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E-Book

Geschichte der Kriegskunst, Band 4

Vollständige Ausgabe

AutorHans Delbrück
VerlagJazzybee Verlag
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl601 Seiten
ISBN9783849609405
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis4,99 EUR
'Die Geschichte der Kriegskunst' von Hans Delbrück (4 Bände) gehört zu den umfassendsten und besten Werke zur Militärgeschichte und Kriegskunst. Sehr detailliert und verständlich werden die Geheimnisse der Kriegsführung durch viele Jahrhunderte aufgearbeitet. Inhalt: Vorwort. Das Kriegswesen der Renaissance. Die Bildung einer europäischen Infanterie. Die Feuerwaffe. Die Taktik der Spießerhaufen. Die innere Verfassung der Söldnerheere. Einzelne Schlachten. Machiavelli. Das Zeitalter der Religionskriege. Die Umbildung der Ritterschaft in Kavallerie. Vermehrung der Schützen. Verfeinerung der Infanterietaktik. Moritz von Oranien. Gustav Adolf. Cromwell. Einzelne Schlachten. Die Epoche der stehenden Heere. Frankreich. Brandenburg-Preußen. Exerzieren. Abwandlungen der Taktik im 18. Jahrhundert. Strategie. Strategische Skizzen und einzelne Schlachten. Friedrich als Stratege. Die Epoche der Volksheere. Revolution und Invasion. Die Revolutionsheere. Napoleonische Strategie. Scharnhorst, Gneisenau, Clausewitz.

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Leseprobe

Einzelne Schlachten.


 


Schlacht bei Cerignola.

 

28. April 1503.

 

Dieses Treffen zwischen Spaniern und Franzosen in Unteritalien ist wohl als das erste reife Beispiel der neuen Kriegskunst seit der Schaffung einer europäischen Infanterie anzusehen. Auf eine eingehende Analyse verzichte ich hier und notiere nur, daß Fabricio Colonna, der dabei war, zu Jovius gesagt hat, nicht die Tapferkeit der Truppen und nicht der »valore« des Feldherrn (Gonsalvo) habe gesiegt, sondern der kleine Wall und Graben, den die Spanier vor ihrer Front mit Schützen besetzt hätten. Aus dieser Stellung ging die Infanterie dann zum Offensivstoß vor.

 

Fronthindernis – Schützenwirkung – Sturm oder Nichtsturm gegen das Hindernis oder aus dem Hindernis heraus: das sind von jetzt an die Grundfarben in den Schlachtgemälden. Gonsalvo de Cordova war der Schöpfer der Urform; die Feldherrn, die sie später anwandten, sind aus seiner Schule hervorgegangen109.

 

 

Die Schlacht bei Ravenna110.

 

(11. April 1512.)

 

Auf der einen Seite steht Papst Julius II., der mit Venedig und den Spaniern verbunden ist, auf der anderen Ludwig XII. von Frankreich, der Mailand in Besitz hat. Die Spanier kommen unter dem Vizekönig Cardona von Neapel angerückt, von Norden stiegen die Schweizer, die sich dem Papst zur Verfügung gestellt hatten, von ihren Bergen herab (Herbst 1511). Aber da es nicht so leicht war, zu einer Kooperation zu gelangen, besonders bei dem schlechten Winterwetter, vielleicht auch unter Mitwirkung französischen Geldes, kehrten die Schweizer wieder um. Nun hatten die Franzosen die Überlegenheit. Sie entsetzten Bologna, das die Verbündeten belagerten, nahmen Brescia zurück, das den Venetianern in die Hände gefallen war, und als nun noch weitere Verstärkungen an französischem Fußvolk anlangten, da beschloß Gaston de Foir, der Oberbefehlshaber, einem Befehl seines Königs gemäß, in großangelegter Offensive vielleicht bis nach Rom selbst vorzudringen.

 

Umgekehrt suchte der spanische Feldherr die Entscheidung hinzuziehen, da der Kaiser, der König von England und die Schweizer nahe daran schienen, zu Spaniens Gunsten einzugreifen. Als das französische Heer, mit einer Proviantkolonne ausgerüstet (Guicciardini), Ende März heranzog, nahm Cardona auf dem Ostabhang der Apenninen Stellung, die der Gegner trotz seiner Überlegenheit nicht anzugreifen wagte. Während die Spanier sich aus den Städten her Ämilia ohne Schwierigkeit verpflegten, gerieten die Franzosen in Mangel. Da wandte sich Gaston gegen Ravenna. Noch im letzten Augenblick gelang es den Spaniern, eine Verstärkung der Besatzung in die Stadt zu werfen, und man schlug einen Sturm, den die Franzosen wagten, ab. Aber lange hätte sich die Stadt gegen die französische Artillerie nicht halten können; die Feldarmee mußte etwas tun, sie zu retten. Man rückte näher und fand südöstlich von Ravenna eine Stellung, die nach der Ansicht des Fabricius Colonna, des Befehlshabers der Reiter, allen Anforderungen entsprach; sie war schwer angreifbar, man konnte sich leicht darin verpflegen, dem Feind aber bei Fortsetzung der Belagerung von Ravenna schwer bedrohen und ihn an der Verpflegung verhindern. Navarro, der Führer des Fußvolks, glaubte, eine ebenso gute Stellung noch eine italienische Meile näher am Feinde zu finden, und Cardona befahl, in diese einzurücken, obgleich Colonna protestierte und behauptete, das würde zur Schlacht führen111.

 

Der linke Flügel lehnte sich an den tief eingeschnittenen Fluß Ronco, jenseits dessen die Franzosen standen. Man hatte also, ehe sie anrücken konnten, Zeit, die Front künstlich zu sichern. Navarro war bereits durch solche Befestigungen berühmt. Hinter einem Graben112 wurden eine Anzahl Karren aufgestellt, aus deren jeder ein Spieß dem Feinde entgegenragte. Zwischen den Karren wurden Schützen und Feldschlangen aufgestellt. Hinter dieser Befestigung stand die Infanterie, im ersten Treffen in Linie, die Spanier, im zweiten in zwei Gevierthaufen die Italiener. Links von der Infanterie, auf dem hohen Uferrande des Ronco, stand die schwere Reiterei, die kein fortlaufendes Fronthindernis vor sich hatte, vermutlich Weil nicht Zeit genug gewesen war, den Graben bis an den Fluß zu verlängern; auf etwa 20 Klafter wird der Zwischenraum zwischen dem Ende des Grabens und dem Fluß angegeben. Auf dem rechten Flügel standen die leichten Reiter unter Führung des jungen Pescara, des Gemahls der Vittoria Colonna. Die Quellen berichten nichts davon, daß auch dieser Flügel im Gelände eine Anlehnung gehabt habe. Das italienische Meßtischblatt aber zeigt, daß etwas über einen Kilometer vom Ronco nasse Wiesen beginnen, die von Gräben durchzogen sind, also für Truppenbewegungen kaum brauchbar. Eben darum wird man die leichte Reiterei von der schweren getrennt auf diesen Flügel aufgestellt haben. Da die Frontlinie überdies senkrecht an den Ranco ansetzend etwas rückwärts geneigt verlief, so war eine Umgehung hier um so weniger tunlich.

 

Die Franzosen waren etwa 23000 Mann113 stark, darunter ein starkes Korps deutscher Landsknechte, 5000-6000 Mann unter Jacob von Ems. Die Spanier zählten etwa 16000 Mann, waren also fast um die Hälfte schwächer. Überdies hatten die Franzosen die doppelte Überlegenheit an Artillerie, etwa 50 Geschütze gegen 24. Bei der durch Natur und Kunst so überaus vorteilhaft verwahrten Stellung der Spanier, schwankte man im französischen Kriegsrat, ob der Angriff zu wagen sei. Da aber andernfalls nichts als Aufgabe der Belagerung und ein ruhmloser Rückzug übrig geblieben wäre, so entschied sich der jugendlich-kühne Prinz Gaston schließlich für den Angriff und fand auch das Mittel, den Gegnern den Vorteil ihrer Stellung zu entreißen.

 

Beim ersten Morgengrauen überschritt das französische Heer teils auf der Brücke, teils durchs Wasser gehend den Ronco und marschierte dem Feinde gegenüber auf.

 

Colonna hatte dem Vizekönig noch den Vorschlag gemacht, da man nun einmal dem Feinde so nahe sei, vor Tage aufzubrechen und ihn beim Flußübergang anzugreifen. Die Brücke ist nur einen halben Kilometer von der Aufstellung der Spanier entfernt. Der Feldherr aber war bei dem Plan Navarros, den Feind in der unübertrefflichen Defensiv-Stellung zu erwarten, stehen geblieben.

 

Die Franzosen marschierten also rein frontal den Spaniern gegenüber auf, rechts die schweren, links die leichten Reiter, in der Mitte das Fußvolk. Die Mitte soll etwas zurückgehalten worden sein, so daß die Aufstellung halbmondförmig war; was das für einen Zweck gehabt haben soll, ist jedoch nicht ersichtlich, ebensowenig hat es auf den Verlauf der Schlacht Einfluß geübt.

 

Weder hüben noch drüben finden wir noch etwas von den drei Haufen der schweizerischen Taktik. Diese Drei-Haufen-Taktik ist angelegt auf die stürmische Offensive von wenigstens einem oder zwei der Haufen, wenn nicht allen dreien. Die Spanier aber standen in einer reinen Defensiv-Stellung, und auch die Franzosen schritten nicht unmittelbar aus dem Aufmarsch zum Angriff vor. Es geschah etwas ganz Neues. Das angreifende Heer kam wohl bis auf eine gewisse Nähe an den Feind heran, dann aber ließ es zunächst seine Artillerie spielen, so daß die anderen Truppen nur in der Deckung dieser Waffe ihre Aufgabe erfüllten.

 

Die spanische Artillerie antwortete der französischen mit Erfolg, da sie, wenn auch an Zahl viel schwächer, den Vorteil der Stellung für sich hatte. Auf der Seite der Franzosen aber war der Herzog Alfons von Este (Ferrara), der sich die Pflege der neuen Waffe der Artillerie zur besonderen Aufgabe gemacht hatte. Seine Zeughäuser waren gefüllt mit Geschützen, und vermöge seines Kontingentes waren die Franzosen in dieser Waffe so stark und die Bedienung aufs trefflichste einexerziert. Der Herzog erkannte den Nachteil der eingenommenen Stellung und führte einen Teil der Geschütze hinter der Infanterie weg auf einen Fleck, vermutlich einer kleinen Erhöhung, von wo sie die Spanier in der Flanke beschießen konnten114. Navarro befahl seinem Fußvolk, sich hinzulegen, um der Wirkung des Feuers zu entgehen, die spanische Ritterschaft aber auf dem linkel Flügel wurde jetzt durch das Kreuzfeuer aus der Front und Flanke schwer mitgenommen. Moderne Kavallerie würde in solcher Lage sicher durch einen Platzwechsel, Benutzung irgend einer Gelände-Schwellung sich der heftigsten Wirkung des feindlichen Feuers entziehen. Die spanische Ritterschaft war nicht derart in der Hand ihrer Führer, um Bewegungen, wie die gedachten, richtig auszuführen. Ganz im Gegenteil, so wie die feindlichen Geschützkugeln unter sie einschlugen, forderten sie von ihrem Führer Colonna, daß er sie zur Attacke anreiten lasse. Der zahlenmäßige Verlust, den man erlitt, wird gar nicht so sehr erheblich gewesen sein, da auch die geübteste Artillerie-Mannschaft damals nur langsam und unsicher feuern konnte. Aber schon einige wenige der schweren...

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