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Räume des Schreckens

Gewalt und Gruppenmilitanz in der Ukraine 1905-1933

AutorFelix Schnell
VerlagHamburger Edition HIS
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl500 Seiten
ISBN9783868545357
FormatePUB/PDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis21,99 EUR
Wie verhalten sich Menschen, wenn der Staat sein Gewaltmonopol nicht durchsetzen kann, wenn gewohnte Ordnungen zusammenbrechen und die Möglichkeit, sich etwas mit Gewalt zu nehmen, eine Option, wenn nicht für jedermann, so doch für viele wird? Wenn also Gewalträume entstehen, in denen nur das Recht des Stärkeren gilt? Felix Schnell untersucht diese Kultur der Gewalt am Beispiel der Ukraine zwischen 1905, dem Jahr der ersten Russischen Revolution, und 1933, als die sowjetische Herrschaft gefestigt und die Kollektivierung der Landwirtschaft abgeschlossen war. Seine Analyse des Gewalthandelns der militanten Banden und ihrer Anführer offenbart, dass für dessen Entstehung weniger politische Ideologien als vielmehr Möglichkeiten und Anforderungen im Ausnahmezustand ausschlaggebend sind. Gewalt, so Schnell, ist viel mehr als ein Instrument, mit dem man tötet, verletzt oder sich fremdes Gut aneignet. Sie folgt eigenen Logiken, ist ein Mittel der Machtdemonstration und Kommunikation innerhalb der militanten Gruppe; sie stiftet Gemeinschaft und Identität und gibt Orientierung im Ungewissen.

Felix Schnell, PD Dr.phil., geboren 1970, Osteuropahistoriker, lehrt als Privatdozent an der Humboldt- Universität zu Berlin.

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Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Cover1
Studien zur Gewaltgeschichte des 20. Jahrhunderts2
Titelseite3
Impressum4
Widmung5
Inhaltsverzeichnis6
Einleitung9
Das Laboratorium der Gewalt25
Voraussetzungen28
Herrschaft unter staatsfernen Bedingungen28
Gewalt als Teil der bäuerlichen Kultur31
Soziale Spannungsfelder und Staatsferne in urbanen Räumen41
Die Revolution von 190558
Bauernunruhen und -aufstände65
Gruppenmilitanz im Untergrund69
Ein Schüler des Gewaltraums: Nestor Machno75
Pogrome79
Offen auftretende Gruppenmilitanz: Selbstwehren und Milizen89
Fallbeispiel: die revolutionäre Miliz von Grišino102
Ein Gouvernement im Ausnahmezustand – Jekaterinoslaw 1905103
Eine militante Gruppe in ihrem Gewaltraum108
Die Dialektik von Gruppenmilitanz und Gewaltraum129
Entgrenzung der Gewalt in Krieg und Bürgerkrieg143
Der Erste Weltkrieg als Schule der Gewalt und der Entstaatlichung145
Revolution als »blutiger Karneval«156
Der Bürgerkrieg in der Ukraine: makrosoziale Konturen162
Die Revolution in der Ukraine, 1917 bis 1918164
Die deutsche Besatzung, März bis November 1918169
Die Ukraine als Schlachtfeld, 1919 bis 1920174
Der Bauernkrieg, 1918 bis 1921184
Der Hobbesianische Raum aus der Perspektive der Schwachen189
Dörfliche Gruppenmilitanz208
Bauern gegen Besatzungstruppen211
Innerdörfliche und zwischendörfliche Konflikte214
Zwei Dörfer im Zwist: Botvinovka contra Bosovka216
Ethnisierung und Politisierung lokaler Konflikte221
Vom Widerstand zur Gruppenmilitanz236
Verfestigte und dauerhafte Gruppenmilitanz243
»Reguläre« Kriegführung244
Atamanš?ina254
Fallbeispiel I: der Ataman Volynec260
Fallbeispiel II: der Ataman Zelenyj270
Exkurs: Antonovš?ina279
Ein Ataman und seine Armee: Nestor Machno285
Vergangene und gegenwärtige Historisierung der Machnovš?ina286
Eine kurze Geschichte der Machnovš?ina288
Vom Kriminellen zum Bandenführer, 1917 bis 1918288
Vom Bandenführer zum Bat’ko, 1918 bis 1919296
Der Höhepunkt der Machnovš?ina: Gegen alle und jeden, 1919 bis 1920299
Leben, Überleben und Kämpfen in der Bewegung, 1920 bis 1921308
Die Machnovš?ina in kulturhistorischer Sicht313
Charismatische Führung und Machno-Kult315
Gewalt als Qualifikation von Führerschaft323
Fotografische Inszenierungen militanter Vergemeinschaftung329
Exkurs: Frauen in der Machno-Armee334
Vergemeinschaftung durch Gewalt343
Gewalt gegen Schwache343
Hinrichtungsrituale347
Gewalt als sinnstiftendes Element einer Kämpfergemeinschaft350
Umrisse einer gruppeninternen Gewaltkultur356
Machnovš?ina – Sonderfall oder typische Erscheinung der Atamanš?ina?361
Das Ende der Atamanš?ina in der Ukraine364
Staatsbildung im Gewaltraum377
Wirtschaftliche und strukturelle Hintergründe der Kollektivierung383
Dörfliche Spannungsfelder in der NÖP-Periode384
Ambitionen des Staates und ökonomische Realitäten391
Der Bürgerkrieg als mentaler Steg400
Stalin und die führenden Bolschewiki400
Das Fußvolk der Partei406
Lebende Tote, anwesende Abwesende – die Macht der Erinnerung409
Gerüchte und Wunschdenken413
Die Angst der Bolschewiki vor neuen Atamanen416
Phantasmagorien à la carte: die Giftküche der OGPU422
Der Angriff auf das Dorf426
Die Kollektivierung als Staatsaktion429
Abmessungen von Staatsferne436
Gewalt gegen den eigenen Apparat447
Bäuerlicher Widerstand452
Militante Gruppen in lokalen Kontexten463
»Banditismus«470
»Gelegenheit macht …« – Ausnutzung lokaler Parteistrukturen482
Machtworte und Zuckungen revolutionärer Gesetzlichkeit490
Wie man die Dorfsolidarität sprengt: »Stepanovka«, Herbst 1930495
Aktivistenbanditismus – Kleinreiche des Terrors503
Herrschaft im »Modus des Überfalls«511
Praxis im Gewaltraum: konkrete Beispiele516
Gewalträume als geschützte Zonen staatsferner Obrigkeit525
Fazit: Gruppenmilitanz während der Kollektivierung530
Schluss534
Danksagung549
Anhang551
Glossar und Abkürzungsverzeichnis551
Quellen- und Literaturverzeichnis553
Archive553
Quellensammlungen554
Andere Quellen554
Sekundärliteratur555
Zum Autor573

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