- die Gebirgsbewegungen im Apennin und in der Po-Ebene sind noch nicht zum Stillstand gekommen, daher ereignen sich dort immer wieder Erdbeeben; auch der zum Teil aktive Vulkanismus ist ein Zeichen für die geologische Jugend und die Gefährdung des Landes
- die Gesteine auf zwei Dritteln der Fläche Italiens wurden erst im Tertiär abgelagert (v.a. im Meer) und durch Hebung am Ende des Pliozäns zu Festland
- fast alljährlich kommt es durch die junge Erdgeschichte auch zu beschleunigter Abtragung und Massenverlagerungen im Gebirge und Hügelland; das Material fördert die Deltabildung an den Mündungen ins Meer
- mit Ausnahme Sardiniens ist Italien durch sein geringes Alter arm an Bodenschätzen
- die Ausbildung des Reliefs beginnt am Ende des Tertiärs und hat ihren Höhepunkt im Pleistozän
Die Großgliederung des Reliefs
a) italienische Alpen:
- gehen von der Po-Ebene und der venetischen Ebene (Berg-, Hügel- und Terassenländer der subalpinen Zone) über die südlichen Kalkalpen in das Gebirgsmassiv aus Graniten, Gneisen, Glimmerschiefern und verwandten Gesteinen über; durch die eiszeitliche Vergletscherung und die tiefe Erosionsbasis sind alle Gebirgsgruppen durch steile Abdachungen gegliedert
- die Nordalpen unterscheiden sich durch überwiegende Überfaltungs- und Überschiebungsdecken von den Südalpen, die sich durch weitespannte Verbiegungen und Bruchtektonik auszeichnen
b) Padania oder Po-Ebene
- die Po-Ebene ist am Alpenrand meist scharf begrenzt, während sie zum Apenninrand in eine Hügelzone übergeht
- bis auf tiefgelegene Flüsse in Venezien und der Emilia-Romagna ist das Flusssystem auf den Po hin ausgerichtet
- die Po-Ebene lässt sich von Nord nach Süd in verschiedene Teilräume untergliedern (Bsp.: Lombardei)
- Moränenamphitheater: durch die Talgletscher entstanden, die ins Tiefland vorstießen (z.B. Gardasee-moränenkranz bis zu 300m über dem Seespiegel); an die Moränen schließen sich im Sinne der glazialen Serie meist verschieden alte, teilweise lössbedeckte Terrassenflächen an
- altpleistozäne Schwemmkegel der Schotterfluren (Pianalti): tiefgründig verwittertes, leuchtend rotes Material; relativ steil geneigt; oft von Heiden überzogen
- mittel- bis jungpleistozäne Schwemmkegel (Alta Pianura): schwächer verwittertes, grobkörniges Sediment; schwächer geneigt
- Bassa Pianura: feinkörniges Sediment unterhalb des Grundwasser-Austritts als würmzeitliche Niederterassen
- alluvialer Schwemmland-streifen des Po: Dammuferseen und Altwasserarme entstanden vor der Eindeichung 1963
- Po-Delta („nasses Dreieck“): wegen fehlender Abflüsse im Gebiet zwischen Etsch und Po müssen die natürlichen Dammflüsse von Deichen gefasst werden, um Überschwemmungen zu verhindern; der Po verlagerte vor der Festlegung seines Hauptflusses im 17. Jhd. mehrmals seinen Mündungsbereich
c) Der Apennin
- Teil des mediterranen Faltengürtels der Erde
- gemeinsames Merkmal aller Teile des Apennin ist seine Asymmetrie mit dem steilen Abbruch und den zahlreichen Senkungsfeldern auf der thyrrhenischen (westlichen) Seite (Antiapennin) und der gleichmäßigen, weithin ungestörten Abdachung auf der adriatischen Seite
- ansonsten unterscheiden sich die Teile des Apennins (Nord-, Mittel-/ Zentral-, Süd- und Kalabrischer Apennin) im tektonischen Aufbau, im Alter und ihrer Entstehung
- im Nordapennin treten die steile West- und die sanfte Ostflanke besonders deutlich hervor; ist aus Sand- und Tongesteinen aufgebaut („Flysch-Apennin“); kann in den kürzeren und niedrigeren Ligurischen und den längeren und höheren Etruskisch oder Toskanisch-Emilianischen Apennin (mit eiszeitlicher Karvergletscherung) unterteilt werden
- im Mittleren Apennin erreicht das Gebirge seine größte Breite (110km) und seine größten Höhen (Gran Sasso d’Itália 2914m; mit dem einzigen kleinen Apenningletscher)
- der Südapennin ist am wenigsten einheitlich: er kann von West nach Ost in Ketten aus Kalkstein und Dolomit, das Flyschbergland (in der Basilikata) und ein tief zerschnittenes und ausgeräumtes Pliozänhügel- und Tafelland der Basilikata (mit südwärts, zum Golf von Tarent anschließender Meeresterassentreppe) unterteilt werden
- der Vulkanismus hält sich an Schwächezonen im Golf von Neapel, die durch ein Gitternetz aktiver Bruchlinien ausgelöst sind (Ischia, Vesuv)
- der Kalabrische Apennin besteht aus Massiven des paläozoischen Grundgebirges, das von flachgewölbten Rumpfflächen überzogen ist
d) Apulien
- Apulien kann aufgrund seines vorherrschenden Flachreliefs in unterschiedlicher Höhenlage als eigenständige naturräumliche Einheit gesehen werden
e) die Inseln
- in Sizilien wiederholen sich Bau und zonale Anordnung der Großformen des Südapennins: jenseits des Grabenbruchs der „Straße von Messina“ erstreckt sich der küstenparallele „sizilische Apennin“, das Innere der Insel wird von Tertiärhügelland erfüllt (Gegenstück zum Flyschbergland und pliozänen Hügelland des Südapennin), im Süden schließt sich ein Tafelland aus Kalkstein an (das Gegenstück zur Apulischen Tafel); der gewaltige Vulkan Ätna (3323m) stellt eine Großform für sich dar
- Sardinien weicht in Formen, Strukturen und Gesteinen von den bisher besprochenen Verhältnissen vollkommen ab: es ist Teil einer alten Landmasse („Korsadinische Masse“), das durch tiefe Meeresbecken vom Festland getrennt ist
- abgesehen von den Schwemmlandebenen der Küstenregionen werden alle Großformen von drei Gesteinsgruppen beherrscht:
(1) Kalksteine, Dolomite, Gipse (Karbonatgesteine)
- aus Kalken bestehen die höchsten und steilsten Gebirgsgruppen Italiens ð sind löslich und bilden ausgedehnte Karstflächen aus, die schon seit dem Altertum durch weidewirtschaftliche Nutzung so vollständig degradiert sind, dass auch aufwendigste Rekultivierungs- und Schutzmaßnahmen meist ohne Erfolg bleiben (sehr wasserarme Gebiete, aber mit gleichmäßig ausschüttenden Karstquellen)
- Verbreitung des Karstformenschatzes v.a. in istrischen und südalpinen Karstgebieten, im Kalkapennin und in Apulien (Karren, Dolinen, Ponore, Trockentäler, unterirdische Entwässerung, Poljen v.a. im Zentral- und Südapennin)
- Inwertsetzung der Karstgebiete: meist nur extensive Schafshaltung möglich; Ackerbau ist in tiefliegenden Karstbecken mit ausreichendem Bodenprofil möglich; Höhlen als Tourismus-ziele; Kalksteinabbau v.a. in Apulien
(2) Mergel, Tone, Schiefertone (Tongesteine)
- Pliozän- und Flyschhügelländer, Flyschbergländer (Apennin-Ostseite, Inneres Siziliens), Becken des tyrrhenischen Antiapennins
- v.a. tertiäre Tongesteine sind von Abtragungsprozessen besonders betroffen, gefördert durch die Beweglichkeit der Tone, winterliche Starkregen, Steilrelief
- plötzlich auftauchende Massenbewegungen aller Art werden „Frane“ genannt; nach Schätzungen ereignen sich jährlich 3000 Frane mit etwa 45 Toten in Italien, in der Regel nach der Zeit der hohen Niederschläge, wenn die Böden , die in der sommerlichen Dürrezeit an metertiefen und zentimeterbreiten Trockenspalten aufreißen, über dem undurchlässigen Untergrund mit Wasser angereichert sind und als schmierig, reibunsarme Masse ins Fließen kommen
- aufgrund ungenehmigter Bebauung in billigem, rutschungsgefährdetem Gebiet häufen sich die Ereignisse in der Gegenwart (zuletzt 1998)
- Gegenmaßnahmen: Aufforstung mit Tamarisken, Zypressen und anderen salzresistenten Holzarten; Anlage von Terrasentreppen; Anlage von Rückhaltebecken für das Wasser,
- die Tonsteingebiete sind wichtige Bau- und Werkstoffgebiete („Ziegelprovinzen“) ð seit früher Zeit besteht hier besonders hohe Bautätigkeit (Rom, Siena) und Keramik-Herstellung (z.B. an der Via Emilia)
(3) Laven und Tuffe (Vulkanite)
- nehmen nur geringe Flächen ein
- Häufung auf der tyrrhenischen Seite als Subduktionsvulkanismus
- Tertiärvulkanismus (Euganeen, Toskana, Sardinien), Quartärvulkanismus (südliche Toskana, Latium), rezenter aktiver und ruhender Vulkanismus (Kampanien, Ätna, Äolische Inseln)
- verschiedenste vulkanische Formen je nach Aufbau und Alter: Vulkangebirge (Ätna), Stratovulkane (Vesuv, Stromboli,...), Calderen Vulkane,...