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E-Book

Zukunft Altern

Individuelle und gesellschaftliche Weichenstellungen

AutorAndreas Kruse, Hans-Werner Wahl
VerlagSpektrum Akademischer Verlag
Erscheinungsjahr2009
Seitenanzahl565 Seiten
ISBN9783827422002
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis16,99 EUR

Alt werden will jeder. Alt sein nicht nicht unbedingt. Aber was heißen Alter und Altern? Wodurch ist unser Leben im Alter - jenseits von biologischen Faktoren -  bestimmt? A. Kruse und H.-W. Wahl, zwei führende Alternsforscher, vermitteln in diesem klar geschriebenen Buch anhand der Befunde moderner Forschung die Botschaft: Alter kann, je nach individueller und gesellschaftlicher Weichenstellung, einen erfüllten Lebensabend bedeuten und dabei eine wichtige soziale Funktion erfüllen. Und selbst bei Pflegebedürftigkeit oder Demenz finden sich noch sehr verschiedenartige Gestaltungsmöglichkeiten der individuellen Lebensbedingungen. Wir müssen die Weichen jetzt richtig stellen, wenn wir gesellschaftlich und individuell die Herausforderungen des Alterns bewältigen wollen.



Andreas Kruse ist Professor für Gerontologie und Direktor des Instituts für Gerontologie der Universität Heidelberg. Seine Forschungsgebiete sind Verarbeitung von Grenzsituationen, Potenziale des Alterns und Lebensqualität bei Demenzerkrankungen. Er ist Vorsitzender der Altenberichtskommission der Bundesregierung sowie der EKD-Kommission 'Altern'.


Hans-Werner Wahl ist Professor für Psychologische Alternsforschung am Psychologischen Institut der Universität Heidelberg. Seine Forschungsgebiete sind die Untersuchung der Rolle von Umweltbedingungen für gutes Altern und die psychosozialen Auswirkungen von Altern mit schwerwiegenden Einbußen. Er ist Mitherausgeber des European Journal of Ageing.

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Leseprobe

Miteinander der Generationen in der Familie (S. 392-393)

Über die Beziehungen zwischen den Generationen innerhalb der Familie liegen für Deutschland aus Surveyuntersuchungen repräsentative Daten vor. Diese zeigen, dass die sozialen Netzwerke der meisten älteren Menschen überwiegend durch Kontakte zu Familienangehörigen mehrerer Generationen geprägt sind. Für spätere Generationen älterer Menschen wird dies jedoch nicht im selben Maße der Fall sein. Nachdem sich die niedrige Geburtenrate bis zur Generation der heute älteren Menschen vor allem auf die Kinderzahl pro Familie, nicht aber auf den Anteil der Familien ohne Kinder ausgewirkt hat, wird der Anteil der Kinderlosen in zukünftigen Generationen älterer Menschen deutlich ansteigen: Von den 1950 geborenen Frauen blieben nur 11 % kinderlos, von den 1960 Geborenen bereits 23 %, und für die 1965 Geborenen geht man von 35 % Kinderlosen aus, wobei der Anteil unter den Frauen mit akademischer Ausbildung sogar auf 40 bis 44 % beziffert wird. Ein Rückgang der Geburtenrate ist gegenwärtig in allen europäischen Staaten zu beobachten, selbst in Ländern wie Spanien, Italien und Griechenland, die gemeinhin als sehr kinderfreundlich gelten. Mit einer Geburtenrate von gegenwärtig 1,3 liegt Deutschland allerdings unter dem Durchschnitt der EU, und es ist nicht zu erwarten, dass familienpolitische Leistungen, so begrüßenswert diese im Allgemeinen auch sein mögen, hier mittelfristig Wesentliches verändern könnten.

Das Verhältnis zwischen erwachsenen Kindern und ihren Eltern ist mit dem Begriff der Intimität auf Abstand treffend beschrieben worden. Alte Eltern leben in der Regel nicht mit ihren Kindern im selben Haushalt. Im Vergleich mit den anderen europäischen Staaten hat Deutschland in der Altersgruppe der 65-Jährigen und Älteren den höchsten Anteil an Einpersonen- und den niedrigsten Anteil an Mehrpersonenhaushalten. Gleichwohl ist für die verschiedenen Generationen ein hohes Maß an räumlicher Nähe ebenso charakteristisch wie eine hohe Kontakthäufigkeit. In der Regel wohnt mindestens ein erwachsenes Kind nicht weit von dem älter gewordenen Elternteil entfernt. Im Alterssurvey gaben etwa 70 % der 70- bis 85-Jährigen an, dass zumindest ein erwachsenes Kind im selben Ort lebe. In der Altersgruppe der 40- bis 69-Jährigen liegt dieser Anteil noch einmal um etwa 10 % höher; dabei ist aber zu berücksichtigen, dass in früheren Erhebungen ein noch größerer Anteil ermittelt wurde. Hier wirkt sich ein vor allem in ländlichen Gebieten der neuen Bundesländer problematischer Trend aus: Im Zuge der deutschen Binnenwanderung ziehen oder pendeln Kinder zu einem neuen, weit entfernten Arbeitsort, die Eltern bleiben dagegen im Heimatort. Dabei nimmt die geografische Distanz zwischen alten Eltern und erwachsenen Kindern mit steigender Bildungsschicht zu.

Generationenkonflikte in der Familie haben in den letzten Jahrzehnten eher ab- als zugenommen. Im Arbeitskreis von Ursula Lehr und Hans Thomae vorgenommene umfangreiche Analysen spontaner Lebenslaufschilderungen der von 1890 bis 1925 Geborenen sprechen für im Vergleich zu späteren Kohorten (1930 bis 1932 Geborene und insbesondere 1950 bis 1952 Geborene, wie sie vor allem in der Interdisziplinären Längsschnittstudie des Erwachsenenalters erhoben wurden) intensivere und länger anhaltende Konflikte. Eine finanzielle und materielle Abhängigkeit, die früher häufig Anlass für anhaltende intergenerationelle Konflikte in der Familie war, wird heute weit seltener erlebt; Gebote und Verbote werden weit weniger ausgesprochen bzw. weniger als eingreifend in die eigene Lebensgestaltung empfunden.

Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis5
Vorwort7
Teil A. Altern als Herausforderung12
Definition von Alter(n) – Alter( n) besser kennen lernen13
Demografische Schlüssel aspekte und Konsequenzen39
Teil B. Zentrale Konstrukte und Botschaften der Alternsforschung87
Eine Landkarte zur aktuellen Alternsforschung88
Ausgewählte Konstrukte zur Biologie des Alterns97
Ausgewählte Konstrukte zur Psychologie des Alterns123
Ausgewählte Konstrukte zur Soziologie des Alterns206
Ausgewählte Konstrukte zu Altersinterventionen251
Übergreifende Konstrukte335
Teil C. Zehn Weichen für den Weg in eine gute Alternszukunft348
Wissen über Altern349
Kreativitätsfördernde Rahmenbedingungen359
Engagement und Expertise378
Miteinander der Generationen394
Menschenfreundliche Umwelten410
Konsumentenverhalten und Wirtschaftskraft Alter431
Prävention442
Gesundheit, Krankheit, Pflege450
Endlichkeit und Grenzen des Daseins477
Alternsforschung neu positionieren491
Teil D. Neue Anforderungen505
Neue Anforderungen an gesellschaftliche Akteure506
Neue Anforderungen an Ältere – und an alle Generationen515
Schlussbetrachtungen525
Literatur530
Bildnachweis542
Sach- und Personenindex544

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