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E-Book

Kaiserin Elisabeth und die historische Wahrheit

AutorRenate Hain, Walter Hain
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2019
Seitenanzahl300 Seiten
ISBN9783739291437
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis6,99 EUR
In den vergangenen Jahren versuchten Historikerinnen, Buchautoren und Dokumentarfilmer ein anderes Bild von Sisi, der schönen Kaiserin von Österreich, zu zeichnen. Manchmal hatte man den Eindruck, sie wollen das gängige Bild zu Fall bringen. Einige sind sogar der Ansicht man muss die Geschichte umschreiben. Was stimmt nun? Hatte Sisi Liebesaffären? Hatte sie geraucht? Hatte sie im Alter ein künstliches Gebiss? War sie magersüchtig? War sie drogensüchtig? War sie bisexuell veranlagt? Gibt es ein Aktfoto von Sisi? Hatte sie einen politischen Einfluss auf den Kaiser? Hatte sie sich sozial engagiert? Und war ihre Schwiegermutter, Erzherzogin Sophie, gar nicht so böse? Und hieß Sisi eigentlich "Lisi"? Die Autoren beschäftigen sich schon seit vielen Jahren mit dem Leben der Kaiserin und versuchen der wirklichen Wahrheit auf den Grund zu gehen.

Walter Hain, Jahrgang 1948, beschäftigt sich schon seit vielen Jahren mit den Rätseln der Geschichte und des Weltraums. Er hat mehrere Bücher und zahlreiche Artikel in Zeitschriften veröffentlicht.

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Leseprobe

Elisabeth, das Kind


Eine uneheliche Geburt?


Die Spekulationen beginnen schon mit der Geburt der kleinen Sisi. Der Münchner Autor Rudolf Reiser ("Das andere Bild von Sisi") deutet an, dass Elisabeth vielleicht gar nicht die Tochter von Herzog Max in Bayern war. Dem umtriebigen Herzog schreibt man mehrere uneheliche Verhältnisse zu, deren Folge das Kind Elisabeth gewesen sein soll. "Man redet in München ganz offen über solche Beziehungen und die Tatsache, dass Frau Kuckuck ihre Eier in fremde Nester legt. Jeder weiß, was damit gemein ist", so der Autor (S. 7).

Schon die Charakterzüge der späteren Kaiserin, wie ihre Liebe zur Natur und ihren Freiheitsdrang, lassen aber an derartigen Spekulationen stark zweifeln und sie eigentlich als unsinnig erscheinen. Sogar äußerlich sind sich Herzog Max und Elisabeth ähnlich. "Wenn man das Bild des Herzogs Max betrachtet, so stellt man bei ihm die gleiche Augenstellung fest wie bei Elisabeth. Sonst aber gleicht sie eher der Mutter. Und wenn auch Ludovika nie die Schönheit ihrer Töchter besessen haben mag, das feine Oval des Gesichtes, den schön geschwungenen Mund mit den zarten Lippen hat Sisi von der Mutter", (Thiele, Elisabeth, S. 41f.)

"Ihr Charme hingegen kommt eindeutig vom Vater. Und wie er unterhält sie sich gerne mit den einfachen Dorfleuten. Gelegentlich sitzt sie mit dem Herzog an den Tischen der Bauern, hört den Vater Zither spielen und zu selbstverfassten Reimen singen. Sisi erbt seine künstlerischen Ambitionen, auch die Neigung zu ruhelosem Umherschweifen."

Obwohl Herzog Max "seinen legitimen Kindern im allgemeinen weniger Beachtung schenkt als seinen außerehelichen Sprösslingen", ist "Sisi eine Tochter nach seinem Geschmack, mit einem ähnlichen Naturell und Charakter, mit den gleichen Neigungen zum ungebundenen Leben, mit dem gleichen warmen Sinn für die Natur und dem gleichen Widerwillen gegen Konventionen und Heuchelei. Doch Herzog Max erzieht seine Tochter nicht, er ist ihr gegenüber eher wie ein Kamerad und Freund".

Zu all dem gibt es keine historischen Belege für eine außereheliche Geburt Sisis und eine Spekulation damit ist als absurd zu betrachten.

München oder Possenhofen?


Als Sisis Geburtsort wird manchmal das Schloss Possenhofen, in Feldafing, erwähnt, doch tatsächlich kam sie in München, im Herzog-Max-Palast zur Welt. Feldafing liegt etwa 24 Kilometer entfernt von München, am Starnberger See, dem damaligen Würmsee, und dort verbrachte die Familie die Sommerzeit. Das Schloss Possenhofen war Sisis Lieblingsschloss; sie nannte es liebevoll "Possi". Dahin flüchtete sie manchmal als Kaiserin, wenn sie genug von den höfischen Pflichten oder gar Streit mit ihrer Schwiegermutter hatte – was manche bezweifeln, aber dazu später.

Sisi wurde am 24. Dezember 1837 als Elisabeth Amalie Eugenie geboren. Sie war die zweite Tochter des Herzogs Max in Bayern (1808-1888). Die erste Tochter war Helene, geboren am 4. April 1834, davor gab es einen Sohn namens Ludwig Wilhelm, der am 21. Juni 1831 geboren wurde. Herzog Max hatte noch sieben weitere Kinder, wovon zwei im ersten Lebensjahr verstorben sind: Wilhelm Karl 1832 und Maximilian 1845. Somit hatte Sisi noch sieben Geschwister: Ludwig Wilhelm (1831-1920), genannt Louis; Helene Karoline Therese (1834-1890), Nené genannt; Carl Theodor (1839-1909), liebevoll "Gackel" genannt; Marie Sophie Amalie (1841-1925); Mathilde Ludovika (1843-1925), der "Spatz"; Sophie Charlotte Auguste (1847-1897) und Max Emanuel (1849-1893) genannt "Mapperl".

Das Erbe des Vaters


Um zu verstehen woher Sisi ihre Eigenheiten, ihren Freiheitsdrang und ihre Reiselust hatte, muss man sich etwas näher mit ihrem Vater Herzog Max beschäftigen. Sisi hatte nämlich tatsächlich viele seiner Eigenschaften von ihm geerbt. Die Kindheit verbrachte sie zunächst weitgehend unbeschwert in familiärer und nahezu ländlicher Idylle. Ihr Vater war der Sohn von Herzog Pius August in Bayern (1786-1837) aus dem Hause Wittelsbach. In seinem prunkvollen Palais in der Luwigstraße, in München, gab es ein Sing-Café (Caféchantant, auf Bayrisch ein "Brettl") und eine Zirkusarena, wo der begeisterte Reiter seinen Gästen Kunststücke vorführte oder sich als Clown verkleidete. Herzog Max war es zu verdanken, dass die zuvor als "Lumpeninstrument" angesehene Zither auch in höfischen Kreisen einen Stellenwert erhalten hatte. Sein Lehrer war der bekannte Zithervirtuose Johann Petzmayer. Auch Sisi versuchte vielleicht ein wenig Zither zu spielen. Ihr Vater, der wegen seiner Leidenschaft als Zither-Spieler "Zither-Maxl" genannt wurde, komponierte auch Musikstücke für dieses Instrument. Durch Herzog Max wurde die Zither quasi zum bayrischen Nationalinstrument.

Herzog Max "war der populärste Wittelsbacher" seiner Zeit. "Er hielt gar nichts von Etikette, umgab sich vielmehr mit einem Kreis bürgerlicher Gelehrter und Künstler in seiner berühmten 'Artusrunde" (Hamann, Elisabeth, S. 27). Es wurde viel getrunken, gedichtet, komponiert und gesungen, vor allem bayrische "Schnadahüpfl" und sogenannte "Leberreime" (Corti, Elisabeth, S. 36):

Die Leber ist von einem Hecht,

und nicht von einem Kater,

Laßt's schmecken euch gar fein und wohl

beim neuen Schwiegervater.

Im Jahr 1846 gab Herzog Max seine "Sammlung oberbayerischer Volksweisen und Lieder heraus" (Hamann, S. 28).

Der Herzog interessierte sich aber auch für Literatur und das Theater; unter dem Pseudonym "Phantasus" veröffentlichte er zahlreiche Skizzen und Dramen. Wie sich später gezeigt hat, hatte auch Sisi einen Hang zum Theater und sie konnte auch zeichnen. Für die Kinder hatte sich der Herzog allerdings nicht besonders interessiert und er hielt auch nicht viel vom Familienleben. Sisi war aber seine Lieblingstochter. Er reiste in der Weltgeschichte herum und frönte der Jagdleidenschaft, was ebenfalls die junge Elisabeth beeinflusst hatte.

Von Jänner bis September 1838 machte der Herzog eine ausgedehnte Reise nach Venedig, Korfu, Patras, Athen, Alexandria und Kairo, wo er auf der Cheops-Pyramide Zither spielte. 1839 wurde er zum Ehrenmitglied der Bayrischen Akademie der Wissenschaften erklärt.

Seine Ehe verlief nicht harmonisch und glücklich; erst kurz vor der goldenen Hochzeit (1878) söhnte er sich mit seiner Gemahlin Ludovika aus und verbrachte mit ihr die letzten Ehejahre in friedlicher Zweisamkeit. Als er am 15. November 1888 verstarb, reisten Kaiser Franz Joseph und Kronprinz Rudolf zur Beerdigung an, nicht jedoch Elisabeth, die sich zur Erholung auf Korfu aufhielt.

Das Erbe der Mutter


Die Mutter von Elisabeth wurde als Tochter des bayrischen Königs Maximilian I. Joseph (1756-1825), in zweiter Ehe, aus einer Seitenlinie der Wittelsbacher, als Maria Ludovika Wilhelmine am 30. August 1808 geboren. Der spätere bayrische König Ludwig I. war ihr Halbbruder. Schon als Kind musste Ludovika am Hofleben ihrer Eltern teilnehmen, Theaterbesuche machen, Klassiker lesen, Geographie und Geschichte studieren, Deutsch und Französisch lernen und sich an die Hofetikette gewöhnen. Auch das hatte Sisi beeinflusst. Durch die Heirat mit Herzog Maximilian in Bayern, Herzog Max, wurde Elisabeths Mutter zur Herzogin in Bayern.

Gewöhnlich ist sie als Ludovika bekannt, sie wurde aber auch Luise und "Mimi", die Koseform für Wilhelmine, genannt. Ludovika verliebte sich zunächst in einen portugiesischen Prinzen, der aber von ihren Eltern nicht erwünscht war. Sie musste gegen ihren Willen den Herzog in Bayern heiraten, weil ihre Schwester Maximiliane – die dem Herzog bereits versprochen war – schon in jungen Jahren, vor Zustandekommen einer Verlobung, verstorben war. Auch Herzog Max selbst, der ebenfalls diese Beziehung eingehen musste, war davon nicht begeistert, weil sie ihm politische Verpflichtungen auferlegte, die ihm seine Freiheit raubten. Nach der Hochzeitsfeier am 9. September 1828 auf Schloss Tegernsee sprach Ludovika einen Fluch aus: "Dieser Ehe und allem, was daraus hervorgeht, soll der Segen Gottes fehlen bis ans Ende".

In den ersten Ehejahren machte sie mit ihrem Gemahl Herzog Max ausgedehnte Reisen in die Schweiz und nach Italien. Durch die reiche Hinterlassenschaft seiner Mutter, Amalie Luise von Arenberg (1789-1823), konnte sich der Herzog ein eigenständiges Leben ohne höfische Verpflichtungen leisten. Im Jahr 1834 erwarb er das Schloss Possenhofen am Starnberger See, das fortan der Familie als Sommersitz diente. Während der Herzog seinen Vergnügungen nachging, kümmerte sich Ludovika pflichtbewusst um den Haushalt und die Kinder. Um doch noch in die Nähe des österreichischen Kaiserhauses zu kommen, spekulierte sie bald mit der Verheiratung einer ihrer Töchter an den Wiener Hof.

Ludovika "liebte das Land und die freie Natur, kümmerte sich nicht um standesgemäße Kleidung und standesgemäße Gesellschaft. Vor dem Wiener Hof hatte Ludovika Angst. Auch mit dem Münchner Hof hatte sie wenig zu tun. Dort herrschte ihr Neffe Max II., und die herzogliche Linie der Wittelsbacher hatte keine offizielle Funktion. Ludovika war also keine höfische Repräsentationsfigur, sondern reine Privatperson. Sie lebte für ihre Kinder, die sie selbst erzog –...

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