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Pierre Bourdieu

2. Auflage

AutorEva Barlösius
VerlagCampus Verlag
Erscheinungsjahr2011
Seitenanzahl195 Seiten
ISBN9783593412337
FormatPDF/ePUB
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis18,99 EUR
Pierre Bourdieu (1930 - 2002) ist ohne Zweifel einer der einflussreichsten Denker des 20. Jahrhunderts. Sein Buch »Die feinen Unterschiede« machte ihn weltweit bekannt. Heute wird sein Werk nicht nur in den Sozialwissenschaften, sondern auch in den Literatur-, Kultur- und Geschichtswissenschaften rezipiert. Allerdings hat Pierre Bourdieu »seine« Soziologie nicht kompakt und zusammenhängend dargelegt. Vor dem Hintergrund seiner Biografie werden in dieser Einführung Bourdieus Grundbegriffe wie »soziale Praxis«, »Habitus« und »Feld« systematisch vorgestellt. So wird Schritt für Schritt seine soziologische Theorie entfaltet. Eva Barlösius zeigt Bourdieu als einen Soziologen, der die Grenzen dieser Disziplin immer wieder überschritt und wie kaum ein anderer Theorie und Praxis miteinander verband - bis hin zu seinem Engagement als politischer Intellektueller.

Eva Barlösius ist Professorin für Makrosoziologie an der Universität Hannover.

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Leseprobe
8 Der engagierte Intellektuelle und seine Soziologie der Intellektuellen (S. 158-159)

Im Dezember 1999, wenige Tage bevor Günter Grass den Literaturnobelpreis entgegennahm, traf er sich zu einem Gespräch mit Pierre Bourdieu, das vom Fernsehsender »Arte« aufgezeichnet und von der Wochenzeitung Die Zeit am 3.12.1999 abdruckt wurde. Bereits bei der Begrüßung unterstrich Grass, wie »ungewöhnlich« es »für deutsche Erfahrungen« sei, dass »ein Soziologe und ein Schriftsteller sich zusammensetzen«. In Deutschland hockten üblicherweise die Philosophen in einer Ecke, die Soziologen in der anderen, während sich die Schriftsteller im Hinterzimmer stritten. Mit einem deutschen Soziologen ein solches Gespräch zu führen wäre undenkbar.

Ihr Dialog kreiste um Bourdieus Studie Das Elend der Welt, welche knapp zwei Jahre zuvor in der deutschen Übersetzung erschienen war. Mit diesem Buch hatte Bourdieu in Deutschland seine Reputation als theoretisch und empirisch wegweisender Soziologe aufs Spiel gesetzt. Die Majorität der Soziologen war sich darin einig, dass es sich bei diesem Buch um eine politische und keine wissenschaftliche Studie handele, die bestenfalls als engagierte Gegenwartsdiagnose durchgehen könne, aber auf lange Sicht kaum soziologisch zu gebrauchen sei. Übereinstimmend mit diesem Urteil wurde Das Elend der Welt breit von den überregionalen Tageszeitungen und einigen politisch regen Journalen besprochen, während sich die soziologischen Zeitschriften dem Werk nur zögerlich zuwandten.

Der Tenor vieler Rezensionen war, dass sich Bourdieu mit dieser Studie von einem beeindruckenden Soziologen zu einem hingebungsvollen Intellektuellen ge- wandelt habe. Eine solche Transformation würde in Frankreich – einer Nation mit einer langen und erfolgreichen Tradition an großen Intellektuellen – seinen wissenschaftlichen Ruf vermutlich nicht gefährden, aber in Deutschland löse ein solcher Spagat zwischen dem wissenschaftlichen und intellektuellen Feld unaufhaltsam den Verlust an wissenschaftlicher Reputation aus. Angesichts der raschen und scharfen Kritik, die Bourdieu von etlichen deutschen Kollegen widerfuhr, verliert Grass’ Bild von den säuberlich räumlich getrennt agierenden Wissenschaftlern und Schriftstellern an Wunderlichkeit.

Letztlich sind es weniger die jeweiligen Absonderlichkeiten der drei Gruppen, die sie voneinander fern halten, als das Risiko, einen dauerhaften Anerkennungsverlust im eigenen Feld hinnehmen zu müssen. In dem oben erwähnten Gespräch sagte Bourdieu selbst zu Das Elend der Welt, dass diese Studie den Versuch darstelle, »den Intellektuellen ein sehr bescheidenes, aber gleichzeitig nützliches Amt zu übertragen«: das Amt des »öffentlichen Schreibers«, der »seine Fähigkeit in den Dienst der anderen stellt«. Dies ist nicht dieselbe Ambition, die er normalerweise mit seinen Werken verband: seine Theorie so weiterzuentwickeln, dass sie »für einen anderen ›besonderen Fall des Möglichen‹ funktionstüchtig« wird, also ihre Anwendungsfähigkeit zu steigern (PV: 27).
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Inhalt6
1 Grundidee8
2 Der Weg zur Soziologie13
3 Soziale Praxis – als Ausgangs- und Endpunkt28
4 Der Habitus – Abgestimmtheit ohne Abstimmung46
5 Das Feld – Macht- und Positionskämpfe91
6 Das Modell des sozialen Raums119
7 Bruch mit den »Alltagsevidenzen« – die »wahre« Repräsentation der Wirklichkeit143
8 Der engagierte Intellektuelleund seine Soziologie der Intellektuellen159
9 Rezeption und Kritik173
Glossar188
Literatur191
Zeittafel195

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