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Bis zum letzten Flaggenschuß

Erinnerungen eines österreichischen U-Boots-Kommandanten

AutorGeorg Ludwig von Trapp
Verlagepubli
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl269 Seiten
ISBN9783745036701
Altersgruppe18 – 99
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis3,99 EUR
Georg Ludwig Ritter von Trapp erlebt als U-Boots-Kommandant den Zerfall der ungarisch-österreichischen Monarchie. Trotz allem Widerstand werden für ihn die Auflösungserscheinungen seiner Heimat immer sichtbarer. Dennoch gibt es für den Kommandanten und seiner U-Boots-Besatzung keine Sekunde des Zweifelns oder Zögerns. Sie machen die Bekanntschaft mit einem Kamel auf dem U-Boot und erleben die ersten Wasserbomben der Geschichte. Das schicksalshafte Buch endet mit nichts Geringerem als dem Ende der Monarchie.

Erfolgreicher U-Boot-Kommandant der österreichischen k.u.k. Kriegsmarine.

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Leseprobe

U-Boote heraus!


ie Torpedoboote haben Kohle ergänzt.

Jetzt wird das Boot mit der Dampfpumpe gewaschen. Außenbord, Deck, Aufbauten, Geschütze und Lancierapparate. Zuerst das Boot, dann die Leute.

Der Kohlenstaub ist überall hingedrungen, auch unter die Lider der übernächtigen Augen. Man möchte schlafen und kann die Augen vor lauter Brennen nicht geschlossen halten. Darum steht alles auf dem Molo und bespricht die letzte Fahrt.

Von den Inseln kommen Segelboote herein. Schwere, massive Fahrzeuge, die den Verkehr vermitteln. Sie bringen Schafkäse, Fische und Schnaps und kaufen in der Stadt Zucker, Tabak und was sie sonst noch brauchen.

Es ist wenig Wind und die Boote müssen gerudert werden. Der Mann sitzt am Steuer und raucht, die Frauen bedienen stehend die langen, schweren Ruder. Sie vertäuen auch das Boot und machen die Segel fest. Ganz ähnlich ist es in den „Schwarzen Bergen“. Wenn die Montenegriner nach Cattaro zum Markte kommen, sitzt der Mann auf dem Esel, die Frau läuft neben her und trägt die Last.

Einer der Offiziere geht auf den Mann zu, der sich auf einen Belegpöller gesetzt hat und zusieht, wie die Frauen das Boot ausladen.

„Und du? Machst du gar nichts? Läßt du nur die Frauen arbeiten?“

„Ništa? Spavam za zenú!“1

Torpedoboots-Divison auf der Fahrt durch die Inseln

Zerschossene französische Batterie auf dem Lovćen

Aber es ist nicht so schlimm, wie es ausschaut. Alle sind prachtvolle Seeleute und Fischer und bearbeiten ihren Boden, an den sich kein Bauer vom Flachlande herantrauen würde. Ihr höchster Traum ist, nach Amerika auszuwandern, wo schon ihre Brüder und Onkel sind, mit einem Haufen Dollars zurückzukommen und ein Wirtshaus aufzumachen.

Abends sitzen die Offiziere in einem der beiden Kaffeehäuser, die Sebenico besitzt. Es führt den hochtrabenden Namen „Hotel de la Ville“. Schmierige Eleganz, der Fußboden immer schmutzig und voller Zigarettenstummeln, der Kellner in einem Smoking aus dritter Hand, Hemd und Kragen stehen diesem an Schwärze nicht nach. Und aus den von Herrschaften abgelegten Lackschuhen ragen die „Kavalliersdippeln“ durch ausgeschnittene Löcher heraus. Sie werden mit den Schuhen mitgewichst.

Auch die Offiziere der Transportdampfer sind da. Sie müssen den Verkehr mit dem Golf von Cattaro besorgen. Die schmalspurige bosnische Bahn kann nicht alles bewältigen und die Schiffe, die dort seit Beginn des Krieges liegen, müssen ebenso wie die Forts beliefert werden.

Über die Dampfer und die von unten einlaufenden Torpedoboote kommen auch jeweilig direkte Nachrichten aus der Bocche2. Schwere Kämpfe hatten sich da gleich zu Anfang des Krieges abgespielt.

Auf dem 1760 Meter hohen Lovćen3 hatten die Montenegriner ihre Batterien eingebaut und konnten von dort bequem alle österreichischen Stellungen überblicken. Täglich haben sie diese unter schwerem Feuer gehalten. Dort haben die Artilleristen die wahre Hölle gehabt. Ununterbrochen haben die feindlichen Geschosse auf ihre Betondeckungen gehämmert und sie alle Tage frisch zertrümmert. Dann in der Nacht sind die Besatznngeii herausgekommen und haben die zerschossenen Deckungen immer wieder notdürftig mit Beton geflickt. Tagaus, tagein ging es so — sie haben sich nicht niederkämpfen lassenl Sie waren es, die die Einnahme der Bocche verhindert haben.

Der Feind hat es ja gleich gewußt: Die Bocche, der südlichste Hafen der Monarchie, ist die gegebene Ausfallspforte der österreichisch-ungarischen Schiffe gegen das Mittelmeer. Gelingt es ihm, diesen Hafen einzunehmen, dann ist Österreich in der Adria gefangen. Die Bocche ist aber groß genug, um alle Schiffe der vereinigten Entente aufzunehmen. Sie würde einen prächtigen Hafen für die französische Flotte abgeben, die von dort aus die ganze Adria in der Hand gehabt hätte.

Deshalb war es für die Entente ja auch so ungeheuer wertvoll, daß das kleine Montenegro dem großen Österreich feindlich gesinnt war. Seine Lage, da oberhalb der Bocche in den Schwarzen Bergen, war geradezu ideal für sie.

Darum haben die Franzosen auch ihr möglichstes getan, um Montenegro zu unterstützen. Lebensmittel, Kleider und Munition wurden hingeschafft. Unter großer Machtentfaltung sind diese Transporte für Montenegro durchgeführt worden, denn ein großer Teil der französischen Flotte war jeweilig aufgeboten worden, um die Dampfer nach Antivari, Montenegros einzigem Hafen, zu begleiten. Bei diesen Gelegenheiten sind auch immer die Seeforts der Bocche beschossen worden. Geschehen ist nichts dabei, es glich eher einer militärischen Demonstration, die in keinem Verhältnis stand zu den aufgebotenen Machtmitteln.

Dalmatinischer Frachtensegler (Trabakel)

Frauen „bemannen” die Fischerboote

Beim ersten Erscheinen der feindlichen Flotten war der kleine österreichisch-ungarische Kreuzer „Zenta“ auf dem Rückweg in die Bocche voni Feind abgeschnitten worden. 17 große, schnelle und moderne Kriegsschiffe, Engländer und Franzosen, hatten jetzt ein billiges Scheibenschießen auf den alten kleinen Kreuzer. Die feindlichen Schiffe brauchten sich nur in entsprechender Entfernung zu halten, die Kanonen der „Zenta“ reichten nicht sehr weit. Ein einziger ihrer kleinen schnellen Zerstörer hätte genügt, uni das alte Schiff zu versenken.

Obwohl die Lage für sie so aussichtslos war, hat sich die „Zenta“ bis zum letzten Ateinzug wütend verteidigt. Alles war schon zerschossen, das Schiff bereits im Sinken, das Deck schon vom Wasser bespült, da ließ der Kommandank, Fregattenkapitän Pachner, noch den letzten Schuß abfeuern. Erst als ihr Schiff buchstäblich unter ihren Füßen weggesunken war, dachten die Überlebenden an eine Möglichkeit ihrer Rettung. Aber von den siebzehn Schiffen war nur noch eine breite Rauchfahne zu sehen. Sie hatten den tapferen Feind sich selbst iiberlassen, ohne an Hilfe zu denken. So mußten die Schiffbrüchigen trachten, die viele Meilen entfernte montenegrinische Küste durch Schwimmen zu erreichen. Feindliche Gewehre lichteten dort die Reihen der zu Tode Erschöpften — und als der Kommandant mit den letzten Übriggebliebenen nach stundenlanger, äußerster Anstrengung endlich das Ufer erreicht hatte, wußte er, das; eine harte Gefangenschaft sie erwartete . . .

Als „Letztes Aufgebot“ zur Eroberung der Bocche hatten die Franzosen Batterien nach Montenegro geschafft. Sie setzten ihre größten Hoffnungen auf sie. Die k. u. k. Flotte wartete, bis sie auf dem Lovćen eingebaut waren, und schickte dann S. M. S. „Radetzky“ hinunter. Im Vereine mit den alten Schiffen, die bereits im Golfe von Cattaro lagen, wurden die neuen Batterien beschossen und gänzlich demoliert.

Damit war die Bocche gerettet und blieb weiterhin verschont.

Mit dem Erscheinen der französischen Flotte waren die vier österreichisch-ungarischen Unterseeboote, denen man die Fahrt noch zutrauen konnte, hinunterbeordert worden, mehr war nicht da. Später kam noch ein fünftes U-Boot dazu, das unter dem Namen U „12“ bei Valona das französische Großkampfschiff „Jean Bart“ anlanciert und schwer havariert hat.

 

So standen die Dinge, als an jenem Frühlingsabend die Offiziere im „Hotel de la Ville“ in Sebenico beisammensaßen. Sie besprachen diese und andere Kriegsereignisse.

Im April 1915 ist nicht viel los an den Fronten. Man erwartet etwas ganz Besonderes, etwas Entscheidendes Irgendeiner hat einen Onkel im Kriegsministerium, der sehr geheimnisvoll geschrieben hat . . .

Man glaubt ja noch alles, was aus dem Hinterland kommt.

Die Aufgaben der Flottillen sind undankbar und langweilig. Dampfer begleiten, Minen suchen und sprengen. Ab und zu müssen sie schnell anheizen, dann läßt man die Feuer wieder abbrennen, weil irgendeine Meldung über den heranziehenden Feind doch nicht gestimmt hat. Oder sie werden hinausgejagt und kommen wie diesmal ergebnislos zurück.

„Warum bist du denn nicht auf einem U-Boot, du bist doch ein alter U-Boots-Mann gewesen?“ wird der Kommandant Von Tb „52“ gefragt.

„Ja, ich hab’ mir den Krieg auch anders vorgestellt! Hab’ geglaubt, am zweiten Tag nach der Kriegserklärung werden wir uns schon mit den Franzosen in der Otrantostraße schlagen. Da war ich froh, daß ich ein Torpedoboot erwischt hab‘. Was hat man denn damals auch von einem U-Boot erwartet, als im Hafen liegen und den Feind nur angehen, wenn er kommt. Das war mir zu aussichtslos, als sie mir ein U-Boot antrugen. Jetzt allerdings, jetzt tät‘ ich gern tauschen.“

„Was ist denn das überhaupt für ein Krieg!“ schimpft ein anderer. ,,Alle Flotten liegen im Hafen. Die Engländer sind überhaupt verschwunden. Kein Mensch weiß, wo ihre Flotte steckt. Nur das Kleinzeug ist draußen.“

„Ja, was glaubt ihr denn“, mischt sich ein Dritter drein, „was soll denn unsere und die deutsche Flotte draußen machen? Um was geht denn der Krieg zur See eigentlich? Doch nicht nur um eine lustige, frisch-fröhliche Seeschlacht, damit man sich gegenseitig Schiffe zusammenschießt und...

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