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Fliege ich, so lebe ich. Lebe ich, so fliege ich.

60 Jahre Fliegergeschichten

AutorMichael Kimmerle
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl212 Seiten
ISBN9783744875929
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis5,99 EUR
Seit 60 Jahren fliegt der Unternehmer und flugbegeisterte Michael Kimmerle. Mit 14 Jahren begann seine Fliegerlaufbahn als Segelflieger, bis er sich mit 24 Jahren dem Motorflug zuwandte. Bei zahlreichen und erfolgreichen Wettbewerbsflügen erwarb er sich große Erfahrung mit Technik und Wettereinflüssen. Seine Leidenschaft als Privatpilot konnte er für Geschäftsflüge durch ganz Europa nützen. So erreichte er bis heute mehr als 7.500 Flugstunden auf verschiedensten Flugzeugtypen. Das Buch gibt Einblick in die schönen und die riskanten Seiten der Privat- und Geschäftsfliegerei. Nicht nur für Piloten aller Kategorien zum Nachdenken und Ansporn zu eigenen Erfahrungen und Abenteuern, sondern auch für alle Interessierten an der Fliegerei eine lesenswerte Lektüre.

geb. 19.05.1942 1956: Segelfliegen 1968: Motorfliegen 1971: Deutschlandflug 1972: Morane 100 1974: 1.Bonanza Debonair 1975: IFR Berechtigung 1989: 2. Bonanza C33 2005: 3. Bonanza TB36 2012: Notwasserung 2013: TBM 850 Gesamt ca. 7.500 Flugstunden

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Leseprobe

Hubschrauberflug


Im Jahr 1956 waren von den Amerikanern ständig Manöver in der Umgebung von Höchstädt abgehalten worden.

Die Soldaten gingen mit ihrem Kriegsmaterial sehr nachlässig um. Wir Jungen waren da immer hinterher und fanden es überaus interessant, was da vor sich ging. Den Krieg hatten wir ja nur als Dreijährige noch erlebt, jedoch sehr wenig davon mitbekommen.

Die Amis waren für uns Leute von einem anderen Stern. Wir erlebten sie als ganz freundliche Leute. An den Straßenrändern fanden wir jede Menge Patronen aus ihren Waffen auf den Panzer- und Maschinengewehrfahrzeugen. Von der Karabinermunition bis zur 3-cm-Granate war da alles zu finden. Die Soldaten haben die Reste der Gurte mit oft 10 oder 20 Restpatronen einfach weggeworfen. Mit Handwagen voller Munition, allerdings waren das alles Platzpatronen, sind wir nach Hause gefahren. Den Kartondeckel an den Patronenspitzen konnte man leicht herausnehmen und das Pulver herausschütten. So hatten wir jede Menge Sprengmaterial. Wenn man das heute so hört, dann ahnt man, wie gefährlich es gewesen war und unsere Eltern hatten meist keine Ahnung davon.

Die entleerten Patronen haben wir dann „entschärft“. Sie wurden in der Werkstatt in einen Schraubstock eingespannt. Einer hielt mit der Zange einen Nagel an die Zündkapsel und der andere haute mit dem Hammer drauf. Es gab einen fürchterlichen Knall und einen Feuerschweif aus der Patrone, als die Zünder taten, wofür sie ja erfunden worden waren. Wir fanden das ganz toll. Von den Experimenten mit dem Pulver möchte ich heute lieber nicht mehr berichten. Es war äußerst gefährlich, was wir damals alles anstellten.

Bei einem dieser Manöver der Amerikaner wurde zwischen Höchstädt und Oberglauheim, einem Dorf in drei Kilometer Entfernung, ein großes Lazarett eingerichtet. Eine ausgedehnte Zeltstadt entstand samt einem Hubschrauberlandeplatz.

Fasziniert standen wir alle Tage mit unseren Fahrrädern am Rande und schauten den an- und abfliegenden Hubschraubern zu. An manchen Tagen standen bis zu zehn dieser Sikorsky S58 in einer Reihe auf der Wiese.

Sikorsky S58

Sie brachten die "Verwundeten" von den umliegenden "Kampfplätzen".

Auf Tragbahren wurden diese zu den Sanitätszelten gebracht. Viele von ihnen grinsten und hatten ihren Spaß an dieser Art von Kriegsspiel.

Ich wollte unbedingt auch mal in so einem Hubschrauber mitfliegen. Ganz gleich, wohin der auch fliegen sollte.

In meiner jugendlichen Unbedarftheit sah ich da überhaupt kein Problem, egal wo der SikorskyHubschrauber hinfliegen würde. Ich komme schon irgendwie wieder nach Hause. Ich musste nur erst einmal in so einen Hubschrauber hineinkommen. Das war gar nicht so einfach, denn jede Menge Wachpersonal lief da hin und her. Meine Schulkameraden wollten mich davon abbringen. "Wie willst Du denn da in einen hineinkommen?"

Die meisten Sikorskys waren an diesem Spätnachmittag bereits abgeflogen und es standen nur noch drei auf dem Platz. Ich verfolgte Rhythmus und Laufweg der Wachmannschaft und als sie in die Gegenrichtung marschierten, rannte ich los und sprang in die offen stehende Seitentüre der Sikorsky S58. Der Hubschrauber war leer und hatte im hinteren Teil ein schmales Brett, ein Steg zwischen den Spanten des immer schmäler werdenden Rumpfes. Ich setzte mich dort hin und machte mich ganz klein, als der Hubschrauber nebenan gestartet wurde und abflog. Jetzt war nur noch meiner auf dem Feldflughafen. Jetzt musste es gleich losgehen. Kurz darauf kam auch die Besatzung und stieg ein. Die Türen wurden geschlossen. Ich war mehr als nur aufgeregt. Jetzt ist die Sache nicht mehr aufzuhalten, war mein Gedanke. Der Motor wurde gestartet.

Es machte einen fürchterlichen Lärm in diesem metallenen Rumpf ohne jegliche Isolierung. Der große Sternmotor war bei der Sikorsky 58 vorne unter dem Cockpit eingebaut. Der Motor lief hoch und der Hubschrauber wurde leicht angehoben, wurde nur etwas leichter, ohne dass er wirklich in der Luft war. Jetzt hebt er ab, dachte ich. Ich war mit Adrenalin, der Begriff war damals noch nicht in unserem Sprachgebrauch, vollgepumpt. Jetzt werde ich gleich mit einem Hubschrauber mitfliegen. Da verstummte plötzlich wieder das Motorengeräusch. Was jetzt? Die Piloten stiegen wieder zurück in die Kabine. Die Türe wurde aufgeschoben, es war inzwischen dämmrig geworden. Ich saß bereits seit annähernd einer Stunde ganz verkrampft auf diesem kleinen Steg. Soldaten kamen und lärmten um den Hubschrauber herum. Ich verstand kein Wort. Englisch wurde in unserer Volksschule damals noch nicht gelehrt. Es war immer noch die Sprache der Feinde!

Dann hörte ich Metallgeräusche am hinteren Teil. Es wurde geschraubt. Offensichtlich war irgendetwas nicht in Ordnung. Es öffnete sich der hintere Teil. Der Rotorträger für die Steuerung wurde weggeklappt und jemand fuchtelte mit einer Taschenlampe herum und untersuchte offensichtlich die Technik, um den Schaden zu finden. Ich war gefangen. Konnte nicht einfach aussteigen. Was nun? Da leuchtete mich eine Taschenlampe an. Es folgte ein Schrei: „Out, out“. Das verstand ich und ein paar Soldaten enterten die Kabine. Sie packten mich wie einen Schwerverbrecher. Ein Hauptmann kam und fragte in Deutsch, was ich in dem Hubschrauber wolle? "Nur mal mitfliegen", war meine Antwort.

"Du wirst gleich sehen, wie Du fliegen kannst", drohte der Hauptmann zurück.

Ich wurde in ein Zelt geschleppt zu einem noch höheren Dienstrang und da gab mir dieser Hauptmann einen Tritt in den Hintern, dass ich gleich zwei oder drei Meter in das Zelt geflogen bin. "Das war Dein Flug", sagte er noch spöttisch dazu. Sie fragten mich noch dies und jenes und hatten am Ende ihren Spaß mit mir. "Wir wären nach Ludwigsburg geflogen", sagte er, "wie wärst Du da wieder zurückgekommen?" "Irgendwie wäre das schon gegangen" antwortete ich.

Mehr war dann nicht mehr und zum Abschied gab er mir noch einen Tritt, nicht ganz so hart wie der erste, mit dem Kommentar: "Das war Dein zweiter Hubschrauberflug."

Meine Schulkameraden standen immer noch am Rand des Feldes und hatten gesehen, wie ich in hohem Bogen ins Zelt geflogen bin. Sie befürchteten das Schlimmste.

Mein Hubschrauberausflug war damit beendet. Es war wieder nichts draus geworden, einmal im Hubschrauber mitzufliegen. Am anderen Tag war die Story "Hubschrauberflug" das Stadtgespräch.

Mit vierzehn Jahren kam ich in die Handelsschule nach Donauwörth und da Vater mit seiner Kohlenhandlung und der Landwirtschaft zu beschäftigt war, um sich noch um uns, meinen zwei Jahre jüngeren Bruder und mich, zu kümmern, kam ich zu einer Familie nach Donauwörth und hatte dort ein Zimmer zum Lernen.

Einige Kameraden waren auch flugbegeistert und wir bastelten in der Freizeit jede Menge Segelflugmodelle vom kleinen UHU bis zum 2-m-Spannweiten-Condor. Dazu bauten wir aus den damals bekannten Wilhelmshavener Modellbaubogen Papiermodelle von allen möglichen Flugzeugen nach Originalvorlagen. Natürlich Stuka87, Mel09, JU52, Me262 und auch Mustangs und die ersten Jets. Die ganze Decke in meinem Zimmer war voll von diesen Flugmodellen. Mutter nannte sie immer ,Staubfänger‘

Jedes Wochenende durfte ich nach Hause fahren und sogar bei den Segelfliegern in Gundelfingen Mitglied werden. Segelfluglehrer Uhl aus Tapfheim war mein erster Lehrer und ein bis zwei Mal an einem Wochenende wurde man für die ersten Flüge eingeteilt. Pflicht war, dass man am Sonntag Morgen spätestens um 9:00 Uhr auf dem Platz oder der Werkstatt antrat. War schlechtes Wetter, dann gab es genügend Arbeit in der Werkstatt.

Schon mit 15 Jahren durfte ich zum ersten Alleinflug starten. Mit der Mü13. Welch ein Hochgefühl! Dann kamen viele Flüge mit dem Grunau Baby, mit dem ich schon "Überlandflüge" bis nach Holzheim, fünf Kilometer vor den Misthaufen, vollführte, sehr zum Missfallen von Fluglehrer Uhl. Man musste ja jedes Mal den Vogel abbauen und zurück zum Flugplatz transportieren.

Das Grunau Baby hatte einen Gleitweg von nur 1:15 und da ging’s sehr schnell nach unten, wenn man den Aufwind verloren hatte. Schön war es trotzdem.

Offiziell fliegen durfte ich jetzt, nur noch nicht Motorrad- oder Autofahren.

Zum Flugplatz fuhren wir, mein Bruder Rudolf und ich, öfter mit einem alten Motorrad, einer ARDIE-250, die natürlich keine Zulassung hatte und wir keinen Führerschein. Wir kannten aber alle Feldwege von Höchstädt nach Lauingen durchs Donauried. Vater hatte davon keine Ahnung. Das Motorrad war bei einem Bauern vor der Stadt geparkt!

Nach Abschluss der dreijährigen Handelsschule musste ich wieder nach Hause und wurde in der elterlichen Kohlenhandlung beschäftigt. Harte Arbeit im Alter von siebzehn Jahren. Jeden Tag Kohlen aus den Waggons laden. Abfüllen in Säcke und bei den Kunden in die hintersten Winkel schleppen. Manchmal sogar bis in den verlassenen Taubenschlag!

Zum Kohleverkauf über die Großhändler kam in regelmäßigen Abständen ein Vertreter der Firma Klein und Küchle. Er hieß Klaus Elling. Er hatte zu dieser Zeit ein eigenes Segelflugzeug, einen Doppel-Raab, und erzählte immer von seinem Hobby, in den Bergen zu fliegen.

Für mich war der Besuch von Elling immer ein Erlebnis. Eines Tages machte...

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