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E-Book

Zuckersüße Chemie

AutorGeorg Schwedt
VerlagWiley-VCH
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl170 Seiten
ISBN9783527660018
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR
Dieses Werk ist ein Potpourri von Informationen, Rezepten und chemischen Experimenten rund um Zucker. Es eignet sich für den Chemie-, Biologie- und Biochemieunterricht an Schulen aller Couleur sowie an Universitäten. Georg Schwedt, einer der erfahrensten Autoren für Experimentierbücher, bereitet dieses wichtige Thema anschaulich, aber auf ungewöhnliche Weise auf - eine Fundgrube an Geschichten, Tipps und Experimenten.

Georg Schwedt, geb. 1943, studierte Chemie in Göttingen und promovierte an der Universität Hannover. Im Anschluss übernahm er eine Abteilungsleitung am Chemischen Untersuchungsamt Hagen, habilitierte sich 1978 in Analytischer Chemie an der Universität Siegen, und wurde, nach einer Professur für Analytische Chemie in Göttingen, Direktor des Instituts für Lebensmittelchemie und Analytische Chemie der Universität Stuttgart. Von 1987 bis 2006 war er Professor für Anorganische und Analytische Chemie an der TU Clausthal. Seit seiner Emeritierung ist er an der Universität Bonn tätig.
Georg Schwedt entwickelte das Schülermitmachlabor SuperLab und ist mit seinen zahlreichen Experimentalvorträgen u. a. zur Lebensmittelchemie bundesweit bekannt. Zweimal wurde er vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft im Förderprogramm Wissenschaft im Dialog ausgezeichnet. Er ist Autor zahlreicher Sach- und Lehrbücher.

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Leseprobe

3

Zucker – eine historische Warenkunde

Nach V. Pöschl, Autor einer Warenkunde als Ein Lehr- und Handbuch für Studierende, Kaufleute, Verwaltungs- und Zollbeamte, Volkswirte, Statistiker und Industrielle aus dem Jahr 1924 ist Warenkunde »die logisch und systematisch geordnete sowie auf einfachste Gesichtspunkte und auf den einfachsten Ausdruck zurückgeführte Darstellung aller die Waren betreffenden Kenntnisse.«

Ware und Warenkunde historisch

Seit dem Ende des 13. Jahrhunderts ist im Hochdeutschen das Wort Ware belegt. Seine etymologische Herkunft jedoch ist unsicher. Das Deutsche Wörterbuch der Brüder Grimm führt dazu als wahrscheinlich an, »dasz ware dasselbe wort ist wie mnd. [mittelneudeutsch] Ware ›aufsicht, hut, gewahrsam‹ (…), also ursprünglich ›was man in besitz oder gewahrsam hat‹; (…) schlieszlich besteht die möglichkeit, dasz ware ›handelsgut‹ (…) mit ware, der mnd. Nebenform zu währe ›gewährleistung, sicherstellung‹ (…) identisch ist, da der verkäufer dem käufer für das verkaufte gut sicherheit zu leisten hatte, so konnte ware die bedeutung ›unter gewähr verkauftes gut‹ und überhaupt ›handelsgut‹ annehmen…«

Bereits 1752 definierte Carl Günther Ludovici in seinem Vollständigen Kaufmanns-Lexicon die Warenkunde mit den Worten »die Warenkenntnis als Wissenschaft betrachtet«. Und im Kaufmannsroman Soll und Haben (1855) von Gustav Freytag (1816–1895) heißt es: »Herr Jordan gab sich redlich Mühe, den Lehrling in die Geheimnisse der Waarenkunde einzuweihen«.

Auch Johann Beckmann (1739–1811, ab 1766 Professor an der Universität Göttingen, Mitbegründer der Technologie als Wissenschaft) schrieb »Waarenkunde« mit zwei »a« – 1793–1796 erschien unter dem Titel »Vorbereitung zur Waarenkunde oder zur Kenntniß der vornehmsten ausländischen Waaren« sein Werk im bis heute bestehenden Verlag Vandenhoeck und Ruprecht in Göttingen. In seiner Vorrede schrieb Beckmann zur Entwicklung der Warenkunde (im Vergleich zur Arzneimittelkunde, der Materia medica) u. a. (Schreibweise der Rechtschreibung unserer Zeit angepasst):

»Materialien, welche viele Jahrhunderte hindurch genutzt worden (sind), ohne dass bekannt gewesen ist, was sie sind, reizten die Neugierde, veranlassten Nachforschungen, und so ist denn ihre Zahl immer kleiner geworden. Durch die genaue Untersuchung dieser Waren hat selbst die systematische Naturkunde große Ergänzungen gewonnen; durch ihre genaue Bestimmung oder Erklärung ist ihr Gebrauch gesichert und erweitert worden. Man hat statt der kostbaren ausländischen Materialien ähnliche inländische (ge)brauchen gelernt; man hat Kennzeichen der Güte und der Verfälschung entdeckt, und dadurch dem gefährlichen, oder doch schädlichen Betrugs Einhalt getan.«

Über die Anforderungen an eine Warenkunde als Wissenschaft führt Beckmann aus:

»Zur gründlichen und vollständigen Erklärung der Waren gehört zu viel, als dass solches alles bald, und von einem Manne zusammen gebracht und gelehrt werden könne. Vor allen Dingen muss bestimmt werden, was die Ware, von der die Rede ist, sei; ob sie ein rohes Produkt der Natur, oder ein Werk der Kunst sei. In beiden Fällen muss die Gattung und die Art desjenigen Naturals, von welchem es erhalten wird, oder welches dazu den Stoff liefert, systematisch bestimmt werden, sodass man die Kennzeichen finden könne, wodurch es von allen ähnlichen zu allen Zeiten sicher unterschieden werden kann.«

Beckmann fordert wiederholt Kennzeichen der Güte und der Verfälschung, eine Grundregel, die bis heute ihre vorrangige Gültigkeit behalten hat.

Beckmanns Waarenkunde wurde 1978 in Leipzig (im damaligen Zentralantiquariat der Deutschen Demokratischen Republik) neu aufgelegt. Im Nachwort schrieb Günter Grundke, selbst Verfasser einer zeitgemäßen Warenkunde, als Begründung für eine Reprint-Ausgabe (nicht ohne einen Bezug auch auf Karl Marx und Das Kapital) u. a.:

»… Als materielle Abbilder der praktischen und der geistigen Fähigkeiten der Menschen und speziell ihrer Arbeit sind die Waren ein wichtiger Bestandteil der Kultur der jeweiligen Epoche. Sie informieren über das Niveau von Produktion, Handel und Konsumtion und lassen zugleich erkennen, wie mit der Erkenntnis von Naturvorgängen die Voraussetzungen für die Entwicklung des Warenangebotes geschaffen wurden…«

Abb. 6 Erste Titelseite des aus zwei Bänden mit vier bzw. zwei »Stücken« bestehenden Werkes Vorbereitung zur Waarenkunde (1793–1800) von Johann Beckmann.

Und weiter führt Grundke aus:

» Das zeitgenössische Wissen über die Waren, das in den Schriften der Warenkunde zum Ausdruck kommt, ist für Fachleute zahlreicher Disziplinen von unschätzbarem Wert. Ihr Erschließen ist kein Tribut an eine Nostalgiewelle, sondern ein Beitrag zur Pflege fortschrittlicher Traditionen, zur Nutzung progressiver Schriften für die Gegenwart und zur Förderung des Geschichtsbewußtseins – ganz speziell der jüngeren Generation. Die klassischen Texte zur Warenkunde sollen auf progressive Denkansätze aufmerksam machen, deren Diskussion heute noch immer oder – mit zeitlichem Abstand – wieder lohnt. Sie sollen ferner vergessene Einsichten, Erkenntnisse und Erfahrungen erschließen, Verständnis für die Wissenschaftsentwicklung wecken und – ganz speziell – Anregungen und Impulse für Forschung und Praxis vermitteln.«

Abb. 7 Der Materialist (vergleichbar mit Drogist und Kolonialwarenhändler ab dem 19. Jahrhundert), in Christoff Weigel: Abbildung der gemein-nützlichen Haupt- Stände… Regensburg 1698 (siehe auch Abb. 3).

Auch der Laie wird aus den folgenden Texten historisch interessante Informationen entnehmen können. Und ohne die dialektischen Attribute kann ein Leser im 21. Jahrhundert den zuvor zitierten Argumenten beim Lesen der Texte zur »Warenkunde des Zuckers« aus Werken des 18. bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts sicher zustimmen.

Aus der Bibliothek der Wiener Handels-Acadamie stammt ein antiquarisch erworbenes Exemplar mit dem Titel Neustes Waaren-Lexikon für Industrie und Handel. Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse, namentlich der Kolonial-, Material-, Droguerie- und Farbwaaren, chemisch-technischer und anderer Fabrikate (bearbeitet unter Mitwirkung bewährter Fachmänner von Klemens Merck), erschienen in Leipzig 1870. Lesenswert sind darin, bevor wir uns in Abschnitt 3.1 dem Zucker zuwenden, auch einige Absätze aus dem Vorwort. In auf unsere Zeit übertragbar erweisen sich z. B. Aussagen über die Bedeutung der Warenkunde. Dort heißt es u. a.:

»Die Verallgemeinerung nützlicher Kenntnisse und die leichtere Zugänglichmachung der hierzu dienlichen Belehrungsmittel gehört zu den erfreulichen Bestrebungen unserer Zeit. Zu dem Nützlichen und Wissenswerthen ist sicher auch die Waarenkunde zu zählen, und ihre Bedeutung ist in demselben Maße eine zunehmende, wie sich die Beziehungen des Handels und Völkerverkehrs bis zu den entlegensten Ländern der Erde ausbreiten, mehren und fester knüpfen, je mehr neue Werthobjecte der Welthandel uns unter die Hände bringt, je häufiger, fast könnte man jetzt sagen Tag für Tag, Wissenschaft, Erfindungsgeist und Industrie dem Waarenschatze neue, oft hoch interessante und wichtige Bereicherungen zuführen.

Die Waarenkunde umfaßt einen guten Theil der allgemeinen Stoffkunde, und wie viele große Erfolge verdanken wir nicht der bessern Kenntniß und Beherrschung des Stoffs! Sie schlägt ein in die Länder-, Völker- und Naturkunde, giebt Einblicke in den Verkehr und die vieltausendfältigen Beziehungen der menschlichen Gesellschaft, und ist hiernach in der That ein Gegenstand, der das Interesse auch des gebildeten Laien in Anspruch nimmt. Ganz nothwendig aber sind literarische Hülfsmittel und werden es immer mehr für Alle, deren ausgeübter oder noch zu ergreifender Beruf irgend welche Kenntniß von Waaren erfordert. Das wachsende Leben und Streben auf dem Gebiete des Handels und Wandels, das Auftauchen immer neuer Waaren am Markte, die durch die Gewerbefreiheit gewährte Leichtigkeit des Uebergangs von einem Fach zum andern geben dem Geschäftsmann vollen Anlaß sich auf dem Laufenden zu erhalten und die Grenzen seines Interesses nicht zu eng zu stecken.«

(Man ersetze den Welthandel durch Globalisierung und die Warenkunde ist bei der Vielfalt an Produkten in den Supermärkten mehr denn je von großem Interesse auch für den interessierten Verbraucher.)

Bevor Beckmann die »wissenschaftliche Warenkunde«...

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