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Beitrag zum Klimawandel Phänologie

AutorAloys Bockhorst, Dr. Siegmund Günther
VerlagAischab
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl57 Seiten
ISBN9783946182405
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis4,99 EUR
Unter dem Titel 'Die Phänologie, ein Grenzgebiet zwischen Biologie und Wissenschaft' erschien im Jahre 1875 ein Werk, das in heutiger Zeit besondere Anerkennung verdient. Der Herausgeber gab dem Werk den Titel 'Beitrag zum Klimawandel - Phänologie'. So wird dem ursprünglichen wissenschaftlichen Anspruch Rechnung getragen. Im 19. Jahrhundert erlebt die Phänologie große Beachtung und wird damit zu einer wesentlichen Grundlage der heutigen Wettervoraussage. Darüber hinaus leistet dieses Vorgehen einen erheblichen Anteil am Klimageschehen und somit fundiertes Wissen zur Trendprognose für die Zukunft. Der Beginn dieser Wissenschaft wird in dem vorliegenden Werk erklärt und genau erläutert.

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METHODEN


 

Als Begründer der Phänologie muss fraglos der große Pflanzenkenner betrachtet werden, der nach so vielen Richtungen hin in seiner Wissenschaft fruchtbar und bahnbrechend wirkte. Nachdem er sehr eingehend die Verhältnisse geographischer und bodenkundlicher Natur erörtert hat, welche für eine gegebene Pflanze von bestimmendem Einflusse sind, geht Linné weiter dazu über, die Zeiten des Eintrittes einer Pflanze in eine maßgebende Entwicklungsphase als Funktionen des Klimas hinzustellen.

Mit sicherem Takte hebt er bereits alle diejenigen Phasen hervor, an welche sich der Hauptsache nach auch die späteren Vertreter der Phänologie durchweg gehalten haben. Auch lässt Linné es nicht bei einer bloß allgemeinen Skizzierung des Zusammenhanges bewenden, sondern er verlangt, um diese im Einzelfalle genauer übersehen zu können, systematische phänologische Beobachtungen. Man solle einen jährlichen Florenkalender anfertigen, der dann ein Bild von der klimatischen Verschiedenheit der einzelnen Gegenden ergeben werde. Die Pflanzenuhr, welche im Anschlusse daran gefordert wird, dürfte freilich für immer ein unerreichbares Ideal bleiben. Auch der Gedanke an phänologische Karten ist, wie wir ausdrücklich betonen möchten, das Eigentum Linnés gewesen. Man sieht, daß der Keim zu all dem, was die Folgezeit zur Entfaltung bringen sollte, bereits bei dem Vater der modernen Botanik zu finden ist.

So waren es denn auch zunächst die Schweden, welche in die von ihrem Meister vorgezeichnete Bahn eintraten. Reck, Berger und Bjerkander sind in dieser Hinsicht zu nennen. Ihnen schlossen sich 1755 Stillingfleet in England, 1762 Scopoli in Krain, 1782 Senebier in Genf, 1786 Haenke in Prag an, doch fehlte es allen diesen Beobachtungen begreiflicherweise noch sehr an Genauigkeit. Das Werk von Berger scheint, wie Ihne meint, auch in Deutschland den ersten Anstoß zu Studien dieser Art gegeben zu haben. G. Reyger in Danzig (1704-1788) räumte, worauf eben zuerst Ihne aufmerksam gemacht hat, einem größeren botanischen Werke ein Kapitel in den Vordergrund, das er „Zeit des Aufblühens verschiedener einheimischer Pflanzen im Jahre 1767“ betitelt, und ward durch dieses Begründer der deutschen Phänologie.

298 Pflanzen wurden hier auf ihre „efflorescentia“, mit Linné zu reden, geprüft, und die Darstellungsweise Reygers lässt deutlich erkennen, daß er über den klimatologischen Wert ähnlicher Bestimmungen sich ein ganz richtiges Urteil gebildet hatte. Vor allem weist er mit Nachdruck auf die Bedeutung des Standortes der zum Untersuchungsobjekte erwählten Pflanzen hin.

In deutscher Sprache schrieb auch der schon erwähnte Böhme Haenke, während eine andere teilweise unser Gebiet berührende Arbeit aus der Feder von deutschen Gelehrten in lateinischem Gewande herauskam. Für Deutschland erschien ein „Kalender" erst im gegenwärtigen Jahrhundert.

Ein ernster und auf fleißige Vorarbeiten gestützter Versuch, dem damals schon verfügbaren, reichhaltigen Stoffe auch eine allgemeinere Seite abzugewinnen, liegt übrigens auch bereits aus dem XVIII. Jahrhundert vor. G. E. Rosenthal 1784, ein durch zahlreiche Publikationen damals wohlbekannter Mathematiker aus Kästners Schule, warf in einer kleinen Monographie die Frage auf:

„Wie groß ist die Summe der Wärme, wie groß die Anzahl der Tage, welche verstreichen, die eine Pflanze vom Aufkeimen des Samens bis zur Blüte und von hier bis zur Reife des Samens oder der Frucht nötig hat?“

Und den Einfluss von Boden und Feuchtigkeit zu eliminieren, dürfe man nur solche Gewächse auswählen, welche sich hinsichtlich jener beiden Faktoren völlig unter gleichen Bedingungen befänden. Rosenthal addierte, um das Gesetz zu erhalten, die mittleren Tagestemperaturen bis zum Eintritte des betreffenden Ereignisses zusammen, indem er sich dabei eines Thermometers von ihm eigener Konstruktion bediente. Auf eine Formel wird die Gesetzmäßigkeit, welche aus den mitgeteilten Zahlen hervorzugehen scheint, nicht gebracht. Würde man eine solche Formel aus Rosenthals Darlegungen ziehen, so müsste dieselbe folgendermaßen lauten: Für jede Pflanze ist unter sonst gleichen Umständen der Quotient Wärmesumme: Lebensdauer angenähert eine konstante Größe. Bei Lupinas lutens und bei Nigella würden z. B. diese beiden Quotienten resp. gleich

zu setzen und diese Übereinstimmung würde als sehr befriedigend anzuerkennen sein. Man ersieht aus dieser Fassung, wenn sie auch bei Rosenthal selbst in voller Klarheit vermisst wird, daß man den Genannten als den eigentlichen und ersten Vorläufer Boussingaults, De Candolles und Hoffmanns (s. u. in Abschnitt II) anzuerkennen hat.

Auch in anderen europäischen Ländern blieb das von Schweden gegebene, in Deutschland erfolgreich nachgeahmte Beispiel nicht wirkungslos. In gewissem Sinne könnte man mit Sachs 1860 die deutsche Phänologie noch vor Linné zurück datieren und mit dem Nürnberger Arzte C. J. Trew beginnen lassen, der sich seit 1729 mit täglichen Messungen am Blütenschafte einer Agave, unter gleichzeitiger Aufzeichnung des Temperaturstandes beschäftigt habe. Jedenfalls sind diese Messungen, denen schwerlich ein klar erkanntes Prinzip zu Grunde lag, für die Wissenschaft nicht fruchtbar geworden.

Der französische Meteorologe Cotte wies auf die Bedeutung der phänologischen Beobachtungen für seine Spezialdisziplin hin. In Finnland, wo sich der Mathematiker Hällström für die Sache interessierte, trat schon 1786 Justander mit einem auch das Tierreich berücksichtigenden phänologischen Kalender hervor und seitdem darf gerade dieser Teil Skandinaviens als ein klassisches Land der Phänologie bezeichnet werden. Moberg hat in verschiedenen Schriften das finnländische Material — zuerst von 1750 bis 1845, dann von 1846 bis 1855, und zuletzt von 1856 bis 1875 — verarbeitet, wobei im ganzen 256 Pflanzenspezies in Betracht kamen.

Zurzeit sind über das Großfürstentum 80 bis 90 Stationen verteilt, und wir werden später (in Abschnitt III) uns überzeugen, wie wertvolle Schlüsse gerade die finnländischen Daten durch Mobergs Bearbeitung (seit 1859) ermöglicht haben. In Russland selbst regte die bekannte „Societas Palatina“, wie Ihne meldet, schon 1791 derartige Beobachtungen an; sodann haben von Herder, Willkomm, Linßer und von Oettingen viele Mühe an die Vervollkommnung derselben resp. an ihre theoretische Ausnützung gewendet. Teilweise wird hiervon Abschnitt II des näheren zu berichten haben. Die auch auf Norwegen ausgedehnten Bemühungen der pfälzischen meteorologischen Gesellschaft hatten bloß vorübergehenden Erfolg, indem es dort nicht zur Bildung eines festen Stationsnetzes kam.

Die übrigen europäischen Staaten traten in die Reihe erst ein, nachdem der treffliche Quetelet den Gedanken Linnés in eine die Verwirklichung sicher gewährleistende Form gebracht hatte, obwohl gelegentlich, vorab in Deutschland auch zuvor schon Einzelbestrebungen diesem Ziele entgegengearbeitet hatten.

Nach Ihne sind aus der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts von Schmöger in Regensburg und Eisenlohr in Karlsruhe als Arbeiter auf unserem Gebiete namhaft zu machen; später entfaltete Schübler (Tübingen) in Württemberg eine regere, jedoch nicht planvolle und deshalb auch ohne wertvollere Frucht gebliebene Wirksamkeit. Anlässlich der Münchener Naturforscherversammlung (1827) hob der Pflanzengeograph Martins die Wichtigkeit der Phänologie hervor, doch blieb auch seine Aufmunterung ohne nachhaltigen Erfolg; immerhin ist es zunächst ihm zu danken gewesen, daß die k. k.. Patriotisch-Ökonomische Gesellschaft in Prag seit 1827 die Anstellung einschlägiger Beobachtungen veranlasste.

Quetelet Tendenz, wie sie sich in seiner schnell bekannt gewordenen „Instruktion“ 1842 ausspricht, ist eine sehr allgemeine, insofern er nämlich alle periodischen Phänomene der Erforschung zu unterstellen beabsichtigte. Die einen haben einen rein natürlichen, die anderen einen sozialen Charakter. Auch sonst geht der belgische Gelehrte bei verschiedenen Gelegenheiten tiefer auf die Beobachtung der regelmäßig wiederkehrenden Naturerscheinungen ein.

Mit vollster Entschiedenheit dringt der belgische Physiker auf die Vergleichbarkeit der Beobachtungen darauf, daß die Aufzeichnungen sich nach einem festen Plane richten sollen. Nicht alle Pflanzen, so bemerkt er zutreffend, eignen sich gleich gut als Beobachtungsexemplare. So sind z. B. die Holzgewächse sehr passend, alle durch Domestikation erzielten Arten dagegen auszuschließen. Vier Phasen, nämlich Blattbildung, Auftreten der ersten Blüte, Auftreten der ersten Frucht und allgemeiner Laubabfall, werden als genügend bezeichnet. Die Phase der Entlaubung empfiehlt sich jedoch weniger, weil sie im mittleren Europa zu sehr durch Wind und Frost beeinflusst wird. In allzu viele Details einzugehen, verwarf Quetelet und trat dadurch in einen gewissen Gegensatz zu seinem belgischen Fachgenossen Spring, wie auch zu dem Österreicher Fritsch, der um eben diese Zeit sich große Verdienste um die Einbürgerung der Phänologie in den Donauländern zu erwerben anfing. Auch sonst geht der belgische Gelehrte bei verschiedenen Gelegenheiten tiefer auf die Beobachtung der regelmäßig wiederkehrenden Naturerscheinungen ein.

Von den gröberen selbstständigen Publikationen dieses Meteorologen hatte es die erste mit dem Pflanzenschlafe, also einem an die Tagesperiode der Insolation geknüpften Phänomen zu tun. Nach Fritsch 1850 wird die Dauer des Pflanzenschlafes auf 14 Stunden im Mittel angesetzt. Jede Pflanze hat ihre ganz bestimmten Wärmekoeffizienten und jeder Änderung der Temperatur entspricht eine bestimmte Änderung im „Phasenwinkel“ (Öffnung) der Pflanze. Bald nachher lieferte derselbe...

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