Sie sind hier
E-Book

Der Andere in der Übertragung

Untersuchung über die analytische Situation und die Intersubjektivität in der Psychoanalyse

AutorHeinz Weiss
Verlagfrommann-holzboog Verlag e.K.
Erscheinungsjahr1988
ReiheJahrbuch der Psychoanalyse. Beihefte 11
Seitenanzahl263 Seiten
ISBN9783772830181
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis69,00 EUR
Die Übertragung genießt in der Psychoanalyse ein beinahe 'mytisches Prestige'. Dabei sind es nach Lacan noch jedesmal die 'antreibenden technischen Divergenzen' gewesen, die eine wirkliche Kritik des Übertragungsbegriffs verhindert haben. Diesen Mangel versucht die vorliegende Untersuchung auszugleichen, indem sie nach dem intersubjektiven Bedeutungsgehalt der Übertragung fragt. Es ist das Anliegen des Buches, den Phänomenbestand 'Sprache', 'Wunsch' und 'Intersubjektivität' in einen übergreifenden Interpretationszusammenhang zu stellen, der theoretischen Ansprüchen ebenso genügt wie er den besonderen Bedingungen der analytischen Gesprächssituation Rechnung trägt.

Kaufen Sie hier:

Horizontale Tabs

Leseprobe
9. Das Drängen des Zeichens im Traum — seine Resonanz in der Übertragung (Analyse einer Traumserie) (S. 184-185)

9.1. Zeichen und Traum - die Ausgangssituation


In seiner Schrift „Zwiesprache" schreibt Martin Buber (1930) unter dem Abschnitt „Die Zeichen": , Jeder von uns steckt in einem Panzer, dessen Aufgabe es ist, die Zeichen abzuwehren. Zeichen geschehen uns unablässig, leben heißt angeredet werden, wir brauchten nur uns zu stellen, nur zu vernehmen." (Ebd. S. 183)

Diese Bemerkung läßt sich direkt auf unser Thema beziehen: Wo immer wir mit dem Traum in Berührung kommen, wo sich unsere gewohnte Sprache in einer anderen Syntax auflöst, wo wir „unerhörte Stellungen des Subjekts in der Äußerung entdecken" (Barthes 1970, S. 17) - es scheint, daß eine ganze Denktradition uns dazu treibt, diese Wunden sogleich wieder zu verschließen. Dies tun wir - nicht erst seit Freud - , indem wir die Lücken in unserem Sprechen hastig wieder zustopfen, indem wir die Dinge mit ,Sinn durchtränken, „ganz in der Art einer autoritären Religion, die ganze Bevölkerungen unter die Taufe zwingt." Wir scheinen dabei manchmal von einer Art Gier befallen, der „Gier nach Sinn", der uns „so kostbar, so lebenswichtig und begehrenswert ist wie Glück und Geld" (ebd. S. 95).

Offenbar fällt es uns schwer, den Nicht-Sinn zu ertragen, oder auch nur die Vieldeutigkeit (den taumelnden Sinn). Genau mit dieser Frage werden wir aber jedesmal konfrontiert, wenn wir träumen. Im Falle unserer Patientin hatte es mit dieser Ungewißheit eine besondere Bewandtnis. Dies soll anhand einer Traumserie erläutert werden, die durch ein gemeinsames Merkmal als solche gekennzeichnet war. Vorgeschichte und Behandlungssituation vor Beginn dieser Träume ergeben zunächst folgendes Bild:

Die Träumerin, 45 Jahre alt, verheiratet, drei Kinder, befand sich zu diesem Zeitpunkt knapp zwei Jahre in analytischer Einzelbehandlung. Sie litt an einer schweren Depression, Alkohol- und Medikamentenmißbrauch, die in den vergangenen sieben Jahren zu mehreren Suicidversuchen und Aufenthalten in verschiedenen Nervenkliniken geführt hatten. Dort war zumeist die Diagnose einer „phasisch akzentuierten Depression 4 gestellt worden, wobei neben charakteristischen Störungen des Antriebs, der Stimmungslage und der Denkinhalte vorübergehend auch Halluzinationen beobachtet wurden. Wir werden jedoch auf die diagnostische Zuordnung des Krankheitsbildes an dieser Stelle nicht näher eingehen. Nach zweijähriger ambulanter Behandlung hatten Häufigkeit und Schweregrad der depressiven Krisen abgenommen. Die Patientin nahm keinen Alkohol mehr zu sich und hatte auch den Tranquilizerabusus beendet. Die thymoleptische Medikation konnte erst reduziert, später ganz abgesetzt werden.
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Inhalt8
1. Einleitung10
2. Krise der Metapsychologie?24
3. Objekt des Triebes - Subjekt der Begierde51
4. Frühformen des Dialogs (R. A. Spitz)66
5. Übergangsphänomene und intermediärer Raum bei D. W. Winnicott94
6. Die symbolische Ordnung und der Andere bei J. Lacan115
7. Der Andere in der Übertragung144
8. Die Symbolisierung des „Toten" in der Übertragung (aus der Analyse einer Zwangskranken)167
9. Das Drängen des Zeichens im Traum — seine Resonanz in der Übertragung (Analyse einer Traumserie)185
10. Übertragung und Geschichtlichkeit - zur Dialektik der Wiederholung im therapeutischen Prozeß210
11. Zusammenfassung und Schluß226
Literaturverzeichnis232
Personenregister250
Sachregister254
Danksagung264

Weitere E-Books zum Thema: Psychoanalyse - Analytische Psychologie

Sigmund Freud

E-Book Sigmund Freud
Format: PDF

Wer war Sigmund Freud wirklich? Wie war der Mann, der in seiner Ordination in der Wiener Berggasse der Seele des Menschen auf die Spur kam? Und welche Rolle spielte dabei die weltberühmte Couch…

Sigmund Freud

E-Book Sigmund Freud
Format: PDF

Wer war Sigmund Freud wirklich? Wie war der Mann, der in seiner Ordination in der Wiener Berggasse der Seele des Menschen auf die Spur kam? Und welche Rolle spielte dabei die weltberühmte Couch…

Sigmund Freud

E-Book Sigmund Freud
Format: PDF

Wer war Sigmund Freud wirklich? Wie war der Mann, der in seiner Ordination in der Wiener Berggasse der Seele des Menschen auf die Spur kam? Und welche Rolle spielte dabei die weltberühmte Couch…

Psychoanalyse und Psychiatrie

E-Book Psychoanalyse und Psychiatrie
Geschichte, Krankheitsmodelle und Therapiepraxis Format: PDF

Wie hat sich die Psychoanalyse in den letzten Jahren entwickelt? Hält sie Schritt mit den modernen Entwicklungen in der Psychiatrie? Welche Rolle spielen Psychoanalytiker in psychiatrischen…

Psychoanalyse und Psychiatrie

E-Book Psychoanalyse und Psychiatrie
Geschichte, Krankheitsmodelle und Therapiepraxis Format: PDF

Wie hat sich die Psychoanalyse in den letzten Jahren entwickelt? Hält sie Schritt mit den modernen Entwicklungen in der Psychiatrie? Welche Rolle spielen Psychoanalytiker in psychiatrischen…

Psychoanalyse und Psychiatrie

E-Book Psychoanalyse und Psychiatrie
Geschichte, Krankheitsmodelle und Therapiepraxis Format: PDF

Wie hat sich die Psychoanalyse in den letzten Jahren entwickelt? Hält sie Schritt mit den modernen Entwicklungen in der Psychiatrie? Welche Rolle spielen Psychoanalytiker in psychiatrischen…

Prüfungsfragen Psychotherapie

E-Book Prüfungsfragen Psychotherapie
Fragensammlung mit kommentierten Antworten Format: PDF

Schriftliche Prüfungen nach dem Psychotherapeutengesetz: Gut vorbereitet - Sicher bestanden! Ausbildungskandidaten zum Psychologischen Psychotherapeuten und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten…

Prüfungsfragen Psychotherapie

E-Book Prüfungsfragen Psychotherapie
Fragensammlung mit kommentierten Antworten Format: PDF

Schriftliche Prüfungen nach dem Psychotherapeutengesetz: Gut vorbereitet - Sicher bestanden! Ausbildungskandidaten zum Psychologischen Psychotherapeuten und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten…

Prüfungsfragen Psychotherapie

E-Book Prüfungsfragen Psychotherapie
Fragensammlung mit kommentierten Antworten Format: PDF

Schriftliche Prüfungen nach dem Psychotherapeutengesetz: Gut vorbereitet - Sicher bestanden! Ausbildungskandidaten zum Psychologischen Psychotherapeuten und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten…

Prüfungsfragen Psychotherapie

E-Book Prüfungsfragen Psychotherapie
Fragensammlung mit kommentierten Antworten Format: PDF

Schriftliche Prüfungen nach dem Psychotherapeutengesetz: Gut vorbereitet - Sicher bestanden! Ausbildungskandidaten zum Psychologischen Psychotherapeuten und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten…

Weitere Zeitschriften

AUTOCAD Magazin

AUTOCAD Magazin

Die herstellerunabhängige Fachzeitschrift wendet sich an alle Anwender und Entscheider, die mit Softwarelösungen von Autodesk arbeiten. Das Magazin gibt praktische ...

BONSAI ART

BONSAI ART

Auflagenstärkste deutschsprachige Bonsai-Zeitschrift, basierend auf den renommiertesten Bonsai-Zeitschriften Japans mit vielen Beiträgen europäischer Gestalter. Wertvolle Informationen für ...

caritas

caritas

mitteilungen für die Erzdiözese FreiburgUm Kindern aus armen Familien gute Perspektiven für eine eigenständige Lebensführung zu ermöglichen, muss die Kinderarmut in Deutschland nachhaltig ...

Deutsche Hockey Zeitung

Deutsche Hockey Zeitung

Informiert über das nationale und internationale Hockey. Die Deutsche Hockeyzeitung ist Ihr kompetenter Partner für Ihren Auftritt im Hockeymarkt. Sie ist die einzige bundesweite Hockeyzeitung ...

DGIP-intern

DGIP-intern

Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Individualpsychologie e.V. (DGIP) für ihre Mitglieder Die Mitglieder der DGIP erhalten viermal jährlich das Mitteilungsblatt „DGIP-intern“ ...

filmdienst#de

filmdienst#de

filmdienst.de führt die Tradition der 1947 gegründeten Zeitschrift FILMDIENST im digitalen Zeitalter fort. Wir begleiten seit 1947 Filme in allen ihren Ausprägungen und Erscheinungsformen.  ...