Studienarbeit aus dem Jahr 2019 im Fachbereich Soziologie - Sonstiges, Note: 1,3, Eberhard-Karls-Universität Tübingen, Veranstaltung: Mikrosoziologie, Sprache: Deutsch, Abstract: Bei Beobachtung alltäglicher Begegnungen von Fremden trifft man vor allem im städtischen Leben auf eine zunehmende Anonymität. An öffentlichen Orten, wie Cafés, Einkaufszentren oder Parks wird soziale Interaktion für gewöhnlich vermieden, stattdessen üben die Menschen ihre Aktivitäten allein aus und bleiben für sich. Zum Aufrechterhalten dieser Anonymität gehört jedoch mehr, als das passive Ausweichen und Meiden anderer, es erfordert aktive Anstrengungen der Einzelpersonen. Dabei scheint ein stillschweigender Konsens über unausgesprochene Verhaltensregeln und Situationsnormen zu herrschen, welche es den Menschen erlauben, ihre Identitäten zu schützen und soziale Ordnung herzustellen. Ein alltäglicher dieser öffentlichen Räume, in denen Menschen dazu neigen, sich von anderen zu isolieren, ist der des Busfahrens. Im Rahmen meines Studiums, sowie zu Freizeitzwecken bin ich diesem Raum nahezu täglich ausgesetzt. Dabei fiel auf, dass in Bussen ganz eigene Routinen und Verhaltensregeln herrschen, die von jedem Fahrgast verstanden und eingehalten werden. In jedem Fall gilt es in erster Linie, den persönlichen Freiraum der anderen zu respektieren - Fahrgäste tun so, als seien sie unsichtbar und als seien andere für sie unsichtbar (Kim, 2012). Um diese Unbekanntheit aufrechterhalten zu können, scheint es, als bilden Nutzende des öffentlichen Stadtverkehrs eine Barriere um ihre unmittelbare Umgebung, die durch Verhaltensweisen oder Gegenstände angezeigt werden können und dessen Missachtung Folgen nach sich ziehen kann. Aus diesem Grund wird in der folgenden Arbeit angelehnt an Erving Goffmans 'Territorien des Selbst' (1974, S. 54) der These nachgegangen, dass Fahrgäste der öffentlichen Verkehrsmittel bestimmte Methoden anwenden, um die jeweils eigene physische sowie geistige Umgebung vor Beeinträchtigung durch Mitfahrende zu schützen. Als eine Methode wird dabei das ebenfalls von Goffman entworfene Konzept der 'höflichen Gleichgültigkeit' ('civil inattention', 1971. S. 83) vorgeschlagen. Dazu werden anfänglich theoretische Grundlagen, sowie die Forschungsmethodik dargelegt. Im Anschluss folgt die Interpretation des Datenmaterials, die sich an der Chronologie einer Busfahrt orientiert, sodass zuletzt ein Fazit gezogen werden kann.
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