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Die Freude der Liebe: Das Apostolische Schreiben Amoris Laetitia über die Liebe in der Familie

Mit Themenschlüssel. Mit einer Einführung von Jürgen Erbacher

AutorPapst Franziskus
VerlagPatmos Verlag
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl296 Seiten
ISBN9783843607872
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis7,99 EUR
Zum ersten Mal in der Geschichte hatte der Papst die Gläubigen weltweit befragt in einer Sache, die sie zutiefst betrifft: Liebe, Partnerschaft, Familie, Sexualität. Nach den Beratungen mit Bischöfen und Experten schreibt Franziskus nun: 'Das Ergebnis der Überlegungen der Synode ist nicht ein Stereotyp der Idealfamilie, sondern eine herausfordernde Collage aus vielen unterschiedlichen Wirklichkeiten voller Freuden, Dramen und Träume.' 'Amoris laetitia' ist eine Ermutigung, sich auf das Abenteuer Liebe einzulassen. Papst Franziskus überrascht einmal mehr durch Lebensnähe und Warmherzigkeit, unerwartete Aussagen und erhellende Perspektivenwechsel. Diese Ausgabe dokumentiert sein Lehrschreiben in voller Länge, lesefreundlich im Sachbuchformat. TV-Journalist und Vatikanexperte Jürgen Erbacher analysiert einen unabhängigen Blick auf Grundlinien und Kernaussagen.

Der Autor: Papst Franziskus, geboren 1936, seit März 2013 Papst. Einleitung von: Jürgen Erbacher, geb. 1970, langjähriger ZDF-Redakteur mit Schwerpunkt Papst und Vatikan, Teilnehmer an Papstreisen, Autor und Herausgeber zahlreicher Papstbücher, Blogger ('Papstgeflüster').

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Leseprobe

Für Freiheit in Verantwortung


Einführung von Jürgen Erbacher


Amoris laetitia – Die Freude der Liebe: Der Titel ist Programm. Das Schreiben von Papst Franziskus ist eine Ermutigung zur Ehe und will Hilfe im Umgang mit schwierigen Situationen geben. Freiheit, Geschlechtlichkeit, Liebe sind positiv, aber sollen verantwortlich gelebt werden. An vielen Stellen schlägt Franziskus selbstkritische Töne an in Bezug auf die bisherige kirchliche Verkündigung zu Ehe und Familie. Der Papst zeichnet ein sehr realistisches Bild der Familie und erweist sich einmal mehr als Seelsorger, nicht als Oberlehrer. Ein positiver Grundton durchzieht das ganze Papier. Ohne am Lehrgebäude der katholischen Kirche zu rütteln, betont Franziskus, dass Normen nie im Widerspruch zur Liebe Gottes stehen dürfen: »Moralische Gesetze sind keine Felsblöcke, die man auf das Leben von Menschen wirft« (305). Franziskus vollzieht mit seinem Papier nun auch auf lehramtlicher Ebene einen Perspektivenwechsel, wie er sich bei den beiden Bischofssynoden zu Ehe und Familie im Oktober 2014 und 2015 abgezeichnet hat: Anstelle des mahnenden Zeigefingers gilt als neues Motto, entsprechend einer Lieblingsgeste des Papstes: Daumen hoch – Wertschätzung, nicht Ausgrenzung, sondern Integration. Franziskus wartet nicht mit einem großen Regelwerk auf. Vielmehr stellt er die konkrete Situation des Einzelnen ins Zentrum. Jegliches kirchliche Handeln muss sich im Licht der Barmherzigkeit prüfen lassen; Gleiches gilt für die Beziehungen in der Ehe und in der Familie.

Keine einheitlichen Lösungen


Franziskus möchte eine Orientierung geben für die pastorale Praxis. Dabei macht er gleich zu Beginn deutlich, dass angesichts der kulturellen Unterschiede weltweit einheitliche Lösungen nicht möglich sind. Diese Feststellung im Vorwort gehört vielleicht zum Revolutionärsten in dem Dokument. Der oberste Lehrer der Kirche stellt fest, »dass nicht alle doktrinellen, moralischen oder pastoralen Diskussionen durch ein lehramtliches Eingreifen entschieden werden müssen«. Zwar müsse es eine Einheit von Lehre und Praxis geben. Dennoch ist es aus Sicht des Papstes legitim, »dass verschiedene Interpretationen einiger Aspekte der Lehre oder einiger Schlussfolgerungen, die aus ihr gezogen werden, weiterbestehen« (3). Er nimmt die Bischofskonferenzen und Ortsbischöfe in die Pflicht und spricht sich für »inkulturierte Lösungen« aus (ebd.). Hier greift Franziskus eine Erfahrung aus dem zweieinhalb Jahre währenden synodalen Prozess auf. Zum Abschluss der XIV. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode betonte er Ende Oktober 2015, »dass das was dem Bischof des einen Kontinents als normal erscheint, sich für den Bischof eines anderen Kontinents als seltsam, beinahe wie ein Skandal herausstellen kann«. Seine Konsequenz: »Jeder allgemeine Grundsatz muss inkulturiert werden, wenn er beachtet und angewendet werden soll.«

Damit ist klar: Unter Franziskus gilt der alte Grundsatz »Roma locuta, causa finita – Rom hat gesprochen, die Sache ist entschieden« nur bedingt. Viele Fragen zu Ehe und Familie müssen jetzt vor Ort entschieden werden, von den Bischofskonferenzen, von den Ortsbischöfen, den Priestern oder den Eheleuten selbst. Allerdings gibt es einen Grundton, den Franziskus vorgibt und auf dem die inkulturierten »Variationen des Themas« aufbauen müssen: die Wertschätzung des Guten auch dort, wo das Ideal nicht erreicht wird; die Ermutigung, in einer Beziehung auf das Ziel dieses Ideals hin zu wachsen; schließlich die Vorgabe, dass alles, was dem Ideal nicht entspricht, in der konkreten einzelnen Situation durch die Brille der Barmherzigkeit zu betrachten und zu bewerten ist. »Die Kirche möchte mit demütigem Verstehen auf die Familien zugehen« (200). Es geht nicht darum, eine »kalte Schreibtisch-Moral« (312) zu entfalten, sondern um eine »pastorale Unterscheidung voll barmherziger Liebe«. Der Schlüssel zum Verständnis des Papiers sowie des ganzen Pontifikats von Papst Franziskus liegt in der Feststellung: »Zwei Arten von Logik […] durchziehen die gesamte Geschichte der Kirche: ausgrenzen und wiedereingliedern […] Der Weg der Kirche ist vom Jerusalemer Konzil an immer der Weg Jesu: der Weg der Barmherzigkeit und der Eingliederung […] Der Weg der Kirche ist der, niemanden auf ewig zu verurteilen, die Barmherzigkeit Gottes über alle Menschen auszugießen, die sie mit ehrlichem Herzen erbitten […] Denn die wirkliche Liebe ist immer unverdient, bedingungslos und gegenleistungsfrei« (296).

Stimme der Basis


Ausführlich zitiert Franziskus die Abschlusstexte der beiden Bischofssynoden vom Oktober 2014 und 2015. Damit misst er diesem Beratungsinstrument ein erhebliches Gewicht bei, ebenso den nationalen Bischofskonferenzen. Wie schon in Evangelii gaudium (2013) und in seiner Enzyklika Laudato si’ (2015) nimmt er auf Dokumente von Bischofskonferenzen aus der ganzen Welt Bezug. So werden die Bischofssynode und die Bischofskonferenzen »sub et cum Petro« (unter und mit Petrus) in die höchste Lehrautorität hineingenommen. Diese formalen Dinge sind wichtig, wenn es um die Frage geht, wie Franziskus das Papstamt versteht und wie er sich eine Kirche vorstellt, in der mehr Synodalität verwirklicht wird. Viermal verweist er direkt auf die Umfrage, die zu Beginn des synodalen Prozesses Ende 2013 weltweit durchgeführt wurde. Damit findet sich die Stimme der Basis auch noch im Abschlussdokument. Zugleich lässt Franziskus seine Vorgänger, vor allem Paul VI., Johannes Paul II. und Benedikt XVI., zu Wort kommen und zeigt damit, dass er sich in ihre Tradition stellt, auch wenn er eigene Akzente setzt.

Franziskus beginnt seine Ausführungen über Ehe und Familie mit einem Blick in die Heilige Schrift. Dies ist die Basis für seine späteren Überlegungen. Zum einen fällt auf, dass er die schöpfungstheologischen Aussagen über Mann und Frau, Nachkommenschaft und Familie im Alten Testament bereits aus der Perspektive der Verkündigung Jesu betrachtet. Zum zweiten zeichnet er kein »paradiesisches« Bild von Ehe und Familie. Von Anfang an verweist er auf den Schmerz, das Böse, die Gewalt, »die das Leben der Familie und ihre innige Lebens- und Liebesgemeinschaft auseinanderbrechen lassen« (24). Franziskus spannt den Bogen von der Heiligen Schrift ins Heute. Im Buch Ruth und in der Verkündigung Jesu findet er Beispiele dafür, wie Arbeitslosigkeit und unsichere Arbeitsverhältnisse sich auf das Familienleben auswirken.

Absage an Schwarz-Weiß-Denken


Die aktuellen Herausforderungen für Ehe und Familie stehen im Zentrum des zweiten Kapitels. Seine nüchterne Situationsbeschreibung vermeidet die innerkirchlich nicht seltene Klage über die »ach so schlechte Gegenwart«. Der kulturelle Wandel habe »Licht- und Schattenseiten«, stellt er in Anknüpfung an seinen Vorgänger Johannes Paul II. fest. Mehr Freiheitsräume, gleichmäßige Verteilung der Lasten, Verantwortlichkeiten und Aufgaben in der Familie sowie mehr Kommunikation zwischen den Eheleuten führten dazu, »das gesamte familiäre Zusammenleben menschlicher zu gestalten« (32). Freilich benennt er auch die Herausforderungen wie den »ausufernden Individualismus«, die Bedingungen der modernen Arbeitswelt, Missbrauch, Gewalt und Sucht, die schwer auf dem Familienleben lasten. Auch bemängelt Franziskus eine »übertriebene Idealisierung« der Ehe durch die Kirche. Häufig habe sie ein »allzu abstraktes theologisches Ideal der Ehe vorgestellt, das fast künstlich konstruiert und weit von der konkreten Situation und den tatsächlichen Möglichkeiten der realen Familien entfernt ist« (36). Das habe die Ehe nicht attraktiver gemacht, sondern eher das Gegenteil bewirkt. Schon hier wird deutlich, dass Franziskus dem Gewissen des Einzelnen eine größere Bedeutung beimessen möchte, etwa wenn er über die verantwortliche Elternschaft spricht.

Entscheidend für die weiteren Ausführungen ist die Feststellung: »Wir müssen die große Vielfalt familiärer Situationen anerkennen, die einen gewissen Halt geben können, doch die eheähnlichen Gemeinschaften oder die Partnerschaften zwischen Personen gleichen Geschlechts, zum Beispiel, können nicht einfach mit der Ehe gleichgestellt werden« (52). Damit erteilt er einem simplen Schwarz-Weiß-Denken eine Absage und spricht sich für eine differenzierte Bewertung von Beziehungsformen aus. Zugleich bekräftigt Franziskus das traditionelle kirchliche Bild der Ehe von einem Mann und einer Frau. Damit ist nicht gesagt, dass andere Formen von Partnerschaft grundsätzlich abgelehnt werden. In diesem wie in anderen Zusammenhängen ist in Amoris laetitia auch wichtig, was das Dokument nicht sagt: Statt dass bestimmte frühere Positionen offen als falsch bezeichnet werden, gehen sie − gemäß der Gepflogenheiten des Lehramts − diskret im Schweigen unter.

Bereits im zweiten Kapitel zeigt sich, was später noch weiter ausgeführt wird: Franziskus macht sich stark für eine Gleichberechtigung von Mann und Frau (55, 155 f). Der Papst aus Lateinamerika, der die Welt des Machismo gut kennt, weiß um die Tragweite dieses Themas weltweit. Er verurteilt scharf jede Ausbeutung und Zurücksetzung von Frauen sowie Gewalt gegen sie etwa durch Genitalverstümmelung (30). Umgekehrt erinnert er die Männer an ihre Pflichten bei der Kindererziehung und im Haushalt. »Häusliche Aufgaben oder einige Aspekte der Kindererziehung zu übernehmen, machen ihn nicht weniger männlich«, so Franziskus (286). Er würdigt den Feminismus, wehrt sich aber gegen Gender-Modelle, die die Geschlechter einzuebnen versuchen. Dabei wird einmal mehr deutlich, dass Franziskus eine...

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