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Ziegen wie du und ich

Was ich von meinen vierbeinigen Weggefährten über Gott und die Welt lerne.

AutorMaria Anna Leenen
Verlagadeo
Erscheinungsjahr2019
Seitenanzahl192 Seiten
ISBN9783863348038
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis13,99 EUR
Warum ausgerechnet Zwergziegen? Diese Frage bekommt Maria Anna Leenen immer wieder zu hören. Mitten in einer hochtechnisierten Agrarlandschaft lebt sie als Einsiedlerin mit einer Herde Zwergziegen. Die Frage nach dem Warum brachte Maria Anna Leenen dazu, ihre 'nutzlosen' vierbeinigen Weggefährten intensiv zu studieren. Und dabei wurde ihr Blick auf die Schöpfung enorm erweitert. Nicht nur die überschäumende Lebensfreude ihrer 'Zwerge' wurde zu einem geistlichen Impuls. Auch das soziale Leben in der Herde und die positive Wirkung der Tiere bei Besuchen in Kindergärten und Seniorenheim machen spürbar: Unsere Mitgeschöpfe tun uns gut und helfen dabei, das Leben intensiver zu begreifen. Einige Themen aus dem Buch: · Zwergziegen: Meister der Work-Life-Balance · Ruminatio: Die Kunst des Wiederkäuens · Meckern vor Glück: Lebensfreude, die ansteckt · Von wegen 'zickig': Ein Plädoyer für mehr Ziegen in der Schafherde

Maria Anna Leenen, geboren 1956 in Osnabrück, lebt seit 1994 als Eremitin und arbeitet als freie Autorin. Schwerpunkte ihrer Arbeit liegen im Bereich Spiritualität, Umwelt, Theologie. Zahlreiche Buchpublikationen und Veröffentlichungen.

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Leseprobe

Kapitel 1:
Hamster, Pferde, Wasserbüffel
und die ersten Ziegen

Tiere haben mich immer mächtig angezogen. Natürlich – auf Kinder üben sie in der Regel eine sehr große Faszination aus: Es macht einfach Freude, Tiere zu beobachten, man kann mit ihnen wunderbar spielen und herumtoben, sie streicheln, knuddeln und mit ihnen schmusen. Mir ging es da nicht anders.

Unsere Familie wohnte die ersten zehn Jahre meines Lebens in der Stadt. Wie in vielen Zentren von Großstädten waren die Häuser in großen Karrees gebaut. Die Rückseiten umschlossen eine mehr oder weniger ansprechende Grünfläche mit regelmäßig und ordentlich gemähtem Rasen, Ziersträuchern und ein paar Bäumen. Mehr war da meistens nicht. Aber es war grün, wenigstens etwas grün. Wir wohnten im vierten Stock mit einem langen Balkon nach hinten hinaus. Im Sommer ein begehrter Platz zum Wäschetrocknen und Luftschnappen für die Familie, die zwei Goldhamster und die beiden Wellensittiche. Das waren die ersten Haustiere, die wir, mein Bruder und ich, geschenkt bekommen hatten. Später kamen Aquarien und Terrarien dazu und nach dem Umzug aufs Land ein Hund: Vox, unser heiß geliebter Dobermann, leider damals noch mit vom Züchter kupierten Ohren und abgeschnittenem Schwanz.

Es hat mich, zumindest meiner Erinnerung nach, nicht besonders gestört, dass die Beziehungen zu unseren Haustieren selten ohne Komplikationen waren. Goldhamster können sehr schmerzhaft zubeißen, aber ich hatte sowieso meistens irgendwo eine kleine Verletzung, die in meinen Kinder- und Jugendjahren eine Folge der verschiedenen Sportarten waren. Heute sieht es ähnlich aus, nur rühren die Verletzungen jetzt eher vom Holzhacken oder Futterschneiden mit Sichel und Sense her. Als einer der beißkräftigen Hamster starb und der andere über die Balkonbrüstung in die Tiefe stürzte, gab es nach einer Weile neue Tiere.

Auch die Molche, die aus dem Terrarium meines Bruders entwischt waren und erst nach langer Zeit mumifiziert unter dem Schrank gefunden wurden, taten meiner Tierliebe keinen Abbruch. Ich dachte kaum darüber nach, denn auch hier ging es bald weiter mit neuen Haustieren: Wir kauften vom Taschengeld schnell ein paar neue Tiere oder bekamen sie zum Geburtstag geschenkt. Haustiere waren Spielzeuge, die laufen und eben manchmal auch zubeißen konnten. Und die Matratze, die Vox an einem unbeaufsichtigten Nachmittag zerfetzt und fein zerkaut in meinem Zimmer verteilt hatte, regte damals sowieso nur unsere Eltern auf. Ich fand es witzig. Für Vox hatte es kaum Konsequenzen. Hätte ich als Kind den bitterbösen Song über „Rolf und die Hamster“ von Sarah Hakenberg gehört, hätte ich ihn verstanden?1 Sicher nicht.

Von meiner Seite aus waren die Beziehungen zu den Tieren ungetrübt. Tote Hamster, mumifizierte Molche, ein Hund mit blutdurchtränkten Verbänden an Ohren und Schwanz, wir haben es hingenommen, vielleicht darüber getrauert oder es nur eine Weile bedauert, aber mehr wohl nicht. Wir Kinder hatten auch kaum eine wirkliche Verantwortung für sie. Unsere Mutter kontrollierte alles im Nachhinein und nur der Kampf nach dem Mittagessen, wer trocknet ab und wer geht mit dem Hund raus, brachte Spannungen.

Die Spaziergänge mit Vox passten gut zu meiner Abenteuerlust. Durch den Wald mit ihm zu streunen, irgendwo im Dickicht zu liegen und völlig versunken an seine warme Seite gelehnt in einem Abenteuerbuch zu lesen war wunderbar. Manchmal ließ ich ihn mein Fahrrad ziehen und kam so ohne Anstrengung nach Hause. Ich glaubte, ihm gefiele es genauso sehr wie mir. Selbst als er meine Weihnachtsplätzchen klaute und mich ins Handgelenk biss, als ich versuchte, sie mir wiederzuholen, änderte sich meine Sicht auf ihn nicht – Vox war mein Freund. Aber keiner in unserer Familie machte sich große Gedanken, ob er auch artgerecht gehalten wurde. Seine „Ausflüge“ von Zeit zu Zeit, wenn mein Bruder oder ich mal wieder nicht aufgepasst hatten, brachten zwar Ärger – vor allem, wenn er bei einem Bauern in der Nähe eines der freilaufenden Hühner geschnappt hatte. Aber dass es zur Natur eines Hundes gehört zu jagen, haben wir, glaube ich, gar nicht im Blick gehabt.

Manchmal tat er mir leid. Wenn er nachts in den Keller gesperrt wurde, klang sein Heulen bis in mein Zimmer. Aber unsere Eltern fanden es richtig, also war es für mich auch in Ordnung. Als ich 12 oder 13 Jahre alt war, kam der Pferdevirus dazu. Alles, was irgendwie als Reittier zu taugen schien, wurde ausprobiert. Kühe, Schweine, Esel und jedes Pony, jedes Pferd, das in meine Nähe kam. Die Fernsehserie Bonanza, von der ich jede Folge sehnsüchtig erwartete, hat sicher viel zu dieser typischen Pferdeverrücktheit eines heranwachsenden Mädchens beigetragen – vor allem als zur Bewunderung seines Palominos eine verliebte Schwärmerei für „Little Joe“ Michael Landon dazu kam. Kein Absturz, kein Muskelkater, kein Huftritt, keine schmerzende Rückseite konnten mich davon abbringen, mich in einen Sattel oder einfach so auf den Pferderücken zu schwingen.

Da wir unser Haus in einem sehr ländlichen Bereich gebaut hatten, waren etliche Bauernhöfe in unmittelbarer Nähe. Ein besonderes Vergnügen war es darum für mich, im Sommer ab und zu eine trächtige Stute zu bewegen. Langsam auf einem unglaublich dicken Pferd durchgeschaukelt zu werden, so hoch oben unterwegs zu sein auf schattigen Feldwegen und über blühende Wiesen: Herrlich! Meine Leidenschaft für diese samtmäuligen und sanftäugigen, wunderbaren Tiere hält sich bis heute. In einem kleinen Reitstall bei uns in der Nähe konnte ich außerdem manchmal, wenn mein Taschengeld gereicht hat, ein paar Unterrichtsstunden nehmen.

Mein Lieblingspferd war Gospodin, ein heller Fuchs mit einem weißen Stern auf der Stirn und einem riesengroßen weißen Flecken auf der Kruppe, der Fläche oben über den beiden Hinterbeinen. Die Stelle sah aus, als hätte jemand einen dicken Klecks Sahne darauf fallen lassen. Gospodin war wohl eher ein Schecke als ein heller Fuchs, aber ich hatte damals keine Ahnung von Fellfarben, war einfach nur verliebt in dieses wunderschöne und sehr geduldige Pferd.

Gospodin war ein Schulpferd, ein Pferd also, das alle und jeden auf seinem Rücken zu dulden hatte. Der Reitstall lag in unserem näheren Stadtrandbereich und war mehr oder weniger umgeben von Häusern. Eine Weide gab es nicht. Ein paar kleine Boxen für die wenigen Pferde, eine Futterkammer, Halterungen für Sattel und Zaumzeug plus diverser Putzutensilien im Stallgang, eine Miniwohnung für den Besitzer und eine Sandbahn. Das war alles. Einen kleineren Reitstall hat es wohl nur selten gegeben.

Reitausflüge waren für mich immer ein großes Vergnügen. Endlich einmal lange Strecken galoppieren zu können oder Berg rauf und Berg runter mit dem Pferd zu wandern, anstatt immer nur in einer Sandbahn im Kreis zu reiten, das war pure Lebenslust für mich. Auch später noch bin ich oft einfach für zwei Tage irgendwohin gefahren, wo es die Möglichkeit gab, ein Pferd zu mieten.

Habe ich mir damals Gedanken gemacht über diese Pferde und ihre Bedürfnisse? Sicher – sie wurden gut behandelt und auch ich bemühte mich, sie nicht zu überanstrengen, sie sanft zu lenken und mit Möhren und Zuckerstückchen zu verwöhnen. Heute denke ich, dass diese Pferde es genossen hätten, wenn sie wenigstens ab und zu eine Pause gehabt und ohne Sattel auf einer großen, grünen Weide hätten galoppieren dürfen, anstatt Tag für Tag wechselnde und oft nervende Reiterinnen und Reiter geduldig Minute für Minute durch eine Reithalle zu tragen. Ich hätte es ihnen von Herzen gegönnt. Aber im Rückblick weiß ich sehr genau: Auch wenn ich sie gernhatte und versuchte, sie so gut wie möglich zu behandeln, es waren Objekte, es waren „Dinge“, für deren Nutzung ich bezahlt hatte.

Ich glaube, Tiere waren trotz allem immer schützenswerte Wesen für mich, auch wenn ich mir zum Beispiel über den Fleischkonsum in unserer Familie nie Gedanken gemacht habe. Wie viele Tiere habe ich als Kind gerettet: Mäuse vor einer Katze, einen halb erfrorenen Dackel aus dem Schnee, Frösche aus der Mülltonne vor den Nachbarsjungen, die mit Steinen Zielwürfe auf sie veranstalteten.

An eine besonders dramatische Situation erinnere ich mich noch wie heute. Wir waren auf Klassenfahrt, ich muss so ungefähr 14 Jahre alt gewesen sein. In einer Jugendherberge in der Nähe des Worpsweder Teufelsmoores untergebracht, machten wir von dort aus lange Wanderungen in die Umgebung. Bewegung an der frischen Luft verbunden mit ein bisschen Biologie und Geografie und natürlich viel Blödsinn, wie es auf einer Klassenfahrt in dem Alter üblich ist. Vor jeder Wanderung bekamen wir eindringlich Verhaltensweisen bezüglich der Moorgräben eingebläut, an die wir uns brav hielten. Zum Haus gehörte ein großer, gemütlicher und sehr anhänglicher Bernhardiner, der oft mit uns ein paar Hundert Meter mitlief, wenn wir zum nächsten Ausflug aufbrachen. Auf eine der Wanderungen kam er weiter mit als normal, was vor allem wir Mädchen toll fanden. Wir tobten und spielten mit ihm, warfen Stöckchen und kraulten ihm gehörig durch sein dickes Fell. Plötzlich sprang er über einen Graben, rutschte ab und versank blitzschnell darin. Nur der Kopf blieb – mit ängstlich aufgerissenen Augen – oberhalb der Moorbrühe. Wir wussten inzwischen nur zu gut: Moor ist kein Wasser, in dem man schwimmen kann. Moor zieht unweigerlich und schnell nach unten, man kann nichts dagegen tun.

Blitzartig warf ich mich auf den Boden und robbte so weit wie möglich vor, um den Kopf des Hundes hochzuhalten. Auf die andere Seite war – heldenhaft – meine Freundin gesprungen und hielt von dort aus den Hund fest. Schnell legten sich jeweils zwei andere...

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