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E-Book

Arbeitsbuch Psalmen

AutorErhard S. Gerstenberger
VerlagKohlhammer Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl155 Seiten
ISBN9783170269958
FormatePUB/PDF
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis26,99 EUR
Der alttestamentliche Psalter ist eine überaus reiche Sammlung von Liedern und Gebeten Altisraels. Diese stammen aus dem 10. bis 4. Jahrhundert v. Chr. und sind ursprünglich in unterschiedlichsten gottesdienstlichen Feiern gebraucht worden, von der Krankheitsbeschwörung bis zur Königskrönung, vom Tora-Unterricht bis zur Haussegnung, vom Dankgelübde bis zu den alten Erntefesten. Die Gedichte vermitteln Glauben und Anschauungen ihrer jeweiligen Zeit und Gesellschaft. Aber sie sind oft überraschend aktuell, weil sie urmenschliche Begeisterung und Angst, Hoffnung und Verzweiflung, Nachdenklichkeit und Bewunderung wortmächtig zum Ausdruck bringen. Der Band informiert über die Entstehung des Psalters und gibt im Hauptteil ausführliche Anleitungen zur Erarbeitung und zum tieferen Verständnis der Texte. Abschließend werden Wege zu übergreifenden Psalmenthemen und zur Aneignung von Psalmen-Grundwissen aufgezeigt.

Prof. em. Dr. Erhard S. Gerstenberger lehrte Altes Testament an der Universität Marburg.

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Leseprobe

Einführung


Wer alte (aber auch zeitgenössische) Schriften verstehen will, sollte sich nach zwei Seiten hin Klarheit verschaffen: Welche Art von Literatur liegt vor? Wie kann sie entstanden und gebraucht worden sein? Und: Von welchem Standort aus lesen wir den Text? Welche Lebensumstände, Denkmuster und gesellschaftlichen Konditionen bestimmen unsere Interpretation?

Der erste Fragenkomplex kommt unten in Kap. I zur Sprache. Punkt zwei, die eigene Positionsbestimmung, fehlt fast vollständig in der deutschen (europäischen) Bibelauslegung. Dahinter steht möglicherweise unbewusst der Anspruch, allgemein verbindliche Exegese liefern zu können. In der Tat wurde die protestantische wissenschaftliche Bibelinterpretation im 19. und 20. Jh. international oft als Norm angesehen. Weil diese Ansicht überholt und die kontextuelle Einfärbung jeder Auslegung anerkannt ist, müsste auch eine selbstkritische Besinnung auf die Besonderheiten des eigenen Standorts stattfinden, idealerweise vor Beginn der Textarbeit (wie das in Lateinamerika oft der Fall ist). Eine Studiengruppe sollte also fragen: Wo stehen wir in Bezug auf Auslegung und Umsetzung der biblischen Botschaften?

Fragen zur Standortbestimmung: Sind uns Bibelinterpretationen aus anderen Ländern bekannt, die einen eigenen Stempel verraten (typisch „britisch“; „französisch“; „russisch“ etc.)? Wie beurteilen wir sie? Gibt es in unserem Erfahrungshorizont sozial geprägte Auslegungen (z. B. Andachten für Arbeiter; Landbevölkerung; Soldaten; Banker usw.)? Wie stehen wir zu bewusst gruppenbezogenen Leseweisen der Bibel (z. B. die feministische; schwul-lesbische; queere usw.)? Was sagen wir zu Vorwürfen aus der Dritten Welt, europäische Bibellektüre habe die kolonialistische oder imperiale Anmaßung noch nicht aufgegeben? Gibt es Anzeichen für eine Minderbewertung ausländischer exegetischer Fachliteratur in Deutschland? Welches sind die obersten Werte in unserer demokratischen Wohlstandsgesellschaft? Haben sie Einfluss auf unser Denken? Erheben wir in unseren theologischen Schulen den Anspruch auf Alleingeltung unserer Theorien (z. B. die historisch-kritische, sozialgeschichtliche, feministische o.a.)?

Eine zweite Diskussionsrunde könnte den konfessionellen Horizont der SeminarteilnehmerInnen sichtbar machen. Lohnt eine Vorstellung verschiedener kirchlicher Gesangbücher?

Fragen zu kirchlichen Positionen: Sind konfessionelle Kirchenlied-Traditionen bekannt? Was zeichnet lutherische und reformierte Psalmen-Nachdichtungen aus? Worauf legen katholische Missale gesteigerten Wert? Fühlen einzelne Gruppenmitglieder sich einer besonderen exegetischen Linie oder kirchlichen Liturgie verbunden? Wie weit herrscht in der Gruppe ein ökumenischer Geist? Bezieht er andere Kontinente mit ein? Nutzen wir Gelegenheiten, andere Konfessionen und Religionen in unserem Umkreis zu besuchen? Wie halten wir es mit dem Alleinvertretungsanspruch christlicher oder anderer Gemeinschaften?

Tipps: Nach Paulo Freire, Pädagogik der Unterdrückten, 1970, sollten Lernende nahe an und mit der gelebten Wirklichkeit arbeiten. Lehrer und Schüler sind gleichberechtigt: Sie lernen gemeinsam, von- und miteinander. – TeilnehmerInnen mit Migrationshintergrund beleben das Gespräch. Homogene Gruppen in Schule, Gemeinde, Hochschule dürfen auf kritisches Hinterfragen hoffen. Für dramatische Inszenierung von Psalmen im Schulunterricht vgl. Ingo Baldermann, Wer hört mein Weinen? Kinder entdecken sich selbst in den Psalmen, Neukirchen-Vluyn 51995; Kritik: Godwin Lämmermann, Arbeitsbuch Religionspädagogik, Gütersloh 2005.

Neben der eigenen Erfahrung und dem Grundwissen, das jeder und jede mitbringen, stehen Hilfsmittel in großer Zahl zur Verfügung (theologische Bibliotheken!). Die mit * bezeichneten Werke setzen keine bzw. wenig Kenntnis antiker Sprachen voraus. Vollständige Angaben über Internet-Suchmaschinen (s. u.) oder das Portal der Deutschen Nationalbibliothek.

• Hebräische Texte (s. auch Internet, für alle Ausgaben: www.Die-Bibel.de)

Weithin gebraucht werden die Ausgaben der „Deutschen Bibelgesellschaft Stuttgart“ (DBG; zuletzt „Biblia Hebraica Stuttgartensia“, 51997; neue Ausgabe „Biblia Hebraica Quinta“ im Erscheinen begriffen). Die Hebräische Universität in Jerusalem und die Oxforder Universität arbeiten an Neuausgaben.

 

• Alte Übersetzungen (s. auch Internet)

Das „Göttinger Septuaginta-Unternehmen“ hat seit 1908 die griechischen Versionen des AT in 23 Bänden herausgegeben. Zweibändige Ausgabe bei der DBG. Lateinische Ausgaben, besonders der Vulgata („Allgemeine Bibel“) sind zahlreich vorhanden (auch in DBG). Antike syrische, koptische, äthiopische, armenische, arabische Übersetzungen werden in Westeuropa nur von wenigen Spezialisten herangezogen.

• Grammatiken und Wörterbücher

Sprachkurs Hebräisch von Martina Kepper (CD bei der DBG); Grammatiken: Heinz-Dieter Neef; Jutta Körner; Frank Mattheus; Rüdiger Bartelmus; Wolfgang Schneider. Wörterbücher: Wilhelm Gesenius; Ludwig Köhler. Griechisch: Grammatiken: Jörg Dittmer (im Internet); Friedrich Blass; Wörterbücher: Walter Bauer; Henry George Liddell (und Robert Scott).

 

*• Moderne Übersetzungen

Deutsch: Luther; Zürcher; Einheitsübersetzung; Gute Nachricht; Bibel in gerechter Sprache; Elberfelder; Menge; Englisch: New Revised Standard Version; Common English Bible; Today’s English Version; Jewish Study Bible (NJPS); Französisch: La Bible (Genf); Traduction Oecumenique; La Bible en Français courant; Italienisch: La Bibbia (Genf); Nueva Riveduta (450 weitere Sprachen). (s. Internet, manche synoptisch angeordnet, DBG).

 

*• Konkordanzen

Den Lexemen antiker und moderner Bibeltexte kann man in Buchkonkordanzen, besser noch in elektronischen Datenbänken nachspüren, vgl. Gerhard Lisowsky, Konkordanz zum Hebräischen AT; Große Konkordanz zur Lutherbibel (Calwer Verlag, Stuttgart); vgl. DBG.

 

*• Geschichte und Geographie Israels

Herbert Donner, Geschichte des Volkes Israel und seiner Nachbarn in Grundzügen (GAT 4/1+2), Göttingen, Bd. 1 42007; Bd. 2 42008; Israel Finkelstein, Neil Asher Silberman, Keine Posaunen vor Jericho, München 2001; Shlomo Sand, Die Erfindung des Volkes Israel, Berlin 2010; Erhard S. Gerstenberger, Israel in der Perserzeit (BiEnz 8), Stuttgart 2005; Siegfried Mittmann, Götz Schmitt, Tübinger Bibelatlas, Wiesbaden 2001; Herder Bibelatlas.

 

*• Landes-, Sozial- und Sittenkunde

Gustaf Dalman, Arbeit und Sitte in Palästina, 9 Bde., Gütersloh, 1928–1942 (Neudrucke seit 1964); Roland de Vaux, Das Alte Testament und seine Lebensordnungen, 2 Bde., Freiburg 1962; Rainer Kessler, Sozialgeschichte des alten Israel, Darmstadt 22008.

 

*• Religion, Literatur, Gesellschaft im Alten Orient

Studien zu den Kulturen des Alten Orients und (z. B. sumerisch-akkadisch; hettitisch; westsemitisch; ägyptisch; altpersisch) füllen Bibliotheken. Zugang durch: Enzyklopädien (z. B. Reallexikon der Assyriologie und Vorderasiatischen Archäologie, Berlin, seit 1928; bis 2014 sind 13 Bde. erschienen); Textsammlungen (z. B. Otto Kaiser, Bernd Janowski u. a., Hg., Texte aus der Umwelt des Alten Testaments, TUAT, Gütersloh seit 1982; bis 2014 erschienen 9 Bde.); Bibliographien (z. B. Manfred Krebernik, Götter und Mythen des Alten Orients, München 2012; frei zugänglich: www.chbeck.de/fachbuch/zusatzinfos/Bibliographie_9783406605222.pdf; s. u. „Online-Datenbanken“.

 

*• Biblische Kommentare

Das Alte Testament Deutsch (ATD), Göttingen seit 1949 (Psalmen, 2 Bde., von Artur Weiser); Echter Bibel, Würzburg seit 1947 (Psalmen, Neubearbeitung in 3 Bden, von Erich Zenger und Frank L. Hossfeld); Zürcher Bibelkommentare, Zürich seit 1976 (Psalmen noch nicht erschienen). Mehr wissenschaftlich: z. B. Biblischer Kommentar Altes Testament (BKAT), Neukirchen-Vluyn seit 1956 (Psalmen, 3 Bde., von Hans-Joachim Kraus; Neubearbeitung durch Friedhelm Hartenstein und Bernd Janowski); Herders Theologischer Kommentar zum Alten Testament, Freiburg seit 1998 (Psalmen, 3 Bde., Erich Zenger†, Frank L. Hossfeld).

 

*• Bibellexika

NBL = Neues Bibel-Lexikon, hg. von Bernhard Lang und Manfred Görg, 3 Bde., Zürich 1991–2001; ThWAT = Theologisches Wörterbuch zum AT, hg. von G. Johannes Botterweck, Heinz-Josef Fabry und Helmer Ringgren, Stuttgart 1973–1995; www.wibilex.de, DBG Stuttgart.

 

*• Fachzeitschriften und Monographienreihen

Bibel und Kirche (Stuttgart); Welt und Umwelt der Bibel (Stuttgart); Zeitschrift für Alttestamentliche Wissenschaft (mit „Beiheften“, Berlin); Vetus Testamentum (mit Supplements,...

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