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E-Book

Menschen in Mecklenburg Vorpommern 25 Porträts

Land zum Leben

VerlagHinstorff Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl160 Seiten
ISBN9783356019339
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
25 Jahre sind seit der Friedlichen Revolution in der DDR, der Deutschen Einheit und der Neugründung Mecklenburg-Vorpommerns vergangen. 25 Jahre, die die Menschen im Norden geprägt haben, die für sie Umbruch und Neuanfang bedeuteten. Dieses Buch stellt in 25 Porträts Menschen in und aus Mecklenburg-Vorpommern vor, die Neues wagten und wagen, Herausforderungen bewältigen und sich engagieren - für die erkämpfte Demokratie, für ihre Mitbürger, für ihr Land. In 25 Beiträgen kommen sie zu Wort, lassen uns teilhaben an ihren ganz eigenen Lebenswegen und ihrer Liebe zum Land an Ostsee und Seenplatte: Die Künstlerin Inge Jastram aus Rostock zum Beispiel, der Schauspieler Hinnerk Schönemann aus Plau am See, der Biologe Michael Succow aus Greifswald, der Schuhmacher Kay Gundlack aus Parchim. Jedes Porträt steht so stellver- tretend für das Denken und Fühlen in Mecklenburg-Vorpommern - Land zum Leben. Patrick Dahlemann, Politiker Kirsten Dubs, Werftbesitzerin Uta Erichson, Bernsteinkünstlerin Kay Gund-

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Leseprobe

Rolf Seelige-Steinhoff


Der Gipfelstürmer von Usedom


Von Katja Gartz

Sind die Rettungsschwimmer wegen eines Sturms an den Stränden besonders gefragt, stiftet Rolf Seelige-Steinhoff für diese auch mal eine Runde Bratwürste.

Kein Geringerer als der Kilimandscharo in Afrika durfte es sein. Einige besteigen ihn, um sich etwas zu beweisen, für manche ist er eine Etappe ihrer Bergsteigerkarriere. Andere lieben einfach Herausforderungen und Erfolgserlebnisse. Eines haben sie gemeinsam: Sie alle erleben einen enormen Schub an Endorphinen, den sogenannten Glücksgefühlen, die süchtig machen können.

Auch Rolf Seelige-Steinhoff erklomm die Spitze des Kilimandscharo. Gipfel erreicht hat er schon viele, nur dass sie in seinem beruflichen Leben die Form von Hotels, vorzugsweise im Seebadstil haben. Bisher sind es 15 Häuser sowie ein Haus auf Mallorca, zwei weitere auf Usedom folgen. Für seine Befürworter ist er einer der besten Tourismusunternehmer in Mecklenburg-Vorpommern, für seine Kritiker eher der Platzhirsch von Usedom. Verdient gemacht hat er sich um die Insel allemal.

Morgens um sechs Uhr beginnt sein Tag. Gegen 7.30 Uhr fährt er seinen Sohn, der in Zinnowitz zur Schule geht, zum Bahnhof und weiter ins Büro. Der Terminkalender ist voll: Hotels weiterentwickeln, neue Projekte und Bauvorhaben vorantreiben, Meetings mit Mitarbeitern, in den Häusern nach dem Rechten schauen, Ausschussarbeit, Auswärtstermine und Geschäftsessen bis in den späten Abend. Rolf Seelige-Steinhoff ist ein Workaholic. Er sieht seine 70-bis 80-Stunden-Woche positiv und arbeitet gerne. Rolf Seelige-Steinhoff betätigt sich gern aktiv am Morgen, z. B. mit Radfahren oder auch Laufen. Die morgendliche Aktivität und ein Familienfrühstück gehören dazu. Seine Vorbilder sind sein Großvater und sein Vater, beide ebenfalls Unternehmer durch und durch.

Wie schon sein Vater erbte Rolf Seelige-Steinhoff die Liebe zur Hotellerie. Sein Urgroßvater hatte bereits am Ende des 19. Jahrhunderts in der Nähe von Hamm in Westfalen ein eigenes Hotel und der Großvater war ein erfolgreicher Unternehmer mit eigener Schuhfabrik. Sein Vater, Burghard Seelige-Steinhoff, führte die Schuhfabrik weiter, hatte Anteile an einem spanischen Hotel und gute Kontakte zu einem Reisekonzern. Schwere Herzprobleme machten den Senior im Alter von 50 Jahren zum Frührentner. Rolf Seelige-Steinhoff absolvierte ein Studium der Elektrotechnik und Betriebswirtschaft in Aachen und sammelte erste Praxiserfahrungen beim Verkauf der Filialen seines Vaters. Sie wurden ein gutes Team, doch das war erst der Anfang.

Der Senior hatte plötzlich Zeit, nutzte seine Kontakte und suchte nach der Wende neue Hotels. Er fand für eine Clubanlage einer großen Kette ein Grundstück in Ägypten und widmete seine Aufmerksamkeit anschließend der Insel Rügen. Vater und Sohn machten sich 1990 auf die Reise, um die Insel kennenzulernen, und erhielten den Zuschlag für zwei Hotels in Binz, das Rugard und das Arkona. »Die Häuser waren leer, da gab es kein Personal, keine Pfannen und Töpfe mehr«, erinnert sich Rolf Seelige-Steinhoff. Am 16. Mai 1991 stellten sie der Treuhand, der Gemeinde und einigen Bürgern ihr Nutzungskonzept vor. Ihr Ziel war es, etwa einen Monat später, rechtzeitig zur Saison, die Strandhotels zu eröffnen, die beide Orte attraktiv für Urlauber machen sollten. Sie gewannen eine Investorengruppe aus der Immobilienbranche und stellten innerhalb von drei Wochen 100 Leute ein. »Wir holten die ehemaligen Kellner, Küchenchefs und andere Mitarbeiter zurück, die auch als Maler und Handwerker einspringen konnten«, erzählt der Junior von den damaligen »verrückten Zeiten«. Es sei »phänomenal« gewesen, was die Mitarbeiter geleistet haben. Der Senior machte kurzerhand seinen Sohn zum Hotelchef. Für diesen war das damals noch völliges Neuland. Rolf Seelige-Steinhoff stand ein Jahr vor seinem BWL-Studienabschluss und jobbte in den Semesterferien bei Siemens in der Forschung. Doch er merkte schnell, dass dies nicht das Richtige für ihn war. »Sohn einer Unternehmerfamilie und dann Konzernstrukturen, das ging einfach nicht«, sagt er. Nach dem Studium zog es ihn in die Tourismusbranche. Er wurde Geschäftsführer eines Beratungsunternehmens für Tourismus am Bodensee und war als Urlaubs-Trendscout unterwegs. Spätestens nach den positiven Anfängen in der Hotellerie hatte der gebürtige Westfale aus Beckum seine Branche längst gefunden. Das Vater-Sohn-Gespann baute zunächst auf der Insel Usedom, bevor sie sich dann später von Rügen zurückzogen.

Es war der Charme vergangener Zeiten, der sie in ihren Bann zog. Sie erkannten schnell das Potenzial der Insel mit ihren alten Seebädern, ihren weißen Villen, den weiten Stränden und der Natur im Hinterland. Ihr Ziel lautete: »Die ganze Pracht und Schönheit der Kaiserbäder sollte wieder zur Geltung kommen.« Das Familienunternehmen übernahm 1992 das Ostseehotel in Ahlbeck und den Pommerschen Hof in Heringsdorf. Und wieder eröffneten die Häuser ihren Betrieb nach wenigen Wochen. Nach und nach erwarben sie weitere historische Liegenschaften, sanierten denkmalgerecht und ließen die Architektur der Kaiserbäder wieder erstrahlen oder bauten neu dazu. Eingerichtet sind die Häuser im klassischen Stil und meist elegant in Blau- und Beigetönen gehalten.

Gleichzeitig war dies der Startschuss für das Unternehmen Seetel. Insgesamt 15 Hotels, Residenzen und Villen vom Dreisterne-Mittelklassehotel bis zum Fünf-Sterne-Luxushotel in den drei Kaiserbädern Ahlbeck, Heringsdorf und Bansin, dem Ostseebad Trassenheide sowie in Santa Ponsa auf Mallorca gehören zum Unternehmen. Heute ist es die größte Hotelgruppe auf der Insel Usedom.

Das Konzept der Pioniere ist aufgegangen. »Der Erfolg gibt uns recht. Unsere Gäste schätzen den traditionellen, zeitlosen Stil des Hauses, was Ambiente und auch Service angeht, gepaart mit den Ansprüchen der Zeit«, sagt der Chef der Seetel-Gruppe. Bis heute hat die Familie Seelige-Steinhoff über 120 Millionen Euro investiert, weitere 70 Millionen Euro werden folgen. Die zwei neuen Großprojekte stehen schon in den Startlöchern. Das Hotel Kaiserstrand mit 136 Hotelzimmern und das Mare Balticum Suite Aparthotel mit etwa 70 Suiten und Apartments an der Strandpromenade in Bansin sollen ab 2015 verwirklicht werden. »Natürlich haben wir es versucht, alle Möglichkeiten für unsere Investitionen auszuschöpfen«, antwortet Rolf Seelige-Steinhoff nach den Quellen des investierten Geldes. Er kann sofort belegen, was aus den Staatshilfen geworden ist. »Jeder Euro fließt zurück in reguläre Arbeitsplätze, in Steuern und Abgaben.« Für das Controlling bei Seetel ist seine Frau Bettina zuständig.

Hotelunternehmer Rolf Seelige-Steinhoff im Einsatz auf der Baustelle

Die Seetel Hotels decken mit den unterschiedlichen Häusern viele Wünsche der Urlauber ab. So hat jedes Hotel und jede Villa ein eigenes Profil. Das Fünfsternehaus, das Romantik Seehotel Ahlbecker Hof, mit anspruchsvoller Küche und einem im November 2014 neu gestalteten und renovierten Wellnessbereich, wirkt elegant wie zu Kaiserzeiten. Namhafte Persönlichkeiten wie Franz Josef I., Kaiser von Österreich, Königin Silvia von Schweden, Prinzgemahl Henrik von Dänemark sowie der ehemalige deutsche Bundespräsident Horst Köhler residierten hier.

Zu den traditionsreichsten Villen des Kaiserbades Heringsdorf zählt das Romantik Hotel Esplanade. Das Haus wurde ursprünglich als Schloss errichtet und blickt auf eine über 100-jährige Geschichte zurück. Spitzenkoch Tom Wickboldt gibt in der Küche den Ton an. Er wurde vom Guide Michelin 2013 mit dem ersten Stern auf der Insel Usedom ausgezeichnet und hat diesen für das Jahr 2015 erfolgreich verteidigt. Der Pommersche Hof gegenüber mit dem Usedomer Brauhaus kommt eher schlicht daher und ist bei Busreisegruppen beliebt. Der großzügige, im orientalischen Stil gehaltenen Wellnessbereich im Untergeschoss ist allerdings einen Besuch wert. Für die Bedürfnisse von Familien ist vor allem die Hotel & Ferienanlage Waldhof im Ostseebad Trassenheide ausgerichtet. Paare und junge Familien will man künftig an den neuen Adressen in Bansin gewinnen.

Doch auch im Hause Seelige-Steinhoff geht nicht immer alles glatt. An der Strandpromenade in Bansin klaffte eine riesige Baulücke, die lange Zeit als Parkplatz genutzt wurde. Dass er 15 Jahre lang auf die Baugenehmigung warten musste, trotz guter Erfahrungen mit Gemeinden und Ministerien, hält der Geschäftsführer für ein »typisch deutsches Problem«. »Das hat viel Zeit, Geld und Nerven gekostet«, sagt Seelige-Steinhoff, der sich manchmal doch weniger Arbeit und mehr Zeit für die Familie und zum Motorrad fahren mit seiner Harley und seinem Sohn Thomas wünscht.

Usedom und Mecklenburg-Vorpommern sind längst seine Heimat geworden. Er wohnt mit seiner Familie in Bansin und kann von den zauberhaften Sonnenauf- und Sonnenuntergängen über der Ostsee...

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