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ImpulsE zur Verbesserung der Impuls- und Emotionsregulation

Ein kognitiv-behavioraler Therapieansatz für Patienten mit Adipositas und pathologischem Essverhalten

AutorHanna Preuss, Katja Schnicker, Tanja Legenbauer
VerlagHogrefe Verlag GmbH & Co. KG
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl267 Seiten
ISBN9783844427547
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis42,99 EUR
Das Manual stellt einen kognitiv-behavioralen Therapieleitfaden zur Verbesserung der Handlungs- und Impulskontrolle sowie der Emotionsregulation für Patienten mit Adipositas und pathologischem Essverhalten vor. Im Rahmen der Therapie sollen gezielt Faktoren, die die Adipositas und das übermäßige Essverhalten aufrechterhalten, abgebaut werden, so dass sich die Essstörungspathologie verbessert und eine langfristige Gewichtsreduktion erreicht werden kann. Das Manual kann sowohl im Einzel- als auch im Gruppensetting angewandt werden. Nach einer Beschreibung des Störungsbildes und des diagnostischen Vorgehens wird die Durchführung der einzelnen ImpulsE-Module praxisorientiert dargestellt. Es werden Fertigkeiten zur Impulskontrolle vermittelt, welche daran ansetzen einen bereits initiierten Handlungsimpuls auf Nahrungsstimuli zu hemmen. Um dysfunktionales emotionsgesteuertes Essverhalten abzubauen, werden ferner Techniken zur verbesserten Emotionsregulation aufgezeigt. Hierdurch soll besonders das Selbstwirksamkeitserleben von Betroffenen im Umgang mit Nahrungsmitteln gesteigert werden. Weiterhin enthält das Manual Module zur motivationalen Stärkung, zum Ess- und Ernährungsverhalten, zur Förderung des Bewegungsverhaltens und von Stressbewältigungsfertigkeiten. Zahlreiche Arbeitsmaterialien werden auf der beiliegenden CD-ROM zum direkten Ausdrucken bereitgestellt.

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Leseprobe

|20|Kapitel 2
Impulsivität, Emotionsregulation und Essverhalten


Auf der Suche nach additiven Behandlungselementen erwies sich der Ausbau der Impuls- und Emotionsregulation als vielversprechend. Dem vorliegenden Behandlungsansatz liegen jüngste Studienergebnisse zugrunde, nach denen defizitäre Inhibitions- und Emotionsregulationsfertigkeiten bislang unterschätzte, aufrechterhaltende Faktoren für Adipositas und die Binge-Eating-Störung sein könnten (Fitzpatrick, Gilbert & Serpell, 2013; Kittel, Brauhardt & Hilbert, 2015; Leehr et al., 2015; Schag, Schönleber, Teufel, Zipfel & Giel, 2013). Der theoretische Ansatz und die bisherigen Studienergebnisse zu den Zusammenhängen zwischen Impulsivität, Emotionsregulation und Essverhalten sollen im folgenden Kapitel erläutert werden. Zunächst soll ein kurzer Überblick über das facettenreiche Konstrukt der Impulsivität und der Inhibitionsfertigkeiten erfolgen, um im Anschluss den Einfluss von Impulsivität und Emotionsregulation und deren Interaktion auf Essverhalten und Körpergewicht näher zu beschreiben. Zuletzt wird der aktuelle Stand der Therapieforschung zur Verbesserung der Impuls- und Emotionsregulation bei Patientinnen mit Adipositas und pathologischem Essverhalten dargestellt.

2.1 Impulsivität und Inhibitionsfertigkeiten


Die bekanntesten Definitionen verstehen Impulsivität als eine „Tendenz zu unüberlegtem Handeln“ (Barratt, 1959), im Sinne eines „schnellen und ungeplanten Reagierens auf internale und externale Reize, ohne dabei die negativen Konsequenzen dieser Reaktionen für sich selbst oder andere zu berücksichtigen“ (Moeller, Barratt, Dougherty, Schmitz & Swann, 2001). Während über die Mehrdimensionalität des Konstruktes Impulsivität Konsens besteht, variieren die Dimensionen inhaltlich erheblich je nach zugrunde liegendem theoretischen Konstrukt, Forschungsgebiet (Persönlichkeitspsychologie, Kognitive Neurowissenschaften oder Neurobiologie) und eingesetzten Messinstrumenten (vgl. Tabelle 3 für einen Überblick häufig verwendeter Konzeptionen).

Tabelle 3: Mehrdimensionalität des Konstruktes „Impulsivität“

Autoren

Definition von Impulsivität

Facetten

Kagan (1966)

Impulsivität als kognitiver Stil

Spontanes Reagieren ohne mögliche Handlungsalternativen reflexiv zu berücksichtigen

Ainslie (1974); Chung & Herrnstein (1967

Delay discounting als impulsives Verhalten bei Entscheidungen

Abwerten zukünftiger Belohnungen, zukünftige Belohnungen erhalten weniger Gewicht verglichen mit unmittelbaren Belohnungen

Eysenck & Eysenck (1968, 1977)

Impulsivität als Aspekt der beiden Traits Extraversion und Psychotizismus (Big Three-Modell)

  1. Impulsiveness (Neigung aus einem Impuls heraus etwas zu tun, ohne Nachzudenken)

  2. Venturesomeness (Abenteuerlust, bewusstes Risikoverhalten)

|21|Gray (1972, 1994)

Impulsivität als verstärktes Annäherungsverhalten und/oder verringertes Vermeidungsverhalten

  1. Behavioral approach system (BAS, Verhaltensaktivierungssystem, Annäherungverhalten aufgrund antizipierter Belohnung)

  2. Behavioral inhibition system (BIS, Verhaltenshemmsystem, Vermeidungsverhalten aufgrund antizipierter Gefahr und Bestrafung)

Buss & Plomin (1975)

Impulsivität als Tendenz rasch zu handeln anstatt eine Reaktion zu inhibieren

  1. Sensation seeking (Suche nach aufregenden Erfahrungen)

  2. Inhibitory control (Unfähigkeit Impulse zu kontrollieren)

  3. Decision time (Spontane, unüberlegte Entscheidungen)

  4. Lack of persistence (Geringe Frustrationstoleranz)

Zuckerman, Eysenck & Eysenck (1978); Zuckerman, Kolin, Price & Zoob (1964)

Impulsives Verhalten als sensation seeking (Suche nach neuen und intensiven Erfahrungen und die Bereitschaft dafür Risiken auf sich zu nehmen)

  1. Thrill and adventure seeking (Neigung riskante, aufregende Tätigkeiten zu erleben)

  2. Experience seeking (Neigung neue Sinneseindrücke zu erleben)

  3. Disinhibition (Neigung zu sozial und anderen enthemmten Verhaltensweisen)

  4. Boredom susceptibility (Abneigung gegenüber Wiederholung und Routine)

Block & Block (1980)

Impulsives Verhalten unter Berücksichtigung des sozialen Kontextes

  1. Ego control (Fähigkeit, Impulse zu kontrollieren)

  2. Ego resiliency (Flexibilität der Impulskontrolle in Abhängigkeit von Situationsfaktoren)

Costa & McCrae (1985); McCrae & John (1992)

Impulsivität als Trait-Aspekt von Neurotizismus (Big Five-Modell)

Mangelnde Kontrolle von Handlungsimpulsen, Unfähigkeit zur Frustrationstoleranz

Cloninger (1986);...

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