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E-Book

Hilfe, Jesus, ich bin Jude

Ein Leben zwischen den Welten

AutorAnatoli Uschomirski
VerlagSCM Hänssler im SCM-Verlag
Erscheinungsjahr2016
ReiheDie Bibel aus jüdischer Sicht 
Seitenanzahl240 Seiten
ISBN9783775173261
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis11,99 EUR
Anatoli Uschormirski wird 1959 in Kiew geboren und wächst als Sohn jüdischer Eltern in der Ukraine auf. Als Jugendlicher beginnt er die Geschichte seiner Familie und seiner jüdischen Herkunft zu erforschen und macht eine furchtbare Entdeckung: Verschleiert als 'Umsiedlungsmaßnahme' wurden 1941 alle sich in Kiew befindenden Juden aufgefordert, sich in Babi Jar einzufinden, einer Schlucht nahe Kiew. In einem grausamen Massaker wurden binnen weniger Tage 33.771 Juden hingerichtet - darunter auch einige von Anatolis Verwandten. Er beginnt die Deutschen zu hassen, bis ein Ereignis sein Leben verändert. Dadurch findet er zu seiner jüdischen Identität - und zum Glauben an den Messias Jesus. Heute lebt er selbst in Deutschland und setzt sich für Versöhnung zwischen Deutschen und Juden ein. Die spannende Biografie eines beeindruckenden Lebens. Inklusive 16-seitigem Bildteil

Anatoli Uschomirski (Jg. 1959) wuchs in einer jüdischen Familie in der Ukraine auf und kam 1992 als Kontingentflüchtling nach Deutschland. Seit 1994 engagiert er sich beim Evangeliumsdienst für Israel (www.edi-online.de) und gründete und leitete lange eine jüdisch-messianische Gemeinde. Er ist in einem umfangreichen Vortrags- und Predigtdienst in Europa unterwegs, mit einem großen Herz für die Versöhnung von Christen und Juden.

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Leseprobe

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AUF DER SUCHE NACH DER WAHRHEIT


Düstere Zeiten


Als ich jedoch dreißig Jahre alt war, sah mein Leben düster aus. Das Familienleben war eine Katastrophe. Ich konnte nicht begreifen, dass Ehe nicht einfach ein Abenteuer ist, sondern mit Verpflichtungen zu tun hat. Ich ging mit meinen Freunden abends Alkohol trinken und amüsierte mich mit anderen Mädchen. Meine Frau musste zu Hause bleiben und alles schlucken. Wir stritten oft miteinander. Ich verlor auch Geld beim Kartenspielen. Man konnte mich in Gesellschaft mit komischen, sogar kriminellen Typen sehen.

An meinem Beruf hatte ich auch keine Freude mehr und ich wusste nicht, wohin ich mich mit meinen Problemen wenden sollte. So fing ich an, mir existenzielle Fragen zu stellen: Was für eine Bestimmung hat der Mensch auf der Erde? Ist es nur Zufall, dass wir existieren? Welche Rolle spielt meine jüdische Herkunft? Ich suchte die Antworten in der Philosophie und in den östlichen Religionen.

Zunächst fing ich mit ganz einfachen Yogaübungen an und besuchte eine Yogagruppe. Man brachte uns ein Mantra5 bei, das wir alle, in der Position Lotos sitzend, über längere Zeit wiederholen sollten. Nach einem langen Arbeitstag war ich müde und konnte mich kaum konzentrieren. Wenn ich die Augen schloss, dann schlief ich sofort ein und begann oft zu schnarchen! Dadurch störte ich die gesamte Gruppe. Deshalb baten sie mich nach einer Weile, eine andere aufzusuchen. Doch ich gab meine Suche nach Wahrheit nicht auf!

Besonders beschäftigte ich mich mit einer Art Yoga, die Teil der russischen Esoterik war. Es beinhaltete bestimmte Lebensregeln, durch die der Geist und Leib angeblich verbessert werden sollen. Außerdem musste man mit dem seit mehreren Jahre verstorbenen Gründer des Systems Kontakt aufnehmen, zweimal am Tag sich ins kalte Wasser eintauchen und samstags fasten. Das Ganze war sehr attraktiv, und viele Menschen in der Sowjetunion ließen sich dadurch verführen. Heute habe ich erkannt, dass es rein okkult war, aber damals gefiel mir alles. Auch kann ich mich an sehr lustige Momente erinnern. Um zweimal am Tag ins kalte Wasser einzutauchen, fuhr ich vor und nach der Arbeit mit der Metro zum Dnjepr6. Besonders herausfordernd war es im Winter, als die Wasserfläche des Dnjepr mit einer dicken Schicht Eis bedeckt war. Man musste die Eisfläche durchbrechen, eine große Öffnung machen und hineinspringen. Zunächst hatte ich Angst. Aber dann sah ich, wie eine junge Mutter ihre Kinder im Winter mit eiskaltem Wasser aus einem Eimer übergoss, und entschied mich, meine Angst zu überwinden.

Es gab noch eine Regel in diesem System. Man sollte alle Menschen freundlich und laut grüßen. Der Gruß auf Russisch drückt einen Gesundheitswunsch aus. Dahinter stand der Gedanke: Wenn man anderen Menschen Gesundheit wünscht, dann bleibt man selbst auch gesund.

Von der Metrostation musste ich zehn Minuten noch zum Fluss zu Fuß gehen. Dann tauchte ich nach einem Ritual ins eiskalte Wasser ein, zog meine Kleider über die nasse Haut wieder an und ging ganz schnell zur Metrostation zurück. Dann wartete ich auf der Plattform noch fünf Minuten, bis die Metro kam. Damals trug ich noch einen langen Bart. Nach dem Eintauchen ins kalte Wasser und nach dem Warten an der frischen Luft (manchmal fiel die Temperatur bis -23 Grad) bedeckte eine dicke Schicht Eis mein bärtiges Gesicht. Ich sah aus wie ein Yeti, ein Schneemensch. Stellen Sie sich das folgende Bild vor. Es ist 6.00 Uhr morgens. Ein Metrozug fährt in den Bahnhof ein und wartet am Bahnsteig. Im Wagon sitzen verschlafene Menschen, die zur Frühschicht ihrer Betriebe fahren und noch ihren Träumen unter dem Klang der Räder nachsinnen. Und plötzlich tritt ein eisbedeckter Mensch mit blitzenden Augen in den Wagon und verkündet mit lauter Stimme: Zdrávstvujte! (Gesundheitsgruß!). Mit großem Spaß beobachtete ich die überraschten Gesichter der Fahrgäste!

Es gab viele suchende Menschen in unserer Gesellschaft. Jedoch agierten lebendige Gemeinden teilweise im Untergrund, und die Zeit der Massenevangelisationen stand noch bevor. Es war schwer, den im Atheismus aufgewachsenen Menschen etwas über den Schöpfer des Universums beizubringen. Doch es war relativ leicht, sie mit billigen Tricks und okkulten Dingen zu beeindrucken.

Zwei Jahre nach meiner Bekehrung hörte ich einen Vortrag über Okkultismus. Der Referent sprach unter anderem über das System, das ich drei Jahre lang betrieben hatte. Plötzlich überfiel mich die Angst, dass ich immer noch wegen dieser Sache unter einem Fluch stehe. Ich musste ganz spät abends meinen Seelsorger aufsuchen, um mit ihm zu beten. Ich sagte mich von allem los, was ich bewusst oder unbewusst gegen Gottes Willen in meinem Leben gemacht hatte. Damals erlebte ich Befreiung. Als ich später die Bibel studierte, war ich ganz betroffen aufgrund meiner okkulten Übungen. Besonders als ich las, wie das Volk Israel oft in Götzendienst verfiel. Gott hat sein Volk dazu berufen, »ein Licht für die Völker« zu sein (Jes. 49,6). Als Juden dürfen wir nicht diese Berufung mit den Füßen treten, indem wir Götzen anbeten. Gott hat das jüdische Volk als eine Nation der Priester für alle Völker bestimmt (2. Mose 19,6). Und wenn die Priesterschaft versagt, dann siecht die Völkergemeinschaft und geht krumme Wege. Die Bündnisse Gottes mit Israel, einschließlich der Neue Bund, sind die Grundlage für geistliche Gesetze, die die Geschichte der Menschheit bestimmen. Am Volk Israel wird der geistliche Level der Menschheit gemessen.

Das Buch »Verraten«


Meine Suche nach Wahrheit dauerte drei Jahre. Außer für Buddhismus und Yoga interessierte ich mich für Esoterik. Als ich jedoch alles ausprobiert hatte, musste ich feststellen, dass meine Seele immer noch keinen Frieden fand. Auch meine brennenden Fragen wurden nicht beantwortet. Geistlich lag ich darnieder. Ich wollte Gott nicht mehr suchen. Aber so leben wie zuvor wollte ich auch nicht mehr. Ich wusste, dass einige meiner Freunde denselben Weg gegangen waren und ihr Leben in einer tiefen Depression endete. Einer von ihnen kam auf eine sehr dumme und kaum erklärbare Weise ums Leben. Ich wusste nicht, wie es weitergehen sollte …

Aber der Herr war gnädig zu mir. Um mich zu sich zu ziehen, benutzte er das Buch »Verraten« von Stan Telchin.7 Dieses Buch fand ich im Hause meiner Mutter. Das brachte mich zum Staunen, weil meine Mutter nicht gläubig war. Als ich Mama fragte, woher sie das Buch habe, meinte sie: »Es kam gestern mit der Post, und ich habe keine Lust, es zu lesen!«

Bis heute ist es mir ein Rätsel, warum das Buch ausgerechnet im Briefkasten meiner Mutter gelandet war. Sie hat auch den Briefumschlag nicht weggeschmissen. Auf dem Briefumschlag stand eine Telefonnummer. Als ich später den Absender anrief und danach fragte, meinte er: »Wir schicken das Buch allen Juden in Kiew.« Abgesehen davon, dass die jüdische Bevölkerung in Kiew damals ca. 110 000 Menschen betrug, glich diese Antwort eher einem Traum als der Realität. Trotzdem denke ich, dass es damals kein Zufall war, dass das Buch zu meiner Mutter kam und sie es nicht weggeworfen hat.

Ich las das Buch und gab es auch meiner Frau zum Lesen. Zum ersten Mal in meinem Leben las ich über einen Juden, der an Jesus glaubte. Dabei fiel mir ein, dass für den Autor seine jüdische Identität wichtig war und er diese trotz seines Glaubens an Jesus nicht verleugnete!

Auch meine Frau zog aus dem Buch eine besondere Erkenntnis. Irina Uschomirski erzählt:

»… Ich habe das Buch auch gelesen. Dass eine jüdische Familie ihren Messias gefunden hat, hat mich nur am Rande interessiert. Doch zum ersten Mal habe ich gehört, dass Jesus ein Jude war. Das war eine Sensation! Und alle seine Nachfolger waren auch Juden. So wie ich! Diese Nachricht eröffnete mir neue Horizonte.

Wie andere bin auch ich in einer ganz normalen sowjetischen ungläubigen Familie aufgewachsen. Wir waren keine religiösen Juden, sondern nur der Nationalität nach. Die jüdische Tradition wurde unbewusst, aber wenig in meiner Familie gelebt. Meine Oma hat am Samstag nicht genäht. Sie sagte immer: ›Juden nähen am Samstag nicht.‹ Zum Passahfest hat sich die ganze Familie versammelt. Und Mazza (ungesäuertes Brot) stand auf dem Tisch. Aber keiner wusste, was dieses Fest bedeutet. An Jom Kippur (Tag der Versöhnung) fasteten mein Opa und später meine Tante. ›Für die ganze Familie‹ – haben sie gesagt. Aber wozu? Wir wussten keine Antwort. Meine Eltern sprachen Jiddisch, um vor uns Kindern Geheimnisse zu bewahren. Für uns war alles ganz normal. Doch draußen in der Schule und in unserer Siedlung verlief das Leben ganz anders. Wir mussten immer für unser Judesein kämpfen. Ich hatte keine Freunde in unserem Wohngebiet, weil ich jüdisch war … Für mich ist es immer wichtig gewesen, mein Volk auf keinen Fall zu verraten. Auf keinen Fall meine Identität zu verlieren. Ich habe schon damals an den Gott, der unser Leben lenkt, geglaubt. Mein Problem war Jesus! Jesus war in meinen Augen ein Christ, und alles Schlechte, was meinem Volk angetan worden war, stand mit ihm in direkter Verbindung. Und wenn ich beten wollte, habe ich immer so begonnen: ›Ich bete zu dir, mein jüdischer Gott. Nicht zu dem, der dort am Kreuz hängt …‹ Mir war lebenswichtig, dass ich mich mit meinem Volk identifiziere. Dann erfuhr ich von diesem jüdischen Autor, dass Jesus ein Jude war. Ich verstand, dass wenn ich ihn als meinen Erretter anerkenne, ich mein Volk nicht verraten, sondern eine richtige Jüdin werden würde. Wie die ersten Nachfolger von Jesus. Ich wollte wie Anatoli mehr darüber...

Blick ins Buch

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