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E-Book

Friederike von Preußen

Die leidenschaftliche Schwester der Königin Luise

AutorCarolin Philipps
VerlagPiper Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl384 Seiten
ISBN9783492968430
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis11,99 EUR
»Galanteste Löwin des Jahrhunderts« hat man sie genannt: Friederike von Preußen, geborene Prinzessin von Mecklenburg-Strelitz (1778-1841). Tatsächlich rankt sich um die »sündige« Schwester der Königin Luise ein streng gehütetes Familiengeheimnis, das nach mehr als anderthalb Jahrhunderten aufgedeckt wurde. Carolin Philipps schreibt aus bis dahin unbekannten Quellen heraus die Biografie einer außergewöhnlichen Frau, die entgegen allen Regeln ihre Sehnsucht nach Glück und Liebe lebte.

Carolin Philipps, geboren 1954, studierte Englisch und Geschichte in Hannover und Bonn. Heute lebt sie als freie Autorin in Hamburg und hat sich auf historische Biografien starker Frauen spezialisiert. Zuletzt erschienen von ihr die erfolgreichen Bücher »Friederike von Preußen. Die leidenschaftliche Schwester der Königin Luise«, »Luise. Die Königin und ihre Geschwister« sowie »Anna Amalia von Weimar. Regentin, Künstlerin und Freundin Goethes«.

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Leseprobe

Prinz Ludwig von Preußen

Frankfurt, 20. 3. 1793

»Der Prinz hat ein vortreffliches Herz, nach allem, was ich von ihm gehört habe, sehr viel Vernunft, und ist schön. Zweifeln Sie nun, bester Vater, daß ich glücklich werden kann?«4

Knapp 15 Jahre alt war Friederike, als sie ihren Vater in diesem Brief darum bat, der Werbung des preußischen Prinzen Ludwig um ihre Hand zuzustimmen. Dabei hatte sie ihn vor einigen Tagen zum ersten Mal gesehen. Sie war gerade erst mit ihrer Schwester Luise und der Großmutter aus Hildburghausen zurückgekehrt. Auf dem Weg nach Darmstadt hatten sie in Frankfurt Station gemacht, denn bis in die kleine thüringische Residenzstadt Hildburghausen war die Nachricht gedrungen, dass der preußische König, der mit seinem Heer in Frankfurt im Winterquartier lag, für seine beiden Söhne auf Brautschau war und dabei auch an die mecklenburgischen Prinzessinnen gedacht hatte.

Während Vater Karl von Mecklenburg-Strelitz zunächst nicht begeistert war und seine Töchter auch nicht nach Frankfurt begleitete, war es der Lieblingsonkel der Mädchen, Georg, Prinz von Hessen-Darmstadt, umso mehr. Er sorgte zusammen mit der Großmutter dafür, dass Friedrich Wilhelm II. seine Nichten gleich am Abend ihrer Ankunft im Theater kennen lernte, was ein voller Erfolg wurde.

»Wie ich die beiden Engel zum ersten Mal sah, so war ich frappiert von ihrer Schönheit, daß ich ganz außer mir war, als die Großmutter sie mir präsentierte«, schrieb der König nach Berlin.

Und mit den Worten »Frische Fische, gute Fische« versuchte er auch sogleich sie seinem Sohn, dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm, schmackhaft zu machen.

Die Wahl der Ehepartner war in dynastischen Kreisen eine hochpolitische Angelegenheit und hatte nur selten etwas mit Neigungen und Vorlieben zu tun. Es ging darum, durch geschickte Heiratspolitik Macht zu erhalten und politischen Einfluss zu gewinnen. Und so war für den preußischen König die Schönheit der beiden Prinzessinnen sicher eine willkommene Beigabe, aber wichtiger war, dass das Herzogtum Mecklenburg-Strelitz mit seiner Verbindung zum englischen Königshaus ein wertvoller Verbündeter im internationalen politischen Spiel war.

Immerhin überließ der König seinem ältesten Sohn die Wahl zwischen beiden Prinzessinnen, was diesem einiges Kopfzerbrechen verursachte: »Daß mir die Wahl schwer wurde, ist ganz natürlich«, schrieb er später. »Beide Prinzessinnen gefielen mir sehr wohl. Beide waren recht hübsch, hatten einen angenehmen Ton und schienen dem Äußeren nach sich nichts nachzugeben. Hinzu kam noch, daß die jüngste Prinzessin in ihrem ganzen Wesen viel Grazie und, wie man sagt, séduisantes hatte, das der älteren damals nicht zu eigen war.«

Da er sich also nicht entscheiden konnte, beriet er sich mit seinem Bruder Ludwig (auch Louis genannt). Der aber zeigte überhaupt kein Interesse an einer der beiden. Er hatte bereits eine Geliebte in Berlin, die er auch nach einer etwaigen Hochzeit beibehalten wollte. Eine Heirat war für ihn von Anfang an nicht mehr als Pflichterfüllung, und so warb er um Friederike, nachdem der Kronprinz sich letztendlich für Luise entschieden hatte.

Während Friederike in ihrem Brief an den Vater noch von dem Glück schreibt, das sie sich von dieser Verbindung erhoffte – »wie sanft ist die Beschäftigung, auch einen Mann zu beglücken und ihm das Leben froh und angenehm zu machen« –, ahnte sie nicht, wie die Werbung des Prinzen um sie zustande gekommen war und was sie in ihrer Ehe erwarten würde.

Der Kronprinz machte sich da von Anfang an mehr Gedanken und notierte: »Mein Bruder war und blieb sehr kalt gegen seine Braut.« Vielleicht liegt hier auch die Ursache für sein beschützendes Verhalten, das er Friederike gegenüber Zeit ihres Lebens an den Tag legte.

Ein Hauptgrund für Friederikes Begeisterung für eine Ehe mit dem Prinzen Ludwig war sicherlich die Tatsache, dass sie auf diese Weise mit ihrer Schwester zusammenbleiben konnte: »… auch denken Sie, wie sehr wir uns freuen über die Erfüllung unserer Wünsche, daß wir Schwestern, beste Freundinnen, unser Leben uns täglich einander versüßen können«, schrieb sie an ihren Vater.

Friederike hatte in ihrem Leben schon viele Trennungen erlebt: den Tod der Mutter, der Stiefmutter, die Trennung von den älteren Schwestern, die verheiratet wurden, vom Vater und ihrem geliebten Bruder Georg, mit dem sie immer nur kurze Zeit verbringen konnte.

Dass Luise die Nächste sein würde, die heiraten musste, war für beide bedrohliche Realität. Und da kam der preußische König mit seiner Doppelwerbung gerade richtig.

Eine Trennung von Luise war für Friederike kaum vorstellbar, genauso wenig wie für Luise, die sechs Jahre später ihrer Verzweiflung über die dann erfolgte Trennung mit folgenden Worten Ausdruck gab:

»Sie ist fort! Ja ist auf ewig von mir getrennt. Sie wird nun nicht mehr die Gefährtin meines Lebens sein. Dieser Gedanke, diese Gewissheit umhüllen dermaßen meine Sinne, daß ich auch gar nichts anderes denke und fühle. Ach Gott! Helfe mir diese schwere Trennung tragen.«

Auch die beiden älteren Schwestern Charlotte und Therese waren glücklich und voller Dankbarkeit der Vorsehung gegenüber, die den größten Wunsch von Luise und Friederike in Erfüllung gehen ließ: »… daß sie ihr ganzes Leben zusammenbleiben können … das einzige Glück, um das ich sie beneide«, schrieb Charlotte an Therese kurz vor der Verlobung.

Nach außen hin schien alles zu stimmen. Prinz Ludwig schrieb höfliche Briefe an seinen zukünftigen Schwiegervater, in denen er betonte, je besser er Friederike kennen lerne, »desto mehr schätze ich mich glücklich, eine solche Gemahlin zu erhalten, mit der ich, davon bin ich überzeugt, glücklich und zufrieden leben werde«.

Als Friederike ihren Vater um seinen Segen bat, fühlte sie sich als glückliche Braut – die Verlobung erfolgte am 24. April 1793 –, schwärmte ihrer Schwester vom Porträt des Prinzen Ludwig, das er ihr geschenkt hatte, und sprach von ihm als »mon partenaire pour la vie«. Später wird sie Bilanz ziehen und ihre erste Ehe als »glänzendes Elend« bezeichnen und sich selber als »vornehme glückliche Braut, als unglückliche, betrogene und doch liebende Gattin«. Zunächst aber begann alles mit sehr viel Glanz und Prunk.

So vermeldete die »Vossische Zeitung« am 25. April 1793 ihren Lesern in Berlin: »Gestern ist hier [Darmstadt] die Verlobung Ihrer KKHH [Königlichen Hoheiten] des Kronprinzen und des Prinzen Ludwig mit Ihren Durchlauchten, den Prinzessinnen Louise und Friederike Karoline von Mecklenburg-Strelitz feierlichst vollzogen worden … Seine Majestät der König geruhten in Höchsteigener Person die Wechselung der Ringe dabei zu verrichten.«

Überall, wo die Schwestern von da an auftauchten, erregten sie Aufsehen. Der Marquis Lucchesini schrieb begeistert an seine Frau: »… mitten während der Kriegsvorbereitungen, erscheint die Liebe, die niemals müßig ist, auf der Bildfläche« in Gestalt von zwei Prinzessinnen, »schön wie zwei Engel«.

Als die Schwestern am 28. Mai ihre Verlobten im Winterquartier besuchten, sah Johann Wolfgang von Goethe sie und kommentierte, sie kämen ihm vor wie »himmlische Erscheinungen im Kriegsgetümmel«.

Den Besuch im Feldlager dann, bei dem nicht nur Goethe von ihnen vor Begeisterung schwärmte, beschrieb Friederike aus ihrer Sicht so: »Um ein Uhr ließ der König uns rufen, und wir erschienen auf Befehl des Herrn, zwar nicht ohne Aengstlichkeiten … Der König empfing uns am Hofthore; der ganze Hof war voll von Offizieren. Dann wurde zu Mittag gespeist und sehr lange getafelt, und obgleich wir im unterthänigsten Respekt waren, so war die übrige Gesellschaft doch sehr lustig. Luise und ich waren es weniger, wohl wissend, daß wir auf dem Armesünderschemel saßen, denn aller Augen warteten auf uns.«

Im Zelt des Herzogs von Weimar, Goethes Dienstherrn, tranken sie Tee und Likör, und »zu noch mehr Annehmlichkeit wehte der Wind so impertinent, daß er unsere Röcke bis an die Knie anhob«.

Die beiden Prinzessinnen fühlten sich einerseits geschmeichelt über so viel Aufmerksamkeit. In Briefen an ihren Bruder beschreibt Friederike ausführlich die vielen Diners und Theaterbesuche, die Garderoben der Damen, die morgendlichen Empfänge.

Andererseits spürten beide auch Angst und Unbehagen, auf einmal so im Mittelpunkt zu stehen, überall vorgestellt und beobachtet zu werden, wobei alles genau nach der vorgeschriebenen Etikette ablief, was beiden schwergefallen sein dürfte, denn im Haus ihrer Großmutter ging es eher rheinisch-fröhlich und weniger steif-förmlich zu. »… und wir erschienen!«, beschrieb Friederike den Empfang bei einer Herzogin, »nach dreimaligem Rufen! Ich glaube, ich wäre lieber im Femegericht erschienen als vor ihr.«

Während viele Briefe existieren, die in dieser Zeit zwischen dem Kronprinzen und Luise ausgetauscht wurden, gibt es keine Korrespondenz zwischen Friederike und Ludwig. Er scheint zwar ab und zu mit seinem Bruder zu Besuch gekommen zu sein, aber während der Kronprinz jede Gelegenheit ergriff, seine Braut zu sehen, beklagte sich Friederike bei ihrem Bruder, dass sie allen Grund habe, auf Luise eifersüchtig zu sein, denn der Kronprinz sei schon wieder da, ihr Prinz habe sich aber seit zwei Wochen nicht mehr blicken lassen, und ihr bliebe nichts, als sich alle Tage damit zu trösten,...

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