffassung, sollte die Entlohnung möglichst stark an die individuelle Arbeitsleistung gekoppelt werden (frey, 1997, S. 87).

 

Vertreter der Effizienzlohnmodelle plädieren hingegen für eine Bezahlung, die über der marktüblichen liegt. Dies - so die Vorstellung - würde dazu verhelfen, adäquate Leistungsanreize zu setzen, hochproduktive...

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