Anfang der 1960er-Jahre kamen auf Initiative des Oltner Industriellen Charles Aeschimann 160 tibetische Flüchtlingskinder in die Schweiz. Die 'Tibeterli' sollten hier wohlbehütet in Pflegefamilien aufwachsen, eine gute Bildung erhalten und schließlich als junge Elite zu ihren Familien ins indische Exil zurückkehren oder gar in ein befreites Tibet, an das viele Exilanten damals noch glaubten. Dies war zumindest der Wunsch des 14. Dalai Lama, der gemeinsam mit Aeschimann eine entsprechende Vereinbarung aushandelte. Die Tatsache, dass viele dieser Kinder durchaus noch leibliche Eltern hatten, rief schon bald Kritiker auf den Plan. Ebenso wurde moniert, Aeschimann fehle die entsprechende Erfahrung. Dennoch ließen ihn die Bundesbehörden gewähren. Wie war ein solcher Alleingang möglich? Was ist aus den Kindern geworden? Und wie beurteilen sie die umstrittene Aktion heute? Dieses Buch sucht Antworten auf offene Fragen und leistet so einen weiteren wichtigen Beitrag zur Geschichte der Fremdplatzierung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in der Schweiz.
Sabine Bitter studierte Geschichte und deutsche Literatur- und Sprachwissenschaft. Sie war am SNF-Projekt über Verdingkinder beteiligt und hat 2012 für die Radiosendung über den Fremdenlegionär und Deserteur Emil Selhofer den Prix Média der Akademien der Wissenschaften Schweiz gewonnen. Sie arbeitet als Journalistin bei Radio SRF 2 Kultur.
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