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Zusammenhänge zwischen Special Olympics Turnieren und dem Selbstwirksamkeitskonzept der Athleten

Eine exemplarische Untersuchung zu den Special Olympics National Games in Karlsruhe

AutorLena Moczall
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl130 Seiten
ISBN9783640514052
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis24,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Pädagogik - Heilpädagogik, Sonderpädagogik, Note: 2,0, Christian-Albrechts-Universität Kiel (Institut für Heilpädagogik), Sprache: Deutsch, Abstract: Sport ist aus unserer heutigen Gesellschaft nicht mehr wegzudenken. Dies fängt an bei der Wahl des Fernsehprogramms, das aufgrund von Sportübertragungen eingeschränkt ist, geht weiter über Fans, die auf der einen Seite bei Ausschreitungen von Fußballspielen schwer verletzt werden, die aber auf der anderen Seite eine ganze Nation dazu bewegen, Deutschlandfahnen an ihre Autos zu hängen, und endet bei vielen Menschen nicht selten in der Ermahnung eines Arztes, doch endlich mehr Sport zu treiben, um die Beweglichkeit und die Lebensqualität zu erhöhen. Auch in meinem Leben spielt Sport eine wichtige Rolle. Sei es als Übungsleiterin in Sportgruppen für Menschen mit geistiger Behinderung oder in meiner Freizeit, in der ich selber Mitglied eines Rudervereines bin. Umso mehr war ich darüber verwundert, erst vor einem Jahr in einem Seminar etwas über die Special Olympics Bewegung zu erfahren, war ich doch schon etliche Semester an der Uni und hatte schon Erfahrung beim Sport mit Menschen mit geistiger Behinderung gesammelt. Das Interesse war also geweckt. Ich wollte auf jeden Fall in meiner Diplomarbeit ein Thema bearbeiten, das mit Special Olympics zu tun hatte. Die ersten Recherchen zu dem Thema Sport und geistige Behinderung machten deutlich, dass es zwar einige Forschungsarbeiten gab, diese aber doch recht veraltet waren. Ich stieß nach weiteren Recherchen auf das Thema 'Selbstkonzept', in dem die Selbstwirksamkeit eine wichtige Rolle spielt. So entwickelte sich dann auch der Titel 'Zusammenhänge zwischen Special Olympics Turnieren und dem Selbstwirksamkeitskonzept der Athleten - Eine exemplarische Untersuchung zu den Special Olympics National Games in Karlsruhe' zu dieser Diplomarbeit.

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Leseprobe

3 DIE SPECIAL OLYMPICS NATIONAL GAMES IN KARLSRUHE


 

Im Folgenden soll die Special Olympics Bewegung, deren Ziele, Prinzipien und Programme erläutert werden, da sie den Rahmen für alle Nationalen und Internationalen Spiele sichert. Im Kapitel 3.2 werden die Spiele in Karlsruhe näher erläutert.

 

3.1 Special Olympics


 

Special Olympics (SO) ist die weltweit größte Sportorganisation für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung. Ihr sind über 170 Landesorganisationen angeschlossen und mehr als 2,5 Millionen Kinder und Erwachsene mit geistiger Behinderung treiben Sport innerhalb dieser Organisation, die vom Internationalen Olympischen Komitee anerkannt ist und jährlich ungefähr 25.000 Wettbewerbe veranstaltet. Dabei wird die Organisation von mehr als 500.000 Coaches und 700.000 Freiwilligen unterstützt.

 

In Deutschland ist Special Olympics ein gemeinnütziger Verein, der sich am 3.Oktober 1991 gegründet hat und zu dem zwölf Landesverbände gehören. Auf nationaler Ebene wird der Verein durch ein ehrenamtliches Präsidium und eine Geschäftsstelle in Berlin geführt. Dem Präsidenten, Gernot Miller, Staatsminister a.D., sind zehn weitere Vizepräsidenten unterstellt, die, je nach ihrem persönlichen Interesse oder beruflichem Hintergrund, unterschiedliche Aufgaben innerhalb des Vereins übernehmen. Prof. Dr. Hans Jürgen Schulke z.B., der auch gleichzeitig Vizepräsident des Deutschen Turnerbundes ist, kümmert sich um die Koordination von Sport und Sportverbänden, die Kontaktpflege zur Wissenschaft und Forschung und ist der Leiter der “Special Olympics Deutschland-Akademie”. In Deutschland gibt es über 30.000 Mitglieder in über 500 Mitgliedsorganisationen, die viele olympische Sportarten betreiben und teilweise an den Nationalen Sommer- und Winterspielen, die seit 1998 im zweijährigen Wechsel stattfinden, oder an den über 150 Wettbewerben im Jahr teilnehmen. Im Winter finden Wettkämpfe in den Sportarten Skiabfahrt, Eiskunstlauf, Floorhockey, Skilanglauf, Eisschnelllauf, Schneeschuhlauf und Snowboarden statt. Im Sommer werden Wettkämpfe in den Sportarten Rollerskating, Kraftdrei- und Fünfkampf, Leichtathletik, Tennis, Handball, Badminton, Basketball, Tischtennis, Boccia, Fußball, Bowling, Golf, Kanu, Radfahren, Reiten, Kunstturnen, Marathon, Halbmarathon, Gewichtheben, Segeln, Volleyball und Schwimmen durchgeführt. Als Demonstrationssportarten, d.h. “Schnuppersportarten” werden z.Z. Judo, Kajak und Pitch and Putt angeboten.

 

Special Olympics Deutschland (SOD) kooperiert mit Einrichtungen und Organisationen, die sich für die Interessen, Betreuung und Förderung von Menschen mit geistiger Behinderung einsetzen.

 

Die Organisation legt Wert auf einen Sprachgebrauch, der nicht erniedrigend oder reduzierend auf Menschen mit Behinderung wirkt und darüber Stereotypen schafft.

 

SO Deutschland (2008, 17 (d)) schlägt daher den Gebrauch folgender Terminologien vor :

 

- Ein Mensch hat eine geistige Behinderung und leidet nicht an dieser oder ist betroffen von ihr; man sollte außerdem die Wörter “special” und “besonders” bei Personen mit einer geistigen Behinderung sparsam verwenden.

 

- Man spricht von Menschen, Individuen oder Personen mit geistiger Behinderung, wobei eine Unterscheidung in Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit geistiger Behinderung erfolgen muss.

 

- Ein Mensch, der auf einen Rollstuhl angewiesen ist, nutzt diesen und ist nicht an diesen gebunden

 

- Menschen mit Trisomie 21 bezeichnet man nicht als “mongoloid”, genausowenig bezeichnet man Personen mit einer Körperbehinderung als “verkrüppelt”.

 

- Die Athleten von SO sind auch als solche zu bezeichnen. Das Wort Athleten sollte nicht in Anführungszeichen gesetzt werden und der Name des jeweiligen Sportlers sollte vollständig genannt werden.

 

- Die Verwendung des Begriffes “Special Olympics International” sollte auch nur dann erfolgen, wenn tatsächlich von der weltweiten Organisation von SO die Rede ist.

 

Special Olympics Deutschland definiert geistige Behinderung nach der “American Association on Mental Retardation” (AAMR), die davon ausgeht, dass eine geistige Behinderung dann vorliegt, wenn drei diagnostische Kriterien erfüllt sind (vgl. Kap. 2.1.2): der IQ ist niedriger als 70 – 75, es existieren Einschränkungen in zwei oder mehr “adaptive skill areas” und diese Symptome haben sich vor dem 18. Lebensjahr manifestiert. Die AAMR bezeichnet dabei die “adaptive skill areas” als Fähigkeiten im “aktuellen Anpassungsverhalten” (vgl. SOD 2008, 6 (d)). Es gibt elf “adaptive skills”: Selbstbestimmung, soziale, kommunikative und schulische Kompetenzen, die Lebensbereiche Arbeit, Freizeit und Wohnen, Gesundheit, Sicherheit, Selbstversorgung, Teilnahme am öffentlichen Leben und Nutzung von Hilfen. Dabei wird davon ausgegangen, dass, bedingt durch die Erfüllung der drei Kriterien, ein Mensch keine geistige Behinderung haben muss, nur weil er eingeschränkte intellektuelle Fähigkeiten hat. Erst bei Auffälligkeiten hinsichtlich der “adaptive skills” würde man, laut der AAMR, von einer geistigen Behinderung sprechen. Als Ursachen für eine geistige Behinderung kommen nach Ansicht des “Population Reference Bureau” (The Arc) mehrere Gründe in Betracht, wobei sich die Ursachen in fünf Kategorien einordnen lassen.

 

1. Genetische Disposition, d.h. Abnormalitäten der Gene der Eltern, die z.B. zur Trisomie 21 oder zu einem fragilen X-Syndrom führen können, oder genetische Schäden, die während der Schwangerschaft auftreten, z.B. durch eine Rötelinfektion.

2. Pränatale Komplikationen, Drogen- und Alkoholmissbrauch, Diabetes oder eine HIV-Infektion können z.B. eine geistige Behinderung verursachen.

3. Perinatale Komplikationen, bei denen das Gehirn des Kindes geschädigt wird.

4. Postnatale Komplikationen, wie Kinderkrankheiten oder Sauerstoffmangel können zu einer geistigen Behinderung führen.

5. Armut, die zu einer Unterversorgung des Kindes in medizinischer und ernährungsphysiologischer Hinsicht führt oder die einen Mangel an Reizen und altersgerechten Stimulanzen mit sich bringt, kann eine geistige Behinderung zur Folge haben.

 

3.1.1 Die Geschichte von Special Olympics


 

Die Entstehung von Special Olympics geht zurück auf Eunice Kennedy-Shriver, die im Juni 1963 in Maryland, USA, ein sportliches Tagescamp für Kinder und Erwachsene mit geistiger Behinderung in ihrem Haus veranstaltete. Sie interessierte sich für die Fähigkeiten und Möglichkeiten der Menschen, die sie bei zahlreichen Sportarten und körperlichen Aktivitäten beobachtete. Fünf Jahre später veranstaltete die Kennedy Foundation zusammen mit dem Chicago Park District die ersten Internationalen Special Olympics Spiele, bei denen etwa 1000 Athleten in den Disziplinen Leichtathletik, Schwimmen und Floor Hockey teilnahmen. Ende des Jahres 1963 gründete sich dann die gemeinnützige Non-Profit Organisation “Special Olympics Inc.“, die sich zum Ziel gesetzt hatte, systematisches Training und Wettkämpfe in olympischer Tradition für Menschen mit geistiger Behinderung anzubieten. Im Jahre 1977 wurden bereits vier internationale Sommerspiele ausgetragen. Die ersten Winterspiele fanden im Februar desselben Jahres statt. Verschiedene US-Fernsehsender berichteten über die Veranstaltung, an der mehr als 500 Athleten teilnahmen.

 

1980 bis 1981 führte SO nicht nur die ersten Richtlinien ein, die die sportlichen Fähigkeiten festlegen sollten, sondern auch ein Trainingsprogramm für die Coaches. 1984 folgte dann die Veröffentlichung des ersten offiziellen Regelwerkes.

 

Im Jahre 1986 feierte man das Internationale Special Olympics-Jahr mit den Internationalen Sommerspielen in New York City, die im September stattfanden. Es wurde unter dem Motto “Special Olympics – Uniting the World” veranstaltet (vgl. SOD 2008, (d)).

 

Im darauffolgenden Jahr liefen tausende von Polizisten für den “Law Enforcement Torch Run” und verschafften der Organisation damit mehr als zwei Millionen Dollar. Ein Jahr später erkannte das Internationale Olympische Komitee (IOC) Special Olympics offiziell an. In den Neunziger Jahren fanden vier Internationale Spiele statt, wobei die 5. World Winter Games erstmals nicht in Nordamerika, sondern in Österreich stattfanden.

 

Die Sowjetunion beschloss 1990 der Special Olympics Bewegung beizutreten. Dies war insofern eine bedeutende Entscheidung, als dass SO die erste gemeinnützige Organisation war, die sich in den GUS-Staaten etablieren konnte.

 

In Deutschland gründete sich 1991 der Verein Special Olympics Deutschland e.V. durch eine gemeinsame Initiative der Verbände, die sich für Menschen mit geistiger Behinderung einsetzen. Im darauffolgenden Jahr fand in Munster/Lüneburg das erste Nationale Fußballturnier mit 1200 Teilnehmern statt. 1998 und 1999 fanden dann die ersten Nationalen Sommer- und Winterspiele in Stuttgart mit über 1000 Athleten und in Oberhof/Erfurt mit 300 Sportlern statt. 1999 nahmen ca. 7000 Sportler aus über 150 Ländern an den Internationalen Spielen in North Carolina, USA, teil. In Groningen wurden im Jahr 2000 zum ersten Mal europäische Spiele abgehalten. Von...

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