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E-Book

Ein Leben - One Life

Heiße Miezen

AutorJürgen Albers
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl412 Seiten
ISBN9783752826289
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Jürgen Albers, auch bekannt aus der Fernsehdokumentation "Goodbye Deutschland", legt mit diesem Buch seine Autobiographie vor. Was kaum jemand weiß: Hinter dem selbstbewussten und knallharten Nachtclub- und Casinobesitzer verbirgt sich ein sensibler Mann mit einer schweren Kindheit. Als Betreiber von Privatbordellen lernt Albers das knallharte Geschäft mit Bars und Nachtclubs kennen, begleitet von Gewalt, dem stets präsenten Arm der Justiz und unglücklichen Liebschaften. In "Heiße Miezen - Mein wildes Leben als Nachtclub- und Casinobesitzer" gibt der Autor seinen Lesern private Einblicke in sein Elternhaus, die Flucht in ein anderes Leben und den Traum von Amerika - oder doch Mallorca?

Jürgen Albers, 22. September 1961 in Würselen/Bardenberg geboren, wuchs den größten Teil seiner Kindheit geschädigt durch den Missbrauch seiner Mutter und der katholischen Kirche in verschiedenen Internaten im Sauerland auf. Mit 18 Jahren schwer erkrankt, schlug er sich als Taxifahrer in diversen Nachtclubs durch. Einmal mit dem Rotlichtmilieu in Kontakt gekommen, stieg er schnell zu einer der führenden Größen des Rotlichtmilieus auf. Als Nachtclub- und Casinobesitzer lernte er schnell, dass man dies nicht ewig betreiben konnte und begann ein Studium als Maschinenbauingenieur und führte von dort her ein Doppelleben.

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Leseprobe

Am Anfang war das Leben

Als ich am 22.9.1961 um 2 Uhr morgens das Licht der Welt erblickte und im Entferntesten hätte ahnen können, was mich erwartet, wäre ich wohl laut schreiend weggelaufen, wenn ich denn schon hätte laufen können. Da ich es noch nicht konnte, musste ich wohl bleiben und das, was kam, ertragen. Oder besser gesagt, zu überleben versuchen. Dies wurde wohl auch mein ständiger Begleiter: der ewige Kampf, zu überleben und nicht den Verstand zu verlieren.

Drei Tage vorher, Grube Gouley, WürselenMorsbach, 10 Uhr vormittags, Mein Vater Horst, von Beruf Bergmann, Ing., geht mit seinem Kumpel Alfons („Kumpel“ werden im Bergbau die Kollegen genannt) in 860 Meter Tiefe mit einem weiteren Kumpel einen Stollen entlang. Horst sagt zu Alfons: „Irgendwie habe ich ein Gefühl im Bauch, dass mir gar nicht gefällt.“ „Ja“, sagt Alfons, „heute knackt und kracht es etwas komisch über uns.“ Weitere Worte konnten nicht mehr gewechselt werden, denn der Berg brach mit einem lauten Krachen und Ächzen ein und begrub alle drei unter sich. Verschüttet unter Tonnen von Stein und Geröll mit sinkenden Chancen zu überleben. Zu Hause, meine Mutter kurz vor meiner Geburt, mit ihrer Schwester Gerda, als der Alarm in der Grube losging, der kilometerweit zu hören war und jedem, ob er wollte oder nicht, sagte: Einsturz, verschüttet, Grubenunglück ... Alle, die ihre Männer „auf Schicht hatten“, wussten was das heißt. Sofort die Fragen, die sich in die Köpfe gruben: In welcher Tiefe ist es passiert, kommt meine Familie davon? „Nun mach dir mal keine Sorgen“, sagte Gerda, „warum soll Horst es sein.“ Noch konnte keiner ahnen, dass drei Tage banges Warten bevorstand. „Wir gehen bei den Eltern vorbei und zusammen zur Grube“, sagte Marlies (Zusammenfassung von Maria Elisabeth) zu Gerda. Mein Opa Peter, im 2.

Weltkrieg als Scharfschütze im Russlandfeldzug, hatte beste Nerven und das Getöse des Alarms schon gehört. „Nun reg dich nicht auf, Marlies. Wird schon nicht Horst sein. Gehen wir rüber und sehen einfach nach. Man wird uns schon informieren.“ Auf dem Weg zur Grube, die nur ein paar hundert Meter von der Wohnung entfernt war, kamen bereits die ersten Nachrichten, die wie Hiebe auf einen einschlugen. „860, 860 ... auf 860 Meter Einsturz; drei Leute vermisst.“ Beim Eintreffen an der Grube wurde die Nachricht zur Gewissheit. Horst wurde mit zwei Kollegen vermisst. Auf über 80 Meter Länge war der ganze Stollen eingestürzt. Keiner wusste, waren die drei vor dem Einsturzgebiet oder wurden sie unter allem begraben? Die ersten Rettungsmannschaften waren vor Ort und das Graben begann. „Was ist los, Marlies?“ sagte Gerda, „du zitterst am ganzen Körper und bist ganz blass. Bekommst du wieder einen Anfall? Geht es dem Baby gut?“ Meine Mutter fiel einfach in sich zusammen. Sie litt von Kindesalter an an epileptischen Anfällen schwerster Form. Sie war fast immer mit Gerda allein, weil niemand sie kennen lernen wollte, obwohl sie eine hübsche junge Frau war. 1,60 groß, schlank, dunkle Haare, die fast immer hochgesteckt waren, 22 Jahre jung, aber eben nicht ganz gesund. Bis mein Vater kam ...

Aus Erzählungen weiß ich, dass es für meinen Vater wohl Liebe auf den ersten Blick war. Sie war eine große Last für die ganze Familie und man war froh, als durch Horst und die Hochzeit die Anfälle fast ganz ausblieben, bis zu der Nachricht, die sie zusammenfallen ließ wie ein nasser Sack.

Mein Vater lag unterdessen unter Balken begraben, die sich so verkeilt hatten, dass er ein wenig Platz über sich hatte.

Und die verhinderten, dass er von dem Ganzen erschlagen wurde. Neben ihm lag Alfons, bewusstlos und verletzt, aber lebendig. Der dritte war tot. Er hatte keine Chance. Horst verspürte Schmerzen im rechten Bein, das unter einem Balken eingeklemmt war. Blut lief von der Stirn über das Gesicht, aber er lebte. Er konnte nicht ahnen, dass er erst drei Tage später geborgen werden würde, mehr tot als lebendig. „Oh Gott“, sagte Gerda zu ihrer Mutter, meiner späteren Oma Maria, „was machen wir mit Marlies? Die Anfälle werden immer schlimmer. Wir müssen sie ins Krankenhaus bringen.“ Die Eltern von meinem Vater Horst – seine Mutter Eva Maria und sein Stiefvater Georg, genannt Schorch – und sein Bruder Günther waren mittlerweile aus Sorge ständig in Grubennähe. Als meine Mutter, mehr geistesab als anwesend, etwas zur Ruhe kam, fragte sie: „Gerda, gibt es was Neues?“ „Nein, Marlies, sie graben noch, man hat noch Hoffnung, aber es sind schon drei Tage. Gib die Hoffnung nicht auf, Marlies. Sie werden ihn finden, da bin ich mir ganz sicher.“ „Ich glaube, das Baby kommt“, sagte Marlies zu Gerda, bevor der nächste Anfall kam und sie das Bewusstsein ganz verlor. (Diese Anfälle sind hirnorganischer Art und verursachen schwere Störungen des Bewusstseins bis hin zu Bewusstlosigkeit und Zitteranfällen. Das übliche Krankheitsbild bei einem Anfall sind Zittern, der Kranke liegt ohne Bewusstsein am Boden, da es ihn wie ein Blitz aus heiterem Himmel trifft, und Schaumbildung vor dem Mund.) „Mutter“, rief Gerda, „wir müssen ins Krankenhaus, das Baby kommt!“ „Ja, beeilen wir uns. Zum Glück ist das Krankenhaus in Bardenberg um die Ecke.“ Zur selben Zeit, nur einige hundert Meter entfernt, aber 860 Meter tief, stießen die Rettungsmannschaften auf die drei Verschütteten. „Schnell“, rief der Leiter der Rettungsaktion, „zwei leben! Benachrichtigt das Krankenhaus in Bardenberg. Wir kommen mit zwei Schwerverletzten.“ 22.9.1961, 20 Uhr, Krankenhaus Bardenberg, Hauptflur zum OP und Kreißsaalbereich Die beiden Verletzten wurden nacheinander über den hellgrüngekachelten Flur Richtung OP gefahren. Zeitgleich wurde Marlies über den gleichen Flur Richtung Kreissaal gefahren. Sie wurden aneinander vorbei geschoben. Der eine, während einer NotOP um sein Leben kämpfend, und seine Frau, mittlerweile mit hohem Blutverlust durch die beginnende Geburt um zwei Leben kämpfend, Richtung Kreißsaal. „Das Kind steckt im Geburtskanal, es kommt nicht“, sagte der Arzt zu Gerda und den anderen Angehörigen, die mittlerweile fast alle eingetroffen waren.

„Es sieht nicht gut aus, wir werden das Kind mit einer Zange holen (sogenannte Zangengeburt), es sieht gar nicht gut aus“. „Mit Frau Albers steht es noch schlechter“, sagte der Arzt. Sie hat viel Blut verloren und ist immer noch ohne Bewusstsein. Wir geben ihr keine große Chance. Rechnen Sie mit dem Schlimmsten, für beide.“ „Wir müssen versuchen, das Kind zu retten“, sagte Dr. Allhofs.

„Versuchen wir es mit der Zange am Kopf zu packen und rauszuziehen.“ Dann sofort auf die Kinderstation.

„Bluttransfusionen, Blut, wir brauchen mehr Blut für Frau Albers“. Nach 35 Minuten war ich auf „dieser“ Welt. Meine Mutter war mehr tot als lebendig. „Frau Kreutz“, sagte Dr.

Allhofs zu meiner Oma. „Das Kind lebt. Es hat gute Chancen zu überleben. Jedoch um Ihre Tochter steht es recht schlecht. Wir denken, sie schafft es nicht. Wir haben getan, was wir konnten. Der Rest liegt in Gottes Hand.“ So also lag meine Mutter im Sterbezimmer und kämpfte ums Überleben. Mein Vater lag auf der Intensivstation nach der gut verlaufenen NotOP und ich auf der Kinderstation, ebenfalls bei meinem Versuch zu überleben. Wer braucht so einen Start ins Leben? Das Leben?! beginnt. Nach zwei Wochen konnte mein Vater entlassen werden. Immer noch nicht ganz gesund, aber in der Lage, das Krankenhaus zu verlassen. Jedoch für immer mit Narben im Gesicht, auf der Stirn hauptsächlich, die merkwürdig blau verfärbt waren von der Kohle, die in die Wunden eingedrungen war. Sein Kumpel überlebte ebenfalls. Für den Dritten konnte man nichts tun, außer ihn zu bergen und ihn wieder unter die Erde zu bringen. Meine Mutter überlebte nach unzähligen Bluttransfusionen mehr schlecht als recht. Kurz nach meinem Vater konnte sie, zwar schwach, aber dennoch so weit genesen, das Krankenhaus verlassen. Ich „durfte“ erst mal bleiben ... Nach weiteren drei Wochen durfte ich nach Hause. Ein Zuhause, das in späteren Jahren zur unausweichlichen Hölle werden würde. Die Hölle auf Erden.

Oder war es in der Hölle nicht so schlimm? Später würde ich noch zweifeln, wo es besser ist. Mein Vater hatte inzwischen die Taufe und Weiteres organisiert. So bekam ich den Namen Jürgen und wurde getauft. Meine Mutter hatte ihr neues Spielzeug bekommen. Mich. Jetzt hatten fast alle Ruhe vor ihr und mit ihr. Die Anfälle wurden seltener, bis sie ganz ausblieben. Sie fing an, mich zu untersuchen und zu beobachten, ob ich auch gesund bin.

Ständig jedoch fand sie Symptome und Anzeichen aller möglichen Krankheiten in ihrem großen blauen Gesundheitsbuch, das sie sich extra hatte kommen lassen und das eigentlich mehr für Ärzte gedacht war. Immer wieder fand sie neue Anzeichen von Krankheiten bei mir.

Zumindest bildete sie es sich ein. Sie war ständig zu allen Leuten unterwegs, um zu berichten, wie schwer krank ich war. Dass ich kerngesund war,...

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