Studienarbeit aus dem Jahr 2016 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 1,0, Ludwig-Maximilians-Universität München (Institut für Deutsche Philologie), Veranstaltung: Die Fabel in Mittelalter und Früher Neuzeit, Sprache: Deutsch, Abstract: Der Versuch, die frühhumanistische Literatur des späten 15. Jahrhunderts in Deutschland pauschal mit dem Etikett des Übersetzungshumanismus zu versehen, kann sich als problematisch erweisen. Der Terminus Übersetzung suggeriert zunächst keinen selbstschöpferischen Akt, sondern eine vollkommene Abhängigkeit von der bearbeiteten Vorlage, welche für eine literaturwissenschaftliche Untersuchung stets den eigentlichen Bezugspunkt zu bilden habe. Gegen dieses Verständnis von Übersetzungen literarischer Texte ließe sich wenigstens zweierlei einwenden. Zum Einen ignoriert diese Auffassung die produktive Kraft, die Übersetzungen generell im Bereich des Signifikanten entfalten, indem sie die Ausdrucksmöglichkeiten der Zielsprache in ihrer Vielfalt aktiv befördern und damit bereits ein sprachhistorisches Interesse rechtfertigen. Für den Frühhumanismus sind hierzu in erster Linie die Leistungen von Niklas von Wyle zu nennen, der mit seiner Übersetzungspraxis, in der er sich Wort für Wort am Original orientierte, entscheidend dazu beitrug, am Ausgang des Mittelalters in einer noch von der Semioralität geprägten Kultur das Deutsche als Schriftsprache zu konsolidieren. Zum Anderen gestaltet sich die Übersetzung von der Ausgangs- in die Zielsprache nicht selten als eine mehr oder weniger freie Übertragung der Vorlage, sodass es auch im Bereich des Signifikaten zu gravierenden Verschiebungen kommt. Auf den letztgenannten Punkt, der gerade mit Blick auf den Übersetzer Heinrich Steinhöwel von Bedeutung ist, will ich das Augenmerk meiner Arbeit richten.
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