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E-Book

Der Iceman

Die Jagd auf Amerikas brutalsten Killer

AutorAnthony Bruno
VerlagHannibal Verlag Edition Koch
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl272 Seiten
ISBN9783854454328
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis4,99 EUR
Richard Kuklinski, 51 Jahre alt, verheiratet, drei Kinder. Oberhaupt einer ganz normalen Familie, eine gutbürgerliche Existenz in den USA. Aber hinter der perfekten Fassade lauert das Grauen: Kuklinski war ein eiskalter Killer. Mehr als 100 Morde gehen auf sein Konto, die Opfer hat er erschossen, erstochen, vergiftet, erschlagen, zerbombt. Sein Spitzname: "Iceman"! Er tötete manchmal einfach nur, um seinen Jähzorn zu befriedigen, später dann wegen Geld oder um seine Verbrechen zu verbergen. Gnadenlos, brutal und rücksichtslos. Die Polizei war Kuklinski schon seit längerem auf der Spur, führte sogar eine Liste seiner Opfer, konnte ihm aber nichts nachweisen. Um ihn vor Gericht zu bringen, bedurfte es eines Fahnders, der ebenso hart, rücksichtslos und brutal vorging wie Kuklinski selbst. Undercover-Agent Dominick Polifrone war dieser Mann. Er gewann das Vertrauen des Iceman, und so begann ein atemberaubendes Katz-und-Maus-Spiel, bei dem Polifrone selbst fast zum Mordopfer wurde, als Kuklinski die Gefahr schließlich witterte. Am Ende aber schnappte die Falle zu, und der Iceman konnte endlich verhaftet und vor Gericht gestellt werden. Autor Anthony Bruno hat diese Geschehnisse hervorragend recherchiert; er schildert sie auf höchst spannende Weise und mit viel Liebe zum Detail. Und er ergründet, was Kuklinski zu einer eiskalten Killermaschine hatte werden lassen. Bruno besuchte ihn dazu im Gefängnis, führte zahlreiche Interviews und korrespondierte mit ihm über Jahre hinweg. Eine Lektüre mit Gänsehaut-Garantie!

Der amerikanische Journalist Anthony Bruno schreibt seit 1988 sowohl Thriller als auch spannende Sachbücher. BAD GUYS war sein Romandebüt und gleichzeitig der Start einer Buchreihe (BAD BLOOD, BAD LUCK, BAD BUSINESS, BAD MOON und BAD APPLE) um die FBI-Agenten Mike Tozzi und Cuthbert Gibbons und ihre Arbeit in New York und New Jersey. Seine Romanfiguren basieren auf tatsächlichen Mafia-Mitgliedern und ihren kriminellen Aktivitäten. Sein erfolgreichstes und bekanntestes Buch aber ist SEVEN, ein Thriller, der mit Brad Pitt und Morgan Freeman erfolgreich verfilmt wurde. THE ICEMAN: THE TRUE STORY OF A COLD-BLOODED KILLER ist sein erstes Sachbuch. Er korrespondierte bei der Recherche intensiv mit Richard Kuklinski und interviewte ihn sogar im Gefängnis - ohne schützende Glasscheibe und ohne Wärter in Sichtweite.

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Leseprobe

Der Junge drückte sich dicht an die Backsteinmauer und lauschte. Die Nacht war voller Geräusche. Gedämpft drang das Rattern der Dieselmotoren aus dem Rangierbahnhof von Hoboken herüber, auf dem Hudson ertönten die Sirenen der Schlepper, die Flachkähne mit Müll flussabwärts schoben in Richtung zur offenen See. Im Rücken spürte er das Rumpeln des Verbrennungsofens auf der anderen Seite der Mauer, die leicht vibrierte. Ständig wurde in dieser Gegend Müll ver­brannt. Er schaute hinauf zu den Sternen, die trübe durch die aufsteigenden Rauchschwaden schimmerten. Für den vier­zehnjährigen Richard Kuklinski war das ganze Leben ein einziger Müllhaufen, und er hatte es gründlich satt. Er konn­te einfach nicht mehr. Er lehnte an einer Ziegelwand, die angenehm warm war. Sein Atem bildete Dampfwolken in der eisigen Luft. Mit seiner verschwitzten Hand umklammerte er eine hölzerne Kleiderstange, während er wachsam in der Dunkelheit Aus­schau hielt und auf Schritte lauschte, und auf eine Stimme. Johnnys Stimme.

Er musterte die erleuchteten Fenster der Siedlung. Sein Zuhause war irgendwo da oben, aber er wusste nicht genau, welches Fenster es war. Eigentlich spielte es auch keine Rolle. Die Wohnungen hier an der
16. Straße waren alle gleich, mies und verkommen. Die schwere hölzerne Stange stammte aus dem einzigen Schrank, den es bei ihnen gab, dem Schrank im Flur. Total überflüssig, dachte der Junge. Er hatte kaum irgendwelche Sachen wegräumen müssen, um sie mitzunehmen. So ungef
ähr die einzigen Kleider, die er und seine beiden jüngeren Geschwister besaßen, trugen sie auf dem Leib. Wann immer etwas zerschlissen war und seine Mutter es sich leisten konnte, gingen sie einfach in die Stadt und kauften neue Sachen, die sie gleich anzogen. Manchmal merkten sie erst zu Hause, dass das Preisschild noch dran war. Er spürte sein ausgefranstes, durchgescheuertes Hemd und schämte sich dafür, wie er herumlaufen musste. ›Lumpenrichie‹, ›Penner‹, ›Polackenskelett‹ usw. – so hänselte man ihn dauernd. Doch so schlimm wie Johnny war keiner.

Seine Mutter kümmerte es nicht, wenn er sich beschwerte. Sie kaufte die Sachen für ihn absichtlich immer ein paar Nummern größer, damit er noch eine Zeitlang hineinwach­sen könne, wie sie sagte. Aber das passierte nie, egal wie lange er sie trug, und er war so mager, dass sie um ihn herumflatterten wie … ja, wie die Lumpen eines Penners.

Bin auch beinah ein Penner, dachte er. Die anderen Kinder trieben sich in Banden herum, aber er kam mit ihnen nicht zurecht. Lieber durchstreifte er ganz für sich allein stunden­lang die Straßen und beobachtete, was es so zu sehen gab – wie die Matrosen sich drüben in Hoboken betranken und mit den Huren davontorkelten, wie die müden Arbeiter sich lustlos in die Maxwell House Fabrik schleppten und am Ende des Tages doch nur ein paar lächerliche Kröten verdient hatten; wie oben am Journal Square die Kunden erbittert mit den Ladenbesitzern stritten, um bei einem Pfund Kartoffeln ein paar schäbige Pennies zu sparen.

Es war alles Müll. Überall gab es Leute, die nur wegen ein paar jämmerlicher Piepen durchdrehten: Dabei war alles bloß Scheiße. Merkten sie das nicht?

Auf einem seiner Streifzüge war er einmal die Henderson Street entlanggeschlendert und hatte draußen vor der Manischewitz-Fabrik einen Laster entdeckt. Auf der offenen Lade­fläche stapelten sich Holzkisten voller Flaschen, lauter Wein­flaschen. Irgendwas stand auf den Kisten drauf, aber in dieser komischen jüdischen Schrift, genau wie im Fenster der Metzgerei drüben an der Newark Avenue. Nur ein Wort war in Englisch: ›Kosher‹. Richie wusste nicht, was das bedeutete, doch er hatte gehört, dass Juden eine Menge Wein für ihre religiösen Zeremonien brauchten, und Juden hatten Geld. Sie tranken bestimmt kein billiges Zeug, also musste dieser Wein etwas wert sein.

Er ging um den Laster herum und sah, dass die Kabine leer war. Kein Mensch war in der Nähe. Sein Herz begann zu hämmern. Er müsste nur zugreifen. Sicher kam der Fahrer gleich zurück, und dann wäre es zu spät. Vorsichtig schaute er sich um und ging wieder nach hinten zur Ladefläche, wartete ab, bis ein paar Autos vorbeigefahren waren, und spähte hinüber zu den Laderampen der Fabrik. Niemand zu sehen.

Plötzlich war das einzige Geräusch, das er noch hören konnte, sein klopfendes Herz. Er griff nach einer Kiste, um sie herunterzuziehen, aber sie war schwerer als erwartet. Der ganze Stapel geriet ins Schwanken, und er hatte Angst, auf die Heckklappe zu steigen, um besser zupacken zu können. Wenn man ihn im Laster erwischte, wäre es für jeden klar, was er vorhatte. Aber er musste diesen Wein haben. Er hatte noch nie im Leben Wein probiert, doch er wollte ihn, weil er wusste, dass er etwas wert war.

Der Schweiß brach ihm aus, als er zögernd einen Fuß auf die Heckklappe stellte. So rasch wie möglich zerrte er die Kiste herunter, ehe der ganze Stapel umkippen konnte, und sprang wieder auf den Bürgersteig. Die Kiste war schwer, sehr schwer, und er fühlte sich schuldig wie ein Judas. Rasch stemmte er sie auf die Schulter und lief los. Sein Rücken schmerzte, und sein Herz raste. Er dachte an das Paramount Kino in der Stadt und die Cowboyfilme, die er dort am Samstagnachmittag gesehen hatte, in denen die Helden immer mit schäbigen Ganoven kämpften. Und so einer war er jetzt auch. Zum Verbrecher geworden durch roten Wein.

Er rannte den ganzen Weg zurück zur Siedlung, lief direkt zu den Verbrennungsöfen und knallte die schwere Metalltür hinter sich zu. Ein Fenster im Ofen von der Größe eines Briefumschlags tauchte den dunklen Raum in einen rötlich-glühenden Schimmer. Richie stellte die Kiste ab, starrte auf das Feuer und erinnerte sich an den Schwachsinn, den die Nonnen in der Schule dauernd über die Hölle verzapften. Er glaubte kein Wort davon. Mit diesem Gewäsch versuchten sie bloß, einem Angst zu machen und unter ihrer Fuchtel zu halten. Er zog eine Flasche aus der Kiste und betrachtete sie aufmerksam. Der Wein war so dunkel, dass sogar der Feuer­schein ihn nicht durchdringen konnte. Mit seinem Taschen­messer probierte er, den Korken zu lockern. Sein Herz hämmerte immer noch wie verrückt, und der Ofen verbreitete eine Hitze, dass sein Gesicht glühte. Verbissen stocherte er an dem Korken herum, um ihn irgendwie rauszudrücken, aber das funktionierte nicht, deshalb zerschnitt er ihn im Fla­schenhals, kratzte die losen Stücke heraus und presste dann den Rest in die Flasche. Langsam hob er sie an die Lippen. Seine Hand zitterte. Der Geschmack war ganz anders, als er gedacht hatte, kräftig und süß und eigentlich gar nicht ange­nehm. Vielleicht war das so etwas, woran man erst ›Ge­schmack‹ finden musste. Sein wohlhabender Onkel Mickey gebrauchte oft diesen Ausdruck: Es bedeutete, dass etwas auf Anhieb möglicherweise nicht so gut schien und doch etwas Besonderes war. Richie spuckte einige Korkkrümel aus und nahm vorsichtig einen weiteren Schluck. Es dauert wohl, bis man sich an so was Gutes gewöhnt, dachte er. Er trank, so viel er nur konnte, und versteckte dann die Kiste unter einigen alten Zeitungen in einer Ecke.

In dieser Nacht ging es ihm erbärmlich. Dauernd musste er sich erbrechen, lauter purpurne Flüssigkeit, aber nicht, weil er betrunken gewesen wäre. Er war vielmehr einfach krank vor Angst, dass die Polizei kommen und ihn mitnehmen würde, weil man ihn als Dieb entlarvt hatte.

Sein Magen machte ihm tagelang zu schaffen, doch er sagte kein Wort zu seiner Mutter. Er konnte nicht essen und fürchtete sich, nach draußen zu gehen, wo ihm die Polizei womöglich auflauerte. Aber nichts geschah. Zwei Wochen dauerte es, bis er schließlich überzeugt war, dass er Glück gehabt hatte und der Wein tatsächlich ihm gehörte.

Als er jedoch wieder nach seinem geheimen Lager sehen wollte, war die Kiste verschwunden. Irgendjemand hatte sie gefunden und seinen Wein mitgenommen. Garantiert steck­te Johnny dahinter.

In einiger Entfernung überquerte ratternd ein Zug die Bertonbrücke an der Newark Avenue, der entweder in Rich­tung des Rangierbahnhofs fuhr oder von dort kam. Richies Vater arbeitete bei der Eisenbahn als Bremser. Jedenfalls glaubte er das, aber er war nicht sicher. Das letzte Mal hatte er ihn vor zwei Jahren bei der Geburt seiner kleinen Schwester gesehen. Er war abgehauen, als Richie noch ein kleines Kind gewesen war, doch ab und zu stand er urplötzlich vor der Tür wie ein Seemann, der auf Landgang nach Hause kam. Sein Erscheinen bedeutete allerdings kein besonderes Vergnü­gen. Er war hitzköpfig, und offenbar machte es ihm Spaß, seinen ältesten Sohn völlig grundlos zu verprügeln. Stinkbe­soffen kam er brüllend ins Kinderzimmer gestürmt, tobte wegen irgendeiner Nichtigkeit und zog dann den Gürtel aus seiner Hose. Es war nicht so schlimm, wenn die Mutter zu Hause war; dann dauerte die Dresche gewöhnlich nicht lange, weil sie versuchte, ihn zurückzuhalten und ebenso lautstark brüllte und kreischte. Richie war zu dem Schluss gekommen, dass sein Alter genau wie alle anderen war. Das Einzige, was er im Grunde wollte, war ein wenig Beachtung, und deshalb würde er wieder seinen Gürtel nehmen und loslegen, wenn die Mutter bei der Arbeit war; es gab nichts, was ihn davon abhalten...

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