Sie sind hier
E-Book

Die Fehlentscheidungen der Fussballschiedsrichter

AutorHorst Hilpert
VerlagWalter de Gruyter GmbH & Co.KG
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl176 Seiten
ISBN9783899497984
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis89,95 EUR

This work systematically considers the breach of rules by football referees in accordance with international and national sports law. This subject matter is of current interest and is being dealt with controversially by FIFA and the UEFA/DFB.



Horst Hilpert, Bexbach.

Kaufen Sie hier:

Horizontale Tabs

Leseprobe

Kapitel 2: Der Schiedsrichter (S. 18-19)

Zusatzfrage: Gilt „In dubio pro arbitro“? oder gar „In dubio sine arbitro“?

Nach Regel 5 „wird jedes Spiel von einem Schiedsrichter geleitet, der die unumschränkte Befugnis hat, den Fußballregeln in der Begegnung, für die er aufgeboten wurde, Geltung zu verschaffen“. Gemäß Abs. 2 der Regel 5 sind die Entscheidungen des Schiedsrichters zu spielrelevanten Tatsachen „endgültig“. Diese Vorschrift ist gelegentlich Gegenstand weltweiter Diskussionen, ob es hinnehmbar ist, dass etwa ein Handtor à la Maradona oder die Handvorlage von Thierry Henry hinzunehmen seien, obwohl alle außer dem Schiedsrichter die Regelwidrigkeit erkannt haben. Endgültigkeitscharakter haben die Entscheide über „Tor“ oder „kein Tor“ sowie die Feststellung des Ergebnisses des Spiels.

Der Schiedsrichter verkündet statt in Wort und Schrift wie sein staatlicher Richterkollege seine Entscheidungen durch Pfeifen, teilweise begleitet von Gesten und erläuternden Handzeichen.

Gerade angesichts der zu diskutierenden Frage, ob eine falsche Tatsachenentscheidung oder ein Regelverstoß des Schiedsrichters zu einer Korrektur des Ergebnisses zu führen hat, sollte man sich bewusst sein, dass zur Zeit der Anfänge des modernen Fußballsports in der Mitte des 19. Jahrhunderts die damaligen Regeln überhaupt keinen Schiedsrichter vorsahen: in den ersten Regeln in England aus dem Jahr 1863 kam er nicht vor. Gleiches gilt für die frühesten deutschen Regeln der sog. „Braunschweiger Schule“. Wer sich im Spiel nicht an die Regel hielt, wurde von dem Mannschaftsführer verwarnt, bei Regelverstößen entschieden beide Kapitäne (genannt Spielkaiser).  1887 führte man den Schiedsrichter ein, der zwei Jahre später auch von sich aus tätig werden konnte und nicht mehr der fallbezogenen Anforderung durch den Mannschaftsführer bedurfte. Nach den Regeln des Jenaer Fußballbundes war fürjede Spielhälfte ein Schiedsrichter vorgesehen, der sogar stehenden Fußes eine Geldbuße von einer Reichsmark verhängen durfte.

Die schiedsrichterlosen Zeiten, in denen es noch um die Ehre bzw. das Siegen ging, haben sich geändert, die Regeln wurden verfeinert, dem Schiedsrichter wurden zumindest im Spitzensport klare Vorgaben für seine Entscheidungen an die Hand gegeben. Er wurde bestmöglich ausgebildet und für seine Tätigkeit körperlich und mental vorbereitet. Im Zuge der Kommerzialisierung und Professionalisierung des Fußballspielens ab 1970 waren klare Entscheidungen einer in jeder Hinsicht neutralen Instanz unumgänglich – ein Zurückgreifen auf die schiedsrichterlosen Zeit vor 1900 würde heute ins Chaos führen.

Das Fußballspielen ohne Schiedsrichter erinnert an unsere Jugend, als auf dem „Bolzplatz“, einem abgelegenen Straßenteil bzw. einem Acker oder auf einer Wiese Fußball gespielt wurde, ohne Unparteiischen, ohne vorherige Zeitfestlegung – das Spiel dauerte so lange, bis der Junge, dem der Ball gehörte, nach Hause ging –, aber auch fast immer ohne Streitereien. Zu Beginn rief einer der Stärksten: „Wählen!“ Dann wurden abwechselnd nach bekannter Leistungsstärke die Spieler auf beide Mannschaften verteilt. Es wurde über Tore gejubelt, über „aus“ oder „nicht aus“ gefeilscht, das Ergebnis verkündet. Schiedsrichterlos und deshalb ohne Regelverstoß wurden damals wie heute Fußballspiele unter Freunden, Kollegen und Verwandten, teils mit Frauen im Garten oder im Schwimmbad ausgetragen. Die Erinnerung daran bleibt oft länger kleben als an ein uninteressantes Bundesligaspiel.

Inhaltsverzeichnis
Vorwort6
Inhaltsübersicht10
Literaturverzeichnis12
Abkürzungsverzeichnis16
Teil I: Die verbandsrechtlichen Grundlagen20
Teil II: Die Faktoren der Fehlentscheidungen der Schiedsrichter30
Teil III: Varianten der Fehlentscheidungen52
Teil IV: Rechtsprechung und Rechtslehre zu den Fehlentscheidungen58
Teil V: Versuch einer Lösung142
Stichwortregister172
Veröffentlichungen des Verfassers zum Sportrecht176

Weitere E-Books zum Thema: Strafrecht - Strafprozessrecht - Strafvollzug

Handbuch der forensischen Psychiatrie

E-Book Handbuch der forensischen Psychiatrie
Band 3: Psychiatrische Kriminalprognose und Kriminaltherapie Format: PDF

Die Nachfrage nach kriminalprognostischen Gutachten steigt. Sie sind Basis juristischer Entscheidungen zur bedingten Entlassung von Gefangenen oder der Verhängung einer Maßregel. Die Öffentlichkeit…

Weitere Zeitschriften

Baumarkt

Baumarkt

Baumarkt enthält eine ausführliche jährliche Konjunkturanalyse des deutschen Baumarktes und stellt die wichtigsten Ergebnisse des abgelaufenen Baujahres in vielen Zahlen und Fakten zusammen. Auf ...

BONSAI ART

BONSAI ART

Auflagenstärkste deutschsprachige Bonsai-Zeitschrift, basierend auf den renommiertesten Bonsai-Zeitschriften Japans mit vielen Beiträgen europäischer Gestalter. Wertvolle Informationen für ...

crescendo

crescendo

Die Zeitschrift für Blas- und Spielleutemusik in NRW - Informationen aus dem Volksmusikerbund NRW - Berichte aus 23 Kreisverbänden mit über 1000 Blasorchestern, Spielmanns- und Fanfarenzügen - ...

Deutsche Hockey Zeitung

Deutsche Hockey Zeitung

Informiert über das nationale und internationale Hockey. Die Deutsche Hockeyzeitung ist Ihr kompetenter Partner für Ihren Auftritt im Hockeymarkt. Sie ist die einzige bundesweite Hockeyzeitung ...

ea evangelische aspekte

ea evangelische aspekte

evangelische Beiträge zum Leben in Kirche und Gesellschaft Die Evangelische Akademikerschaft in Deutschland ist Herausgeberin der Zeitschrift evangelische aspekte Sie erscheint viermal im Jahr. In ...