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Das Prinzip Selbstfürsorge

Wie wir Verantwortung für uns übernehmen und gelassen und frei leben. Roadmap für den Alltag

AutorTatjana Reichhart
VerlagKösel
Erscheinungsjahr2019
Seitenanzahl288 Seiten
ISBN9783641236182
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis12,99 EUR
Entscheidung für ein gutes Leben
Nur wer für sich selbst sorgt, kann den Anforderungen des Alltags standhalten, ohne gestresst und ferngesteuert vor sich hinzuleben. Und nur wer für sich selbst sorgt, kann auch für andere sorgen. Dr. med. Tatjana Reichhart weiß aus ihrer langjährigen Praxis, wie man herausfindet, was einem wirklich guttut und wie man sich Freiräume schafft, um das auch umzusetzen. Dazu schlägt sie eine Auswahl an effektiven Strategien vor, aus denen man sich diejenigen auswählen kann, die gut zu einem passen. So kann jeder auf seiner Roadmap den eigenen Weg zu einem selbstfürsorglichen und guten Leben finden.

Dr. med. Tatjana Reichhart ist approbierte Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie. Nach vielen Jahren an der Klinik der TU München, zuletzt als Oberärztin, arbeitete sie international als Trainerin in zahlreichen Unternehmen und Behörden zum Thema »Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz«. 2015 gründete sie das Coaching- und Seminarcafé Kitchen2Soul in München und die gleichnamige Aus- und Fortbildungsakademie. Dort ist sie als Coach und Trainerin tätig und leitet mit Claudia Pusch an der Kitchen2Soul Akademie die »Ausbildung zum Resilienz Coach«, wozu die beiden 2022 ein Fachbuch veröffentlicht haben. Sie ist außerdem Autorin der im Kösel Verlag erschienenen erfolgreichen Bücher »Das Prinzip Selbstfürsorge« und »Selbstbstimmt«.

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Leseprobe

Was Selbstfürsorge bedeutet

Definition Selbstfürsorge

Was verbinden Sie mit dem Begriff »Selbstfürsorge« oder dem Ausdruck »gut für sich selbst sorgen«? Vielleicht ähnliche Gedanken, wie sie meine Workshop-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer immer wieder nennen: Selbstliebe, Selbstfreundschaft, Selbstwertschätzung, Selbstmitgefühl, Selbstwertgefühl, Selbstvertrauen, auf die eigenen Bedürfnisse achten, sich um sich selbst kümmern, Selbstentfaltung, sich selbst Aufmerksamkeit entgegenbringen, auf sich hören, Pausen machen, bevor man nicht mehr kann, in Balance sein, mit sich im Reinen sein, Lebenskunst, Achtsamkeit, sein Leben selbst gestalten, Gesundheit und für die eigene Gesundheit sorgen, die eigenen Grenzen kennen und wahren, Selbstmanagement, Fürsorge als juristischer Begriff (zum Beispiel bei gesetzlicher Betreuung oder der Fürsorgepflicht der Führungskräfte), Egoismus, Narzissmus, Selbstbezogenheit … Der Begriff »Selbstfürsorge« kann also unterschiedlich belegt sein und impliziert viele Assoziationen. Für mich persönlich, entsprechend meiner Sozialisierung, hatte der Begriff früher in meinem Leben eher eine negative Konnotation. Ich empfand das Thema Selbstfürsorge, bevor ich mich näher damit beschäftigte, als ichzentriert, »schwächlich« bis hin zu »esoterisch« und gar unnötig. Meine Vorstellung hat sich seither vollständig gewandelt, wie Sie sehen können. Suchen Sie für sich aus, wie Sie das Konzept des »Gut-für-sich-selbst-Sorgens« definieren möchten, und vielleicht wandelt sich ja auch Ihre Vorstellung, während Sie das Buch lesen.

Was bedeutet Selbstfürsorge nun eigentlich? Es gibt keine einheitliche Definition, und an dieser Stelle kann ich nur einen kurzen, sicher unvollständigen Überblick geben.

Das Konzept der Selbstfürsorge beziehungsweise Selbstsorge wurde schon in der griechischen Antike und römischen Spätantike entwickelt. Für Sokrates war die Selbsterkenntnis der Seele der zentrale Gegenstand der Sorge um sich und gleichzeitig auch die Grundlage für schönes und gerechtes Handeln.7 Mit Selbstsorge ist also in erster Linie die Sorge um die Seele und damit auch die Sorge um den eigentlichen Sinn im Leben gemeint, allerdings nicht in einem ausschließlich auf sich selbst gerichteten Denken und Handeln, sondern mit Blick auf das allgemein Gute. So stand für Sokrates die Sorge um sich in dreierlei Beziehung: mit dem politischen Leben, mit der Erziehung und mit der Selbsterkenntnis. Nach Sokrates müsse der Mensch vor der Übernahme von Regierungstätigkeiten Selbstsorge betreiben, denn nur wer sich selbst regieren könne, könne auch andere gut regieren. So gilt die Selbstsorge als Teil einer Pädagogik, die den Heranwachsenden auf ein Leben in der Polis, dem Staat, vorbereiten soll. Man müsse zunächst lernen, Sorge um sich selbst zu tragen, sich selbst zu erkennen, bevor man Verantwortung in einem Staat übernehmen könne. So lautet die Inschrift am Eingang des Tempels von Delphi: »Erkenne dich selbst.« Heute würden wir wahrscheinlich davon sprechen, erst sich selbst – im Sinne von Selbstmanagement und Selbstführung – gut führen zu müssen, um andere und ganze Unternehmen gut führen, gut managen zu können. Das »gut« meine ich im Sinne der antiken Philosophie und nicht im Sinne des Kapitalismus. Für Sokrates ist die Selbsterkenntnis also wesentlicher Teil der Selbstsorge, welche die Grundlage für gutes und gerechtes Handeln und die Selbstverwirklichung, nicht die Selbstsucht oder Selbstbehauptung darstellt.8 Selbstsorge, wie sie die antiken Griechen verstanden, hat somit nichts mit narzisstischem oder egoistischem Selbstkult zu tun. Vielmehr ist die Sorge um sich selbst als Basis für die Sorge um andere und für ein aktives Einbringen in der Gesellschaft zu verstehen.

Mit dem Erstarken des Christentums und seiner Glaubenssätze wurde das Konzept der Selbstsorge mit einem negativen Beigeschmack belegt. Die Selbstsorge wurde als Selbstliebe und Selbstbezogenheit ausgelegt und so zu einem anrüchigen, unmoralischen Verhaltensmuster degradiert, dessen sich kein gottesfürchtiger Christ befleißigen dürfe, so er denn nach seinem Ableben den ewigen Seelenfrieden im Paradies erlangen wolle. Durch die so genährte Vorstellung, dass unser Seelenheil vor allem nach unserem Leben zu finden sei, wurde im Laufe der Jahrhunderte das »Gut-für-sich-Sorgen« im Hier und Jetzt sukzessive verdrängt. Selbstsorge und Selbstreflexion dienten in der christlichen Lebenswelt nun mehr der Selbstoffenbarung von Fehlern, Begierden und Schuld, die mit einer anschließenden Selbstbestrafung, Geißel oder Buße einherzugehen hatte.9 Selbstsorge stand jetzt also dem Konzept der Selbstlosigkeit entgegen, wobei Selbstlosigkeit sicher auch positiv im Sinne des gemäßigten Altruismus zu verstehen wäre und durch selbstloses Handeln auch der Selbstlose etwas zurückbekommt, nämlich ein gutes Gefühl. Es geht also auch darum, das Maß zu finden und zu sehen, dass bestimmte gesellschaftliche und kulturelle Strömungen instrumentalisiert werden und vom ursprünglich »guten« Gedanken zu ungesunden Extremen werden.

In den letzten Jahrzehnten wurde das Konzept der Selbstfürsorge im psychologischen und medizinischen Bereich populär. Im Gesundheitswesen wird Selbstfürsorge als eine notwendige menschliche regulatorische Funktion verstanden, die unter der Kontrolle des Individuums steht,10 also uns selbst in unsere Eigenverantwortung bringt und unsere Gesundheit fördert. Die Weltgesundheitsorganisation WHO definiert das Konzept Selbstfürsorge noch weiter, und zwar als die Fähigkeit von Individuen, Familien und Gemeinschaften, Gesundheit zu fördern und zu erhalten, Krankheit vorzubeugen und mit Krankheit umzugehen, mit oder ohne Unterstützung durch das Gesundheitssystem. Zur Selbstfürsorge gehören dabei unterschiedliche Bereiche wie Hygiene, Ernährung, Lebensstil, umwelt- und sozioökonomische Faktoren. Individuen, Familien und Gemeinschaften sollen von der Gesellschaft befähigt und gestärkt werden, um informierte Entscheidungen bezüglich ihrer eigenen Selbstfürsorge und damit Gesundheit treffen zu können.11 Gerade die moderne, präventionsorientierte Medizin fordert die Menschen auf und versucht, sie dabei zu unterstützen, sich selbst gut um sich zu kümmern (zum Beispiel hinsichtlich der Ernährung, Bewegung und des Gesundheitsverhaltens), um psychische und körperliche Erkrankungen zu reduzieren.12 In sozialen, helfenden Berufen ist das Konzept der Selbstfürsorge bereits stark verankert, da gerade Menschen, die mit anderen Menschen und deren Geschichten in intensive emotionale Berührung kommen, besonders gefährdet sind, über die eigenen Grenzen zu gehen. So gibt es bereits etliche Ratgeber zur Selbstfürsorge für Lehrer, Erzieherinnen, Pflegepersonal, Sozialarbeiterinnen und Therapeuten. Selbstfürsorge steht hier dem Burn-out-Syndrom entgegen, das ursprünglich im Kontext sozialer Berufe beschrieben worden ist.

In den letzten Jahren beobachte ich zwei Strömungen hinsichtlich des Themas Selbstfürsorge: Die erste Strömung möchte ich als die »Suche nach dem höheren Selbst« bezeichnen, im Sinne der Selbstsuche und Selbstfindung oft auch mit esoterischen und spirituellen Einschlägen. Die zweite Strömung versteht die Selbstfürsorge im Sinne einer Selbstoptimierung, eines »Enhancements«, um sich »besser« zu machen. Diejenigen, die Selbstoptimierung im klassischen kapitalistischen Verständnis von »höher, schneller, besser, weiter« suchen und angepasst an gesellschaftliche Erwartungen »funktionieren« wollen, werden eventuell bemerken, dass »schneller, höher, weiter« nicht realistisch und mit dem Menschsein nur schwer vereinbar ist, manchmal sogar unzufrieden und »leer« macht. Daher werden sie möglicherweise als Ausgleich die Selbstfindung auf eher spiritueller Ebene suchen. Diese Tendenz ist in meiner Wahrnehmung gerade stark zunehmend. Viele meiner Klientinnen und Workshop-Teilnehmer spüren, dass eine Selbstoptimierung nicht ausreicht oder gar möglich ist, und stellen diese Strömung infrage. Sie wollen aussteigen aus diesem System und suchen auf anderen, oft spirituellen und esoterischen Wegen nach sich und den wirklich wichtigen Dingen im Leben.

Bei beiden Strömungen, der »Selbstoptimierung« und der »Selbstsuche«, kann es passieren, dass wir das Maß verlieren, uns zu extrem nur auf uns selbst beziehen und dabei die anderen und unsere Umgebung aus den Augen verlieren. Der Egotrip des Selbstoptimierers wäre die Missdeutung des Darwinismus: »Ich optimiere mich, so gut es geht, wer sich nicht so gut optimiert oder es nicht schafft, war nicht ausdauernd und stark genug oder hatte eben Pech. Es ist doch ein Naturgesetz, dass der Stärkere überlebt! Also gehe ich weiter und lasse die anderen ungeachtet hinter mir.« Der Egotrip der »Selbstsucher« wäre: »Jetzt bin endlich ich dran nach der ganzen Selbstaufgabe und Optimierung, ich setze alles daran, mein Selbst, meinen wahren Kern, meine wahre Aufgabe auf der Welt zu finden, und stelle alle und alles andere hintan.«

In beiden Fällen können narzisstische Anteile, und ich benutze diesen Begriff hier rein umgangssprachlich, verstärkt werden. Wir kreisen dann nur noch um uns, entweder um unsere Optimierung oder um die Frage »Wer bin ich?«, bleiben dabei an der Oberfläche und erkennen oder finden uns gerade eben nicht. Wir werden definitiv nie optimal sein können und wahrscheinlich nie herausfinden, wer wir wirklich sind. Und vielleicht ist das auch gar nicht nötig, um gesund und gut zu leben. Möglicherweise verlieren...

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