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Und ewig lockt die See

Ruf der Ferne, fremde Häfen, schöne Frauen

AutorNis Bergen
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl300 Seiten
ISBN9783746088068
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis6,99 EUR
Abenteuer auf See, Erlebnisse 20-jähriger Seefahrt. Von der Lehrzeit bis zur Schiffsführung. Reisen um die ganze Welt, von Asien bis Amerika. Kriege hautnah, vor Ort miterlebt. Ob im Auge des Taifuns, Schiffsbrand, packende Erlebnisse in den Häfen der Welt. Begegnungen mit den Schönen von Yokohama, Santos, Bangkok oder Hamburg. Berichte aus der Realität, packend anders als die Welt der Kreuzfahrt. Es gibt viel zu erzählen ...

Dem Ruf der Ferne folgend, Beruf des Seemanns von der Pike auf erlernt. Gemeinsame weltweite Seefahrt, Erlebnisse auf verschiedenen Schiffen, mit an Bord kennengelernter Ehefrau. Danach erfolgreich in der Tourismusbranche tätig. Selbstgewählter vorzeitiger Ruhestand. Zeit zum Schreiben.

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Leseprobe

- Auf Großer Fahrt-


Die Zeit verging wie im Fluge, das erste Lehrjahr mit drei Reisen auf dem Lehrschiff in die Karibik, dazwischen drei Monate Landausbildung im Hafen. In speziellen Lehreinrichtungen wurden technische Fähigkeiten wie Schweißen, Löten angeeignet.

Unterrichtung in der Seemannschaft, Beherrschung der Rettungsmittel, Brandschutz, ABC-Ausbildung hatten die Kadetten zu vollwertigen Seeleuten in der Theorie werden lassen. Die Praxis wartet jetzt im zweiten Lehrjahr auf sie, wenn die Jungs auf die weltweit fahrenden, richtigen Handelsschiffe verteilt, sie Teil der jeweiligen Besatzungen werden.

Schnell zu einem Kurzurlaub nach Hause, wie nach jeder der Reisen zuvor. Wie hat sich doch das ehemalige Zuhause verändert, alles wirkt so klein, wie stehengeblieben. Im Bus hatte er mal Dolly getroffen, die nach durchtanzter Nacht um Jahre gealtert schien, ungepflegt, abgegriffen wirkte. Martin atmete innerlich auf und war froh, dass damals auf der Bank über dem Freibad am Waldrand nicht mehr geschehen war. Mehr als einen guten Weg hatten sie sich nicht zu sagen, ähnlich erging es ihm beim Treff mit ehemaligen Freunden und Klassenkameraden. Ihnen war der Blick „über den Tellerrand“ verwehrt; hatte sich ein unüberbrückbarer Graben aufgetan, hier die heile Welt der Provinz, Minikosmos ja, aber für ihn nur gefühlte Enge. Martin holte tief Luft, besuchte reihum die Familie, erzählte vom ersten Sturm, Tropennächten, Delfinen und gesehenen Walfängern, war heilfroh, als ihn endlich ein Telegramm zur ersten großen Reise anforderte. Text: „Auslauftermin Mittwochabend MS „Bozenborg“ FB Asien/Amerika, Reisedauer ca. 6 Monate“.

Das ist ja schon in zwei Tagen, Martin packt umgehend den Seesack, fährt am nächsten Tag mit dem Zug über Berlin zu seinem neuen Schiff.

Vor Auslaufen erhält Martin die Aufforderung, beim Hafenarzt die notwendigen Impfungen gegen Gelbfieber, Cholera usw. abzuholen, da die Schiffe weltweit unterwegs sind, in den tropischen Gebieten viele gesundheitliche Gefahren lauern. Wieder an Bord bekommt er nach der Zuweisung seiner Kabine, die er jetzt nur mit Matze teilt, vom Bootsmann die Order, bei der Proviantübernahme behilflich zu sein. An Bord ebenfalls streng nach Vorschrift, mit unmittelbaren Vorgesetzten, deren Anweisungen zu befolgen sind.

Selbständigkeit besteht aber im Ablauf und Gestaltung der Freizeit. Keine Rufe mehr vom LvD wie „Licht aus, Nachtruhe!“, „Alles aufstehen!“.

Jetzt kümmert sich jeder selbst um Ordnung, Sauberkeit, Pünktlichkeit, wissend, dass da jemand an Bord kontrollierend ein Auge auf die Youngsters werfen und wenn nötig regelnd eingreifen wird.

Nach und nach ist die Besatzung komplett, das Schiff von der Größe Zehntausend-Tonner ist ein Stückgutfrachtschiff, einhundertfünfzig Meter lang, zwanzig Meter breit, fünf Luken mit eigenem Ladegeschirr, eine Maschinenleistung von zehntausend PS mit Turboaufladung von MAN. Die vier Freunde vom Lehrschiff haben Glück, sind zusammen hierher versetzt worden, dazu zwei bekannte Gesichter aus der Nebenklasse. Alle Sechs eint, ehemalige Bewohner der Blechklasse auf dem Lehrschiff gewesen zu sein. Sie waren nicht die Verursacher des damaligen unfreiwilligen Umzuges in das Achterschiff des Lehrschiffes.

Der Gedanke daran lässt sie erschauern und es bereitet allen regelrechte Glücksgefühle, diese „Hölle“ als Vergangenheit abzuhaken.

Was für ein Unterschied jetzt hier auf ihrem, neu in Dienst gestellten Schiff, gebaut und geplant in der großen Werft ihrer Hafenstadt, ein bedeutender Arbeitgeber vom Tor zur Welt.

Jetzt schlafen und wohnen sie in Doppelkabinen mit Klimaanlage für die gesamten Wohndecks, Messen und Aufenthaltsräumen. Jede Kabine mit eigenem Sanitärbereich, Dusche und WC, welch ein Unterschied zu dem Ausbildungsschiff, wo zwar alles geordnet, sauber, perfekt organisiert war, aber der Charme einer Kaserne mit Massen-Duschräumen und Toiletten über allem schwebte. Hier ist sogar der MKR, der Maschinenkontrollraum, klimatisiert, was für eine Wohltat für das Maschinenpersonal. Bei voller Fahrt durch die Abwärme der Hauptmaschine, Hilfsdiesel für die Stromerzeugung, Pumpen, vielen anderen Aggregaten erreicht der Maschinenraum eine Temperatur jenseits von siebzig Grad. Die Lüfter nach draußen, der nach oben offene Maschinenschacht transportiert diese Hitze an die Außenwelt, die nach innen gesaugte Frischluft bringt keine Abkühlung, da diese in den südlichen Fahrtgebieten von Natur aus schon schwülheiß ist. Kein Wunder, dass sich Maschinisten und Ingenieure regelmäßig im MKR über den Weg laufen, mit einem kühlen Getränk aus der Pantry genussvoll den Durst löschen.

Bei all den Wohltaten geht es beruflich voll zur Sache; jeder hat seine speziellen Aufgaben, muss in der Lage sein, in mehreren Tätigkeiten seinen Mann zu stehen.

Effektivität wird auf einem Schiff ganz groß geschrieben, das merken Martin und seine Kameraden sofort, jede Minute ist mit Tätigkeiten verschiedenster Art ausgefüllt.

Freizeit und Pausen werden wie nach Stoppuhr eingeteilt, verantwortlich sind je nach Tätigkeitsbereich für die Decks-Crew der Bootsmann, die Nautiker für den Wachdienst auf der Brücke und im Hafen, die Ingenieure und der Chief für die Maschinisten, Elektriker und Maschinenhelfer. Die Wirtschaft führen ein Obersteward und der Koch, alle Bereiche sind genau aufgeteilt und den Hut auf hat der Kapitän, der aber auf See, im Hafen, je nach Bedarf ebenfalls arbeitet, bei Dringlichkeit Wache schiebt.

Anders als auf Kreuzfahrtschiffen, Luxus-Linern, wo wie oftmals üblich, sich der Kapitän als Gallionsfigur in Galauniform, geschmückt mit Lametta auf den obligatorischen Kapitäns Empfängen mit tausenden Passagieren ablichten lässt.

Stückgutfrachtschiff mit eigenem Ladegeschirr, Anfang siebziger Jahre

Die Ladung besteht aus großen Holzkisten mit Maschinen, sowie aus Schwergut, über sechzig Tonnen schwerer Kettenbaggern, die mit einem Spezialschwimmkran geladen wurden. Mit Stahlseilen, Seilklemmen, Winden und speziellen Schraubzwingen festgezurrt, seemännisch ausgedrückt fest gelascht, an die Wanten oder am Boden gegen Verrutschen gesichert. Alle Seile, Taue, Konstruktionen zum Seefestmachen der Ladung und der Bordeinrichtungen bezeichnet der Seemann als Lasching. Martin und seinen Kameraden wurden diese Vorgänge eindringlich erklärt, immer wieder wird geprobt, jedem ist bewusst, Nachlässigkeiten führen im Extremfall meist zu Havarien, Schiffsverlusten, Tod von Besatzungsmitgliedern oder sogar der ganzen Crew. In der Vergangenheit sind schon so einige Schiffe durch das Verrutschen der Ladung bei Sturm und Seegang in Schwierigkeiten geraten, ja untergegangen.

Dann, der Lotse ist an Bord, die Schlepper übernehmen die Leinen und bugsieren die „Bozenborg“ durch den Neuen Strom, wieder vorbei an der Lotsenstation, dem großen Leuchtturm, der Mole mit vielen winkenden, laut rufenden, aus dieser Perspektive so klein wirkenden Menschen, die schnell am Horizont zu schwarzen Punkten verschmelzen.

Auf der Reede liegen auf Einfahrt wartende Schiffe verschiedenster Art, Stückgutfrachter wie die „Bozenborg“, Tanker mit Erdöl, Schiffe mit Schüttgut, die Erz geladen haben und weiße Fruchtdampfer mit Südfrüchten. Am Ende der Reede steigt der Lotse von Bord, entert an einer Lotsenleiter hinab, um auf ein kleines, enorm seetüchtiges Lotsenboot überzusteigen. Groß, deutlich sichtbar steht „Pilot“ an der Bordwand und auf dem Oberdeck.

Als der Lotse von Bord, sich mit einem Gruß zur Brücke verabschiedet hat, heulen die Maschinen auf. Hinter einem Wasserschleier aufgewirbelter Gischt verschwindet das orangefarbene Lotsenboot in der Abendsonne, jagt mit voller Kraft zur Reede zurück, um eines der wartenden Schiffe an die eben frei gewordene Stelle in den Hafen zu begleiten.

Nach wenigen Stunden Fahrt entlang der Küste sind die Schleusen von Kiel-Holtenau erreicht, wieder kommt ein Lotse mit eigens geschulten Steuerleuten an Bord und nach dem Schleusen passiert die „Bozenborg“ den Nord-Ostsee-Kanal bis Hamburg-Brunsbüttel.

Weiter in Manöverfahrt, einige Stunden die Elbe hoch bis zum Überseeterminal, dem Liegeplatz, fast gegenüber der St. Pauli Landungsbrücken.

Martin hatte einen Teil der Nacht mit der Ankerwache am Bug des Frachters verbracht.

Pflicht auf jedem Schiff während der Manöverfahrt, bei Ein-und Auslaufen, um im Falle einer Havarie, drohenden Kollision oder dem Ausfall der Hauptmaschine das Schiff mit Hilfe des Ankers abzustoppen. Nach dem Festmachen, Frühstück, einer „Mütze voll Schlaf“ folgt mit anderen Landgängern ein Abstecher zur Einkaufsmeile am Bahnhof, um für die kommenden sechs Monate ausgerüstet zu sein.

Wieder an Bord schreibt er ein paar Zeilen an die Eltern. Der Brief kann dann in Rotterdam oder Antwerpen, den letzten europäischen Anlandungen vor dem langen Asien-Trip, nach Hause geschickt werden. Am Stimmengewirr bemerkt er, wie sich in der Nachbarkabine Klaus...

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